Lebensdaten
1871 – 1942
Geburtsort
Stettin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 119285517 | OGND | VIAF: 49411154
Namensvarianten
  • Jessel, Leon
  • Jessel, Léon

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Jessel, Leon, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119285517.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Samuel, aus Polen, Kaufm.;
    M Mary Brock, aus New York;
    1) (⚮) Luise Grunewald, 2) Anny Gerholt;
    1 T aus 2).

  • Biographie

    J. war bis 1888 Schüler des Marienstift-Gymnasiums in Stettin. Seine schon in dieser Zeit begonnene und einige Jahre später abgeschlossene musikalische Ausbildung dankte er außer Carl Pohl und Hermann Rowe dem damaligen Städt. Musikdirektor in Stettin Karl Adolf Lorenz. 1891 wurde er Opern- und Operetten-Kapellmeister. Diese Tätigkeit führte ihn in den folgenden 13 Jahren an die Theater in Bielefeld (für 3 Spielzeiten), Stettin, Freiberg, Chemnitz, Lübeck, Bremen und Kiel. Schon seit 1893 trat er mit eigenen Kompositionen hervor, befaßte sich dabei vornehmlich mit den dem Geschmack der Zeit entsprechenden Unterhaltungsmusikformen des sog. Salon- und Charakterstücks und erreichte damit in kurzer Zeit populäre Wirkung und finanzielle Unabhängigkeit. Sein Erfolg gründete sich auf die gefällige Einprägsamkeit von Titelstücken meist tänzerischer oder marschmäßiger Art, unter denen „Die Parade der Zinnsoldaten“ (1908), „Der Rose Hochzeitszug“, „Aufzug der Stadtwache“, „Kußhändchen“, „Niggerbabys Wiegenlied“, „Marokkanische Patrouille“, „Heideprinzeßchen“ und vieles ähnliche – die Produktionsliste erreichte gegen 300 mit opus bezeichnete Nummern – damalige Publikumswünsche nachhaltig befriedigten. Der Operette wandte sich J. erst 1913 zu und erzielte in den folgenden 20 Jahren mit seinen zahlreichen Beiträgen zu dieser Gattung mehr oder minder starke Erfolge, den stärksten und dauerhaftesten mit „Schwarzwaldmädel“ (25.8.1917 Berlin). Mit diesem singspielartigen, durch ansprechende Melodien und ebenso geschickte wie wirksame kompositionelle Faktur (Finali, melodramatische Szenen) bemerkenswerten Werk eroberte er sich einen Erfolgsplatz neben den berühmten Operetten von Lehár, Fall und O. Straus. Zugleich bewies er seine Fähigkeit, sich angesichts der lockenden Aufgabe, die ihm das volkstümlichwirksame Libretto von August Neidhart bot, über die Niederungen der sonst von ihm so oft gepflegten und geförderten billigen Unterhaltungsmusik Berliner Art zu erheben. J. lebte nach seinen Kapellmeisterjahren längere Zeit in Lübeck, wählte aber 1911 Berlin als ständigen Wohnsitz. 1934 wurden Aufführungen seiner Werke verboten. Seine letzte Operette, „Die goldene Mühle“, erschien 1936 in der Schweiz. Die letzten Monate seines Lebens verbrachte J., von der Gestapo verhaftet, in Gefangenschaft; kurz vor seinem 71. Geburtstag starb er im Jüd. Krankenhaus Berlin.

  • Werke

    Weitere W u. a. (mit Ort d. Urauff.) Operetten u. verwandte musiktheatral. Formen: Die beiden Husaren, Berlin 1913;
    Wer zuletzt lacht, 1914;
    Ohne Männer kein Vergnügen, Berlin 1918;
    Die närrische Liebe, ebd. 1919;
    Verliebte Frauen, Königsberg 1920;
    Die Postmeisterin, Berlin 1921;
    Das Detektivmädel, 1921;
    Schwalbenhochzeit, 1921;
    Ein modernes Mädel (komp. 1918), München 1922;
    Des Königs Nachbarin, Berlin 1923;
    Meine Tochter Otto, ebd. 1924;
    Der keusche Benjamin, Hamburg 1924;
    Prn. Husch, ebd. 1925;
    Die kleine Studentin, 1926;
    Mädels, die man liebt, 1927;
    Die Luxuskabine, 1929;
    Junger Wein, Berlin 1933;
    Die goldene Mühle, Olten 1936. Aus d. musikal. Nachlaß benutzte W. Strasser Melodien f. d. Operette „Treffpunkt Tegernsee“. -
    Zahlr. Einzelstücke u. a. Lieder, Chöre, Tänze versch. Art (Walzer, Gavotten usw.), Märsche u. a. Für König u. Vaterland, 1899;
    Die Fahnen hoch, 1900;
    Klavierstücke u. a. Koketterie 1901, Tauperlen, Abendläuten, Kobolde. -
    Orchesterkomp.: Tausendschönchen op. 89;
    Kaffeeklatsch, op. 121;
    Brautglocken, op. 197;
    Am Colorado, op. 219, Mexikan. Legende, op. 223.

  • Literatur

    S. Czech, Das Operettenbuch, ³1950;
    O. Schneidereit, Operettenbuch, 1955;
    H. Steger u. K. Howe, Operettenführer Frankfurt, 1950;
    B. Grun, Kulturgesch. d. Operette, 1961;
    A. Würz, Reclams Operettenführer, 121969;
    MGG VII (W, L), X (Art. Operette), XIII (Art. Unterhaltungsmusik);
    Riemann.

  • Autor/in

    Anton Würz
  • Zitierweise

    Würz, Anton, "Jessel, Leon" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 421-422 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119285517.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA