Lebensdaten
1777 – 1825
Geburtsort
Hirschberg (Schlesien.)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 11900688X | OGND | VIAF: 22225322
Namensvarianten
  • Contessa, Karl Wilhelm Franz
  • Contessa, Wilhelm Salice
  • Salice-Contessa, Wilhelm
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Zitierweise

Contessa, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11900688X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Christian s. (1);
    1) 1802 Johanna Jahn ( 1803), Bäckers-T aus Halle/Saale, 2) Berlin 1808 Henriette Nauendorf ( 1816, Verwandte der 1. Frau);
    S aus 2) Karl, preußischer Offz., später Landrat des Kr. Namslau (Schlesien), Letzter des Geschlechts.

  • Biographie

    C. besuchte 1795-98 das Pädagogium der Franckeschen Stiftungen in Halle, wo er mit Ernst von Houwald eine lebenslange Freundschaft schloß. 1798 begann er in Erlangen das Studium der Rechtswissenschaft, kehrte aber schon im folgenden Jahr wieder nach Halle zurück. Vor seiner Verheiratung unternahm er eine Reise nach Paris, dann siedelte er nach Weimar über. Von dem dortigen geistigen und gesellschaftlichen Leben hielt er sich völlig fern. Ohne einen beruflichen Wirkungskreis zu erstreben, widmete er sich seinen literarischen und musikalischen Neigungen. Der frühe Tod seiner Gattin verstärkte den ihm angeborenen Hang zur Melancholie und Hypochondrie. Unmittelbar vor seinem ersten Theatererfolg verließ er Weimar, um in Berlin „freier und unbemerkter“ zu leben. Seine zweite Ehe verlief unglücklich. Durch die Vermittlung J. E. Hitzigs lernte er 1814 E. T. A. Hoffmann kennen. Er trat in den engeren Freundeskreis ein und wurde der Sylvester der „Serapionsbrüder“. Das letzte Jahrzehnt seines Lebens verbrachte er in der Familie Houwalds auf dessen Gütern Sellendorf und Neuhaus. Der mit ungewöhnlichem Schauspielertalent begabte Dichter wandte sich zuerst dem Lustspiel zu. Über anfängliche Bearbeitungen und Nachahmungen französischer Vorbilder gelangte er in „Das Rätsel“ (1809, Neudruck Reclam Nummer 572, 1909) hinaus, das sich durch Originalität und Grazie auszeichnet. Ihm folgten zahlreiche minder gelungene Stücke, bis er mit dem erst aus seinem Nachlaß veröffentlichten Prosaspiel „Das Quartettchen im Hause“ (in: Beckers Taschenbuch für 1826, tschechische Übersetzung von E. F. Schmidleichner, Prag 1872) auf biedermeierliche Weise in dieser Gattung sein Bestes gab. Bedeutender war er als Erzähler: hier konnte sich sein romantisches, „serapiontisches“ Wesen ungehindert entfalten. Noch vor der Begegnung mit Hoffmann schrieb er die Künstlernovelle „Meister Dietrich“ (in: Erzählungen, 1819), deren Thematik auf Wackenroders „Herzensergießungen“ und Tiecks „Sternbald“ zurückweist. Mit ihr und der altdeutschen, zur Groteske neigenden Erzählung „Magister Rößlein“ (1814), in der die Motive des Teufelspakts und der Teufelsehe miteinander verbunden sind, wirkte er seinerseits nachhaltig auf Hoffmann ein. Mit Hoffmann und Fouqué gab er zwei Bände Kindermärchen heraus (1816/17, darin von ihm „Das Gastmahl“ und „Das Schwert und die Schlangen“). C. war der eigentliche Begründer der romantischen Riesengebirgsdichtung. Seine Erzählungen enthalten charakteristische Landschaftsschilderungen und Naturstimmungen. Die Überlieferungen der schlesischen Volkssage und Hoffmannsche Einflüsse führten ihn zur Dämonisierung der Natur. Wie vorher Hauff empfing noch Hebbel dichterische Anregungen von ihm. Das 20. Jahrhundert hat versucht, im Zusammenhang mit der Hoffmannrenaissance auch seinen Schriften wieder Leser zu gewinnen.

  • Werke

    Weitere W Sämtl. Schrr., hrsg. v. E. v. Houwald, 9 Bde., 1826 (Kupf. v. F. Bolt nach Gem. v. F. Krüger) ; Neudr.:
    Serapiontische Erzz., Märchen u. Nachtstücke, Kleine Geschichten u. Hoffmanniana, in: Die Bücherei d. neuen Serapionsbrüder, hrsg. v. C. G. v. Maaßen, 3 Bde., 1922;
    Das Gastmahl, Mag. Rößlein, in: Dt. Lit. in Entwicklungsreihen, Reihe: Romantik, Bd. 15: Märchen II, 1930, Bd. 18: Phantasiestücke, 1936;
    Die weiße Rose, Der schwarze See, in: Der Höhentraum, Ausgew. Erzz. aus d. schles.-böhm. Gebirgen, hrsg. v. W. Müller-Rüdersdorf, Bd. 1 u. 3, 1923;
    Das Bild d. Mutter (zusammen mit Fouqués Undine), 1924;
    Die Schatzgräber, in: Tränen unterm Schutenhut, hrsg. v. Ch. C. Kopp, 1947, = Kleine Drei Birken-Bücherei 24.

  • Literatur

    J. E. Hitzig, in: NND, Jg. 3, 1825, S. 600-06;
    E. v. Houwald, in: Denkmäler verdienstvoller Deutscher d. 18. u. 19. Jh. V, 1829, S. 77-100 (P);
    A. Kahlert, Schlesiens Anteil an dt. Poesie, 1835;
    Goedeke VI, 1898, S. 473 f., XI/1, 1951, S. 434 f., XIII, 1938, S. 228, XIV/Lfg. 1, 1955, S. 163 f. (W, L);
    L. Brun, Hebbel, 1922, S. 221, 246, 1014 f. u. ö.;
    R. M. Werner, Einl. z.: Hebbels Sämtl. Werke, 1901 ff., Bd. 8, XIII-XX;
    H. Rogge, Der Doppelroman d. Berliner Romantik II, 1926, S. 31-45, 66-75, 99-110 (C.s Anteil an d. „Roman d. Frhr. v. Vieren“);
    C. G. v. Maaßen, Serapionsbruder Sylvester, in: Münchner Neueste Nachrr., 5.1.1926;
    G. Pankalla, K. W. C. u. E. T. A. Hoffmann, Diss. Breslau 1938;
    H. W. Hewett-Thayer, The Romanticism of C., in: Germanic Review 18, New York 1943.

  • Literatur

    zum Gesamtartikel: ADB IV;
    H. Meyer, Die Brüder C., Diss. München 1906;
    L. Hillebrand, Das Riesengeb. in d. dt. Dichtung, 1922, S. 54 ff.;
    |H. Heckel, Die Brüder C., in: Schles. Lb. IV, 1931, S. 302 ff.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Contessa, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 345-346 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11900688X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA