Lebensdaten
1559 – 1625
Geburtsort
Trostberg (Oberbayern)
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Komponist ; Musikpädagoge
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119355329 | OGND | VIAF: 76434373
Namensvarianten
  • Gumpeltzhaimer, Adam
  • Gumpeltzheimer, Adam
  • Gumpelzhaimer, Adam
  • mehr

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Zitierweise

Gumpelzhaimer, Adam, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119355329.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. in Bayern weit verbreiteten Fam.;
    Augsburg 20.1.1585 Barbara Wismüller aus Walpach b. Donauwörth.

  • Biographie

    Obwohl evangelisch, besuchte G. die Schule des Benediktinerklosters Sankt Ulrich und Afra in Augsburg, wo ihn Jodokus Entzenmüller ( 1616) und der mit Orlando di Lasso befreundete Subprior und Regens chori Johannes Treer in der Musik unterwiesen. Dort wurde dem 22jährigen, der seine Bildung noch 1582 an der Universität Ingolstadt vervollkommnete, das Kantorat am evangelischen Gymnasium Sankt Anna übertragen. Mit gewissenhafter Hingabe und Treue bekleidete G. dieses Amt über vier Jahrzehnte lang bis zu seinem Tode. Einen Ruf an die württembergische Hofkapelle in Stuttgart, vermutlich als Nachfolger L. Lechners, schlug er 1606 aus. Seine wertvolle private Musikbibliothek mußte G. in den letzten, von Krankheit und zeitbedingter Not überschatteten Lebensjahren veräußern. Von der ebenfalls durch ihn angelegten, ungemein reichhaltigen Musikaliensammlung des Augsburger Annengymnasiums haben sich spärliche, zum Teil autographische Reste in der Deutschen Staatsbibliothek Berlin und in der Bischöflichen Proske-Bibliothek Regensburg erhalten. – Aus den Erfordernissen und Erfahrungen seines Berufs schuf G., H. Fabers „Compendiolum“ geschickt mit dessen deutscher Übersetzung von Ch. Rid verbindend und durch eigene Kapitel ergänzend, 1591 das „Compendium Musicae“, dessen Erfolg als eines der am weitesten verbreiteten musikalischen Elementarlehrbücher seiner Zeit (⁸Augsburg 1625 [P], 13Erfurt 1681) auf großer Anschaulichkeit der Stoffdarbietung und Trefflichkeit der Beispielauswahl beruhte. Pädagogischer Zielsetzung und liturgischer Zweckbestimmung im Rahmen der kirchenmusikalischen Aufgaben der eigenen, 1593 neugestalteten Kantorei verdanken auch die verhältnismäßig wenigen, ausschließlich geistlichen Kompositionen G.s ihre Entstehung. Folgen die drei-, vier- und fünfstimmigen Liedsätze der „Neuen deutschen geistlichen Lieder“ (Augsburg 1591, 1594), des „Lustgärtlins“ (ebenda 1611) und „Wirtzgärtlins“ (ebenda 1619) größtenteils dem modischen Zug der welschen Villanellen und Canzonen, so verwendet der „Contrapunctus“ (ebenda 1595) alte Cantus-firmus-Techniken, ohne auf Stilmittel der spätniederländischen Ausdruckspolyphonie Lassoscher Prägung zu verzichten. Den Höhepunkt des Schaffens bilden die beiden Bücher der achtstimmigen „Sacrorum Concentuum“ (ebenda 1601, 1614), in denen G. die Klangpracht venezianischer Doppelchörigkeit voll zu entfalten versteht. Maßvolle Formgestaltung, Gediegenheit des Tonsatzes, geschliffene Melodik|und eine gewählte, schon zur Dur-Moll-Tonalität neigende, richtungweisende Harmonik sichern G. einen hervorragenden Platz unter den Komponisten der Generation Lechners und Haßlers. Ohne Zweifel ist er die ausgeprägteste evangelische Musikerpersönlichkeit Süddeutschlands im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts gewesen.

  • Werke

    Weitere W u. a. 10 geistl. Lieder zu 4 Stimmen, Augsburg 1617;
    2 geistl. Lieder zu 4 Stimmen v. d. hl. Leiden u. Auferstehung, ebd. 1617;
    5 geistl. Lieder zu 4 Stimmen v. d. Himmelfahrt … aufs Pfingst-, Dreifaltigkeits- und Michaelsfest, ebd. 1617;
    2 schöne Weihenacht Lieder … zu 4 Stimmen, ebd. 1618;
    vollst. Verz. b. Adrio u. Mayr, s. L.

  • Literatur

    ADB X;
    F. Sannemann, Die Musik als Unterrichtsgegenstand in d. ev. Lateinschulen d. 16. Jh., 1904;
    O. Mayr, A. G., 1908 (W);
    ders., Einl. zu DTB X, 2 (= 19) (W);
    K. Köberlin, Btrr. z. Gesch. d. Kantorei b. St. Anna in Augsburg, in: Zs. d. hist. Ver. f. Schwaben u. Neuburg 39, 1913;
    ders., Gesch. d. humanist. Gymnasiums h. St. Anna in Augsburg, 1931;
    K. Pittroff, Aus 4 Jhh. ev. Kirchenmusik in Augsburg, in: Zs. f. ev. Kirchenmusik 9, 1931, S. 116-20;
    O. Wessely, Jodoc Entzenmüller, der Lehrer A. G.s, in: Die Musikforschung 7, 1954, S. 65 f.;
    Th. Wohnhaas, Die Schöning, e. Augsburger Druckerfam., in: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens 5, 1964, Sp. 1473-84;
    A. Adrio, in: MGG V, Sp. 1112-19 (W, L, P);
    Riemann.

  • Porträts

    Stiche v. D. Custos, 1593, in: Alt-Stimmbuch d. „Contrapunctus“, 1595;
    v. R. Custos, 1617 (Stadtarchiv Wasserburg);
    v. L. Kilian, 1622, in: Compendium Musicae, ⁸1625 (Abb. in: MGG);
    Holzschn., vermutl. v. dems., undatiert, ebd. 9-121632-75;
    H. W. Singer, Allg. Bildniskat. V, 1931, 35377-86.

  • Autor/in

    Franz Krautwurst
  • Zitierweise

    Krautwurst, Franz, "Gumpelzhaimer, Adam" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 305-306 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119355329.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gumpeltzhaimer: Adam G. (Gumpeltzheimer), geboren zu Trostberg (Troßberg, Troßburg) in Oberbayern im J. 1559, erhielt seine musikalische Ausbildung in Oettingen und später in Augsburg unter der Leitung des dortigen Magisters Jodocus Enzemüller. Nachdem er einige Zeit im Dienste des Herzogs von Würtemberg gestanden hatte, wurde er 1581 zum Cantor an der Schule und St. Annenkirche in Augsburg ernannt. Sein Todesjahr ist unbekannt geblieben. 1622 lebte er noch. Trotzdem G. seine Erziehung in Deutschland genossen hatte, gehörte er doch seiner höheren Ausbildung nach der venezianschen Schule an; die Arbeiten Johannes Gabrieli's waren ihm sicher nicht unbekannt geblieben. Ambros im 3. Bande seiner Musikgeschichte (S. 559) bringt hierüber nähere Hinweise und stellt den Meister über Gallus (Handl). Beide Componisten nennt Ambros geistig verwandt, bezeichnet aber G. in der Handhabung der Harmonie als entschieden geistreicher, mannichfaltiger und kräftiger. Auch Fétis im 4. Bande seiner Biographie universelle des Musiciens (Paris 1862) stellt den Meister sehr hoch. Doch nicht blos als Componist verdient G. Beachtung, auch als Lehrer und didactischer Schriftsteller war er sehr thätig und erwarb sich entschiedene Verdienste. Im J. 1591 erschien von ihm in Augsburg in freier Bearbeitung das berühmte „Compendiolum musicae“ von Heinrich Faber unter folgendem Titel: „Compendium musicae, pro illius artis tironibus a M. Heinrico Fabro Latine conscriptum, et a M. Christophoro Rid in verniculum sermonem conversum, nunc praeceptis et exemplis auctum studio et opera Adami Gumpelzhaimeri.“ — Die zweite Ausgabe dieses Werkes (1595) mit dem etwas veränderten Titel: „Compendium musicae latinae germanicum studio et opera Adami Gumpeltzhaimer“ etc. nennt Faber zwar nicht, schließt sich aber doch auf den ersten 16 Seiten (lateinisch und deutsch) genau an das Lehrbuch desselben an. Die 8. Ausgabe des Buches vom J. 1625 enthält das Porträt Gumpeltzhaimer's im Alter von 63 Jahren, gestochen 1622 von Lucas Kilian. Die 12. und letzte Ausgabe erschien im J. 1675. Noch existirt eine deutsche Ausgabe unter dem Titel „Singkunst in 10 Capiteln“ (1604). Die meisten Biographen Gumpeltzhaimers sprechen von zwei verschiedenen Lehrwerken des Meisters; dies ist ein Irrthum. Er hat nur das eine oben erwähnte Buch herausgegeben, welches aber in sehr verschiedenen und veränderten Ausgaben erschien. Vergl. hierüber die Monatshefte für Musikgeschichte (Berlin 1873, S. 189). Die Compositionen Gumpeltzhaimer's, meist aus deutschen und lateinischen geistlichen und weltlichen Gesängen bestehend, erschienen in Augsburg von 1591—1617. Auch mehrere dieser Werke erlebten verschiedene Ausgaben. Vergl. hierüber Fétis a. a. O.

    • Literatur

      Walther, Musikal. Lexikon, S. 298; Monatshefte für Musikgeschichte (Berlin 1872, S. 51 u. 122 fl.; 1870, S. 27). Israel, Die musikal. Schätze der Gymnasialbibliothek und der Peterskirche zu Frankfurt a. M. (Osterprogramm des städtischen Gymnasiums, 1872). Eitner, Bibliographie der Musik-Sammelwerke des 16. u. 17. Jahrh. (Berlin 1877).

  • Autor/in

    Fürstenau.
  • Zitierweise

    Fürstenau, Moritz, "Gumpelzhaimer, Adam" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 119-120 unter Gumpeltzhaimer [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119355329.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA