Lebensdaten
1718 – 1790
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Kartograph ; Verleger ; Unternehmer
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 12123228X | OGND | VIAF: 25453825
Namensvarianten
  • Jaeger, Johann Wilhelm Abraham
  • Jaeger, Wilhelm
  • Jaeger, Johann Wilhelm Abraham
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Zitierweise

Jaeger, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12123228X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter (1678–1758), Frankfurter Geleitsreiter in N., 1719 Bürger, dann Quartiermeister u. Roßschreiber d. Bürgerkavallerie in N., S d. Peter ( 1711), aus Sellnrod/Oberhessen, Weiß- u. Honigkuchenbäcker u. Fruchtmesser in F., u. d. Margaretha Poppe;
    M Magdalena, T d. Georg|Buchner ( 1703), Gold- u. Silberarbeiter in N., zuletzt zugleich Schatzmeister am Leihhaus, u. d. Anna Barbara N. N.;
    Hanau 1748 Eleonore Schmidt (1722–75) aus Kesselstadt b. Hanau, Wwe d. Pulverhändlers Georg Jacob Platz in Hanau;
    2 S Peter Wilhelm ( 1775), Buchhändler in Wien, Joh. Christian (1754–1822), übernahm 1782 d. Verlag, den er, begünstigt durch d. seit 1792 fast immer bestehenden Kriegszustand zw. d. revolutionärem Frankreich u. d. dt. Staaten, zu e. bedeutenden Höhe führte. Er leitete außerdem d. ebenfalls durch d. Kriege florierende Hanauer Pulvermühle;
    E Joh. Georg (1778–1807), Buchhändler, seit 1803 Inh. d. J.schen Buchhandlung, Joh. Wilhelm, Kaufm. in Mailand, Gründer d. J.schen Handelshauses ebd., zeitweise Mitinh. d. J.schen Verlags in F., Anna Maria (1782–1837, 1800 Carl Könitzer, 1768–1840, Buchhändler, seit 1803 Teilhaber, seit 1825 Alleininh. d. J.schen Unternehmen, d. bis 1901 im Bes. d. Fam. Könitzer bleiben);
    Ur-E Marcus Andreas (1804–84), Oberappellationsgerichtsrat in Kassel, Freund d. Brüder Grimm.

  • Biographie

    J., der zu den bedeutenden Kartographen des ausgehenden 18. Jh. gehört, hat einen ungewöhnlichen Lebensweg gehabt. Er trat zunächst 1737 in österr. Militärdienste und 1745 als Artilleriekonstabler in die Dienste der Stadt Frankfurt am Main. 1748 zog er nach Hanau und baute den Pulverhandel des 1. Mannes seiner Frau zu einer Pulverfabrik aus, die dann weit über 50 Jahre im Besitz seiner Familie blieb. 1757 berief ihn die Stadt Frankfurt als Ingenieur-Leutnant und Zeugmeister zurück und ernannte ihn in der Folge zum Artillerie-Hauptmann. Durch seine Pulvermühle hatte sich J. soviel Geld verdient, daß er im Febr. 1762 das Buchhandelsgeschäft von Philipp Heinrich Hutter in Frankfurt für 11 008 Gulden kaufen konnte. Der vielseitig gebildete J., der u. a. Leblonds 4bändiges Werk über die Kriegskunst aus dem Französischen ins Deutsche übersetzte, schuf 1766-9 seinen großen Atlas von Deutschland in 81 Blättern. Er ist das erste topographische Werk, das Deutschland in großem Maßstab (1: 225 000) und aneinanderpassenden Sektionen und in Gradabteilungskarten (Breiten-Längengraden), die man erst später allgemein verwendet, zeigt. Die Kartengröße beträgt 57 × 45 cm. Die Ausführung entspricht in der Wiedergabe durchaus der der anderen zeitgenössischen Kartenwerke. Das große Kartenwerk, das die älteren Homannschen Karten auf Grund seines klaren Aufbaus und des einheitlichen Maßstabs nach und nach ersetzte, fand in den kriegerischen Zeiten um 1800 großen Absatz. J. kaufte und leitete noch eine Papierfabrik, während seine Frau hauptsächlich die Buchhandlung führte, mit der ein umfänglicher Papier- und dann auch Landkartenhandel verbunden war. 1782 zog sich J. vom Geschäftsleben zurück. Am Ende seines Lebens galt er als der erste kartographische Verleger Deutschlands; er hatte die älteren Unternehmen von Homann und Seutter weit überflügelt.

    Durch das Spezialkartenwerk von Deutschland konnte sich das Unternehmen unter der Führung von J.s Sohn Johann Christian gegen die Ende des 18. Jh. aufkommende Anstalt von Bertuch behaupten. Nach dessen Tod kam das Unternehmen in die Hände der Familie Könitzer. Carl Könitzer (s. Gen.) hatte den Buchhandel in der Myliusschen Buchhandlung in Berlin erlernt und war nach Gehilfenjahren in Basel und Lausanne bei Joh. Christian Jaeger eingetreten. Seit 1825 Alleinbesitzer des Unternehmens, galt er bei seinem Tode als einer der ersten Verleger und Buchhändler Frankfurts. Sein Sohn Christian Carl Könitzer (1804–79) hielt Verlag und Buchhandel auf der alten Höhe. Der Verlag brachte außer Landkarten, Plänen, Porträts, Kupfer- und Stahlstichen, landwirtschaftlichen und medizinischen Werken den „Frankfurter Kalender“ (1781-1827) und auch die 18bändige „Bibliothek der kath. Beredsamkeit“ von Räß und Weis heraus. Ihm folgte in der Leitung der Firma 1874 Emil Carl Könitzer (1831–1904), der 1885 die Papierhandlung an Otto Rennau verkaufte, während die Sortmentsbuchhandlung 1890 an Theodor Hoeser verkauft wurde. Die Verlagsbuchhandlung trat er an seinen Sohn Wolfgang Könitzer (1861–1901) ab; nach dessen frühem Tode wurde das Geschäft in der bisherigen Form aufgelöst. Die Papierhandlung wurde unter wechselnden Besitzern weitergeführt und besteht noch heute in Eschborn (Taunus). Die damals minderjährigen Söhne des letzten Inhabers der Verlagsbuchhandlung fielen beide im 1. Weltkrieg.

  • Literatur

    ADB 50;
    M. Belli geb. Gontard, Leben in Frankfurt a. M., X: 1812-21, 1851, S. 132 f.;
    E. Heyden, Gal. berühmter Frankfurter, 1861, S. 590-92;
    C. Ch. Könitzer, Zur 100j. Jubelfeier d. J.schen Buch-, Papier- u. Landkarten-Handlung, 1862 (als Ms. gedr.);
    W. Wolkenhauer, Gesch. d. Kartogr., 1903;
    A. Dietz, Frankfurter Handelsgesch. IV, 2. T., 1925 (P);
    R. Grosse-Stoltenberg, Der „Gr. Atlas v. Dtld.v. J. W. A. J., Frankfurt 1789, 1969 (43 Abb.);
    Rud. Schmidt, Dt. Buchhändler, Dt. Buchdrucker III, 1905, S. 506 f.

  • Autor/in

    Adalbert Brauer
  • Zitierweise

    Brauer, Adalbert, "Jaeger, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 281-282 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12123228X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Jaeger: Johann Wilhelm Abraham J., geboren am 18. August 1718 in Nürnberg als Sohn des dortigen, aus Frankfurt a. M. stammenden Stadtquartiermeisters und Roßschreibers Peter J., trat am 1. März 1737 in Eger als Fourier beim kais. Infanterieregiment Suckaw ein und machte erst in österreichischen, dann in bairischen Diensten die Feldzüge 1742—1744 mit. 1745 hielt er sich auf der Reise zur kaiserlichen Armee in Südwestdeutschland in der Reichsstadt Frankfurt auf und ließ sich hier bereden, in der Artillerie dieser Stadt Dienste zu nehmen; 1748 nahm er als Stückjunker seinen Abschied und heirathete die Wittwe des hanauischen Pulverfabrikanten Platz, dessen Fabrik er die nächsten Jahre führte. 1757 folgte er einem Rufe des Frankfurter Kriegszeugamtes und kehrte als Ingenieurlieutenant und Zeugwart in den Dienst der Reichsstadt zurück. 1758 wurde J. Lieutenant der Artillerie, 1762 kaufte er die Hutter’sche Buchhandlung auf dem Pfarreisen, die nachweisbar schon 1672 unter Johann Georg Walther bestand und später unter dem Namen Jaeger’sche Buchhandlung sich einen ehrenvollen Platz in der Geschichte des deutschen Buchhandels erworben hat. Der neue Buchhändler brachte es 1764 in seiner militärischen Laufbahn noch bis zum Capitänlieutenant der Artillerie. Mit Hülfe seiner Frau begann er am 22. März 1762 ohne alle Vorkenntnisse sein Geschäft. Das bekannteste Werk nicht nur seines Verlags, sondern auch seiner persönlichen gewissenhaften und mühseligen Arbeit ist der Jaeger’sche Atlas von Deutschland in 81 Blättern, alle im gleichen Maßstab, der sich langsam, aber mit stetig wachsendem Erfolge gegen Ende des Jahrhunderts als erstes deutsches Kartenwerk überall einbürgerte; er wurde 1766 begonnen und erschien 1789 mit einer Widmung an Kaiser Josef II., eines der hervorragendsten Werke der deutschen Kartographie in Technik und Ausstattung. Das Glück ist dem Buchhändler-Autodidacten treu geblieben; er hat seinem Sohne 1782 ein gutgehendes und in hohem Ansehen stehendes Geschäft übergeben können. Er betrieb außer diesem die erheirathete Pulvermühle in Hanau und errichtete dort auch eine Papierfabrik; in seinen Mußestunden fertigte er Elektrisirmaschinen und Telescope an, auch eine Standuhr ging aus seiner Werkstätte hervor. Wie in der Technik so auch in der Wissenschaft bewährte er sich als Autodidact: im 41. Lebensjahre erlernte er die französische Sprache zur Zeit, als die Franzosen im siebenjährigen Kriege Frankfurt und Umgegend besetzten, und brachte es so weit, daß er sehr bald Le Blond's Kriegskunst in 4 Theilen ins Deutsche übersetzen konnte. J. war ein Mann von höchster Intelligenz und ausdauerndem Fleiße, eine gerade, aufrichtige, demüthig fromme Natur. Er starb im September 1790.

    • Literatur

      Heyden, Gallerie berühmter und merkwürdiger Frankfurter (Frankfurt 1861), nach Aufzeichnungen Jaeger's und seines Sohnes, die auch oben benutzt wurden. — Zur 100jährigen Jubelfeier der Jaegerschen Buch- etc.-Handlung 22. März 1862 (als Manuscript gedruckt).

  • Autor/in

    R. Jung.
  • Zitierweise

    Jung, Rudolf, "Jaeger, Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 625 unter Jaeger, Johann Wilhelm Abraham [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12123228X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA