Lebensdaten
1910 – 1945
Geburtsort
Weißwasser (Oberlausitz)
Sterbeort
Posen (heute Poznań, Polen)
Beruf/Funktion
Jurist ; SS-Offizier
Konfession
evangelisch-lutherisch, seit 1937 „gottgläubig“
Normdaten
GND: 124230849 | OGND | VIAF: 74779900
Namensvarianten
  • Lange, Rudolf Erwin
  • Lange, Rudolf
  • Lange, Rudolf Erwin
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Zitierweise

Lange, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124230849.html [16.04.2024].

CC0

  • Der Jurist und SS-Offizier Rudolf Lange machte von 1936 bis 1940 Karriere in der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Im Januar 1942 Teilnehmer der Wannsee-Konferenz, verantwortete er bis 1945 als Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lettland und Polen Massenexekutionen, denen zehntausende Personen, v. a. lettische und deportierte Juden, zum Opfer fielen.

    Lebensdaten

    Geboren am 18. April 1910 in Weißwasser (Oberlausitz)
    Gestorben am 23. Februar 1945 (Suizid) in Posen (heute Poznań, Polen)
    Grabstätte Poznań-Miłostowo in Posen
    Konfession evangelisch-lutherisch, seit 1937 „gottgläubig“
    Rudolf Lange, BArch / Bildarchiv (InC)
    Rudolf Lange, BArch / Bildarchiv (InC)
  • Lebenslauf

    18. April 1910 - Weißwasser (Oberlausitz)

    1916 - 1919 - Treptow an der Tollense (heute Altentreptow, Mecklenburg-Vorpommern)

    Schulbesuch

    Mittelschule

    1920 - April 1928 - Staßfurt

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Reform-Realgymnasium

    1928 - 1932 - Jena; 1930 München; 1930–1932 Halle an der Saale

    Studium der Rechtswissenschaft (9.7. 1932 erste Staatsprüfung), anschließend Vorbereitungsdienst

    Universität

    Dezember 1933 - Jena

    Promotion (Dr. iur.)

    Universität

    1933

    Mitglied

    SA

    ca. 1936

    Assessorexamen

    1936 - 1945

    Mitglied (1944 SS-Standartenführer)

    SS

    1936 - 1937 - Berlin

    Regierungsassessor

    Geheimes Staatspolizeiamt

    1937 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    1938 - 1939 - Wien

    Sachbearbeiter

    Gestapoleitstelle

    1939 - 1939 - Stuttgart

    Regierungsrat; stellvertretender Leiter

    Gestapoleitstelle

    1940 - 1940 - Weimar; Erfurt

    stellvertretender Leiter

    Gestapostelle

    1940 - 1941 - Berlin

    stellvertretender Leiter

    Gestapoleitstelle

    Juni 1941 - 1941 - Pretzsch an der Elbe

    Stabschef

    Einsatzgruppe A

    Ende 1941 - 1944 - Riga; Lettland

    Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD

    Januar 1942 - Berlin

    Teilnehmer der Wannsee-Konferenz

    Januar 1945 - Februar 1945 - Posen

    Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD

    23. Februar 1945 (Suizid) - Posen (heute Poznań, Polen)
  • Genealogie

    Vater August Heinrich Lange geb. 27.11.1877 Amtmann bei der Reichsbahn
    Großvater väterlicherseits Peter Heinrich Lange 20.5.1843–15.9.1892 Stationsaufseher (Reichsbahn)
    Großmutter väterlicherseits Sophie Marie Wilhelmine Lange, geb. Licht 16.6.1852–30.2.1926
    Mutter Margarethe Lange, geb. Laugksch geb. 15.9.1883
    Großvater mütterlicherseits Carl-Rudolph Laugksch 27.11.1856–10.3.1927 Lokomotivführer
    Großmutter mütterlicherseits Luise Laugksch, geb. Konopka 27.12.1853–5.10.1924
    Schwester N. N. geb. 1913
    Bruder N. N. geb. 1921
    Heirat 11.7.1942
    Ehefrau Else Elvira Schmitt 22.11.1920–23.12.2013 Stenotypistin
    Schwiegervater Hermann Eduard Schmitt geb. 9.11.1895 Justizinspektor
    Schwiegermutter Hilde Schmitt, geb. Rombach geb. 8.6.1895
    Kinder eine Tochter
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Lange, Rudolf (1910 – 1945)

    • Vater

      August Lange

      geb. 27.11.1877

      Amtmann bei der Reichsbahn

      • Großvater väterlicherseits

        Peter Heinrich Lange

        20.5.1843–15.9.1892

        Stationsaufseher (Reichsbahn)

      • Großmutter väterlicherseits

        Sophie Marie Wilhelmine Lange

        16.6.1852–30.2.1926

    • Mutter

      Margarethe Lange

      geb. 15.9.1883

      • Großvater mütterlicherseits

        Carl-Rudolph Laugksch

        27.11.1856–10.3.1927

        Lokomotivführer

      • Großmutter mütterlicherseits

        Luise Laugksch

        27.12.1853–5.10.1924

    • Schwester

      geb. 1913

    • Bruder

      geb. 1921

    • Heirat

      • Ehefrau

        Else Elvira Schmitt

        22.11.1920–23.12.2013

        Stenotypistin

  • Biografie

    Lange wuchs v. a. in Staßfurt auf, wo er 1928 das Abitur ablegte. Sein anschließendes Studium der Rechtswissenschaften führte ihn an die Universitäten Jena, München und Halle an der Saale. 1933 in Jena bei Alfred Hueck (1889–1975) mit einer arbeitsrechtlichen Studie zum Dr. iur. promoviert, schlug Lange nach seinem Assessorexamen 1936 eine Laufbahn bei der Geheimen Staatspolizei ein und trat im selben Jahr der SS bei. 1938 wurde er vom Gestapoamt Berlin an die im Aufbau befindliche Gestapoleitstelle nach Wien versetzt, wo er für den v. a. gegen die jüdische Bevölkerung Wiens gerichteten Bereich der „Gegnerbekämpfung“ zuständig war.

    1939 zum Regierungsrat ernannt, führte Lange hintereinander stellvertretend die Gestapostellen in Stuttgart, Weimar und Erfurt und avancierte im September 1940 zum stellvertretenden Leiter der Gestapoleitstelle Berlin. Nach wenigen Monaten zur Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion in den Stab der von Walter Stahlecker (1900–1942) geführten Einsatzgruppe A nach Pretzsch an der Elbe abgeordnet, stieg er hier im Juni 1941 zum Stabschef auf und konzipierte die „Gegnermaßnahmen“, d. h. die Verfolgung und Ermordung v. a. von Juden, Sowjetfunktionären und Rotarmisten. Nach eigenen Angaben führte er zudem sog. Teilkommandos, die jenseits der Vormarschwege der Wehrmacht entsprechende „Gegner“ standrechtlich erschossen.

    Im Winter 1941 wurde Lange zum Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) Lettland mit Dienstsitz in Riga ernannt. Bis Oktober 1944 leitete er Massenerschießungen gegen hier ansässige bzw. aus dem Westen hierhin deportierte Jüdinnen und Juden, darunter auf Befehl des Höheren SS- und Polizeiführers Friedrich Jeckeln (1895–1946) die Massaker vom 30. November und 8./9. Dezember 1941 an Insassen des Rigaer Ghettos im Wald von Rumbula mit über 25 000 Opfern.

    Am 20. Januar 1942 war Lange auf Einladung Reinhard Heydrichs (1904–1942) und als Vertreter von Stahlecker der rangniedrigste und jüngste Teilnehmer der Wannsee-Konferenz, auf der die „Endlösung der Judenfrage“ mittels Deportation und Massenmord besprochen wurde. Seit dem Frühjahr 1944 unterstützte er das von Paul Blobel (1894–1951) geleitete Sonderkommando 1005, das bis Oktober 1944 Massengräber in der Gegend um Riga „enterdete“, um die Spuren der dortigen Verbrechen zu verwischen. Im Januar 1945 wurde Lange als KdS in Posen eingesetzt und mit der Führung der Geschäfte des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD für den Reichsgau „Wartheland“ betraut. Er fiel am 23. Februar 1945 bei den Kämpfen um das Kernwerk der Festungsanlage in Posen gegen die sowjetische Armee oder verübte Suizid.

  • Auszeichnungen

    1939 Eisernes Kreuz II. Klasse
    1944 Eisernes Kreuz I. Klasse
    1945 Deutsches Kreuz in Gold
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 9 361-III/5 39400 u. 113 921; R 70/SU (Deutsche Polizeidienststellen in der Sowjetunion).

    Latvijas Valsts vēstures arhīvs (Historisches Staatsarchiv Lettlands), Riga, P 252 (KdS Lettland); P 1026 (Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD Ostland).

    Russisches Staatliches Militärarchiv, Moskau, Fond 504 (Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD Ostland).

  • Werke

    Das Direktionsrecht des Arbeitgebers, 1933. (Diss. iur.)

  • Literatur

    Werner Schubert, Der Judenmörder aus Weisswasser O. L., unveröff. Manuskript, [1999]. (einsehbar in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Joseph Wulf Bibliothek)

    Peter Klein, Dr. Rudolf Lange als Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lettland, in: Wolf Kaiser (Hg.), Täter im Vernichtungskrieg. Der Überfall auf die Sowjetunion und der Völkermord an den Juden, 2002, S. 125–136.

    Andrej Angrick/Peter Klein, Die „Endlösung“ in Riga. Ausbeutung und Vernichtung 1941–1944, 2006.

    Peter Klein, Rudolf Lange – Reichssicherheitshauptamt. Akademiker, Weltanschauungskrieger, Massenmörder, in: Hans-Christian Jasch/Christoph Kreutzmüller (Hg.), Die Teilnehmer. Die Männer der Wannsee-Konferenz, 2017, S. 97–109.

  • Onlineressourcen

  • Autor/in

    Peter Klein (Berlin)

  • Zitierweise

    Klein, Peter, „Lange, Rudolf“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/124230849.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA