Lebensdaten
1864 – 1935
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Verleger ; Buchhändler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119522926 | OGND | VIAF: 54959963
Namensvarianten
  • Lehmann, Julius Friedrich
  • Lehmann, J. F.
  • Lehmann, Julius F.

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Lehmann, Julius Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119522926.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1825–1905), prakt. Arzt in Zürich (mußte 1848 als Rev.teilnehmer d. Pfalz verlassen u. in Zürich studieren), S d. Karl (1786–1870), Notar u. Hypothekenbewahrer in Frankenthal, u. d. Maria Barbara Schuck;
    M Friederike (1835–1911), T d. Joh. Bernhard Spatz (1782–1840), Kreisbaurat in Speyer, u. d. Friederike Haffner;
    Groß-Om Karl Alexander Spatz (1810–56), Advokat, Abg. d. Nat.verslg. in Frankfurt;
    B Karl Bernhard (s. 2), Wilhelm (1861–1932), Landschaftsmaler, Prof. a. d. ETH Zürich, Schriftführer d. Sezession in M. (s. ThB; Vollmer);
    - Leipzig 1892 Melanie (1865–1953), T d. Reichsgerichtsrats Julius Petersen (1830–1909) u. d. Mathilde Trapp; Vt d. Ehefrau Max Staedtke, kaufte 1897 L.s Buchhandlung;
    1 S (⚔), 5 T, u. a. Mathilde ( Friedrich Weber, 1892-1954, Dr. med. vet., Freikorpsführer, Veterinärrat, Führer d. Bundes Oberland, Reichsführer d. Dt. Tierärzte, Tierarzt, Min.beamter), Irmgard ( Hans Zeiß, 1895–1944. Prof. d. Vor- u. Frühgesch. in M.), Frieda ( 1928 Otto Spatz, * 1900, Verleger in München, S d. Geh. Sanitätsrats Dr. Bernhard Spatz, 1856–1935, Schriftleiter d. MMW seit 1885);
    E Bernhard (* 1935), Dipl.-Kfm., seit 1966 Mitinh. u. Geschäftsführer d. Verlags.

  • Biographie

    L. begann nach der mittleren Reife mit der Buchhändlerlehre im Verlag Orell Füßli & Co. in Zürich. Danach war er in Schaffhausen, Frauenfeld und Brüssel tätig. 1889 ging er nach Leipzig zum Verlag E. A. Seemann. In diesem vor allem im Bilddruck führenden Unternehmen arbeitete L. als Hersteller. Er machte sich mit den modernen Druckverfahren vertraut und lernte die verlegerische Kalkulations- und Preisbildungspraxis von Grund auf kennen; hierüber schrieb er 1890 zusammen mit H. Paul ein bald weitverbreitetes Handbuch (Herstellung und Preisberechnung von Druckwerken, 3 Aufl.). Am|1.9.1890 gründete er in München „J. F. Lehmanns Medizinische Buchhandlung“ und „J. F. Lehmanns Verlag“. Erstes wirtschaftliches Hauptobjekt des Verlags war die 1854 als „Aerztliches Intelligenzblatt“ gegründete, 1880 in „Münchener Medizinische Wochenschrift“ (MMW) umbenannte Fachzeitschrift, deren Schriftleitung seit 1885 Dr. Bernhard Spatz innehatte. L. vermochte Absatz und Verbreitung dieser bis heute bedeutenden Zeitschrift entscheidend zu steigern. 1896 verkaufte er die Buchhandlung an seinen Vetter Max Staedtke und nahm als Teilhaber 1911 Fritz Schwartz, 1920 Friedrich Lehmann und 1930 seinen Schwiegersohn, den Buchhändler Otto Spatz auf, dessen Bruder Hans 1932-45 die Schriftleitung der MMW innehatte. Nach L.s Tod ging die Buchhandlung durch Kauf an W. Aldinger über, der Verlag wurde von O. Spatz fortgeführt.

    L.s verlegerisches Schaffen vollzog sich in recht unterschiedlichen Abschnitten. Seine bei Seemann erworbenen graphisch-technischen Kenntnisse führten zur Herstellung mich illustrierter, großformatiger Fachbücher und Atlanten, die internationalen Ruf genossen, z. B. Helferichs Atlas der Frakturen und Luxationen, die Röntgenbilder-Atlanten von R. Grashey, der Anatomie-Atlas von Sobotta oder G. Hegis 12bändige „Illustrierte Flora von Mitteleuropa“. Für die ärztliche Fortbildung und das Studium gestalteten führende Fachgelehrte die vielbändigen „Klinischen Lehrkurse“ und „L.s med. Lehrbücher“. Bedeutend waren auch die der Fachinformation dienenden zahlreichen neuen Periodika, zu denen solche hinzukamen, die sich mit Krankheitsverhütung und Vorbeugung (z. B. Mschr. f. Krebsbekämpfung), aber auch mit Rassen- und Erblehre befaßten. Der Würdigung bedeutender Persönlichkeiten, z. B. mit der 4bändigen Darstellung von Ehrlichs Salvarsanarbeiten, galt die Reihe „Große Männer“. – Schon vor dem 1. Weltkrieg hatte sich L. der politischen Deutschtumsarbeit zugewandt; so gab er einen großen Teil der Schriften des Alldeutschen Verbandes heraus sowie 1917 die Zeitschrift „Deutschlands Erneuerung“, edierte die Hefte der „Los-von-Rom-Bewegung“ und trat für den Kampf der Buren gegen die Engländer durch die Herausgabe von Büchern wie „Ohm Krügers Lebenserinnerungen“ ein. Aus demselben Nationalbewußtsein entstanden auch bis heute als Jahresberichte über die See- und Luftfahrt wie über das Wehrwesen überhaupt erscheinende Standardwerke wie das seit 1900 publizierte Taschenbuch der Kriegsflotten von B. Weyer. – Adlerschild d. Dt. Reiches (1934); Dr. med. h. c. (München 1934), Dr. rer. nat. h. c. (Tübingen 1934); Begründer d. Alldt. Wehrschutzes; geschäftsführendes Mitgl. im Alldt. Verband.

    Verlag wie Buchhandlung wurden während des 2. Weltkriegs weitgehend zerstört. Der mit seinem Verlag Urban & Schwarzenberg (U&S) von Berlin nach München übergesiedelte Verleger Heinz Urban erwarb 1945/46 L.s Buchhandlung sowie eine Reihe der bisher von L. verlegten medizinischen Werke. 1950 begründete Otto Spatz den Verlag neu, die bei Kriegsende eingestellte MMW begann wieder zu erscheinen. Die von U&S erst als „J. F. Lehmanns Medizinische Buchhandlung“, dann als „Buchhandlung Oskar Rothacker“ geführten Betriebe wurden 1981 an den Deutschen Ärzte-Verlag Köln verkauft. Die MMW wurde 1980 in den neugegründeten, zur Bertelsmann-Gruppe gehörenden MMW-Medizinverlag GmbH München (1973–80 „Verlagsgesellschaft O. Spatz“) übergeführt.

  • Werke

    Weitere W u. a. Dtld.s Zukunft bei e. guten u. schlechten Frieden, o. J. -
    Mitbegr.: Mschr. Dtld.s Erneuerung, 1917. -
    Mithrsg.: Schrr. d. Alldt. Verbands (u. a. Reihe „Im Kampfe um d. Deutschtum“).

  • Literatur

    Festschrr. z. 25-, 40- („40 J. Dienst am Deutschtum“), 50-, 70- u. 75j. Verlagsbestehen, 1915, 1930, 1940, 1960, 1965 (P);
    Melanie Lehmann, Biogr. J. F. L., 1935 (P);
    A. Meiner, Der Dt. Verlegener. 1886-1935, 1936;
    A. Kruck, Gesch. d. Alldt. Verbandes 1890-1939, 1954;
    110 J. MMW -e. Querschnitt durch vergangene J.zehnte v. 1854-1964, Sonderh. MMW, 1984;
    C. Vinz u. G. Olzog, Dokumentation dt.sprach. Verlage, ⁴1971;
    Dt. Mutter im Krieg, Tagebücher a. d. 1. Weltkrieg 1914-18 v. Julie Spatz geb. Heinzelmann (Priv.dr., hrsg. v. Otto Spatz), 1981 f. (P);
    Ahnenbilder d. Fam. Spatz-Lehmann, hrsg. v. dems., 1982 (P);
    Rhdb. (P). - Fam.archiv Otto Spatz, München.

  • Autor/in

    Heinz Walter
  • Zitierweise

    Walter, Heinz, "Lehmann, Julius Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 70-71 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119522926.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA