Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Orgelbauer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121158233 | OGND | VIAF: 62396958
Namensvarianten
  • Seuffert

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Zitierweise

Seuffert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121158233.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Johann Philipp (* 5.3.1693 Gössenheim/Wern, 18.6.1780 Würzburg), sechstes von sieben Kindern eines Bauern, war der erste Orgelbauer der Familie. Er erlernte seinen Beruf bei Johann Hoffmann (1661–1725) in Würzburg und bereiste als Wandergeselle Böhmen, Österreich, Ungarn und Polen; 1722 heiratete er die Witwe des Orgelbauers Franz Karl Hillebrand (um 1684–1720) in Würzburg und übernahm dessen Werkstatt. Die Baubegeisterung der Barockzeit bescherte ihm, seit 1731 als Hoforgelbauer privilegiert, für vier Jahrzehnte volle Auftragsbücher: nach eigener Angabe baute Johann Philipp mehr als 200 neue Orgeln, allerdings, von wenigen Ausnahmen in Klosterkirchen abgesehen, nur einmanualige Werke verschiedener Größe. Er arbeitete hauptsächlich imHochstift Würzburg, gelegentlich auch am Oberrhein und in Westfalen. Der von ihm entwickelte Orgeltyp – einfache Prospektmodelle mit vergoldeter Schnitzerei, klanglich abgewogen für die verschiedenen Bedürfnisse der Liturgie – wurde wegen seiner Bescheidenheit lange unterschätzt, ist aber gerade in seiner Eigenart das den fränk. Barockbaumeistern kongeniale Musikinstrument. Der älteste Sohn Johann Ignaz (* 1.8.1728 Würzburg, 4.2.1807 Kirrweiler b. Neustadt/Weinstraße), lernte nach der Ausbildung in Lothringen den franz. Orgelbau kennen, faßte zunächst in Baden Fuß und arbeitete eine Zeitlang zusammen mit seinem Landsmann Ferdinand Stieffell (um 1737–1818). 1768 trennten sich ihre Wege, Stieffell blieb in Baden, Johann Ignaz zog in die Vorderpfalz nach Kirrweiler und konnte als fürstl. speyer. Orgelmacher eine Werkstatt eröffnen, die über 100 Jahre bestand. Zunächst übernahm um 1805 der Sohn Franz (* 17.1.1773 Kirrweiler, 20.8.1855 ebd.) den Betrieb, danach der Enkel Johann Franz (* 4.9.1814 Kirrweiler, 1886 ebd.), der sich in Würzburg und Wien weitergebildet hatte. Nach 1850 gab es keine Neubauten mehr, Johann Franz unterlag der mächtigen überregionalen Konkurrenz und wurde nur noch für Reparaturen verpflichtet. Die Seuffert-Orgeln des Pfälzer Zweigs sind anfangs kaum von den mainfränk. zu unterscheiden, integrierten sich aber bald in das oberrhein. Umfeld durch klangliche Anpassung und den Verzicht auf Spitztürme. Seit 1810 entwickelte Franz ein eigenes klassizistisches Prospektmodell. Johann Philipps jüngerer Sohn Franz Ignaz (* 9.11.1732 Würzburg, 17.11.1810 ebd.) verbrachte nach der Lehre seine Wanderjahre in den Niederlanden, in Frankreich und in der Schweiz, bevor er 1768 Nachfolger als Hoforgelbauer in der Würzburger Stammwerkstatt wurde. Den Stil seines Vaters, der ihn auch weiterhin unterstützte, führte er unverändert fort. Infolge der in Mainfranken gegen Ende des 18. Jh. nachlassenden Orgelbautätigkeit wurden die Aufträge knapp, die Orgelbauer verlegten sich daher auf den Klavierbau, der im Bürgertum des 19. Jh. zunehmend an Bedeutung gewann. Nur etwa 20 Orgeln sind bisher für Franz Ignaz belegt.

    Von seinen Söhnen wurden zwei erfolgreiche Orgel- und Instrumentenbauer: Der älteste, Johann Philipp Albert (* 1.8.1763 Würzburg, 7.7.1834 ebd.), übernahm 1789 die Würzburger Werkstatt, war ebenfalls Hoforgelbauer und verdiente sich ein Zubrot im Hoforchester. Die rund 20 von ihm erbauten Orgeln folgen klanglich zwar weitgehend dem klassischen Seuffert-Stil, ihre Prospekte sind aber ganz anders gestaltet und in ihrem individuellen Charakter unverwechselbar. Mit Gutachtertätigkeit und dem Transferieren von Orgeln aus säkularisierten Kirchen überstand er die schweren Zeiten nach 1803. Die Witwe verkaufte 1834 Werkstatt und Nachlaß an den jungen Meister Balthasar Schlimbach (1807–96), der sie noch einmal zu einer beachtlichen Nachblüte brachte.

    Der jüngere Bruder Franz Martin (* 10.1.1773 Würzburg, 3.7.1847 Wien) arbeitete zunächst als Klavierbauer bei Anton Walter in Wien und beteiligte sich dort 1801–10 an der neu eröffneten Klavierfabrik „Wachtl & Comp.“. 1811 machte er sich selbständig, war 1827/46 mit Johann Seidler assoziiert und nahm 1842 seinen Sohn Eduard (* 1817 Wien, 6.9.1855 Wien-Döbling) ins Geschäft, der 1847 Nachfolger wurde.

  • Werke

    W zu Johann Philipp : Werke (DP = Denkmalprospekt, DO = Denkmalorgel): Gerlachsheim, Hauptorgel, 1731, I/16 (DO);
    Banz, Hauptorgel, 1737, II/29 (DO);
    Ebrach, Hauptorgel, 1743, II/32 (DP);
    Grafschaft, Hauptorgel, 1745–47, II/36;
    Gaibach, Pfarrkirche, 1748, I/12 (DO);
    Iphofen, Stadtkirche, 1751, I/16 (DO);
    Maria Limbach, Wallfahrtskirche, 1756, I/16 (DO);
    Erlabrunn, Pfarrkirche, 1761, I/12 (als Chororgel im Münster zu Überlingen);
    Würzburg, Franziskanerkirche, 1767, II/26;
    Bruchsal, St. Peter, 1768, I/20 (DP);
    (Pfälzer Zweig):
    Offenburg, Heilig-Kreuz, 1762, II/28 (DP);
    Alsheim, kath. Pfarrkirche, 1764, I/14 (DO);
    Rastatt, Schloßkirche, 1765, I/12 (DO);
    Landau, Stiftskirche, 1772, I/19 (DP): Mörlheim, kath. Kirche, 1786, I/10 (DO);
    Kirrweiler, kath. Kirche, 1809, I/16 (DP);
    Lachen, kath. Kirche, 1823, I/9 (DO);
    Freinsheim, kath. Kirche, 1825, I/13 (DO);
    Rhodt, ev. Kirche, 1834, II/28;
    Merzalben, kath. Kirche, I/10 (DP);
    Walsheim, ev. Kirche, 1845,|I/16 (DO);
    (II./III. Würzburger Generation):
    Oberscheinfeld, Pfarrkirche, 1768, I/11 (DO);
    Hemmersheim, kath. Kirche, 1769, I/11 (DO);
    Königheim, 1772 (DP);
    Grafenrheinfeld 1775, II/23;
    Kirchheim, alte Kirche, 1779, I/13 (DP);
    Possenheim, ev. Kirche, 1784, I/12 (DP);
    Würzburg, Juliusspital, 1789, I/12;
    Rohrbach 1789, I/11 (DO);
    Röttingen, Pfarrkirche, 1795, I/15 (DP);
    Dampfach 1802, I/12 (DO);
    Halsheim 1815, I/14 (DP).

  • Literatur

    B. v. Siebold, Die Seuffertische Fam., ein wahrer künstler. Stamm . . . in: Neue Fränk. Chronik II, 1807, Sp. 703–10;
    E. L. Gerber, Neues hist.-biogr. Lex. d. Tonkünstler, 1812–14, Bd. IV, Sp. 189–92;
    O. Kaul, Von d. Kunst d. Orgelbaus in Würzburg, in: Die Frankenwarte (Würzburger Gen.anz.) 1937, Nr. 47, 1938 Nr. 8;
    R. Walter, Die fränk. Orgelbauer-Fam. S., in: Die Mainlande (Main-Post Würzburg) 1966, Nr. 15–18;
    H. Fischer u. Th. Wohnhaas, Johann Philipp S. u. seine Nachkommen, in: Fränk. Lb. II, 1968, S. 333–55;
    dies., Werkverzeichnisse fränk. Orgelbauer, in: Acta Organologica 21, 1990, S. 13–53, bes. S. 37–41;
    B. Bonkhoff, Die Orgelbauer S., Ubhaus u. Wagner in Kirrweiler, in: Pfälzer Heimat 34, 1983, S. 49–69;
    R. Hopfner, Wiener Musikinstrumentenmacher 1766–1900, 1999, S. 457 f.;
    Wurzbach;
    MGG;
    MGG² .

  • Autor/in

    Hermann Fischer
  • Zitierweise

    Fischer, Hermann, "Seuffert" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 278-279 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121158233.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA