Lebensdaten
1588 – 1666
Geburtsort
Günzburg
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
bayerischer Hofkammerpräsident ; Staatsmann
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119393239 | OGND | VIAF: 3279602
Namensvarianten
  • Maendl, Johann Freiherr von (seit 1653)
  • Mandl, Johann von (1623-1653)
  • Maendl, Johann von (1623-1653)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Mandl, Johann Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119393239.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann M. ( 1629), aus wohlhabender Burgauer Bürgerfam., erzhzgl. Pfleger zu Reisensburg;
    M Anna, T d. Kaufm. Strobl in Lauingen;
    Ov Michael ( 1646), Stadtrichter in M.;
    - 1) München 1614 Maria (1592–1626), T d. Gastgebers u. Bierbrauers Ludwig Holzmeier in M., 2) München 1628 Anna Cecilie (1604–84), T d. kaiserl. Rats Johann Kefer (aus Landshuter Bürgerfam.) u. d. Sophie Ruepp;
    S aus 1) Hans Ulrich ( 1685), bayer. Hofrat, Hans Christoph ( 1704), bayer. Hofkammerrat, Hans Adam, Zisterzienser, Vf. e. Adelsbuchs, Hans Ludwig, bayer. Regimentsrat, S aus 2) Hans Georg ( 1695), bayer. Hofkammerrat, Hans Ignaz ( 1688), bayer. Regimentsrat, Hans Sebastian ( 1689), bayer. GR;
    Groß-N Joh. Ignaz (1652–1725), Chorherr in M., Stiftsdekan in Altötting, seit 1720 Dir. d. Geistl. Rats in M.

  • Biographie

    M. besuchte die Lateinschule in Günzburg und München und studierte Jurisprudenz seit 1604 in Ingolstadt, 1609-13 in Italien, wo er am 21.11.1609 in Perugia promovierte. Nach seiner Rückkehr diente er seit 1614 als Hofkammeradvokat und Fiskal (bis 1627) am bayer. Hof. 1616 avancierte er zum Hofkammerrat, 1617 (als Nachfolger C. Gewolds) zum Archivar (bis 1638) und Geheimsekretär (bis 1634), 1626 zum Lehenspropst und (neben dem Landschaftskanzler J. G. Herwarth) zum Direktor für das ober- und unterpfälz. Kammerwesen, am 24.8.1633 zum Hofkammerpräsidenten und am 1.7.1634 zum Geheimen Rat. Nebenbei verwaltete er die Pflegämter Neunburg vorm Wald (1628–62) und Dachau (1636–62). M. erwarb etwa zwanzig bayer. Hofmarken und Edelsitze überwiegend in der Umgebung Münchens, darunter Deutenhofen, Hubenstein, Tandern und Steg. Eine Reihe von Standeserhebungen gliederten ihn und seine Familie dem bayer. Landesadel ein. Die Hintergründe des Sturzes von M. im Jahr 1662 sind noch ungeklärt. Eine Untersuchungskommission stellte Amtsmißbrauch und Unterschlagung fest, worauf ihn Kf. Ferdinand Maria zu einer Entschädigung von 26 500 Gulden verurteilte und ihn seiner Ämter enthob. Im ganzen blieb M.s Aufstieg davon unberührt, denn die Entschädigung übertraf kaum den Wert einer seiner größeren Hofmarken; auch ging seinen Nachkommen weder der Adelsrang noch langfristig die Gunst des Landesherrn verloren.

    Als Jurist, als Finanz- und Militärexperte sowie als Diplomat war M. der vielseitigste Spitzenbeamte an der Seite Kf. Maximilians. Entscheidende Erfahrungen gewann er, als er zwischen 1620 und 1630 auf den Kampfplätzen in Böhmen und der Oberpfalz mit dem Nachschubwesen des Ligaheers, dazu in den besetzten pfälz. und oberösterr. Gebieten mit der Fiskalverwaltung betraut war. Die Teilnahme an den Kurfürstentagen 1623 und 1630 sowie erste Missionen an den Kaiserhof (1623, 1629) führten ihn in die Reichspolitik. 1634-54 verging kaum ein Jahr, in dem M. nicht mindestens einmal am kaiserl. Hof weilte. Die Königswahl Ferdinands III., die Sicherung der bayer. Kurwürde, Maximilians Friedenspolitik, Gesuche um militärische Hilfe und immer wieder Einquartierungs- und Kreditfragen waren die Themen. Ein besonderes Verdienst konnte M. verbuchen, als er 1645 in Wien die Entsendung Maximilian Gf. v. Trauttmansdorffs nach Westfalen erreichte. Damit lenkte die kaiserl. Friedenspolitik auf Universalverhandlungen ein, Voraussetzung für einen Friedensschluß in bayer. Interesse. M.s persönlicher Einsatz half auch, die Staatseinkünfte aus dem Salzmonopol zu konsolidieren, die trotz des Krieges beständig anstiegen. Daß M., wie er selbst angibt, das Testament Maximilians I. verfaßte und dem Vormundschafts- und Administrationsrat 1651-54 angehörte, verdeutlicht seine einflußreiche Stellung am Münchener Hof. Bürgerliche Aufsteiger wie er, mit solider juristischer Bildung, die im Dienst zu exzellenten Praktikern heranwuchsen, schufen unter der Ägide ihrer Landesherren die deutschen Territorialstaaten der frühen-Neuzeit. So standen auch die beiden Publikationen M.s im Dienst territorialstaatlicher Ziele: Sein „Ober- und nider Ensisch wie auch Bohemisch Iournal …“ (1621) beschrieb die Kriegshandlungen des Jahres 1620 aus bayer. Sicht, um so die prot. Publizistik zu korrigieren. „De septemviratu palatino … optimo maximo iure translato dissertatio“ (1632) widerlegte die Ansprüche des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg auf die Kurwürde.

  • Literatur

    ADB 20 (unter Maendl);
    L. v. Westenrieder, in: Btrr. z. vaterländ. Historie … X, 1817, S. 321-36 (P);
    E. Geiß, Tandern, Schloß u. Hofmark u. s. Besitzer, in: Oberbayer. Archiv 32, 1872/73, S. 224-36;
    F. Stieve, Der oberösterr. Bauernaufstand d. J. 1626, I, 1891;
    K. Mayr, Briefe d. Kfn. Maria Anna v. Bayern, in: Festgabe K. Th. v. Heigel, 1903, S. 305-23;
    M. Doeberl, Innere Regierung Bayerns nach d. 30j. Kriege, in: Forschungen z. Gesch. Bayerns 12, 1904, S. 32-108;
    Briefe u. Akten z. Gesch. d. 30j. Krieges, NF, 1. Abt., I-II, 1966–70, 2. Abt., I-V, VIII f., 1907-86;
    D. Albrecht, Die auswärtige Pol. Maximilians v. Bayern, 1962;
    H. Haan, Der Regensburger Kurfürstentag v. 1636/37, 1967;
    L. Hüttl, Caspar v. Schmid (1622–93), 1971;
    K. Ruppert, Die kaiserl. Pol. auf d. Westfäl. Friedenskongreß (1643–48), 1979;
    R. Heydenreuter, Der landesherrl. Hofrat unter Hzg. u. Kf. Maximilian I. v. Bayern (1598–1651), 1981.

  • Porträts

    Stich v. S. Amsler n. Gem. v. J. v. Sandrart, Abb. b. Westenrieder, s. L;
    Gnadenpfennig (München, Staatl. Münzslg.);
    Kupf. v. J. Sadeler (München, Staatl. Graph. Slg.), 1766, Abb. in: Wittelsbach u. Bayern II, 2, Ausst.kat. München 1980, S. 284.

  • Autor/in

    Maximilian Lanzinner
  • Zitierweise

    Lanzinner, Maximilian, "Mandl, Johann Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 17-18 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119393239.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Maendl: Johann Freiherr v. M. zu Deitenhofen, kurbaierischer Hofkammerpräsident, geb. am 8. Januar 1588 zu Günzburg, am 12 August 1666|zu München. Nachdem er, der Sohn des Pflegers Johann M. zu Reispurg in der Markgrafschaft Burgau, die deutsche und die lateinische Schule zu Günzburg besucht, setzte er in Ingolstadt seine Studien fort. „Zu ermeltem Ingolstatt“, sagt er in einer Autobiographie, „hab ich zwar fleißig studiert, aber sonsten auch mitgehalten, was der Studenten Brauch vermag.“ 1606 wurde er Baccalaureus, 1607 Magister, den gradum doctoratus in jure empfing er 1609 zu Perugia, wo er auch „der deutschen Nation consiliarius triumphans“ wurde. Erst 1613 kehrte er aus Italien nach Baiern zurück, wurde zum Kammerrath und Advokaten ernannt und vermählte sich 1614 mit Maria Holzmagerin, Gastgeberstochter zu München, „erheuratete bei ihr wenigstens in die dreyzehentausent Gulden“. 1618 berief ihn Herzog Maximilian I. in die geheime Kanzlei und übertrug ihm an Stelle Gewold's die Leitung des geheimen Archivs. Nach Beginn des Kriegs begleitete M. den Herzog nach Böhmen und Oesterreich, ging auch wiederholt als baierischer Bevollmächtigter an den kaiserlichen Hof, wo er namentlich die Auswechselung des Landes ob der Enns gegen die Oberpfalz einleitete. Inmitten der Kriegswirren waren auch solche diplomatische Geschäfte mit größeren Schwierigkeiten verknüpft, „so daß es gegen friedlichen Zeiten wohl dreyfache Müehe, Arbeit, Sorg und Gefahr erfordert“. Das Vertrauen seines Landesherrn berief ihn zu verschiedenartigen Diensten, „habe Militaria, Politica et Cameralia tractiret, daß Ihro Churfürstliche Durchlaucht ein genedigisten contento gehabt.“ 1628 wurde er Direktor, 1632 Präsident der Hofkammer; in letzterer Stellung leitete er das gesammte Finanzwesen, wurde aber doch immer wieder mit diplomatischen Aufgaben betraut. 1633 verfaßte er eine gegen Pfalz-Neuburg gerichtete staatsrechtliche Abhandlung „De septemviratu translato etc.“, „darzue sich niemandt wollen brauchen lassen“. 1651 ernannte Maximilian I. in seinem Testament den getreuen Rath zum Mitglied der Vormundschaft und Administration, und auch der Sohn und Nachfolger Maximilians, Ferdinand Maria, übertrug auf M. das gleiche Vertrauen. Schon 1623 war er in den Adelstand versetzt worden, 1653 erhob ihn Kaiser Ferdinand III. in den Freiherrnstand. Auch reichen Grundbesitz, die Hofmarken Deitenhofen, Huebenstein und Woerth, die Landgüter Hohenpurchbach und Steeg nannte er sein eigen; in einem am 15. Juni 1657 errichteten Testament konnte er der frohen Genugthuung Ausdruck verleihen, daß Haus und Familie — 15 Kinder waren ihm am Leben geblieben — wohl bestellt seien. Allein eine unerwartete Katastrophe machte mit einem Schlage so behaglichen Wohlstand zu Nichte. Ferdinand Maria beschloß auf Anregung Maendl's, in seinem luxuriösen Hofhalt Ersparungen eintreten zu lassen und forderte M. auf, eine „Anzeig der vorzüglicheren Gebrechen und Mißbräuch“ am Münchener Hofe zu entwerfen. M. unterzog sich diesem Auftrage mit rücksichtslosem Freimuth, lud aber dadurch den Haß einiger Höflinge auf sich, und es gelang nur allzu leicht, den unbequemen Tadler zu stürzen. Man wußte im Kurfürsten den Verdacht zu erregen, daß nur durch die schlechte Finanzverwaltung Maendl's die in den kurfürstlichen Kassen eingetretene Ebbe verschuldet wäre, und als eine Visitation wirklich Fahrlässigkeiten eines Unterbeamten Maendl's aufdeckte, wurde gegen den 75jährigen Beamten, der fast 50 Jahre lang treffliche, ja hervorragende Dienste geleistet hatte, aufs Strengste eingeschritten. Er wurde 1662 plötzlich entlassen und mußte sein ganzes Vermögen zur Deckung des vorgefundenen Deficits opfern; in äußerster Dürftigkeit verlebte er seine letzten Tage. Schon 1655 hatte er in der Kirche zu U. l. Frau in München eine Kapelle, zum englischen Gruß genannt, erbauen lassen; hier fand er die letzte Ruhestätte.

    • Literatur

      „Mein Johann Maendl's zu Deittenhoven Leben etc., anno 1655“ (Cod. bav. 3321 der Münchener Staatsbibliothek, vgl. Westenrieder, Beyträge zur|vaterländischen Historie, X, 1). — Genealogia Maendliana 1613—1713 (Cod. bav. 2128). — Personalacten im k. Kreisarchiv München.

  • Autor/in

    Heigel.
  • Zitierweise

    Heigel, Karl Theodor von, "Mandl, Johann Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 178-180 unter Maendl [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119393239.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA