Dates of Life
1482 – 1542
Place of birth
Nimwegen
Place of death
Marburg/Lahn
Occupation
evangelischer Theologe ; Professor der Theologie in Marburg/Lahn
Religious Denomination
mehrkonfessionell
Authority Data
GND: 121278875 | OGND | VIAF: 45153342
Alternate Names
  • Noviomagus, Gerhard
  • Noviomagus
  • Geldenhauer, Gerhard
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Inbound Links to this Person

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Geldenhauer, Gerhard, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121278875.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Gerard, Kammerdiener v. Arnold u. Adolf Gf. v. Egmont, Hzg. v. Geldern;
    M Richilda Boyara (Beyer) aus N.;
    1537 Anna (v.) Wormb (Wurmb);
    1 S, 3 T, u. a. Gerh. Eobanus (1536–1614), Sup., Dogmatiker (s. ADB 24, S. 47), Felicitas ( Kaspar Dryander, 1618, kurtrier. Gesamtzollschreiber, s. NDB IV*), Catharina ( Johs. Heidfeld, 1629, Prof. d. Theol. in Herborn).

  • Biographical Presentation

    Wie viele andere berühmt gewordene Niederländer besuchte G. die Schule der Brüder vom Gemeinsamen Leben in Deventer, wo ihm humanistische Anliegen und die Devotio moderna vermittelt wurden - zwei Elemente, die ihn während seines ganzen Lebens beeinflussen sollten. Er studierte in Löwen, erwarb dort den Magistertitel und lernte unter anderem Erasmus kennen. Als Humanist hatte er bald einen Namen: er wurde sacerdos sacellanus Karls von Österreich, des späteren Kaisers; Maximilian I. krönte ihn 1517 zum Dichter. Im gleichen Jahr wurde er Sekretär Philipps von Burgund, des Bischofs von Utrecht. Nach dessen Tod 1524 begann für ein knappes Jahrzehnt ein unstetes Leben. Im Herbst 1525 begab er sich nach Wittenberg, um die Reformation an ihrem Zentrum kennenzulernen. Er kehrte zwar zunächst in die Niederlande zurück, verlegte aber bald seinen Wohnsitz nach Deutschland, weil dort im Gegensatz zu seiner Heimat die von Gottes Geist erleuchtete Bibel und nicht menschliche Lehren maßgebend seien. In Worms übersetzte er biblische und theologische Schriften ins Holländische und verteidigte seinen Übergang zur Reformation in einigen offenen Briefen. Etwa 1527 übersiedelte er nach Straßburg und später nach Augsburg (1531 als Leiter einer Schule). 1532 wurde er in Marburg Professor für Geschichte und 1534 für Neues Testament. Neben seiner dortigen akademischen und praktisch-theologischen Arbeit sind besonders zu nennen sein Rektorat (1. Halbjahr 1536), seine Mitarbeit am Aufbau des hessischen Stipendiatenwesens, seine Verhandlungen mit hessischen Wiedertäufern und seine Teilnahme an den Religionsgesprächen in Hagenau und Worms (1540/41). Als Theologe trat er hauptsächlich mit Äußerungen über katechetische Fragen, die Straßburger Einflüsse aufweisen, und durch die Edition der Schrift „De regno, civitate et domo Dei“ seines Vorgängers an der Marburger Theologischen Fakultät, Lambert von Avignon, hervor (1538). Bekannt geworden sind auch die von ihm 1529 herausgegebenen „D. Erasmi Roterodami annotationes“ durch die Kontroverse, die sie hervorriefen.

  • Works

    u. a. Epistola de situ Zelandiae, Löwen 1514;
    Satyrae octo, ebd. 1515;
    Vita Clarissimi Principis Philippi a Burgundia, Straßburg 1529;
    Hist. Batavica, ebd. 1530 u. ö.;
    Germaniae inferioris historiae, Frankfurt/M. 1532 u. ö.;
    Institutio scholae Christianae, ebd. 1534;
    Itinerarium G. G. Noviomagi Antverpia Vitebergam anno 1525, in: Archief voor Kerkelijke Geschiedenis 9, 1838, S. 509-13;
    Collectanea van G. G. Noviomagus, Amsterdam 1901.

  • Literature

    ADB VIII;
    J. Caesar, Catalogus studiosorum scholae Marpurgensis, 1875;
    M. Reu, Qu. z. Gesch. d. kirchl. Unterrichts I, 2, Abt. 1, 1910;
    F. Gundlach, Catalogus professorum academiae Marburgensis, 1927 (L);
    Literae virorum eruditorum ad F. Craneveldium 1522–28, hrsg. v. H. de Vocht, Löwen 1928;
    Urkundl. Qu. z. hess. Ref.gesch. 2 u. 4, 1954 u. 1951;
    J. Prinsen, G. G. Noviomagus, Bijdrage tot de kennis van zijn leven en werken, Den Haag 1898;
    H Hermelink, Die Univ. Marburg v. 1527-1645, in: Die Philipps-Univ. zu Marburg 1527-1927, 1927;
    siehe NNBW VI;
    Schottenloher 5713, 6960 a-61, 8057.

  • Portraits

    W. Dilich, Urbs et academia Marpurgensis, Suppl., ed. F. Justi, 1898, S. 11;
    P. Freher. Theatrum virorum eruditione clarorum, Nürnberg 1688, S. 98;
    Dt.GB 32.

  • Author

    Gerhard Müller
  • Citation

    Müller, Gerhard, "Geldenhauer, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 170 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121278875.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Geldenhauer: Gerhard G. oder nach seiner Geburtsstadt Nimwegen Noviomagus genannt, verdient unter die Reformatoren der Niederlande gezählt zu werden. Von niederer Herkunft, geboren 1482, erhielt er, unterstützt von Adrian Cordatus, Domherr zu Middelburg, seine wissenschaftliche Erziehung an der Fraterschule des Alexander Hegius und Johannes Oostendorp zu Deventer. Nach Vollendung seiner humanistischen Studien bezog er die Hochschule zu Löwen und erhielt dort, unter Erasmus, den Magistertitel. Bald aber trat er in den Orden der Kreuzbrüder ein und erwarb sich, nach empfangener Priesterweihe, die Capellanstelle am Hofe Karls von Oesterreich zu Brüssel, wo er ein freundschaftliches Verhältniß mit dem holländischen Admiral Philipp von Burgund anknüpfte. Als Erzherzog Karl 1517 nach Spanien abreiste und Philipp von Burgund inzwischen auf den Bischofsstuhl von Utrecht erhoben war, folgte er diesem als Secretär nach seiner Diöcese. Als Freund und Vertrauter des Bischofes nahm er bald an den wichtigsten Staatsangelegenheiten Theil, völlig einverstanden mit der Hinneigung des Bischofs zum Humanismus und zur Reformation, wie sich aus der von ihm verfaßten Biographie des Bischofs nachweisen läßt. Nach Philipp's Tod 1524 trat er in den Dienst Maximilians von Burgund, Abtes zu Middelburg. Als dieser durch dasjenige, was er durch den aus Dänemark vertriebenen König Christian II. bei dessen Aufenthalte zu Middelburg erfuhr, ein lebendiges Interesse für die Bewegungen auf dem Gebiete der Kirche und Schule in Sachsen gefaßt hatte, schickte er G. nach Wittenberg. Diese im Herbst 1525 unternommene Reise ward von entscheidendem Einfluß für seine weitere Gesinnung. Nach einem kurzen Aufenthalte im Haag, nur zwei Tage nach der Hinrichtung des Märtyrers Johann Pistorius, welche er in seinem „Itinerarium“ als eine schändliche Frevelthat verurtheilte, begrüßte er zu Deventer Hinne Rode, zu Bremen Jacob Praepositus, zu Braunschweig Johann Pelt und zu Magdeburg Nicolaus Amsdorff; zu Wittenberg traf er mit Luther, Melanchthon und Carlstadt zusammen. Bald schloß er sich ganz der Reformation an und bezeugte nach seiner Heimkehr öffentlich „die neue Religionsauffassung sei dem apostolischen Glauben durchaus gemäß“. Jetzt kehrte er aber nicht nach Middelburg zurück, sondern erwarb sich von seinem Freunde, Steven van Zuylen von Nyevelt, Commenthur des deutschen Hauses zu Utrecht, die Pastorstelle der Martinikirche zu Tiel in Gelderland. Seine reformatorische Wirksamkeit machte ihn bald der Heterodoxie verdächtig; der Bischof von Utrecht untersagte ihm nach wider ihn erhobener Anklage die freie Predigt, und als auch Herzog Karl von Geldern sich zur Bekämpfung der Ketzerei aufmachte, entzog sich G. 1526 der drohenden Gefahr. Im folgenden Jahre hielt er sich zu Worms auf, wo er sich verheirathete, und zu Straßburg, wo er sich mühsam durch Privatunterricht ernähren mußte. Das Rectorat an der St. Annaschule zu Augsburg, welches er 1531 erhielt, brachte seinen Lebensumständen nur geringe Besserung. Als er aber vom Landgrafen Philipp von Hessen an der Marburger Universität 1532 zum Professor der Geschichte und 1534 der Theologie ernannt war, fing eine bessere Zeit für ihn an. — Großen Antheil hatte er von jetzt an an den Religionsangelegenheiten Deutschlands. 1537 wohnte er der Zusammenkunft in Schmalkalden und 1540 dem evangelischen Convent zu Hagenau bei, war auch unter den Unterzeichnern der hessischen Kirchenordnung von 1539. Irrig ist die Erzählung, sein Tod sei die Folge der Mißhandlungen gewesen, welche er auf einer Reise in der Nähe von Braunschweig von Räubern zu erleiden hatte; denn dieser Vorfall ist unstreitig schon in das J. 1525 zu setzen, als er aus Wittenberg nach Holland heimkehrte. Vielmehr raffte die Pest ihn 1542 zu Marburg hin, wo sich seine Ruhestätte in der St. Elisabethkirche befindet. G. zeichnete sich in mancher Hinsicht durch große Gelehrsamkeit aus. Besonders aber hat er Verdienste als Historiker. Scriverius hat uns in seiner Batavia illustrata mehrere kleinere Schriften Geldenhauer's aufbewahrt, wie die „Historia episc. Ultrajectinensium", „Historia Batavica", „De situ Zeelandiae“, „Pompa exequiarum Catholici regis Hispaniorum Ferdinandi“ und andere. Wichtiger ist sein „Itinerarium“, von Kist und Royaards (Archief Dl. IX. bl. 509 ff.) abgedruckt, welches seine Reise nach Wittenberg erzählt. Seine Hauptarbeit ist jedoch die „Vita Philippi a Burgundia episc. Ultraject.“ zu Straßburg herausgegeben, auch von Freherus und Struvius, Rer. Germ. Scriptores und Matthaeus, Analecta I, wieder abgedruckt. Wiewol seine Beurtheilung dieses ihm so nahe befreundeten Prälaten nicht ganz unpartheiisch ist, zeichnet sich diese Arbeit doch durch lebendige Darstellung, wichtigen Inhalt und große Sachlichkeit aus. — Auch als Apologet verdient G. Beachtung, indem sein Uebertritt zur Reformation nicht nur einen Bruch mit seinem Freunde Erasmus, sondern auch einen Federkrieg mit diesem hervorrief. Als G. nemlich in seinen „Epistolae Erasmi“ und „Annotaliones Erasmi“, welche 1529 zu Straßburg erschienen, einige Stellen aus Erasmus' Schriften anführte, welche den Ketzermord tadelten, erweckte er dadurch den heftigen Unwillen des Rotterdamer's, welcher bekanntlich den Verdacht der Heterodoxie ängstlich fürchtete und daher mit einer scharfen Gegenschrift „Contra pseudo-evangelicos“ antwortete.

    • Literature

      Ueber die Quellen zu seiner Biographie vgl. van der Aa, Biogr. Woordenb. und Schultz Jacobi in: De Kalender voor Protest. 1862. Zu vergleichen sind weiter De Hoop Scheffer, Gesch. van de Herv. in Nederl. II. S. 178 ff. u. Bayle, Dict. hist. et crit.

  • Author

    van Slee.
  • Citation

    Slee, Jacob Cornelis van, "Geldenhauer, Gerhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 530-531 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121278875.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA