Lebensdaten
1663 – 1694
Sterbeort
Wolfenbüttel
Beruf/Funktion
Architekt ; Mathematiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119263637 | OGND | VIAF: 10652293
Namensvarianten
  • Lauterbach, Johann Balthasar
  • Lauterbach, Jean Balthasar
  • Lauterbach, Joannes Balthasar
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Zitierweise

Lauterbach, Johann Balthasar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119263637.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (1640–1719), 1662 Bürger in U., Schuhmacher u. Zunftmeister (1709) in U., S d. Schuhmachers Balthasar in Schweinitz (Niederschlesien);
    M Ursula (1635–65), T d. Webers Elias Rößlin in U. u. d. Ursula Stribel;
    Stief-M Veronika Heckenauer (1644–1729);
    Halb-B Job. Christoph (1675–1744), Ing.-Leutnant, Architekt, Zeughausschreiber u. Kartograph in U. (s. L);
    - vor 1692 N. N.;
    S Anton Bernhard (1692–1713), Geometer;
    N Marx Theodosius (1722–87), Oberleutnant, Ing.-Baumeister in baden-durlach., später in ötting. Diensten.

  • Biographie

    L. gehört zu den wenigen Architekturtheoretikern des deutschen Frühbarocks, deren Grundfach die angewandte Mathematik war und die ihre Ideen auch baulich verwirklichen konnten. Nach kurzem Studium der ev. Theologie in Jena seit 1683 wechselte er dort zur Mathematik über und gab 1685 die Schrift „De Euclide Geometra“ heraus. In diesem Jahr setzte mit der Mitregentschaft Hzg. Anton Ulrichs in Wolfenbüttel eine glanzvolle Förderung der Künste ein, 1687 erhielt L. seine Bestallung als Professor für angewandte Mathematik, zu der damals auch die Geometrie zählte, an der dortigen Ritterakademie. 1689 wurde er zum Landbaumeister des Hzgt. Braunschweig-Wolfenbüttel ernannt. Obwohl er, wie urkundlich gesichert ist, 1692 drei durch Arkadengang verbundene Stiftsgebäude in (Salzgitter-) Steterburg vollendete, galten bis nach dem 2. Weltkrieg uneingeschränkt alle Bauten von 1688 bis 1694|als Schöpfungen des damaligen Bauvogts und Nachfolgers Hermann Korb. Aus L.s Nachlaß ergibt sich jedoch eindeutig, daß ihm vor allem mehrere Schloßbauten aus stilistischen Gründen zugeschrieben werden müssen. Bei dem 1689 grundgelegten Schloß Salzdahlum (abgebrochen seit 1813) mit seinem nach Osten vorgelagerten und von niedrigen Baukörpern umzogenen Hof wurde von ihm das Konzept des von Salomon de Brosse entworfenen Luxembourg-Palais zu Paris (1615–31) aufgenommen, das der Bauherr, Hzg. Anton Ulrich, auf seiner Kavalierstour (1654–56) gesehen hatte. Das doppelläufige, frei in das Corps de Logis gesetzte Treppenhaus stellte die früheste repräsentative Barockstiege im deutschen Schloßbau dar. Typisch für L.s Fassadenbildung ist aufgrund seiner theoretischen Auseinandersetzung mit den fünf klassischen Säulenordnungen erstmals im Gebiet um Wolfenbüttel die Anwendung von Kolossalpilastern bei übergiebelten Risaliten, die über dem rustizierten Erdgeschoß 2 Stockwerke zusammenfassen, wie beim Opernhaus zu Braunschweig (1690, abgebrochen 1864), den Schlössern der Herren v. Steinberg und v. Veltheim in Brüggen an der Leine (1693) und in Destedt b. Königslutter (1693). Als durchgehende Fassadengliederung erschien eine korinthische Pilastergliederung auch am seitlich vorgesetzten Turmpaar bei der 1692 geplanten ersten Trinitatiskirche zu Wolfenbüttel (abgebrannt 1705), einem Zentralbau über dem Kaisertor mit vorgelegter Freitreppe, die in der Sakralarchitektur Niedersachsens eine Sonderstellung einnahm. L.s vielseitige Begabung zeigt sich ferner in der Fortifikationskunst, wie ein Band mit Festungsplänen „nach des Hr Professor Lauterbach manier“ (Wolfenbüttel, Hzg. August-Bibliothek) beweist.

  • Werke

    Weitere W Architectura militaris, o. J.;
    Abregé de l'architecture civile, 1699 (dt. 1714);
    Fortifications-Tractätgen, hrsg. v. Anton Dernh. Lauterbach (S), 1719. -
    Bauten: Wolfenbüttel, Opernhaus (1687–88, abgebrochen 1750);
    Langeleben b. Königslutter, Jagdschloß (1689, abgebrochen 1830);
    Wolfenbüttel, ev. St. Johanniskirche, freistehender Glockenturm (1691–93). - Zeichnungen u. Entwürfe:
    Wolfenbüttel, Hzg.-August-Bibl.

  • Literatur

    G. Fuchs, Hist. Nachrr. v. d. berühmten u. gel. Lauterbachen, 1765;
    U. v. Alvensleben, Die Braunschweig. Schlösser d. Barockzeit u. ihr Baumeister H. Korb, 1937;
    H. Schmitz, Kat. d. Ornamentstichslg. d. Staatl. Kunstbibl. Berlin, 1939, Nr. 1983, 1984;
    A. Fink, Die Baumeister v. Schloß Salzdahlum, in: Zs. f. Kunstwiss. 4, 1950, S. 183-96;
    F. Thöne, Der Wolfenbütteler Barockbaumeister J. B. L., ebd., S. 197-202;
    ders., Wolfenbüttel, 1963;
    H. Lasch, Architekten-Bibliogr.Bibliographie, 1961, Nr. 1781 f.;
    G. Gerkens, Das fürstl. Lustschloß Salzdahlum u. s. Erbauer Hzg. Anton Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel, 1974;
    G. Dehio, Hdb. d. dt. Kunstdenkmäler, Bremen/Niedersachsen, Neubearb. 1977;
    F. v. Osterhausen, Georg Christoph Sturm, 1978, S. 24, 64, 85. - Zu Halb-B Joh. Christoph:
    A. Weyermann, Neue Nachrr. v. Gel. u. Künstlern aus Ulm, 1829, S. 266 f.;
    R. Oehme, Die Gesch. d. Kartographie d. dt. Südwestens, 1961, S. 101 u. 105. -
    Genealog. Mitt. v. A. Rieber, Ulm.

  • Autor/in

    Hans Reuther
  • Zitierweise

    Reuther, Hans, "Lauterbach, Johann Balthasar" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 734-735 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119263637.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA