Lebensdaten
1568 – 1617
Geburtsort
Straßburg
Sterbeort
Aschaffenburg
Beruf/Funktion
Baumeister
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 123687772 | OGND | VIAF: 201774177
Namensvarianten
  • Rüdinger, Georg
  • Rüdiger, Georg
  • Rudinger, Georg
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Zitierweise

Ridinger, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123687772.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jacob, aus Andlau (Elsaß), seit 1571 städt. Werkmeister in St.;
    M Cleophe Schechel;
    B Samuel, Chirurg in St.;
    1) Maria (1579–1613), Tochter d. Hans Schoch (um 1550–1631), 1590-97 u. 1620-27 Stadtbaumeister in Straßburg, ab 1601 kurpfälzisch Baumeister in Heidelberg, ab 1613 Baumeister d. Bischof von Speyer (s. ThB; NDBA; Dict. of Art.), 2) 1615 ? N. N.; mind. 1 T aus 2).

  • Biographie

    R. kam Ende Feb. 1586 zu Jörg Schmid in die Lehre, der 1580 die Nachfolge von R.s Vater als städt. Werkmeister in Straßburg angetreten hatte. Nach Abschluß der Lehrzeit 1591 ging er – nach einem Schreiben seines Bruders – auf Wanderschaft „an fürnemen Ortten, da etwas Zu sehen geWest“. 1595 arbeitete er für den ansbach. Mgf. Georg Friedrich (1539–1603) an einem Festungsbau, wohl der Wülzburg, während ein gleichzeitiges Gesuch um die Stelle eines Werkmeisters auf dem Bauhof in Straßburg abgelehnt wurde.

    Danach fehlen für fast zwölf Jahre Nachrichten über R.; erst 1607 erscheint er wieder in Aschaffenburg. Am 11. März wurde von dem Mainzer Kf. und Ebf. Johann Schweikard v. Cronberg (1553–1626) die Urkunde über die Bestellung zum Baumeister des Kurfürsten und des Erzstiftes Seligenstadt ausgefertigt. R. war für alle Neubauten und die Instandhaltung der bestehenden Gebäude, Festungen usw., die zum Erzstift gehörten, zuständig; seine Hauptaufgabe bildete jedoch der Neubau des Schlosses Johannisburg in Aschaffenburg, den er bereits im Frühjahr 1605 begonnen haben dürfte. Nach bis 1607 dauernden Arrondierungsmaßnahmen errichtete R. den Schloßbau, der 1614 feierlich eingeweiht wurde. Die endgültige Fertigstellung, die sich bis 1618 hinzog, erlebte R. nicht mehr, doch hat er seine Leistung in einem umfangreichen Stichwerk mit Ansichten vom Schloß gewürdigt, das er 1616 in Mainz herausgab.

    Schloß Johannisburg läßt wie kein anderer Schloßbau in Deutschland den Übergang von der Renaissance zum Barock erkennen. Waren die meisten Schloßbauten des 16. Jh. in Deutschland Umbauten älterer Kerne gewesen, so wurde hier, ausgehend vom franz. Château, erstmals eine streng einheitliche, symmetrische Anlage konzipiert, die vier Flügel um einen quadratischen Binnenhof gruppiert. An den Ecken treten als Leitmotiv des Schloßbaues deutlich erhöhte und baulich akzentuierte Türme hervor. Das „heroische opus“ (Widmung zur „Architectur“), das im Fernbild v. a. durch die ausgewogene Massenkomposition zwischen Türmen und Flügeln wirkt, symbolisiert anschaulich Rang und Würde des Erzbischofs im Zeichen der Gegenreformation.

  • Werke

    Architectur des maintzischen churfürstl. newen Schloßbawes St. Johannesburg zu Aschaffenburg, Mainz 1616, Nachdr. 1991, hg. v. H.-B. Spies.

  • Literatur

    ADB 53;
    J. Baum, Forschungen über d. Hauptwerke d. Baumeisters Heinrich Schickhardt in Freudenstadt, Mömpelgard u. Stuttgart, sowie über d. Schlösser in Weikersheim u. Aschaffenburg, 1916, S. 103-12;
    G. Czymmek, Das Aschaffenburger Schloß u. G. R., Ein Btr. z. kurmainz. Baukunst unter Kf. Johann Schweikhardt v. Cronberg, 1978;
    H.-B. Spies, Ergänzendes z. Biogr. d. Aschaffenburger Schloßbaumeisters G. R., in: Mitt. aus d. Stadt- u. Stiftsarchiv Aschaffenburg 2, H. 3, 1988, S. 81-89;
    ders., G. R. u. seine Fam., ebd. 4, 1988, S. 121-32 (Qu);
    ders., Burg u. Schloß Johannisburg zu Aschaffenburg im Spiegel schriftl. Qu., ebd. 5, 1996/98, S. 33-44;
    ders., in: Fränk. Lb. 17, 1998, S. 73-78 (Qu. L, P);
    ThB;
    NDBA;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    Selbstporträt, Aquarell, überliefert im Zunftbuch d. Krämerzunft 1582-1668 (Aschaffenburg, Stadt- u. Stiftsarchiv).

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Ridinger, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 555 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123687772.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ridinger: Georg R. (Rüdinger), Architekt, Erbauer des Aschaffenburger Schlosses, geboren zu Straßburg am 24. Juli 1568, Todesdatum unbekannt.|Von seinem Leben ist bis jetzt nur wenig bekannt geworden. Der Geburtstag steht urkundlich nicht genau fest, doch ist das Datum seiner Taufe, die muthmaßlich am folgenden Tage stattfand, erhalten. Sein Vater war Werkmeister des Straßburger städtischen Mauerhofes. „Um Mathis“ (24. Februar) 1586 kam er zu dem Nachfolger seines Vaters Jörg Schmidt in die Lehre. 1590 ging er auf Wanderschaft; wohin sie ihn führte, läßt sich nur vermuthen. Fünf Jahre später bewarb er sich von Ansbach aus, wo er dem Markgrafen „zu erbauung einer Vestung hilfst“, wohl der Wülzburg bei Weißenburg in Franken, um Jörg Schmidt's erledigte Stelle; doch ohne Erfolg. 1605 taucht er dann plötzlich als Baumeister des Mainzer Erzbischofs Johann Schweickhardt von Cronberg (1604—26) auf, um die seit 1552 zerstörte Winterresidenz der Mainzer Erzbischöfe zu Aschaffenburg wieder zu erbauen; seine Bestallung ist allerdings erst vom 13. März 1607.

    Es ist nicht zu bezweifeln, daß der Aufenthalt in dem Kreis der ansbachischen Baumeister bei R. einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Hier dürfte er eine Reihe von Anregungen aufgenommen haben, die ihn bei seiner großen Bauaufgabe zu Aschaffenburg ganz wesentlich beeinflußten. Hier lernte er namentlich aus eigener Anschauung jenen Typus von Schloßbauten kennen, die, um einen Binnenhof gruppirt, an den Ecken mit Thürmen versehen waren und den Gedanken des mittelalterlichen Tief- oder Wasserschlosses in der Gesammtanlage vertraten. Womit R. seine Zeit zwischen dem Schluß seines Aufenthaltes im ansbachischen Kreis und seiner Berufung nach Aschaffenburg ausfüllte, ist nicht erwiesen. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ließe sich aus seinem persönlichen Verkehr mit Italienern, die am Hofe zu Ansbach theils als Musikkünstler, theils als Festungsbaumeister in jener Zeit Verwendung gefunden hatten, annehmen, daß er selbst sich nach Italien gewandt habe und sowohl in Ober-Italien, namentlich in Genua, als auch in Rom mit Palastbauten und insbesondere mit der glänzenden Entwicklung des Terassenbaues bekannt geworden sei. Es ist behauptet worden, daß er mit Unterstützung seines Oheims, eines kurmainzischen Hofkammerraths, durch dessen Vermittlung er in Joh. Schweickhardt's Dienste gekommen sei, Italien, Frankreich und Deutschland bereist habe; Näheres darüber war indeß nicht zu ermitteln. Mit einem Male steht R. als fertiger Meister vor uns, der in dem Aschaffenburger Schloß ein Werk schuf, das seinen Namen aufs innigste mit der Geschichte der deutschen Renaissance-Architektur verbunden hat.

    Die Schloßanlage in Aschaffenburg besticht durch die Schönheit ihres Aufbaus wie durch ihre Massenwirkung und gewährt durch den malerischen Gegensatz zwischen der Tönung des zur Verwendung gekommenen rothen Mainsandsteins und der umgebenden Landschaft ein ebenso imposantes als anziehendes Architekturbild. Seltsam erscheint, daß der Schloßbau eigentlich den Gedanken einer Niederburg ausdrückt und ein festungsartiges Gepräge trägt, während er in keiner Weise zu Vertheidigungszwecken im Einzelnen ausgebildet ist. Der Graben mit der Zugbrücke ist ein aus veralteter Anschauung herübergenommenes Inventarstück, so daß ein gewisser Widerstreit zwischen Wehrbau und Wohnbau unmittelbar zu Tage tritt. Der schroffe Absturz des Geländes nach der Mainseite bot Anlaß zur Errichtung eines Stützbaues, der bei seiner beträchtlichen Höhe und Längenausdehnung nicht gewöhnliche Anforderung an die technische Gewandtheit des Baumeisters in Planung und Ausführung stellte. Hier erwies R. seine Meisterschaft. Die mächtigen Bastionen der Wülzburg mochten in mehrfacher Hinsicht ihm greifbare Vorbilder geboten haben, nicht weniger aber kamen ihm wohl auch Eindrücke von künstlerischer Entwicklung des Terrassenbaues zu statten, wie er sie in Italien gewonnen haben wird.|Gewiß ist, daß die Terrassenanlage des Aschaffenburger Schlosses eines der mächtigsten und wirkungsvollsten Werke der damaligen Zeit ist, dem sich in Deutschland kein ähnliches an die Seite stellen läßt: es ist darin in jeder Hinsicht eine Großzügigkeit entwickelt, die recht eigentlich als Renaissance-Gedanke zu bezeichnen ist.

    Im Aufbau kommt in den gedrungenen Stockwerken ganz vorwiegend die Horizontale durch schwere Zwischenglieder zwischen den einzelnen Stockwerken zum Ausdruck. Die über der Mitte der Flügel aufgesattelten Giebel wachsen unvermittelt über dem Hauptgesims empor. Jede organische Verbindung mit den darunter befindlichen Thoranlagen fehlt. Die Eckthürme werden durch die Geschoßtheilung der zwischenliegenden Flügel in ihren Proportionen bestimmt. Die weiteren drei Geschosse dagegen haben eine geringere Höhe, so daß die Thürme in ihrer Gesammterscheinung einen etwas verkümmerten Eindruck machen. Durch die weit vortretende Galerie mit den mächtigen, aber rohen Kragsteinen wirkt das Ganze nur noch drückender. Aus einem weiteren Geschoß entwickelt sich dann der achteckige Abschluß des Steinbaues, der mit doppelter welscher Haube gekrönt ist. Wenn auch in der Entwicklung der Frontseite der Gedanke der regulären Palastfassade sich geltend macht, den R. vielleicht aus französischen Bauten der Zeit äußerlich kennen gelernt hatte, so ringt sich derselbe doch nicht zu geläuterter Klarheit durch. Dem Bauwerk haftet trotz seiner neuartigen Anlage und der Wucht seiner Erscheinung die Erinnerung an Bauten einer vorausgegangenen Zeit an, so daß R. eigentlich im Wesen noch in den Schuhen einer älteren Richtung steht, während er Einzelheiten einer vorgeschrittenen Zeit weder mit Geschmack wählt, noch sie selbständig zu einer künstlerischen Höhe zu erheben vermag. Belege dafür bieten die Einzelheiten der Fensterarchitektur, namentlich die Abwicklungen und Bekrönungen der Thurmfenster, die verschnörkelten und überladenen Giebel sowie die unfeine Behandlung der Maskaronen an der Thurmgalerie und anderen Bautheilen. (Die Monographie von O. Schulze-Kolbitz über das Aschaffenburger Schloß, Straßburg 1905, ist höchst mangelhaft.)

    Es liegt nahe, anzunehmen, daß der Meister während seines zehnjährigen Aufenthaltes in Aschaffenburg außer seiner Beschäftigung am Schloßbau noch Zeit fand, sich privatim zu bethätigen. Insbesondere Baum ist dieser Frage nachgegangen. Er ist geneigt, R. wenigstens bei der Vollendung des Steinheimer Thores in Seligenstadt betheiligt sein zu lassen, was aber meiner Ansicht nach seiner früheren Entstehungszeit wie seiner gothischen Einzelheiten wegen wenig wahrscheinlich ist. Letzteres allein wäre allerdings nicht Grund genug dazu, denn daß R. auch die gothischen Formen beherrschte, läßt deutlich das von ihm in den Jahren 1606—10 erbaute Katharinenspital in Aschaffenburg erkennen. Sein Antheil erstreckte sich bei diesem Werke nicht nur auf die oberste Leitung, sondern auch auf die Durchführung sämmtlicher Einzelheiten. Großen Kunstwerth besitzt der Bau nicht. Er besteht aus vier um einen langgestreckten rechteckigen Hof angeordneten Flügeln. Die Schmuckformen sind ganz schlicht und auf einige Leibungsprofile beschränkt. Auch die flachgedeckte einschiffige Capelle bietet wenig Bemerkenswerthes. — Für die Urheberschaft Ridinger's an der Aschaffenburger Jesuitenkirche ließen sich urkundliche Nachrichten bis jetzt nicht auffinden. Doch spricht ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit dafür, daß Erzbischof Joh. Schweickhardt, auf den die Stiftung des Jesuitencollegs zurückgeht, seinen Architekten mit der Errichtung beauftragte. Der Architektur fehlt jegliche innere Beziehung zum Schloß wie zum Spital. Die Kirche stellt sich als ein mächtiger, einschiffiger, tonnengewölbter Bau mit je drei Seitencapellen zwischen den Pfeilern dar, im wesentlichen dem Typus|des Gesu folgend. Sie ist in den Jahren 1618—21 erbaut. Damit würde die Thätigkeit Ridinger's bis in dieses Jahr festgelegt und meine Vermuthung, daß er der 1619 am Mainzer Festungsbau betheiligte Aschaffenburger Meister gewesen sei, gestützt.

    In noch spätere Zeit führt eine Angabe, daß R. 1631, als Gustav Adolf in Aschaffenburg einzog, dem König seinen Schloßbau habe erklären und ihm die Pläne des Schlosses, das ihm so sehr gefallen habe, geben müssen. Dieser habe sich dann nach Ridinger's Rissen ein gleiches Schloß bei Stockholm erbauen lassen. Wenn dies auch nicht der Fall ist, wie Fr. Schneider (in der Frankfurter Zeitung, 27. Septbr. 1906) nachgewiesen hat, so steht aber fest und hat vielleicht zur Entstehung dieser Sage beigetragen, daß der schwedische Reichsmarschall Karl Gustav Wrangel ein Menschenalter später zu dem Neubau seines Schlosses Skokloster Slott das Aschaffenburger Schloß als Vorbild benutzen ließ.

    Von Ridinger's Schicksalen nach Vollendung seines Hauptwerkes wissen wir nichts. Von seinen persönlichen Verhältnissen ist so gut wie nichts bekannt; 1616 spricht er von seinen „kleinen Kindern“. Auch sein Todesdatum fehlt vorläufig noch.

    • Literatur

      Ausführlicheres in meiner kritischen Studie: „Georg Ridinger. Ein Beitrag zur Künstlergeschichte Straßburgs“ im „Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen“ VI (1906), 157 ff.; seine Bestallung in den Aschaffenburger Geschichtsblättern Nr. 2 (1907). Im Anschluß daran Fr. Schneider, Das Schloß zu Aschaffenburg und sein Erbauer (Mainz 1906) und Jul. Baum, Zur Ridinger-Frage, i. d. Beil. z. Allg. Zeitung 1906, 29. Sept., Nr. 226.

  • Autor/in

    Erwin Hensler.
  • Zitierweise

    Hensler, Erwin, "Ridinger, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 53 (1907), S. 353-356 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123687772.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA