Kempa, Bernhard
- Lebensdaten
- 1920 – 2017
- Geburtsort
- Orzesche (Oberschlesien, heute Orzesze, Polen)
- Sterbeort
- Bad Boll bei Göppingen
- Beruf/Funktion
- Handballsportler ; Handelslehrer ; Sportlehrer
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 12285988X | OGND | VIAF
- Namensvarianten
-
- Kempa, Bernhard Paul
- Kempa, Bernhard
- Kempa, Bernhard Paul
- Cempa, Bernhard
- Cempa, Bernhard Paul
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Kempa, Bernhard Paul
1920 – 2017
Handballsportler, Handels- und Sportlehrer
Der zweimalige Feldhandball-Weltmeister (1952, 1955) Bernhard Kempa war einer der besten Handballsportler der Welt. Die von ihm 1954 erfundene Variante, einem in den Wurfkreis springenden Werfer den Ball zuzupassen, ging als „Kempa-Trick“ in die Sportsprache ein. Als Aktiver viermal Deutscher Meister (je zweimal in der Halle und im Feld), festigte Kempa nach 1957 als erfolgreicher Trainer den Ruf des Vereins FRISCH AUF! Göppingen als Hochburg der Sportart.
Lebensdaten
Bernhard Kempa, Imago Images (InC) -
Autor/in
→Erik Eggers (Kellinghusen, Holstein)
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Zitierweise
Eggers, Erik, „Kempa, Bernhard“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/12285988X.html#dbocontent

Kempa wuchs seit 1922 in Oppeln (Oberschlesien, heute Opole, Polen) auf, wo er von 1927 bis 1939 zur Schule ging. Nach einer Ausbildung zum Verwaltungsangestellten bei der Heeresstandortverwaltung Oppeln 1939/40 leistete er bis 1945 Kriegsdienst in einem Infanterie-Regiment, u. a. als Funker.
Kempa betätigte sich seit seiner Kindheit in verschiedenen Sportarten. Aufgrund seiner überragenden Motorik war er ein starker Tischtennisspieler, gewann mit dem Team von FRISCHAUF! Göppingen drei Mal die württembergische Basketballmeisterschaft und in den 1990er Jahren als Senior zwei Weltmeisterschaftstitel im Tennis (im Doppel). Auch als Fußballsportler war Kempa bekannt: Nachdem er kriegsbedingt 1945 nach München gekommen war, versuchte der TSV 1860 München, ihn als Fußballspieler anzuwerben. Als die Bemühungen des Vereins scheiterten, eine Wohnung für Kempa und drei seiner Geschwister in München zu finden, ließ sich Kempa 1947 in Göppingen nieder, wo ihm der Verein FRISCHAUF! Göppingen eine Unterkunft im Klubheim stellte und er seit 1948 als Sport- und Handelslehrer am Wirtschaftsgymnasium tätig wurde.
Kempa hatte 1936 – seinen älteren Brüdern Georg und Richard nacheifernd – mit dem Handballsport beim Post-Sportverein Oppeln begonnen. Schnell zeigte sich sein Talent als Angreifer, sodass bereits im Herbst 1937 überregionale Handballmedien über ihn berichteten. Unterbrochen durch die Kriegsteilnahme, setzte er seine Karriere bei FRISCHAUF! Göppingen fort und galt Anfang der 1950er Jahre trotz seines fortgeschrittenen Alters auf dem Feld wie in der Halle als einer der besten Handballsportler der Welt. Kempa errang mit seiner Mannschaft („Kempa-Buben“), die er seit 1947 als Spielertrainer betreute, 1954 und 1955 (Halle) sowie 1954 und 1957 (Feld) vier deutsche Meistertitel. Zudem wurde er als Aktiver und als Trainer mit seinem Team 26 Mal württembergischer und 23 Mal süddeutscher Meister.
Nach Beendigung seiner Laufbahn als aktiver Sportler 1957 führte Kempa das Team als Trainer fünf Mal zum Sieg in der bundesdeutschen Meisterschaft (1958–1961, 1970) und formte dabei zahlreiche Nationalspieler, z. B. Edwin Vollmer (1933–2024) und Horst Singer (1935–2025). Sein größter Erfolg als Coach war der Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1960 in Paris, der erste internationale Titel für ein deutsches Vereinsteam. 31 Mal lief Kempa für die Auswahl des Deutschen Handballbunds (DHB) auf und führte sie als Kapitän 1952 und 1955 zum Sieg bei den Weltmeisterschaften im Feldhandball in der Schweiz bzw. in der Bundesrepublik; 1954 holte er in Schweden mit dem DHB-Team in der Halle WM-Silber. 1970 trat Kempa als Trainer von FRISCHAUF! Göppingen zurück und wurde als Berater anderer Handballmannschaften tätig; so unterstützte er etwa das US-amerikanische Nationalteam bei den Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 1972 in München.
Als Spieler wie als Trainer liebte Kempa das schnelle Spiel und stand für technisch versierte Ballstafetten und Trickwürfe sowie für Fair Play. Als einziger Handballer weltweit ist mit seinem Namen ein bestimmter Spielzug verbunden, den Kempa seit 1953/54 in Göppingen erfolgreich erprobte und der am 24. Februar 1954 in Karlsruhe im Rahmen eines inoffiziellen Ländervergleichs gegen den Hallen-Weltmeister Schweden erstmals angewandt wurde: Als sog. Kempa-Trick wird ein Angriff bezeichnet, bei dem der Rückraumspieler Blickkontakt mit dem Außen aufnimmt, der in den Wurfkreis springt, während der Rückraumspieler ihm den Ball über die Abwehr hinweg zuspielt. Der Außen fängt den Ball in der Luft und wirft ihn auf das Tor. Das von Kempa entwickelte technische Element zählt heute zum Standardrepertoire im Leistungshandball. Im Beachhandball werden Tore, die auf diese Weise erzielt werden, doppelt gewertet.
Seit 2002 betreibt die Firma Uhlsport aus Balingen (Schwäbische Alb) eine nach Kempa benannte Sportartikelkollektion; 2011 wurde Kempa nach Heiner Brand (geb. 1952) als zweiter Handballsportler in die Hall of Fame des Deutschen Sports aufgenommen. Seit 2008 vergibt der Handballverband Württemberg den Bernhard-Kempa-Preis für Verdienste um den Handballsport in Württemberg.
1952 und 1959 | Silbernes Lorbeerblatt |
1977 | Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1982 | Goldene Ehrennadel des Deutschen Handballbunds |
1982 | Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg |
Leistungsplakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft | |
1998 | Goldene Ehrennadel des Württembergischen Tennisbunds |
2002 | Marke „Kempa“ der Firma Uhlsport, Balingen (Schwäbische Alb) |
2008 | Bernhard-Kempa-Preis des Handballverbands Württemberg für Verdienste um den Handballsport in Württemberg (unregelmäßige Vergabe) |
2011 | Mitglied der Hall of Fame des deutschen Sports (weiterführende Informationen) |
Nachlass:
Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, HStAS P 52. (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Stadtarchiv Göppingen, Familienbuch Kempa/Mayer.
Gedruckte Quellen:
Deutsche Handball-Zeitung, 1950.
Deutsche Handball-Woche, 1954–1972.
Ball ist Trumpf, 2000. (Autobiografie)
Monsieur Handball, in: Landkreis Göppingen. Überraschend. Persönlich, hg. v. Landratsamt Göppingen, 2016, S. 138 f. (autobiografischer Artikel, P) (Onlineressource)
Martin-W. Buchenau, Fritz Walter des Handballs. Uhlsport schlägt mit Kempa-Trick Adidas und Nike ein Schnippchen, in: Handelsblatt v. 2.2.2007.
Michael Tilp/Michael Schmiederer/Thomas Kießling, Monsieur Handball Bernhard Kempa. Die spannende Geschichte der Handball-Legende, 2007. (P)
Erik Eggers, Der Alleskönner. Zum Tode Bernhard Kempas, in: Spiegel Sport v. 21.7.2017. (P) (Onlineressource)
Klaus Schlütter, Kempa, Bernhard, in: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), S. 287–291. (Onlineressource)
Peter Ahrens, Handball-Legende Kempa. Viel mehr als ein Trick, in: Spiegel Sport v. 19.11.2020. (P) (Onlineressource)
Erik Eggers, Bernhard Kempa. Trick für die Ewigkeit, in: ders., Das Goldene Buch des deutschen Handballs, 2023, S. 100 f.