Wunderlich, Carl August

Dates of Life
1815 – 1877
Place of birth
Sulz/Neckar (Ortenau)
Place of death
Leipzig
Occupation
Mediziner ; Kliniker ; Arzt
Religious Denomination
-
Authority Data
GND: 119477009 | OGND | VIAF: 3281573
Alternate Names

  • Wunderlich, Karl Reinhold August
  • Wunderlich, Carl Reinhold August
  • Wunderlich, Carl R. A.
  • Wunderlich, Carl August
  • Wunderlich, Karl Reinhold August
  • Wunderlich, Carl Reinhold August
  • Wunderlich, Carl R. A.
  • Wunderlich
  • W., C. A.
  • W., C.A.
  • Wunderlich, Karl August
  • Wunderlich, Karl A.
  • Wunderlich, K. A.
  • Wunderlich, K.A.
  • Wunderlich, Karl R.
  • Wunderlich, Carl R.
  • Wunderlich, Carl A.
  • Wunderlich, C. A.
  • Wunderlich, C.A.
  • Wunderlich, C.
  • Wunderlich, Dr.
  • Wunderlich, Karl R. A.

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Citation

Wunderlich, Carl August, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119477009.html [05.12.2025].

CC0

  • Wunderlich, Carl Reinhold August

    | Mediziner, Kliniker, * 4.8.1815 Sulz/Neckar (Ortenau), † 25.9.1877 Leipzig.

  • Genealogy

    Aus seit d. 16. Jh. nachweisbarer Gelehrten-, Pfarrer- u. Ärztefam.;
    V Georg Reinhold (1773–1824, 1] Louise Augusta Clossius, geb. Boek, 1771–1812, 1] Karl Friedrich Closs[ius], 1768–97, Prof. f. Med. in Tübingen, s. ADB IV), Dr. med., Apotheker, dann Oberamtsarzt in S., Med.rat d. Neckarkreises in Ludwigsburg, S d. Christoph Friedrich (1736–1799), aus Güglingen (Württ.), 1767 Pfarrer in Stammheim b. Calw, zuletzt in Magstadt (Württ.), u. d. Regine Tabitha Frommann (1740–1780);
    M Christiane Juliane Auguste (1787–1843), aus Stuttgart, aus Hugenottenfam., T d. Carl Ludwig Friedrich Chambon (1740–1795) u. d. Louise Friederike Böck;
    Ov Immanuel Gottlieb (1767–1824), Pfarrer 1803 in Aurich, 1817 in Süßen, Ernst Friedrich (* 1775), Kaufm. in London, Christoph Friedrich (* 1776), Amtsnotar in Waldenbuch, Karl Johann Gottlieb (* 1778), Kaufm. in Stuttgart, Christian August (* 1784), Kaufm. in Ulm, 4 Stief-B (1 früh †) u. a. Hermann Gerold Emil (1805–1867), 1 Stief-Schw (früh †);
    Tübingen (?) 1841 Sophie (1820–85), T d. Christian Gmelin (1780–1824), Dr. iur., Hofger.advokat in Tübingen, 1805 Prof. d. Rechte in Bern, 1813 in Tübingen, 1824 OJR in Ulm (s. NDB VI, Fam.art.), u. d. Rosine Müller (1784–1865);
    4 S (1 früh †), 5 T (3 früh †);
    Gvm d. Ehefrau Johann Gotthard v. Müller (1747–1830, württ. Adel 1808), Kupferstecher, 1776 Mitgl. d. Ac. Royale de Peintre et Sculpture in Paris, 1777–94 Leiter e. Stecherklasse u. Druckerei an d. Hohen Karlsschule in Stuttgart, dann als privates Lehrinst. u. Kupferdruckerei,|1797 an d. Ak. in Dresden, 1804 Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Künste in Berlin, 1812 Ehrenmitgl. d. Ak. d. Künste in Wien, 1814 d. Bayer. Ak. d. bildenden Künste in München, u. d. Ak. d. Künste in Kopenhagen, 1808 württ. Zivilverdienstorden u. 1818 Orden d. württ. Krone (s. ADB 22;
    AKL).

  • Biography

    Nach dem Tod des Vaters zog W. mit seiner Familie nach Stuttgart, wo er in Nachbarschaft und Freundschaft mit den späteren Medizinern Wilhelm Griesinger (1817–1868) und Wilhelm Roser (18177–88) aufwuchs.

    Nach dem Abitur am Stuttgarter Gymnasium 1832 studierte W. seit Ostern 1833 Medizin an der Univ. Tübingen, wo er sich insbesondere dem Privatdozenten Albrecht Friedrich Schill (1812–1839) anschloß. Nach dem Examen 1837 ging W. auf Studienreisen nach Zürich zu Johann Lukas Schönlein (1793–1864) und Paris, um sechs Monate die Pariser Klinik u. a. bei Pierre Charles Alexandre Louis (1787–1851) kennenzulernen. 1838 wurde W. Assistent am Katharinenhospital in Stuttgart, mit rund 500 Betten ein größeres Krankenhaus Deutschlands, und mit einer Arbeit über die „Nosologie des Typhus“ – das Thema beschäftigte W. lebenslang – an der Univ. Tübingen zum Dr. med. promoviert. Im Jan. 1840 an der Univ. Tübingen für Medizin habilitiert, trat er die Assistenz der auf 12 Betten vergrößerten Tübinger Klinik als Nachfolger Schills an und übernahm, erst stellvertretend, 1843 dauerhaft, die Klinikleitung bei gleichzeitiger Ernennung zum ao. Prof., und 1846 zum o. Professor für Medizinische Klinik.

    Wie viele andere seiner Generation kritisierte W. die mangelnde Wissenschaftlichkeit der dt. Medizin. Bereits während des Studiums hatte sich W. mit Roser und Griesinger mit neueren Entwicklungen, insbesondere der Pariser und Wiener Medizin, auseinandergesetzt. 1842 begründeten Roser und W. das „Archiv für physiologische Heilkunde“, das sich in den ersten Jahren programmatisch mit der Kritik an zeitgenössischen Vertretern einer naturphilosophisch orientierten Medizin und an der empirisch ausgerichteten Naturhistorischen Schule profilierte. 1850 folgte W. dem Ruf auf die o. Professur für Medizinische Klinik an die Univ. Leipzig, wo er – neben Carl Ludwig (1816–1895) – wesentlich zum wissenschaftlichen Ruf der Klinik beitrug. Mit Carl Thiersch (1822–1895) betrieb er den Ausbau des Städtischen Krankenhauses zu einem universitären Klinikum im angelsächs. Pavillonstil. W. entwickelte die von Ludwig Traube (1818–1876) etablierte Methode der klinischen Temperaturmessung zu einer diagnostischen und prognostischen Methode. Mit langen Meßreihen begründete er seine Lehre vom regelhaften Temperaturverlauf fieberhafter Krankheiten und trug damit maßgeblich dazu bei, den Temperaturverlauf („Fieberkurve“) in der klinischen Diagnostik für die Differentialdiagnose von Infektionskrankheiten zu etablieren. Zu W.s wichtigsten Schülern zählen Ernst Strümpell (1853–1925) und Otto Heubner (1843–1926).

  • Works

    W Wien u. Paris, e. Btr. z. Gesch. u. Beurtheilung d. gegenwärtigen Heilkde. in Dtld. u. Frankreich, 1841 (Habil.schr.);
    Ueber d. Mängel d. heutigen dt. Medicin u. ueber d. Nothwendigkeit e. entschieden wiss. Richtung in ders., in: Archiv f. physiol. Heilkde. 1, 1842, S. i – xxx (mit W. Roser);
    Hdb. d. Pathol. u. Therapie, 3 Bde., 1846–54, 4 Bde. ²1852–56;
    Das Verhalten d. Eigenwärme in Krankheiten, 1868, ²1870.

  • Literature

    L ADB 44;
    G. Sticker, W., Roser, Griesinger, „die drei Schwäb. Reformatoren d. Med.“, in: Sudhoffs Archiv f. Gesch. d. Med. u. d. Naturwiss. 32, 1939, H. 4/5, S. 217–74;
    W. H. T. Schürmann, C. R. A. W. u. d. „Physiol. Heilkde.“, Diss. Med. Hochschule Hannover, 1988;
    V. Hess, Der wohltemperierte Mensch, Wiss. u. Alltag d. Fiebermessens, 1850–1900, 2000;
    I. Kästner (Hg.), Labor u. Klinik, Leipziger Univ.med. im 19. Jh., Kat. d. Univ.bibl. Leipzig, 2015 (P);
    Ärztelex.;
    Forscher u. Erfinder;
    zur Fam.: Moriz Gmelin, Stammbaum d. Fam. Gmelin, 1877, S. 97.

  • Portraits

    P Photogr. (Univ.bibl. Leipzig), Abb. in: Kästner, 2015 (s. L).

  • Author

    Volker Hess
  • Citation

    Hess, Volker, "Wunderlich, Carl Reinhold August" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 543-544 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119477009.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Wunderlich, Karl Reinhold August

  • Biography

    Wunderlich: Karl Reinhold August W., Arzt, geboren am 4. August 1815 zu Sulz am Neckar als Sohn des Oberamtsarztes W., am 25. September 1877 zu Leipzig. Er siedelte 1824 nach dem Tode des Vaters mit der Mutter nach Stuttgart über, bezog 1833 die Universität Tübingen, um Medicin zu studiren, fand jedoch anfangs wenig Befriedigung, da die damaligen Mitglieder der medicinischen Facultät an veralteten Systemen festhielten und die vielfachen Fortschritte der französischen und englischen Medicin unbeachtet ließen. Um so enger schloß er sich 1835 an den Privatdocenten F. A. Schill an, der seinen Hörern jene Fortschritte übermittelte, und er erhielt weitere Förderung und Anregung durch die neu erschienene Physiologie von Johannes Müller und durch den Umgang mit seinen Jugendfreunden und Studiengenossen W. Griesinger und W. Roser. Er bestand 1837 das Rigorosum in Tübingen glänzend und ging dann auf ein Jahr nach Paris, wo er starke wissenschaftliche Eindrücke und Anregungen erhielt. Nach seiner Rückkehr wurde er Assistent am Katharinahospital in Stuttgart, erwarb im November 1838 mit einer Dissertation „Ueber die Nosologie des Typhus“ die medicinische Doctorwürde und hielt im Winter in Stuttgart Vorlesungen für Militärärzte. Im Frühjahr 1840 habilitirte er sich als Privatdocent an der Universität Tübingen, ging im Herbst nach Wien und schrieb als das Ergebniß seiner Pariser und Wiener Studienreisen die Schrift: „Wien und Paris“, die großes Aufsehen erregte. Er wirkte dann in den nächsten Jahren zunächst als Assistent des kränklichen Professors der Klinik, Hermann, seit 1843 als dessen Stellvertreter und außerordentlicher Professor und|wurde 1846 zum ordentlichen Professor und Director der medicinischen Klinik befördert. Im Herbst 1850 wurde er als Ordinarius und klinischer Leiter des Jakobshospitals nach Leipzig berufen, wo er bis an sein Lebensende wirkte. Seine Lehrthätigkeit zog zahlreiche Studirende nach Leipzig, seine Privatpraxis war ungemein ausgedehnt, mehrmals konnte er ehrenvolle Berufungen nach außerhalb ausschlagen; aber seit 1866, wo ihn eine Lungenentzündung befiel, kränkelte er und die Aufregungen und Sorgen, in die ihn Krankheit und Tod des einzigen Sohnes versetzten, untergruben vollends seine Gesundheit, bis er nach jahrelangem Siechthum der Miliartuberkulose erlag. — Wunderlich's Verdienste um die Entwicklung der modernen Heilkunde sind groß. Gemeinsam mit seinen Freunden Griesinger und Roser hat er als Vorkämpfer der „physiologischen Medicin" in dem von ihm begründeten „Archiv der physiologischen Heilkunde" (1842—1859) und durch sein großes und reichhaltiges „Handbuch der Pathologie und Therapie" (1850—1852) bahnbrechend für die exacte, physiologische Richtung der medicinischen Forschung gegenüber den damals herrschenden unklaren, unkritischen und unwissenschaftlichen ontologischen Anschauungen gewirkt und ihr zum Siege verholfen. Zugleich aber hat er auch durch Einzelarbeiten seine Wissenschaft wesentlich gefördert. Namentlich war er es, der durch seine Arbeiten über klinische Thermometrie, sein Werk „Das Verhalten der Eigenwärme in Krankheiten“ (1870), den Thermometer am Krankenbett und damit eine genaue Controlle der Fieberwärme erst einbürgerte, nachdem Bärensprung und Traube die ersten Anregungen in dieser Richtung gegeben hatten. Den Schwerpunkt seiner Thätigkeit fand er in der Beobachtung am Krankenbett und bemühte sich die seiner Meinung nach überwuchernden Hülfswissenschaften in ihren Grenzen gegenüber dem klinischen Fach zu halten. Ein feinsinniger und kritischer Beobachter und rednerisch sehr begabt, wußte er als Lehrer nach dem Urtheil seines Collegen Thiersch das Bild der Krankheit beim Unterricht klar und bündig darzustellen. Von seinem umfassenden und vielseitigen Wissen zeugen auch seine geschichtlich-medicinischen Studien, so seine „Geschichte der Medicin“ (1859) und seine „Gedächtnißrede auf Wilhelm Griesinger“ (1869).

  • Literature

    Vgl. die Nekrologe von O. Heubner und W. Roser im Archiv der Heilkunde 1878, XIX. —
    Ferner Hirsch, Lex. ber. Aerzte VI, 336. —
    Karl Roser, Wilhelm Roser. Ein Beitrag zur Geschichte der Chirurgie. Wiesbaden 1892.

  • Author

    G. Korn.
  • Citation

    Korn, G., "Wunderlich, Karl Reinhold August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 44 (1898), S. 313-314 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119477009.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA