Khuen, Johannes

Lebensdaten
1605 oder 1606 – 1675
Geburtsort
Moosach bei München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
geistlicher Lieddichter ; Schriftsteller ; Priester ; Komponist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121689530 | OGND | VIAF: 32124004
Namensvarianten

  • Kuen, Johannes (seit 1655)
  • Khain, Johannes
  • Kain, Johannes
  • Khuen, Johannes
  • Kuen, Johannes (seit 1655)
  • kuen, johannes
  • Khain, Johannes
  • Kain, Johannes
  • Khuen, Johann
  • Kuen, Johann
  • Khuen, Joannes
  • Kuen, Joannes
  • Küen, Johannes
  • Kuen, Ioann.
  • Kain, Johann
  • Cuen, Johannes (seit 1655)
  • Cain, Johannes
  • Cuen, Johann
  • Cuen, Joannes
  • Cüen, Johannes
  • Cuen, Ioann.
  • Cuen, Johannes
  • Cain, Johann

Vernetzte Angebote

Verknüpfungen

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Khuen, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121689530.html [09.12.2025].

CC0

  • Khuen (seit 1655 Kuen), Johannes

    geistlicher Liederdichter, * 1605/06 Moosach bei München, 14.11.1675 München. (katholisch)

  • Genealogie

    Aus e. bayer. Bauernfam. Khain (Kain) in Moosach; Vorfahren u. Eltern Zinsbauern d. Münchener Benefiziums an St. Peter;
    V Johannes (?).

  • Biographie

    Nachdem er vermutlich in der Pfarrschule Feldmoching den ersten Unterricht erhalten hatte, kam K. im Herbst 1622 als Schüler der „Syntax maior“ auf das Münchener Jesuitengymnasium. In den folgenden Jahren durchlief er die Klassenstufen „Poesie“, „Rhetorik“ und „Logik“, woran sich 1627-29 das Studium der Theologie anschloß. Während seiner Schulzeit war er wahrscheinlich Zögling des Seminarkonvikts Domus Gregoriana, das begabte Kinder der unteren Volksschichten aufnahm und ihnen eine musikalische Ausbildung zuteil werden ließ. Sie hat sicher die theoretischen und praktischen Grundlagen für K.s spätere Liedkompositionen geschaffen. In der Congregatio Major, der er seit 1624/25 angehörte, trat er zu Joachim Meichel, dem kurfürstlichen Geheimschreiber und Übersetzer von J. Bidermanns „Cenodoxus“, in freundschaftliche Beziehungen. Als Weltgeistlicher (1630 Priesterweihe) übernahm K. 1631 die Stelle eines Hauskaplans der Grafen von Wartenberg an deren Kapelle im Krottental (heute Rosental). Seine erste Liederfolge galt den sieben Patrozinien dieser Kapelle (Vexillum patientiae Oder Creutz Fahnen, 1635). Nachdem er 1634 auch das Benefizium „Trium Regum“ am Dreikönigsaltar der Pfarrkirche Sankt Peter in München erhalten hatte, verlief sein weiteres Leben offenbar in ruhigen und gesicherten Bahnen. Über München und dessen nähere Umgebung scheint er nie hinausgekommen zu sein. Dementsprechend blieb auch seine geistige Welt allein bestimmt durch den bayerischen Katholizismus gegenreformatorischer Prägung. Als Mitglied der von Jakob Bälde gegründeten „Congregatio Macilentorum“, der „Dürr oder Mageren Gesellschafft“, übertrug er im Wetteifer mit anderen Bundesbrüdern Baldes lateinisches Bundeslied „Agathyrsus“ ins Deutsche (In Agathyrsum Germanica Paraphrasis Septima, 1647). K.s Freundschaft mit Balde beeinflußte dessen deutsche Dichtungen; sie fand weiteren Ausdruck in einer zweisprachig veröffentlichten Totenklage für die nach einjähriger Ehe mit Ferdinand III. gestorbene Kaiserin Leopoldine, deren deutscher Text von K. verfaßt wurde (Chorea Mortualis sive Lessus … Todten-Dantz: Oder Klaglied …, 1649).

    An die Stelle gesammelter Einzellieder ist bei K. der thematisch gebundene, in der reihenden Anordnung jedoch freie Zyklus getreten, dessen äußere Form durch die heilsgeschichtliche Symbolik der Zwölfzahl bestimmt wird. Als Hauptwerk hat das „Epithalamium Marianum“ zu gelten. 1636 zuerst erschienen, erreichte es 1644 in der 4. Auflage die lyrische Großform von 8 Zyklen mit jeweils 12 Liedern in 12 Strophen. Seine übergreifenden Themen sind das Marienlob und die Deutung vorbildhaften christlichen Lebens als Brautschaft der Seele. Die vorher selbständig erschienenen Zyklen „Convivium Marianum“ (1637) und „Florilegium Marianum“ (1638), die in der Form von Rollenliedern weiblicher Heiligen der Jesusminne gewidmet waren, nahm K. in das „Epithalamium“ auf. Wie in zwei gleichfalls vorausgegangenen Bußzyklen (Die Geistlich Turteltaub, 1639; Cor contritum et humiliatum, 1640) vermied K. auch hier die sich anbietende erzählerische Behandlung zugunsten einer lyrischen Vergegenwärtigung seelischer Zustände. Szenisch gestaltet ist dagegen der 8. Zyklus, der das Thema „Amarum et Dulce Mori“ in Anknüpfung an die spätmittelalterliche Tradition des Totentanzes ausführt. K. verwandte hier die musikalischen Tanzformen seiner Zeit zur Charakteristik der einzelnen Tänzer, ließ den Tod als „Spielgraf“ auftreten und gab seiner Revue mit dem Sterben des reichen Mannes im „Kehraus“ einen abschließenden Höhepunkt.

    1650-55 ist K. mit drei geistlichen Schäfereien der Zeitmode gefolgt. Anregungen mögen auf Spees „Trutznachtigall“ zurückgehen, ausschlaggebend aber waren wohl praktisch-theologische und didaktische Gesichtspunkte. K.s Schäferdichtungen müssen als Kontrafakturen verstanden werden, dazu bestimmt, die weltliche Pastoralpoesie zu verdrängen. Ihnen fehlt die mystische Inbrunst Spees; das Schäferkleid ist nur äußerer Überwurf, der sich dem Geschmack adliger und stadtbürgerlicher Kreise anzupassen suchte. Darunter blieben Thematik, zyklische Bauform, Wortschatz und Metaphorik unverändert. Ebenso wie die Glaubensgewißheit des Bauernsohns zeitlebens keine Anfechtungen erlitt, war auch K.s lyrischer Stil keinem Formenwandel unterworfen. Er blieb geprägt durch die Nähe zum Volkslied, durch naive Anschaulichkeit und Musikalität in Reim und Metrum. In seiner letzten Zeit verfaßte K. mehrere Andachts- und Gebetbücher, in die er eigene Übertragungen lateinischer Hymnen, Sequenzen und Antiphone einfügte. Die Melodien zu seinen Liedern hat er selbst geschaffen. Bei der Übernahme der neuen italienischen Form des sich in freierer Rhythmik dem Text anpassenden Sologesangs mit vom Generalbaß getragener instrumentaler Begleitung spielte er eine wichtige Rolle, so daß man ihn als Haupt der Münchener Monodistenschule bezeichnet hat. Einflüsse seiner geistlichen Lyrik sind erkennbar bei J. Balde, Prokop von Templin, Albert Graf Curtz, Abraham a Santa Clara, Laurentius von Schnüffis und der spätbarocken Kapuzinerdichtung. Cl. Brentano hat zwei Lieder aus dem „Epithalamium“ bearbeitet und sie mit neuen Überschriften („Siegslied“, „Eine heilige Familie“) in „Des Knaben Wunderhorn“ aufgenommen.

  • Werke

    Weitere W Epithalamium Marianum Oder Tafel Music/Deß himml. Frawenzimmers, 1636, ⁵1659;
    Convivium Marianum Freudenfest Deß Himml. Frawenzimmers, 1637;
    Florilegium Marianum Der brinnendt Dornbusch, 1638;
    Cor contritum Et humiliatum Engelfrewd od. Bußseufftzer zerknirschter Herzen, 1640;
    Mausoleum Salomonis Der Potentaten Grabschrifft/Urlaub u. Abschidt, Von d. zeitl. Digniteten, mit Erklärung aller Eytelkeit, 1641, ²1665;
    Tabernacula Pastorum, Die Geistl. Schäfferey, 1650;
    Munera Pastorum Hirten-Ambt/Und Anweisung d. Geistl. Schäfferey Getrewlich vorzustehn, 1651;
    Gaudia Pastorum Schäffer Frewd/Oder Triumph d. Geistl. Schäfferey, 1655;
    Desiderium Collium Aeternorum, Engel-Post, 1669;
    Universae Carnis Threnodia Schwanen-Gesang/Deß allg. Undergangs d. gantzen Menschl. Geschl., 1674;
    Ausgew. Texte u. Melodien, hrsg. v. R. Hirschenauer u. H. Grassl, 1961.

  • Literatur

    ADB 17 (unter Kuen);
    G. Westermayer, J. K., c. Zeit- u. Kunstgenosse Spees, in: Hist.-pol. Bll. f. d. kath. Dtld. 74, 1874, S. 1-16;
    B. A. Wallner, J. K. u. d. Altmünchener Monodisten, in: Zs. f. Musikwiss. 2, 1919/20, S. 445 ff.;
    O. Ursprung, Stud. z. Gesch. d. dt. Liedes, IV: Der Weg v. d. Gelegenheitsgesängen u. d. Chorlied üb. d. Frühmonodisten z. neueren dt. Lied, in: Archiv f. Musikwiss. 6, 1924, S. 305 ff.;
    C. v. Faber du Faur, in: PMLA 64, 1949, S. 746-70 (W);
    ders., German Baroque Literature, A catalogue of the collection in the Yale University Library, 1958, S. 264 ff. (W);
    B. Genz, J. K., Eine Unters. z. süddt. geistl. Lieddichtung im 17. Jh., Diss. Köln 1957 (W): W. Bäumker, Das kath. dt. Kirchenlied in seinen Singweisen, 4 Bde., 1883-1911;
    G. Müller, Gesch. d. dt. Liedes, 1925, S. 112 ff.;
    MGG VII (W, L, Abb.);
    Riemann.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Khuen (seit 1655 Kuen), Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 572 f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121689530.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA