Lebensdaten
1928 – 2013
Geburtsort
Rheinfelden (Baden)
Sterbeort
Pulheim-Brauweiler
Beruf/Funktion
Indogermanist ; Namenforscher ; Linguist ; Philologe ; Epigraphiker ; Professor in Köln
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11913232X | OGND | VIAF: 51706383
Namensvarianten
  • Untermann, Jürgen
  • Untermann, Jürgen
  • Unthermann, Jürgen
  • mehr

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Zitierweise

Untermann, Jürgen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11913232X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav, Chemotechniker;
    M Elise Holthaus;
    Bertha N. N. ( 2001);
    3 S u. a. Matthias (* 1956), Prof. f. ma. Kunstgesch. in Heidelberg (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2013), 4 T.

  • Biographie

    Nach ersten Studien der Klassischen Philologie und Alten Geschichte in Frankfurt/M. ab 1948 wandte U. sich 1950 in Tübingen (unter Hans Krahe, 1898–1965) primär der Indogermanistik zu; dort wurde er 1954 promoviert (Der Wortschatz des Cippus Abellanus und der Tabula Bantina, Studien zur Stellung und Geschichte des Oskisch-Umbrischen) und habilitierte sich 1959 für Indogermanische Sprachwissenschaft (Die venetischen Personennamen, 2 Bde., 1961). Von 1965 bis zu seiner Emeritierung 1993 lehrte er an der Univ. Köln als o. Professor für Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft.

    Durch seinen Lehrer Krahe wurde U.s Interesse von Anfang an auf die in Alt-Italien vom Lateinischen verdrängten, nur noch fragmentarisch überlieferten Sprachen gelenkt. Aus jenem Teil der Dissertation, der ein etymologisches Glossar zu den beiden wichtigsten oskischen Inschriften enthielt, entstand das ein erweitertes Textcorpus umschließende und die Forschung von 150 Jahren zusammenfassende „Wörterbuch des Oskisch-Umbrischen“ (2000) mit ausführlicher Darstellung von Bedeutung, Geschichte und Etymologie|der inschriftlich überlieferten Wörter. Im Zusammenhang mit dem damals von Krahe vertretenen Illyrisch-Konzept untersuchte U. die venetischen Personennamen, „Die messapischen Personennamen“ (in: H. Krahe, Die Sprache der Illyrier, Bd. 2, 1964, S. 153–213) und die Namen der vorrömischen Bevölkerung der Po-Ebene (Namenlandschaften im alten Oberitalien, in: Btrr. z. Namenforsch. 10–12, 1959–61, 4 T.). Hierbei führte U. den Begriff „Namenlandschaft“ ein: Für die Auswertung von Personennamen ist dabei nicht ihre etymologische Herkunft, sondern die regionale Begrenzung des Namenrepertoires unter Berücksichtigung des inhaltlichen Kontextes der Zeugnisse entscheidend. Dadurch führte U. einen neuen, sprachgeographischen Aspekt in die Erforschung der antiken Personennamen ein.

    Zum Mittelpunkt von U.s wissenschaftlichem Œuvre wurden aber die vorröm. Sprachen und Schriften Alt-Hispaniens. Seit 1956 war er damit befaßt, durch eine Neuedition der vorröm. Inschriften die in ihrer Konzeption und infolge des enormen Materialzuwachses veraltete Sammlung von Emil Hübner (1834–1901) (Monumenta Linguae Ibericae, 1893) zu ersetzen. Neben Dutzenden von Einzelstudien bilden die „Monumenta Linguarum Hispanicarum“ (4 Bde., 1975–97) die Summe seiner Erforschung dieser Quellen. Das möglichst auf Autopsie beruhende und nach Vollständigkeit in Materialerfassung und -dokumentation strebende Werk legte die Münzlegenden in vorröm. Sprachen vor (Bd. I), die Texte in iberischer Schrift und Sprache aus Südfrankreich bzw. Hispanien (Bde. II u. III) und die sog. tartessischen, keltiberischen und lusitanischen Inschriften (Bd. IV), vielfach in Erstedition. Dieses grundlegende Werk der Epigraphik, Numismatik, Schriftgeschichte, Sprachwissenschaft und Namenforschung zeigt U. als die führende Kapazität seiner Zeit auf diesem Feld. Sein Lebenswerk beeinflußte aufs tiefste die einschlägige Forschung an span. und portugies. Universitäten und Museen.

    Den „Monumenta“ gingen überblickartige Untersuchungen voraus, u. a. der Entwurf eines Personennamenatlasses, deren Ergebnisse noch heute Gültigkeit haben, obgleich sich das Textmaterial seitdem ungemein vermehrt hat. U.s Interpretationen der sprachlichen Befunde zeichnen sich durch ihre kritische (auch selbstkritische) Einstellung und ihre sorgsam abwägende Argumentation aus. Besonders beförderte U. die Analyse der iberischen Personennamen und des iberischen Namensystems. Die morphologische und syntaktische Struktur des Iberischen klärte er auf.

    Seinen für die Altertumswissenschaft unverzichtbaren Grundlagenwerken zu Alt-Italien und Alt-Hispanien ist gemeinsam, daß sie sich mit „Trümmersprachen“ befassen, die nur teilweise erschlossen werden können. Deren besonderer Problematik sind weitere, terminologisch, theoretisch und methodologisch orientierte Beiträge gewidmet (v. a. „Trümmersprachen zwischen Grammatik und Geschichte“, 1980).

    Der klassisch-philologische Hintergrund U.s veranlaßte Arbeiten zum Griechischen und Lateinischen, z. B. zu Morphologie und Wortschatz des Lateinischen und v. a. zum Altlateinischen (u. a. „Entwürfe zu einer Enniusgrammatik“, in: Ennius, 1971, S. 211–45). Didaktisch motiviert ist die als Kommentar angelegte „Einführung in die Sprache Homers“ (1987), die für die Episode von Patroklos’ Tod demonstriert, welchen Beitrag die historischvergleichende Sprachwissenschaft zur Homer-Philologie und zum Homer-Verständnis leisten kann. Die Didaktik des Faches und seine Rolle im akademischen Unterricht leiten über zu allgemein-indogermanistischen Arbeiten U.s, etwa über das Spannungsfeld von Etymologie und Wortgeschichte und über die Rekonstruktion des indogermanischen Wortschatzes und die historische Realität der Grundsprache.

    Verdient gemacht hat sich U. auch als Organisator von Tagungen und als (Mit-)Herausgeber, u. a. der Neuen Folge der „Beiträge zur Namenforschung“. Seiner Initiative und stetigen Förderung ist der Erfolg der seit 1974 regelmäßig stattfindenden Kolloquien über die althispanischen Sprachen und Kulturen zu verdanken.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Rhein.-Westfäl. Ak. d. Wiss. (1977), d. Dt. Archäol. Inst. (korr. 1965, o. 1979), d. Istituto di Studi Etruschi (1982), d. Real Ac. de la Historia, Madrid (1994), d. Real Ac. de Buenas Letras, Sevilla (1995), d. Reial Acadèmia de Bones Lletres de Barcelona, d. Inst. d’Estudis Catalans (2008);
    Vors. d. Fachverbandes d. Indogerman. Ges. (1978–83);
    Dr. h. c. (Salamanca 1992, Coimbra, Santiago de Compostela 2003);
    Premio Javier Conde Garriga d. Asociación Numismática Española (1978);
    Medalha de mérito do Inst. de Sintra (1995);
    Premio Príncipe de Viana de Cultura, Pamplona (2010).

  • Werke

    Weitere W Sprachräume u. Sprachbewegungen im vorröm. Hispanien, 1961, portugies. 1962, span. 1963;
    Elementos de un atlas antroponímico de la Hispania antigua, 1965;
    El tercer bronce de Botorrita (Contrebia Belaisca), 1996 (mit F. Beltrán u. J. de Hoz);
    Die vorröm. Sprachen d. iber. Halbinsel, 2001;
    Zur Problematik d. alteurop. Hydronymie, Hispanien u. Italien, in: Btrr. z. Namenforsch. NF 44, 2009, S. 1–34.|

  • Literatur

    L Sprachen u. Schrr. d. antiken Mittelmeerraums, FS f. J. U., 1993 (unvollst. W-Verz., P);
    Studia Palaeohispanica et Indogermanica, J. U. ab amicis Hispanicis oblata, 1993 (P);
    Kürschner, Gel.-Kal. 2013 (W-Verz.).

  • Autor/in

    Rüdiger Schmitt
  • Zitierweise

    Schmitt, Rüdiger, "Untermann, Jürgen" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 654-656 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11913232X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA