Lebensdaten
1902 – 1982
Geburtsort
Seeburg (heute Bad Urach)
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Bankier
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Warburg, Siegmund
  • Warburg, Sir Siegmund George (seit 1966)
  • Warburg, Sir Siegmund
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Zitierweise

Warburg, Sir Siegmund, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139069.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georges Siegmund (Georg Sigmund) (1871–1923), Gutsbes. in Uhenfels b. B. U., S d. Siegmund (1835–89), in Hamburg, u. d. Theophilie (Theofilia) Rifka Tova Rosenberg (* 1835);
    M Lucia Lea (Luz) (1866–1955), T d. Max Kaulla (1829–1906), Dr. iur., RA, Rechtskonsulent in Stuttgart, Mitgl. d. Isr. Gde.vorsteheramts ebd. (s. Heuer ), u. d. Jeanette Goldschmid (1833–1920), aus Frankfurt /M.;
    Urur-Gvv Abraham Samuel (Aby) (1798–1856), Bankier (s. Gen. 3);
    1926 Eva Maria (1903–83), aus Stockholm, T d. Mauritz Philipson (1871–1948), aus Norrköping (Östergötland), Bankdir. in Stockholm, u. d. Ingrid Maria Horngren (* 1879);
    S George A. S. (* 1928);
    Schwägerin Emma Bella Kaulla (1864– 1932, Oskar Rosenthal, 1852–1937, Dr. med., Dermatol. in Berlin, Geh. Sanitätsrat, Ehrenpräs. d. Berliner Dermatol. Ges., s. Pagel; Fischer);
    Verwandte Aby (s. 3), Max (s. 4), Paul (s. 5).

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1919 am humanistischen Gymnasium in Reutlingen absolvierte W. 1920–22 eine Banklehre im Hamburger Bankhaus „M.M. Warburg & Co.“ seines Onkels Max. Nach mehrjähriger Tätigkeit bei „M.M. Warburg & Co.“ ging er 1925 als Trainee zum Londoner Bankhaus „N M Rothschild & Sons“. 1928 kehrte W. zu M.M. Warburg zurück, arbeitete kurzzeitig in der „International Acceptance Bank“ und bei „Kuhn, Loeb & Co.“ in New York und wurde 1930 in den Kreis der persönlich haftenden Gesellschafter des Bankhauses Warburg aufgenommen. Seit 1931 leitete er die von ihm gegründete Berliner Niederlassung der Bank und organisierte die Sanierung des Kaufhausunternehmens Karstadt.

    Nach der NS-Machtübernahme ging W. im April 1933 nach New York und emigrierte im Mai 1934 mit seiner Familie nach Großbritannien. In London gründete er 1934 gemeinsam mit der Berliner Handelsgesellschaft das Investmentbankhaus „New Trading Company“, in dem er viele jüd. Emigranten beschäftigte. Nach der Gründung nahm die New Trading Company prominente dt. Emigranten wie die Braunkohleindustriellenfamilie Petschek und Edmund Stinnes (1896–1980) als Teilhaber auf. W. war eng mit dem ebenfalls nach London emigrierten Schriftsteller Stefan Zweig (1881–1942) befreundet und engagierte sich für jüd. Flüchtlinge. Während des 2. Weltkriegs war er im brit. Auslandsgeheimdienst SIS tätig.

    1946 erwarb W. für seine Bank eine Mehrheitsbeteiligung am bedeutenden Londoner Metallhandelshaus „Brandeis-Goldschmidt & Co Ltd“. Im selben Jahr benannte er das Londoner Bankhaus gegen den Widerspruch seines Vetters Eric Warburg in „S. G. Warburg“ um. Anfang der 1950er Jahre unterstützte er Eric in den Auseinandersetzungen um den Namen des Hamburger Bankhauses Warburg und dessen Wiedereintritt als persönlicher Teilhaber. 1952–64 war W. Direktor, seit 1956 persönlich haftender Gesellschafter des New Yorker Investmentbankhauses „Kuhn, Loeb & Co.“, nachdem er den Vorzug vor Eric erhalten hatte. Hier war W. mit seinen Bemühungen um eine effizientere Unternehmensführung und eine dynamischere Geschäftsstrategie nur teilweise erfolgreich. In den 1950er Jahren entwickelte er das Europageschäft von „Kuhn, Loeb & Co.“, das u. a. Anleihen der Montan-Union und der Republik Österreich an der Wall Street plazierte. Wegen des andauernden Konflikts um das Europaengagement von „Kuhn, Loeb & Co.“ beendete W. 1964 seine Teilhaberschaft.

    1957 erwarb „S. G. Warburg“ die Londoner Bank „Seligman Brothers“ und wurde damit Mitglied des prestigereichen Accepting House Committee der angesehensten brit. Banken. Als W. 1958 die feindliche Übernahme des engl. Aluminiumherstellers „British Aluminium“ durch das amerik. Unternehmen „Reynolds Metals Company“ gegen den Widerstand des Londoner Banken-Establishments durchsetzte, brach er ein Tabu in der durch strenge Konventionen bestimmten Londoner Finanzwelt. 1963 legte „S. G. Warburg“ die erste Eurodollaranleihe eines ausländischen Unternehmens auf dem Londoner Kapitalmarkt auf und trat 1964 mit dem Kauf der Frankfurter Privatbank „Hans W. Petersen“, die er in „S. G. Warburg & Co.“ umbenannte, in den dt. Bankenmarkt ein. W. fusionierte sein dt. Bankhaus 1970 mit der deutlich größeren „Deutsche Effecten- und Wechsel-Bank“ und nannte das neue Institut „Effecten-Bank Warburg AG“. Im selben Jahr schied W. aus der Geschäftsführung von „S. G. Warburg“ und deren Tochtergesellschaften aus. Er reagierte mit scharf formulierten Protestbriefen, als arab. Staaten „S. G. Warburg“ nach dem Yom-Kippur-Krieg 1973 im Zuge eines antiisrael. Wirtschaftsboykotts auf eine schwarze Liste setzten und einige europ. Banken ihre Geschäftsverbindungen mit „S. G. Warburg“ aus Furcht vor arab. Sanktionen unterbrachen. Bis Anfang der 1990er Jahre entwickelte sich „S. G. Warburg“ zu einer der bedeutendsten brit. Investmentbanken,|1995 wurde sie von der „Swiss Bank Corporation“ (SBG) übernommen.

  • Literatur

    |J. Attali, S. G. W., Das Leben e. gr. Bankiers, 1986;
    R. Chernow, Die Warburgs, Odyssee e. Fam., 1994;
    M. Münzel, Die jüd. Mitgll. d. dt. Wirtsch.elite 1927–1955, 2006, S. 174, 262 ff., 274 u. 334 f.;
    N. Ferguson, High Financer, The Lives and Time of S. W., 2012 (P);
    BHdE I;
    Oxford DNB.

  • Autor/in

    Christopher Kopper
  • Zitierweise

    Kopper, Christopher, "Warburg, Sir Siegmund" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 429-430 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139069.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA