Lebensdaten
1909 – 2000
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Köln.
Beruf/Funktion
Soziologe ; Schriftsteller
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118924036 | OGND | VIAF: 49231649
Namensvarianten
  • Silbermann, Alphons
  • Silbermann, Alfons

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Zitierweise

Silbermann, Alphons, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118924036.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Salomon ( 1971), aus Trabelsdorf (Oberfranken), Druckereibes. in K., später Kaufm. in Sydney;
    M Bella Eichtersheimer (1884–v. 1971), aus Ittlingen (Baden); ledig;
    1 Adoptiv-S Angelo Giuseppe, Mitarb. b. „Schauspiel Köln“.

  • Biographie

    S. studierte nach dem Besuch der Kölner Städtischen Oberrealschule mit Reformrealgymnasium Jurisprudenz in Köln und Freiburg (Br.). Er war in der jüd. Studentenverbindung „Rheno-Guestphalia“ aktiv, absolvierte ein Volontariat in einem Druckereigroßbetrieb in Rotterdam und arbeitete als Rechtsberater in der Wirtschaft sowie als freiberuflicher Musikkritiker. 1933 schloß er sein Studium mit Staatsexamen, Referendariat und einer jur. Dissertation bei Hans Kelsen zum Thema „Haftung und Wiedergutmachung im Völkerrecht“ ab. 1935 floh S. zuerst nach Utrecht, 1937 nach Paris und 1938 nach Sydney, wo er sich mit seinem Vater und einem Freund durch den Aufbau und Betrieb einer Schnellimbisskette („Silvers Food Bars“) ein Vermögen erarbeitete. Nach sporadischen Musikkritiken wurde S. 1938 durch Unterstützung des Dirigenten des Sydney Symphony Orchestra, Eugène Goossens, zum Lecturer am State Conservatory of Music in Sydney ernannt, wo er auch zahlreiche Rundfunkvorträge über Musik hielt. Zu Beginn der 1950er Jahre und nach Vortragsreisen durch die USA kehrte S. nach Europa zurück, um einen Forschungsauftrag für das Centre d'Etudes Radiophoniques in Paris zu übernehmen; in Paris organisierte er 1954 einen Kongreß über soziologische Aspekte der Rundfunkmusik, es entstanden seine ersten musiksoziologischen Arbeiten. Nach seiner Tätigkeit als Lehrbeauftragter und Honorarprofessor in Köln und als Professor für Soziologie und Massenkommunikation an der Ecole des Sciences politiques et sociales der Univ. Lausanne 1964–69 erhielt S. 1969, maßgeblich auf Initiative von René König, die Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor für die Soziologie der Massenmedien und Kunstsoziologie am Forschungsinstitut für Soziologie der Univ. Köln, an dem er die Abteilung „Massenkommunikation“ bis zu seiner Emeritierung 1974 leitete. Der „Kölner Schule“ der Soziologie war S. institutionell und persönlich eng verbunden, insbesondere durch seine enge Freundschaft mit König. Neben und nach seiner Kölner Tätigkeit lehrte S. an diversen Universitäten, v. a. in Bordeaux und an der Pariser Sorbonne. S. behielt neben der dt. auch seine austral. Staatsangehörigkeit (seit 1945) bei. S. machte seine Homosexualität öffentlich und genoß es, v. a. gegen Ende seines Lebens, das Interesse der Medien auf sich zu ziehen.

    S. publizierte anfänglich v. a. auf den Feldern der Musiksoziologie, wo er das Konzept „Musikerlebnis“ in das Zentrum seiner Analyse stellte, und der Soziologie der Massenmedien. Im Anschluß an eine anerkannte Biographie über Jacques Offenbach (Das imaginäre Tagebuch d. Herrn Jacques Offenbach, 1960) profilierte S. sich Ende der 1960er Jahre als einer der Repräsentanten der Empirischen Sozialforschung und zugleich als Opponent zu Theodor W. Adorno im „Positivismusstreit“. Seine alltagssoziologischen Arbeiten über die Wohnungseinrichtung der Deutschen trugen ihm den Ruf eines „Sofasoziologen“ ein. Gegen Ende seines Schaffens publizierte der Vertreter eines „militanten Humanismus“ Arbeiten v. a. über dt.-jüd. Geschichte und Studien zu Vorurteil, Antisemitismus und Fremdenhaß. Seine beiden autobiographischen Darstellungen, „Verwandlungen“ (1989) und „Flaneur des Jahrhunderts“ (1999) zählen zu seinen bekanntesten Werken.

  • Auszeichnungen

    BVK I. Kl. (1971);
    Gr. BVK (1985);
    Palme Académique Bauen u. Wohnen (1991);
    Mitgl. d. PEN-Clubs d. BRD u. d. American Ac. of Political and Social Sciences;
    korr. Mitgl. d. franz. Ak.;
    Präs. d. Dt. Ges. f. Kommunikationsforsch.;
    Verdienstorden d. Landes NRW.

  • Werke

    Weitere W Of Musical Things, 1949;
    Musiksoziol. im Dienste d. Rundfunks, 1952;
    Organisierte Kultur, 1952;
    Wovon lebt d. Musik? Die Prinzipien d. Musiksoziol., 1957;
    Musik, Rundfunk u. Hörer, 1959;
    Vom Wohnen d. Deutschen, 1963;
    Ketzereien e. Soziologen, 1965;
    Empir. Kunstsoziol., 1973;
    Der ungeliebte Jude, Zur Soziol. d. Antisemitismus, 1981;
    Einf. in d. Lit.soziol., 1981;
    Sind wir Antisemiten? Ausmaß u. Wirkung e. soz. Vorurteils in d. Bundesrep. Dtld., 1982;
    Was ist jüd. Geist?, 1984;
    Antisemitismus nach d. Holocaust, Bestandsaufnahme u. Erscheinungsformen in dt.sprach. Ländern, 1986;
    Empir. Kunstsoziol., 1986;
    Verwandlungen, Eine Autobiogr., 1989, ³1999 (W-Verz., P);
    Juden in Westdtld., Selbstbild u. Fremdbild e. Minorität, 1992 (mit H. Sallen);
    Alle Kreter lügen, Die Kunst, mit Vorurteilen zu leben, 1993;
    Der „normale“ Hass auf d. Fremden, Eine sozialwiss. Studie zu Ausmaß u. Hintergründen v. Fremdenfeindlichkeit in Dtld., 1995 (mit F. Hüsers);
    Propheten d. Untergangs, Das Geschäft mit d. Ängsten, 1995;
    Von d. Kunst d. Arschkriecherei, 1997;
    Auschwitz, Nie davon gehört? Erinnern u. Vergessen in Dtld., 1999 (mit M. Stoffers);
    Nachlaß:
    Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam.

  • Literatur

    R. König (Hg.), Kunst u. Massenkommunikation, FS f. A. S. z. 60. Geb.tag, Schwerpunkth. d. Kölner Zs. f. Soziol. u. Soz.psychol., Jg. 21, H. 3, 1969, S. 449–708;
    W. Nutz (Hg.), Kunst, Kommunikation, Kultur, FS z. 80. Geb.tag v. A. S., 1989;
    Ingo Hermann (Hg.), Zeugen d. Jh., A. S., Glücklich u. bedeutsam, Gespräch mit Hans Bünte [aus d. J. 1990], 1994;
    E. K. Scheuch, Kein geplantes, aber keineswegs e. planloses Leben, A. S. z. 90. Geb.tag, in: Kölner Zs. f. Soziol. u. Soz.psychol. 51, H. 4, 1999, S. 791–93;
    H. Esser, ebd. 52, H. 2, 2000, S. 395–97;
    E. K. Scheuch, in: Communications 25, Nr. 2, 2000, S. 210–24;
    E. Mochmann, Zum Tod v. Rolf Fröhner, Walter Nutz u. A. S., in: Zentralarchiv-Inf., Nr. 46, 2000, S. 179 f.;
    R. Rowghani, Der Vater d. Mediensoziol., A. S. (1909–2000), in: Menschen u. Medien, Zs. f. Kultur- u. Kommunikationspsychol., 2002;
    BHdE II;
    Wi. 1998/99;
    Nordrhein-Westfalen;
    Munzinger;
    Kölner Personenlex. (P).

  • Autor/in

    Dirk Kaesler
  • Zitierweise

    Kaesler, Dirk, "Silbermann, Alphons" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 410-411 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118924036.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA