Lebensdaten
1602 – 1681
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Kopenhagen
Beruf/Funktion
Arzt ; Botaniker
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 122225481 | OGND | VIAF: 45177395
Namensvarianten
  • Sperling, Otto
  • Sperling, Otto, den ældre
  • Sperling, Otto, der Ältere
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Zitierweise

Sperling, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122225481.html [16.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Sperling: Otto S., Arzt und Botaniker des 17. Jahrhunderts. Er wurde am 30. December 1602 in Hamburg als der Sohn des damaligen Rectors der St. Johannisschule Paul S. (S. 138) geboren und erhielt seine Bildung an dem Johanneum und dem akademischen Gymnasium seiner Vaterstadt. Er studirte dann von 1617 an in Greifswald, seit 1619 in Leyden Medicin. Nachdem er in den Jahren 1621 und 22 eine längere Reise durch Holland und Dänemark gemacht hatte,|setzte er seine Studien im Winter 1622/23 in Rostock fort. Im Sommer 1623 bereiste er zwecks botanischer Studien die dänischen Inseln und Schweden, legte für einen Kopenhagener Arzt ein Herbarium dieser Länder an und kehrte dann im Herbst nach Hamburg zurück. Bereits im folgenden Jahre (1624) brach er zu einer längeren, meist zu Fuß zurückgelegten, Reise nach Italien auf; 1626 begründete er in Venedig einen botanischen Garten für den Rathsherrn Nicolaus Contareni und wurde am 27. Aug. 1627 in Padua zum Doctor der Medicin promovirt, woraus er im Januar 1628 wieder in die Heimath zurückkehrte. Im Frühjahr desselben Jahres beabsichtigte er über Holland nach England zu reisen; ein Sturm, der sein Schiff auf der Fahrt von Rotterdam nach London überfiel, verschlug ihn an die norwegische Küste. Dies wurde für sein späteres Leben entscheidend; er entschloß sich, in Norwegen zu bleiben, und ließ sich in Christiania als Arzt nieder. Hier verheirathete er sich mit Margarethe Andreae, der Wittwe des Arztes Paul Andreae, einer Tochter des Canonicus Andreas Schwendy in Roeskilde, und siedelte infolge dessen 1634 nach dem Landgute Jernlös auf Seeland über, welches seiner Gattin gehörte. 1637 wurde er Arzt am Waisenhause in Kopenhagen, 1638 Hofbotaniker und Inspector der Königl. Gärten, auch 1641, nachdem er inzwischen eine dänische Gesandtschaft nach Spanien begleitet hatte, Stadtphysicus, mit dem Titel eines Leibarztes des Königs Christian IV. In den folgenden Jahren begleitete er mehrfach den Reichshofmeister Grafen Corfiz Ulfeld als Arzt auf dessen Gesandtschaftsreisen nach England, Holland und Frankreich, hier überall auch als Botaniker thätig. Die Differenzen, in welche Ulfeld mit dem König Friedrich III. gerieth, wurden auch für S. verhängnißvoll: er kam in den Verdacht, sich an einer Verschwörung gegen das Leben des Königs betheiligt zu haben, und wurde 1652 aus seinen Aemtern entlassen. Er zog nun zunächst nach Amsterdam, wo er zwei Jahre prakticirte, unternahm von hier aus noch eine Reise nach Stockholm, wurde daselbst mit dem Titel eines königlichen Leibarztes ausgezeichnet und wandte sich dann nach dem Tode seiner Gattin 1654 nach Hamburg. Auch hier betrieb er mit großem Eifer und namhaftem Erfolge die ärztliche Praxis; er wurde in das Collegium medicum aufgenommen und erhielt auch eine Vicarie am Dome. Der dänischen Regierung blieb er dauernd verdächtig; als er im August 1658 zufällig auf einer Reise durch Glückstadt kam, ließ ihn der dortige dänische Commandant Graf Eberstein als des Einverständnisses mit den Schweden verdächtig verhaften und hielt ihn fest, bis endlich im März 1659 ein Befehl des Königs ihn befreite. Am 16. April 1664 wurde S. durch einen dänischen Officier unter dem Vorwande, daß seine ärztliche Hilfe nöthig sei, aus Hamburg gelockt, unterwegs gebunden und geknebelt und als Gefangener nach Kopenhagen geschafft. Man vermuthete, wohl nicht mit Unrecht, daß er mit Ulfeld, dessen Sohn in seinem Hause in Hamburg erzogen wurde, noch immer in enger Verbindung stehe, hoffte auch wohl aus ihm Material gegen den früheren Reichshofmeister herauszubringen. In Kopenhagen setzte man ihn in den „blauen Thurm“ und hielt ihn hier, auch nachdem Ulfeld gestorben war, fest trotz aller Proteste und Gesuche des Hamburgischen Senates und trotz der Bemühungen des Königs von Schweden, unter dessen Schutzhoheit das Hamburgische Domcapitel stand. Nach mehr als 17jähriger Haft starb S. in seinem Gefängnisse am 26. December 1681. — Von seinen Schriften haben der unter dem Titel„Hortus christianeus“ 1642 erschienene Katalog des Kopenhagener Königlichen Gartens und der 1662 erschienene „Catalogus plantarum indigenarum“ noch jetzt ein historisches Interesse.

    • Literatur

      Moller, Cimbr. lit. I, 640. — Jöcher IV, Sp. 730. —
      Gernet, Hamb. Medicinal-Geschichte S. 202. —
      Otto Sperlings (des Sohnes) landschaftliche|Chronik von Hamburg. —
      Hamb. Schriftsteller-Lexicon VII, S. 243 ff. — Ziegler, Denwürdigkeiten der Gräfin L. Eh. Ulfeld (1871).

  • Autor/in

    R. Hoche.
  • Zitierweise

    Hoche, Richard, "Sperling, Otto" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 136-138 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122225481.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA