Pfinzing von Henfenfeld
- Lebensdaten
- erwähnt 13. – 18. Jahrhundert
- Beruf/Funktion
- Nürnberger Patrizier
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 121306305 | OGND | VIAF: 64859790
- Namensvarianten
-
- Pfintzing
- Pfintzing von Henfenfeld
- Pfincinch
- Pfinzing von Henfenfeld
- Pfintzing
- Pfintzing von Henfenfeld
- Pfincinch
- mehr
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Biographie
1233 wird das aus der Reichsministerialität stammende Geschlecht, das zu den bedeutendsten Nürnberger Ratsfamilien zu zählen ist, erstmals erwähnt. Ein „Sifridus de Nurinberc“, genannt „Pfincinch“, ist mit seiner Frau Osterhild an einer Jahrtagstiftung für das Zisterzienserkloster Heilsbronn¶ beteiligt. In Rechtsgeschäften für dieses Kloster ist Seibot 1251-66 neunmal als Zeuge belegt. Im 13. Jh. besetzten die P. mehrfach das Amt des Reichsschultheißen (Marquard seit 1274, Berthold seit 1281). Seit 1356 bekleidete →Berthold († 1364), seit 1422 Sebald († 1431) als Losunger das höchste Amt der Reichsstadt.
Schon früh spielten die P. in der Wirtschaftspolitik Nürnbergs eine Rolle. Im 14. Jh. sind eigene Handelsaktivitäten, vor allem in Italien, und die Teilhabe an der Stromerschen Handelsgesellschaft in Südosteuropa belegt. →Berthold († 1405), Schwiegersohn Ulrich Stromers, war Ratgeber und Finanzier Kg. Wenzels. Sein Sohn Sebald († 1431), mit Peter Volckamer zwischen 1411 und 1431 wichtigster Nürnberger Verbindungsmann zu Kg. Sigismund, zählte zu den reichsten Bürgern der Stadt. Er führte auch die vorbereitenden geheimen Verhandlungen mit Sigismund zur Übergabe der Reichskleinodien an Nürnberg. Sebalds Sohn →Georg († 1437?) überführte diese 1424 zusammen mit Sigmund Stromer von Visegrád an die Pegnitz, was er schriftlich ebenso festhielt wie seine Pilgerreise 1436/37 ins Heilige Land.
Im 16. Jh. besaßen die P. Handelsstützpunkte u. a. in Venedig, Salzburg, Augsburg, Regensburg, Leipzig und Breslau. Gewürze, Heringe, Stoffe, Gold- und Silberwaren, Eisen und Stahl dominierten dabei ihre Warenpalette. Vor allem waren die P. im Erzhandel engagiert. Ihre Beteiligung am Zinnabbau im böhm.-sächs. Grenzraum (Hengstberg) führte zwar zu Verlusten, umso erfolgreicher war aber ihr Engagement im Mansfelder Kupfer- und Silberabbau (Saigerhütten Steinach u. Eisfeld), in der Gräfenthaler Saigerhandelsgesellschaft, in der Eisenerzgewinnung und – Verarbeitung in der Oberpfalz sowie in den Montanrevieren in Böhmen und Tirol. Zusammen mit der verschwägerten Familie Scherl aus Leipzig gründeten sie um 1480 die im Atlas des →Paul d. Ä. (1554–99, s. 2) abgebildete Saigerhütte in Ludwigsstadt (Oberfranken), die sie im 16. Jh. als Lehen der Grafen von Thüna besaßen. Mit den Imhoff, Tucher und Welser gehörten die P. im frühen 17. Jh. zu den letzten patrizischen Fernhändlern Nürnbergs.
Mit den reichen Gewinnen aus dem Handel erwarben die P. zahlreiche Besitzungen. Das Nürnberger Stammhaus „Zum Lindwurm“ befand sich in vornehmster Lage. Der Herrensitz Lichtenhof (heute: Nürnberg), den bereits →Konrad († 1381 ?) 1377 dem Nürnberger Rat öffnen mußte, wurde 1411 von Sebald erneut erworben und gehörte bis 1567 seiner 1598 in Nürnberg erloschenen Linie. 1530 kaufte →Martin (1490–1552) Henfenfeld (heute Lkr. Nürnberger Land) samt Grundherrschaft und Patronatsrecht, das sich zuvor im Besitz der Egloffstein befand. Der neue namengebende Stammsitz wurde in dem 1554/55 vermehrten Wappen dokumentiert.
Martins Bruder →Seyfried (1485–1545) begründete eine Linie, die sich nach seinem Sitz Weigelshof (heute: Nürnberg) nannte und mit →Seyfried (1568–1617) ausstarb, der 1617 testamentarisch die Seyfried-Pfinzingsche-Kleiderstiftung gründete. Diese verlieh Stipendien an Angehörige der P., an Theologen und andere Studierende, und sorgte für die Kleidung von alten Männern; die Verwaltung oblag jeweils dem ältesten Angehörigen der|Familie, seit deren Aussterben 1764 der Familie Haller v. Hallerstein.
Die Besitzungen Weigelshof und Heuchling gelangten aus Seyfrieds Erbe über die Scheurl 1649/53 an die auf →Johann (1546–1608) zurückgehende Gründlacher Linie der P., welche 1616 von den Geuder die Herrschaft Großgründlach geerbt hatte. Mit dem Tod Christoph Carls starb diese Linie 1739 aus, die Herrschaft Großgründlach ging als Erbe auf die Henfenfelder Hauptlinie der P. über. Wenig später erlosch mit dem Tod des Reichsschultheißen →Johann Sigmund (1712–64) von der Henfenfelder Hauptlinie das Geschlecht im Mannesstamm. Seine Erben wurden die Haller v. Hallerstein.
Die bedeutendsten Vertreter der P. waren →Melchior (1481–1535, s. 1), Propst zu St. Sebald und Verfasser des Theuerdank, sowie der Kaufmann und Kartograph Paul d. Ä. (s. 2).
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Literatur
G. Wunder, P. die Alten, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 49, 1959, S. 34-65;
G. Rechter, Die ewige Stiftung Kg. Sigismunds v. 1423, in: Nürnberg – Kaiser u. Reich, 1986, S. 50-53;
L. F. Peters, Der Handel Nürnbergs am Anfang d. Dreißigj. Krieges, 1994;
G. Friedrich, Bibliogr. z. Patriziat d. Reichsstadt Nürnberg, 1994;
H. v. Haller, Schloß u. Dorf Henfenfeld, 1986, S. 119-25;
A. Frenken, Nürnberg, Kg. Sigismund u. d. Reich, Die städt. Ratsgesandten Sebolt P. u. Petrus Volkmeir in d. Reichspol., in: Jb. f. fränk. Landesforsch. 58, 1998, S. 97-165;
Stadtlex. Nürnberg. | -
Quellen
Qu Nürnberger UB, 1959; UB z. Gesch. d. Mansfeld. Saigerhandels im 16. Jh., bearb. v. W. Möllenberg 1915; Hallerarchiv, Schloß Großgründlach (Stadt Nürnberg).
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Autor/in
Michael Diefenbacher -
Familienmitglieder
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Zitierweise
Diefenbacher, Michael, "Pfinzing von Henfenfeld" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 333-334 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121306305.html#ndbcontent