Lebensdaten
1823 – 1895
Geburtsort
Danzig
Sterbeort
Baden bei Wien
Beruf/Funktion
Operettenlibrettist ; Komponist ; Dirigent ; Kapellmeister
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119312212 | OGND | VIAF: 12462945
Namensvarianten
  • Genée, Friedrich Richard Franz
  • Genée, Richard
  • genee, richard
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Zitierweise

Genée, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119312212.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1795–1856), Sänger, Schauspieler, Regisseur, Theaterdir. in D. (s. Eisenberg; Altpr. Biogr.), S e. Kalkulatordirigenten b. d. Regierung in Gumbinnen;
    M Caroline verw. Groehn geb. Weiß (1795–1877);
    B Rudolph (s. 2);
    Schw Ottilie (1826–1911, Charles Fritzsch, Theaterdir.), Sängerin, Schauspielerin (s. Eisenberg);
    ⚭ Emilie L'Orange ( 1890); 1 Adoptiv-T.

  • Biographie

    Nach kurzem Medizinstudium ging G. zur Musik über; Adolf Stahlknecht in Berlin wurde sein Kompositionslehrer. 1846 stellte ihn sein Vater, damals Direktor des Danziger Stadttheaters, als Ballettdirigenten und 2. Musikdirektor an. 1848 wurde G. Musikdirektor in Reval, 1849 in Riga, 1851 in Köln. 1852 beginnt die Veröffentlichung von Kompositionen nach zumeist selbstverfaßten Texten heiteren Charakters, vorwiegend für Männerchor gesetzt. 1853 wurde G. 1. Kapellmeister am Stadttheater Düsseldorf, das auch Aachen und Elberfeld bespielte. 1855 kam er wieder nach Danzig, wo er sein erstes Bühnenwerk, die Oper „Polyphem“ (Text von Trautmann), herausbrachte. 1857 wurde er Musikdirektor in Mainz. Ab 1858 lebte er, zeitweise nicht mehr dem Theater verpflichtet, in Mainz vom Ertrage seiner Kompositionen und Lektionen und dirigierte den Verein für Kirchenmusik. Durch seinen Freund Friedrich von Flotow, den Intendanten des Hoftheaters in Schwerin, wurde er 1861 als „interimistischer Musikdirektor“ an diese Bühne berufen. Nach Mainz zurückgekehrt, wo er schon 1858 seine Karnevalssinfonie (mit einem als Wagner-Parodie gedachten Satz Allegro scandaloso) herausgebracht hatte, betrieb er die Aufführungen seiner komischen Opern „Die Generalprobe“ (Mainz 1861) und „Der Musikfeind“ (Schwerin 1862, beide Libretti auch von G.). In der Spielzeit 1862/63 dirigierte er in Amsterdam. 1864 kam er als 1. Kapellmeister an das Königliche Landestheater in Prag, wo er sich als Wagner- und Konzertdirigent Ansehen erwarb und die gemeinsam mit Flotow komponierte Oper „Am Runenstein“ (1868, Text von G.) zur Uraufführung brachte, indes durch Intrigen vertrieben wurde. 1868 wurde er in Wien in die am Theater an der Wien tätige Gruppe der „Kapellmeister und Compositeure“ aufgenommen, eine Stellung, die er, unterbrochen durch eine vorübergehende Tätigkeit an der Wiener „Komischen Oper“ (Ringtheater), fast 10 Jahre lang innehatte. 1878 gab er den Theaterdienst auf, zog in die „Villa Genée“ in Preßbaum im Wienerwald und lebte seiner Arbeit als Komponist und Librettist.

    In Wien richtete G. zunächst 14 französische Libretti für die deutsche Bühne ein, dann vereinigte er sich mit F. Zell zu gemeinsamer Librettoarbeit. Diesem durch 20 Jahre bestehenden Bund verdankt die Wiener Operettenklassik ihre besten Bücher „Boccaccio“ (1879, F. Suppé), „Der Bettelstudent“ (1882, C. Millöcker), „Eine Nacht in Venedig“ (1882, J. Strauß), „Gasparone“ (1884, C. Millöcker) und viele andere G. gelang es, Johann Strauß für die Komposition von Operetten zu gewinnen. Als er zusammen mit dem nur schwach beteiligten C. Haffner das Libretto zur „Fledermaus“ (1874, J. Strauß) verfaßt hatte, war dem ganzen Genre der Wiener Operette ein tonangebender Modellfall geboten. Gelegentlich auch mit anderen Librettisten verbunden, verhalf G. auch jüngeren Talenten (Czibulka, Dellinger, Hellmesberger, Ziehrer und anderen) sowie ausländischen Operettenkomponisten (Sullivan, Audran, Planquette und anderen) zum Start. Als Komponist erzielte er mit den Operetten „Der Seekadett“ (Text nach freier Benützung eines älteren Sujets von F. Zell, 1876 Theater an der Wien) und „Nanon“ (Text mit F. Zell, ebenda 1877) seine besten Erfolge. Nach kurzem Aufenthalt in Berlin, wo seine letzte Operette „Freund Felix“ (Text mit L. Herrmann, 1893 Berlin) herauskam, übersiedelte er, von Lähmung befallen, nach Baden bei Wien.

    Eine ungewöhnliche Doppelbegabung hat G. befähigt, sich die Texte zu seinen Kompositionen selbst zu dichten. Er komponierte zunächst eine Reihe von 250 mit Opuszahlen versehenen Werken zumeist heiteren Genres: Männerchöre und -quartette, Lieder, Duette, Terzette und so weiter. Es ist parodistischer Ulk, mit Bezeichnungen wie „humoristischer Gesang“, „komische Kantate“ (auch: Humoreske, Burleske, Intermezzo, Ballade), „Launige Szene“, „musikalischer Schwank“, „Komisches Quodlibet“ oder selbst „komische Oper“ oder „komische Operette“ versehen, der sich für die Unterhaltungsabende der Liedertafeln und Männergesangvereine bestens eignete und dem Verfasser „Ehrensolde|und Prämien“ einbrachte. Auch Orchestertänze, Märsche, Potpourris und Quadrillen nach Musiken anderer Komponisten, einige Klavierstücke sowie Übungen für Stimmbildung und Vomblattsingen finden sich in dieser Werkreihe, die als Vorarbeit für G.s Operettendienst nicht unterschätzt werden darf. Seine eigenen Operetten enthielten viel graziöse, oft auch witzige Musik, die indes Auber oder Lortzing näher steht als Johann Strauß. Es fehlt ihr die durchschlagende Originalität. Nur die Melodie „Anna, zu dir ist mein liebster Gang“ konnte sich einige Zeit halten. Als Librettist wurde G. hingegen einer der guten Geister der Wiener Operette. Sein Sinn für Situationskomik, sein Reimtalent und seine Erfahrung als Dirigent machten ihn zum wertvollsten Mitarbeiter der Komponisten. Strauß, dem er den „Frühlingsstimmen“-Walzer und den „Jubelfestmarsch“ textierte, zog ihn selbst zu Partiturarbeiten heran. In genau geteilten Aufgabenbereichen seiner Gemeinschaftsarbeit mit Zell, der die Stoffe und Szenarien besorgte, war es G., der die Gesangstexte dichtete. Viele seiner Prägungen wie „Glücklich ist, wer vergißt, was doch nicht zu ändern ist“, „Hab' ich nur deine Liebe, die Treue brauch ich nicht“, „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküßt“ oder „Vorwärts mit frischem Mut“ sind volksgängige Zitate geworden und geblieben|.

  • Auszeichnungen

    Mecklenburg. Große Goldene Medaille f. Kunst u. Wiss.

  • Werke

    Weitere W u. a. s. MGG, dazu: Kompositionen (Oper, Operette, Singspiele mit eigenem Libretto): Der Geiger von Tirol, 1857 Danzig;
    Rosita, 1864 Mainz;
    Der schwarze Prinz, 1867 Wien;
    Schwefeles, der Höllenagent, 1869 Wien;
    Im Wunderland d. Pyramiden (Text mit F. Zell), 1877 Wien;
    Die letzten Mohikaner (hier Text v. Zell), 1878 München;
    Rosina (Text nach d. Französ.), 1881 Wien;
    Zwillinge (komp. mit L. Roth, Text mit Zell), 1885 Wien;
    Die Piraten (Text mit Zell), 1886 Berlin;
    Die Dreizehn (Text mit Zell), 1887 Wien. - Musik zu anderen Bühnenwerken: Luftschlösser, Posse mit Gesang (C. Costa), 1876 Wien;
    Fliegende Bll., Quodlibet mit Gesang u. Tanz, Musik versch. Meister, arrang. v. G. (Costa), 1876 ebd. - 250 mit Opuszahlen versehene Werke, davon 26 nicht veröff. (115 Männerchöre bzw. Männerquartette, 2 Gemischte Quartette, 8 Terzette, 48 Duette, 37 Lieder, 5 Orchesterstücke, 5 Klavierstücke, 2 Stimmübungswerke);
    weitere 21 versch. Werke ohne Opuszahl.

  • Werke

    Weitere Libretto-Arbb. (ohne eigene Komp.), Textierung v. Operetten, Übertragungen ins Deutsche u. a. (Komponist in Klammer): Der schwarze Korsar, Text mit J. Offenbach (J. Offenbach), 1872;
    Die Theaterprinzessin, mit Zell (J. Offenbach), 1872;
    Die Wilderer, mit Zell (J. Offenbach), 1873;
    Die Japanesin, mit Zell (E. Jonas), 1874;
    Fatinitza, mit Zell (F. v. Suppé), 1876;
    Gräfin Dubarry, mit Zell (C. Millöcker), 1879;
    Die hübsche Perserin, mit Zell (Ch. Lecocq), 1880;
    Das Spitzentuch der Königin, mit H. Bohrmann (J. Strauß), 1880;
    Die Afrikareise, mit M. West u. O. F. Berg (F. v. Suppé), 1882;
    Kgn. Mariette, mit Zell (I. Brüll), 1882;
    Die Musikanten (F. v. Flotow), 1886;
    Die Glücksritter, mit W. Mannstädt u. B. Zappert (A. Czibulka), 1887;
    Der Mikado, mit Zell (A. S. Sullivan), 1888;
    Mamzelle Nitouche (Hervé), 1890;
    Viola (A. Arenson), 1892;
    Die Königin von Gamara, mit L. Stein (A. Neumann), 1894.

  • Literatur

    Wolffs Alm. f. Freunde d. Schauspielkunst, 1846–53, mit Fortss.: Dt. Bühnenalm., 1854–75, Alm. d. Genossenschaft dt. Bühnenangehöriger, 1876-78;
    F. J. Brakl, Moderne Spieloper, 1886, S. 139 ff.;
    H. Riemann, Opernhdb., 1887;
    O. Teuber, Gesch. d. Prager Theaters, Prag 1888, S. 634 ff.;
    O. Weddigen, Gesch. d. Theater Dtld.s, 1906;
    O. Keller, Die Operette in ihrer geschichtl. Entwicklung, 1926;
    P. A. Merbach, Das Mainzer Stadttheater, Festschr. z. 100j. Bestehen, 1933;
    J. Gregor, Österr. Theater, 1948;
    R. Holzer, Die Wiener Vorstadtbühnen, 1951;
    A. Bauer, 150 J. Theater an d. Wien, 1952;
    ders., Opern u. Operetten in Wien, 1955;
    B. Grun, Kulturgesch. d. Operette, 1961;
    A. Hofmeister, Hdb. d. musikal. Lit, V u. VI, 1860/68;
    H. Mendel, Musikal. Conversations-Lex., 1873;
    Eisenberg (auch f. Fam.);
    Altpreuß. Biogr.;
    Kosch, Theater-Lex. (auch f. Fam.);
    F. Hadamowsky, in: MGG IV, Sp. 1707 f.;
    W. Lackowitz, Der Operettenführer, 1894;
    F. Pazdirek, Universalhdb. d. Musiklit. aller Völker X, o. J.

  • Porträts

    Lith. v. I. Eigner, vermutl. 1865/70, Tuschzeichnung v. F. Moos gen. Schauta (beide Mus. d. Stadt Wien);
    weiteres in Wien, Nat.bibl.;
    Bleistiftzeichnung v. E. Gregorovius, 1847, Abb. in: B. Th. Satori-Neumann, 300 J. berufsständisches Theater in Elbing I, 1936.

  • Autor/in

    Edmund Nick
  • Zitierweise

    Nick, Edmund, "Genée, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 182-183 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119312212.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA