Lebensdaten
1892 – 1970
Geburtsort
Rothenfluh Kanton Baselland
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Orientalist ; Slawist ; Paläontologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118971662 | OGND | VIAF: 35256195
Namensvarianten
  • Lieb, Fritz

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Zitierweise

Lieb, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118971662.html [13.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans (1859–1901), Pfarrer, S d. Kaufm. Christian Friedrich u. d. Auguste Virginia Holl;
    M Luise (1859–1911), T d. Lehrers Joh. Christian Fischle u. d. Maria Anna Kappler;
    Basel 1923 Ruth (* 1900), T d. Ernst Staehelin (1861–1949), D. theol., Pfarrer, u. d. Bertha Sibylle Merian; Schwager Ernst Stachelin (1889–1980), Prof. d. Kirchen- u. Dogmengesch. in B.

  • Biographie

    L. studierte zunächst in Basel und Berlin orientalische Sprachen, besonders Assyriologie, wechselte dann aber, beeindruckt von Hermann Kutter und Leonhard Ragaz, den Führern der religiös-sozialen Bewegung, zum Studium der Theologie über, das er in Basel, Berlin und Zürich absolvierte und 1918 in Basel abschloß. Schon 1915 trat er der sozialdemokratischen Partei bei, 1917 beteiligte er sich an öffentlichen Protesten gegen Krieg und Waffenhandel, die ihn für kurze Zeit ins Gefängnis brachten, 1918 am „Landesstreik“. In diesem Jahr legte er auch ein Praktikum in Safenwil bei Karl Barth ab, mit dem er seither in Freundschaft verbunden blieb. 1923 erwarb er mit der Dissertation „Baader und Kant“ (ungedr.) den Titel eines Lic. theol., 1924 habilitierte er sich in Basel mit der Arbeit „Franz von Baaders Frühentwicklung“. Seit 1929 gab er mit Paul Schütz und Nikolai Berdijajew die Zeitschrift „Orient und Okzident“ heraus. Seit 1930 nahm er eine Dozentur für „Östl. Christentum in Vergangenheit und Gegenwart“ in Bonn wahr (ao. Professor 1931), wo er sich in Vorlesungen scharf gegen Hitler wandte. Die Nationalsozialisten machten 1933 seiner Lehrtätigkeit sogleich ein Ende. L. zog nach Paris, wo er eine freie deutsche Akademie gründete, seinen Kampf gegen die Nationalsozialisten weiterführte und engen Kontakt mit russ. Emigranten pflegte. 1936 folgte er einem Ruf als ao. Professor für Dogmatik und Theologiegeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Ostkirche nach Basel. Hier entwickelte er auch eine reiche Tätigkeit auf politischem Gebiet: als sozialdemokratisches Mitglied des großen Rates, als Gründer und Herausgeber der „Schweizer Zeitung am Sonntag“ (1938, mit Eduard Behrens), die auf Grund ihres unerbittlichen Antifaschismus im Juni 1939 vom Schweizer Bundesrat verboten wurde, sowie als Ersatzrichter des Basler Appellationsgerichts und als Mitglied des 1944 gegründeten Basler Komitees der Gesellschaft „Schweiz-Sowjetunion“, deren Präsident er nach 1945 wurde. 1946/47 war er Gast-Professor in Berlin. Seit 1948 wandte er sich in einer Reihe von Schriften gegen|die „Entartung“ des Sozialismus in Rußland. 1958 wurde er zum persönlichen Ordinarius ernannt (emeritiert 1962). Seine letzte politische Initiative war die Mitbegründung der „Bewegung gegen die atomare Aufrüstung“ (1958). L.s wertvolle Sammlung russ. und slaw. Literatur (ca. 10 000 Bde.) ging nach seinem Tod an die Universitätsbibliothek Basel über.|

  • Auszeichnungen

    D. theol.

  • Werke

    Weitere W u. a. Christ u. Antichrist im Dritten Reich, Der Kampf d. dt. Bekenntniskirche, 1936;
    Rußland unterwegs, Der russ. Mensch zw. Christentum u. Kommunismus. 1945 (zahlr. Überss.);
    Sophia u. Historie, Aufsätze z. russ. u. westl. Geistes- u. Theologiegesch., hrsg. v. M. Rohkrämer, 1962 (W-Verz., L, P);
    Valentin Weigels Kommentar z. Schöpfungsgesch. u. d. Schrifttum seines Schülers Benedikt Biedermann, 1962. -
    Hrsg.: Neue Jugend, Organ d. Sozialist. Jugendorganisation, Sektion Basel, 1, 1919/20, Nr. 1-18;
    Der Orient 10, 1929 (mit P. Schütz).

  • Literatur

    E. Porret, L'homme le plus extraordinaire que je conaisse, in: Hôtes d'un Presbytère, 1953, S. 51-64 (dt. in: Sophia u. Historie, S. 373-80, s. W);
    Ev. Theol. 22, 1962, H. 6 (Sonderh. z. 70. Geb.tag v. F. L. mit Btrr. v. K. Barth, E. Thurneysen, D. Tschižewskij, W. Fischer u. E. Wolf);
    Schweizer. Zeitgenossen-Lex., ²1932;
    RGG ², S.143;
    Kürschner, Gel.-Kal., 1970.

  • Autor/in

    Eduard Buess
  • Zitierweise

    Buess, Eduard, "Lieb, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 472-473 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118971662.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA