Lebensdaten
1822 – 1902
Geburtsort
Górki bei Klimontów (Polen)
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
Erzbischof von Gnesen und Posen ; Kardinal
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119066459 | OGND | VIAF: 32029864
Namensvarianten
  • Halka-Ledóchowski, Mieczysław Graf
  • Ledóchowski, Mieczysław Graf (korrekte Schreibweise mit Sonderzeichen)
  • Ledóchowski, Mieczyslaw Graf
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Zitierweise

Ledóchowski, Mieczyslaw Graf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119066459.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph Zacharias (1786–1859), Großgrundbes., S d. Anton (1755–1835), Großgrundbes. in Westgalizien, Philanthrop, Schriftsteller (s. ÖBL), u. d. Julia Gfn. Ostrowska;
    M Maria Rosalia (1799–1863), T d. Johann Nepomuk v. Zakrzewski, Großgrundbes., Adelsmarschall v. Taraszcz, u. d. Helene v. Darowska-Slepowron;
    N Wladimir (s. 2), Ursula (s. 3).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Gymnasien in Radom und Warschau studierte L. Theologie in Warschau (1841-43) und an der Gregoriana in Rom, wo er 1845 zum Priester geweiht, 1847 zum Dr. theol. und Dr. utr. iur. promoviert wurde. Gleichzeitige Studien an der röm. Accademia dei Nobili Ecclesiastici waren die Voraussetzung für seine Aufnahme in den diplomatischen Dienst der Kurie. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Päpstl. Staatssekretariat wirkte er 1852-56 als Uditore an der Nuntiatur in Lissabon, 1857-61 als ao. päpstl. Delegat in Kolumbien und Chile, 1862-66 als Nuntius in Belgien. Papst Pius IX. nominierte den begabten Diplomaten, seit 1856 päpstl. Hausprälat und 1861 Titularerzbischof von Theben, zum Erzbischof von Gnesen und Posen. Trotz des Einspruchs des Oberpräsidenten der Prov. Posen, K. W. v. Horn, gab die preuß. Regierung ihr Einverständnis. Die beiden Domkapitel, die andere Kandidaten auf die Wahlliste gesetzt hatten, wählten L. am 16.12.1865 durch Akklamation. Pius IX. präkonisierte ihn am 8.1.1866. Der neue Oberhirte sorgte seit April desselben Jahres für eine gediegene Ausbildung des Klerus, visitierte die Pfarreien, organisierte und intensivierte die Seelsorge und bemühte sich um den Ausgleich der deutsoh-poln. Spannungen. Auf dem I. Vatikanischen Konzil trat er für die Definition der päpstl. Unfehlbarkeit ein, er war Mitglied der dogmatischen Kongregation und unterzeichnete die Konzilsdekrete als polnischer Primas. Im Nov. 1870 reiste er nach Versailles, um Bismarck zur Vermittlung zwischen Pius IX. und der ital. Regierung sowie zum Eintreten für die Wiederherstellung des Kirchenstaates zu bewegen.

    Als der Kulturkampf in Preußen den poln. Katholizismus gefährdete, bestand L. trotz der 1872 von der preuß. Schulbehörde getroffenen Anordnung, den Religionsunterricht für alle Mittelschulklassen in deutscher Sprache zu erteilen, auf Beibehaltung der poln. Sprache, er erlaubte die deutsche Sprache nur für die beiden letzten Gymnasialklassen. Da er die von der Regierung im Mai 1873 erlassenen Gesetze nicht beachtete, wurde er zu 29 700 Talern Geldstrafe verurteilt. Im selben Jahr forderte der Posener Oberpräsident ihn zur Amtsniederlegung auf. Als L. sich weigerte, wurde er Anfang 1874 verhaftet und in Ostrowo interniert. Der Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten verfügte seine Absetzung und drängte die Domkapitel zur Neuwahl. Alle preuß. Bischöfe erklärten sich jedoch mit L. solidarisch. Pius IX. ernannte den „tapferen Verteidiger des Glaubens“ 1875 zum Kardinal. L. wurde 1876 wieder freigelassen, der Aufenthalt in seinen beiden Erzbistümern und den benachbarten preuß. Provinzen war ihm aber verboten. Über Krakau, wo er als Held und Märtyrer gefeiert wurde, und Wien begab er sich nach Rom. Von dort aus traf er durch geheime Delegaten Anordnungen für seine Jurisdiktionsgebiete; Preußen verhängte über ihn erneut Geldstrafen „wegen Anmaßung bischöflicher Rechte“. Während der Verhandlungen zur Beilegung des Kulturkampfes verzichtete L. auf Veranlassung Leos XIII. am 2.2.1886 auf seine Erzbistümer, nachdem er bereits vorher den Domkapiteln von Gnesen und Posen die Resignation mitgeteilt hatte.

    Seit 1883 wieder im Päpstl. Staatssekretariat, zunächst als Sekretär der Memorialien, seit 1885 als Sekretär der Breven, war L. ein geschätztes Mitglied mehrerer Kardinalskongregationen und wurde 1892 Präfekt der Propagandakongregation. Den Bemühungen des Hl. Stuhles um eine Verständigung mit Rußland stand er skeptisch und ablehnend gegenüber. Er unterstützte die österr. Kirchenpolitik und setzte sich für den poln. Katholizismus ein.

  • Literatur

    J. B. Kißling, Gesch. d. Kulturkampfes I-III 1911-16;
    B. v. Selchow, Der Kampf um d. Posener Erzbistum 1865, 1923;
    J. Schmidlin, Papstgesch. d. neuesten Zeit II, 1934;
    W. Klimkiewicz, Kardynal L. na tłe swej epoki 1822-1902, 2 Bde., 1938 f.;
    E. Winter, Rußland u. d. slaw. Völker in d. Diplomatie d. Vatikans 1878-1903, 1950;
    ders., Rußland u. d. Papsttum II, 1961;
    Z. Zieliński, in: Nasza Przeszłość 24, 1966, S. 243-57;
    J. Nowacki, Kościół katedralny w Poznaniu I, 1959;
    E. Gatz, Akten d. Fuldaer Bischofskonferenz, 2 Bde., 1977-79;
    ders., Akten z. preuß. Kirchenpol. in d. Bist. Gnesen-Posen, Kulm u. Ermland 1885-1914, 1977;
    Historia kościoła w Polsce II, 1-2, 1979;
    Dizionario ecclesiastico II, S. 621 f.;
    Enc. Catt.;
    RGG³;
    LThK²;
    New Cath. Enc. VIII, S. 601 f.;
    Polski Słownik Biograficzny 16, S. 626-28;
    Die Bischöfe d. dt.-sprachigen Länder 1785/1803-1945, hrsg. v. E. Gatz, 1983 (P).

  • Porträts

    Gem., 1886 (Posen, Erzbischöfl. Mus.).

  • Autor/in

    Bernhard Stasiewski
  • Zitierweise

    Stasiewski, Bernhard, "Ledóchowski, Mieczyslaw Graf" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 45-46 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119066459.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA