Lebensdaten
1895 – 1977
Geburtsort
Fürth
Sterbeort
Fürth
Beruf/Funktion
Unternehmer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119405733 | OGND | VIAF: 59893531
Namensvarianten
  • Schickedanz, Gustav Abraham
  • Schickedanz, Gustav
  • Schickedanz, Gustav Abraham

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schickedanz, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119405733.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leonhard (1857–1929), Werkmeister in F., S d. Johann Nikolaus (1812–83), aus Dietzenbach (Hessen), Galanterieschreiner in F., später Inh. e. Faßfahrik in Fürth im Wald, u. d. Margaretha Babette Amm (1827–98);
    M Eva Elisabeth (1862–1923), T d. N. N. Kolb, Bauer in Vestenbergsgreuth b. F.;
    Gvm N. N. Amm, Poststallmeister in Nürnberg-Gostenhof;
    1 Schw Elisabeth (1893–1978, Daniel Kießling, 1890–1952, Kaufm. in F.);
    1) 1919 Anna (1896–1929), T d. N. N. Zehnder, Bäckermeister in F.-Dambach, 2) Fürth 1942 Grete Lachner (s. 2);
    1 S aus 1) (früh †), 1 T aus 1) Louise (1925–94, Hans Dedi, * 1918, aus Basel, 1958 Prokurist d. Großversandhauses Quelle Gustav Schickedanz KG, 1962 Gen.bevollmächtigter, 1967 Vorstand d. Hüssy & Künzli AG f. elast. Gewebe u. Gewirke in Murg (Baden), 1977-89 persönl. haftender Gesellschafter d. Gustav u. Grete Schickedanz KG, bis 1994 Mitgl. d. Stiftungsrats d. Gustav u. Grete Schickedanz-Stiftung, Bayer. Verdienstorden 1980; Gr. silbernes Ehrenzeichen d. Rep. Österr. 1988, Gr. BVK 1983, s. Munzinger, S d. N. N., Textilfabr., Vorstand u. Hauptaktionär d. Hüssy & Künzli AG), 1 T aus 2) Madeleine (* 1943, 1] ⚮ Hans-Georg Mangold, * 1942, 2] Wolfgang Bühler, * 1932, Dr. iur., 1970 stellv., 1973 o. Mitgl. d. Vorstands d. AEG, Leiter d. Hausgerätewerks in Nürnberg, seit 1976 b. d. Gustav u. Grete Schickedanz KG, 1977 2. stellv. Vors. d. Konzernbeirats. Mitgl. d. Stiftungsrats d. Gustav u. Grete Schickedanz-Stiftung, seit 1989 Vors. d. Schickedanz Holding AG, BVK I. Kl. 1989, Bayer. Verdienstorden 1991, 3] Leo Herl, * 1943, Mitgl. d. Aufsichtsrats d. KarstadtQuelle AG);
    E Margarete Dedi (⚭ Ingo Riedel, Dr. iur., seit 1994 Mitgl. d. Stiftungsrats d. Gustav u. Grete Schickedanz-Stiftung, stellv. Vors. d. Aufsichts- u. Verw.rats d. Quelle Schickedanz AG & Co. bzw. d. KarstadtQuelle AG, Mitgl. d. Stiftungsrats d. Stiftung Dt. Sporthilfe, s. manager magazin 3/2004), Hans-Peter Mangold (* 1967), Daniela Mangold (* 1970), Matthias Bühler (* 1975), Caroline Bühler (* 1977).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Elementar- und Realschule in Fürth trat S. 1911 eine kaufmännische Lehre bei einer Nürnberger Spielwarenexportfirma an. Im Okt. 1914 verwundet, leistete er bis 1918 Kriegsdienst bei der Kommandantur Grafenwöhr. 1919 wurde er Teilhaber einer Kurzwarengroßhandlung in Fürth und baute dort seit 1923 ein eigenes Großhandelsgeschäft für Kurz-, Weiß- und Wollwaren auf. 1927 gründete er das „Versandhaus Quelle“ in Fürth. Sein innovatives Unternehmenskonzept basierte auf der Belieferung der unterversorgten Landbevölkerung mit preisgünstigen Waren im Direktverkauf. Das Sortiment umfaßte zunächst Wolle, Garne, Zwirne und Stoffe, später auch Textilien, Schuhe und einfache Bedarfsartikel, und stieß aufgrund der Qualitäts- und Rücknahmegarantie auf regen Zuspruch. 1934 war Quelle das größte dt. Wollversandhaus und belieferte 1938 mit 600 Mitarbeitern über 2 Mio. Kunden. Im Zuge der Ausweitung vom Handels- zum Produktionsunternehmen erwarb S. mehrere Unternehmen aus vormals jüd. Besitz: 1935 kaufte er die „Vereinigte Papierwerke AG“, seit 1929 Hersteller des ersten dt. Papiertaschentuchs „Tempo“, deren Mitinhaber Oskar Rosenfelder 1933 emigriert war, dazu bis 1938 weitere kleinere Unternehmen, teils ebenfalls aus jüd. Besitz. Durch Bombenangriffe 1943 wurden die Fürther Betriebsanlagen fast vollständig zerstört. Die amerik. Militärregierung belegte S., der 1932 der NSDAP beigetreten war und seit 1935 dem Fürther Stadtrat angehört hatte, 1945 mit Berufsverbot und verpflichtete ihn als Hilfsarbeiter. Seine Unternehmen unterlagen der Vermögenskontrolle.

    Nach der entlastenden Einstufung als „Mitläufer“ durch die Nürnberger Hauptspruchkammer 1949 begann S. mit Unterstützung seiner Ehefrau Grete den Wiederaufbau der „Großversandhaus Quelle Gustav Schickedanz KG“. Er erweiterte das Unternehmen zum Universalversender und errichtete bis 1976 in Deutschland ein Netz von 130 stationären Verkaufsstellen und 25 Warenhäusern als Pendant zum Versandgeschäft. Durch den Aufbau von Quelle-Töchtern in Österreich (1959), Luxemburg (1962), Frankreich (1965) und der Schweiz (1975) sowie die Übernahme der „Großversandhaus Schöpflin GmbH“ in Lörrach-Haagen 1964 rückte die „Quelle“ an die Spitze der europ. Versandhäuser. Neue Bereiche des Versandhandels erschloß S. durch Gründung von „Foto-Quelle“ (1961) und „Garten-Quelle“ (1970). Die seit 1962 bestehende Touristiksparte (Quelle-Reisen) brachte er 1972 in eine Beteiligung an der „Touristikunion International“ (TUI) in Hannover ein. Weitere Marksteine der von S. zielstrebig betriebenen Konzernerweiterung waren die Bündelung der Brauereiinteressen in der neugegründeten Nürnberger „Patrizier-Bräu AG“ (1972), die Übernahme der Nürnberger Möbelhauskette „Hans Hess GmbH“ (1973) und die Erweiterung der bereits 1954 zur Teilzahlungsfinanzierung für Quelle-Kunden gegründeten „Noris Kaufhilfe GmbH“ (später Noris Bank GmbH) zur Vollbank (1968). Die Papiersparte baute er durch ausländische Firmenübernamen aus. 1976 erzielte die Schickedanz-Gruppe mit weltweit über 42 000 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von 8 Mrd. DM.

    Durch vielfältige Spenden und Stiftungen bekundete S., der bis zu seinem Tod als persönlich haftender Gesellschaftor der Führungsholding den Konzern leitete, großes soziales Engagement, wobei der Förderung seiner Heimatstadt Fürth und der 1965 gegründeten „Gustav-Schickedanz-Stiftung“ zur Unterstützung bedürftiger Jugendlicher sein besonderes Interesse galt.|

  • Auszeichnungen

    BVK (1953), Gr. BVK mit Stern (1965). mit Stern u. Schulterbd. (1969);
    Goldene Bürgermedaille d. Stadt Fürth (1954);
    Ehrenbürger d. Stadt Hersbruck (1955), d. Marktes Vestenbergsgreuth u. d. Stadt Fürth (1959);
    Dr. oec. h. c. (Hochschule f. Wirtsch. u. Soz.wiss. Nürnberg, 1955);
    griech. Honorarkonsul (1960);
    Bayer. Verdienstorden (1961);
    St. Marcus-Orden d. Patriarchen v. Alexandrien u. Gesamtafrika (1964);
    Kommandeur d. griech. Kg. Georg I.-Ordens (1966);
    Komtur d. ital. Verdienstordens (1968);
    Gustav-Schickedanz-Straße, Fürth.

  • Literatur

    Quelle, Leistung e. Lebens, Eine Firmendok., 1970 (P);
    1927-1977, 50 J. Quelle, Eine Firmendok., 1977 (P);
    J. Schneider u. P. Moser, in: Fränk.Lb. 12, 1986, S. 306-27 (P);
    Th. Reubel-Ciani, Die Gustav-Schickedanz-Stiftung, in: Lb. dt. Stiftungen VI, 1993, S. 329-38 (P);
    ders., G. S. u. sein Jh., Zum 100. Geb.tag d. Quelle-Cründers, 1995 (P);
    C. Böhmer, G. S., Vom Lehrmädchen z. Versandhauskönigin, 1996, bes. S. 42-45;
    K. Schardt, G. S., Ein Wirtsch.pionier mit Herz, 2000 (P);
    Stadtlex. Nürnberg (P); |

  • Quellen

    Qu Quelle-Archiv, Fürth; StadtA Fürth; StA Nürnberg.

  • Porträts

    Ölgem., teilweise Abb. in: G. Etscheit, Fräulein Gretel v. d. Quelle, in: Die Zeit Nr. 24 v. 5.6.2003, S. 26.

  • Autor/in

    Richard Winkler
  • Zitierweise

    Winkler, Richard, "Schickedanz, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 727-729 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119405733.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA