Lebensdaten
1828 – 1902
Geburtsort
Elberfeld
Sterbeort
Traunblick in Altmünster / Traunsee (Oberösterreich)
Beruf/Funktion
Schriftstellerin ; Freundin Richard Wagners
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118767267 | OGND | VIAF: 66487262
Namensvarianten
  • Luckemeyer, Agnes Mathilde (geborene)
  • Wesendonck, Mathilde
  • Luckemeyer, Agnes Mathilde (geborene)
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Zitierweise

Wesendonck, Mathilde, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118767267.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Luckemeyer (1801–75), aus Fam. in Breckerfeld, Kaufm. in E., seit 1831 in Düsseldorf, Vicebgm. ebd., Bes. e. Garn- u. Wollfärberei, Woll- u. Seidenfabr., 1835 Mitgründer u. Verw.rat d. Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Ges., 1836 Mitgründer u. Dir. d. Dampfschiffahrtsges. f. d. Nieder- u. Mittel-Rhein, KR;
    M Johanna (1801–62), T d. Heinrich Stein (1773–1820), Inh. d. Bankhauses Stein in Köln (s. NDB 25, Fam.art.), u. d. Katharina Peill (1778–1854);
    B Carl Rudolph Luckemeyer ( 1826), Kaufm. in Düsseldorf, Eduard (Edward) Luckemeyer (1830–1907), Kaufm. in New York, Schw Marie Luckemeyer (1830–72);
    Düsseldorf 1848 Otto (1815–96, 1] Mathilde Eckhard, 1817–44), aus E., wanderte 1833 n. New York aus u. gründete e. Fa. f. Seidenimporte, übersiedelte 1851 n. Zürich, 1871 n. Dresden, 1882 n. Berlin, Kunstsammler, Musikmäzen (s. MGG² Suppl.; Wuppertaler Biogrr. III; HLS), S d. August Wesendonck (1785–1857), Seidenfärber in E., u. d. Sophia Scholten (1791–1824), aus Moers;
    Schwager Hugo (s. 1);
    4 S (2 früh †) u. a. Karl v. Wesendonk (1857–1934, | preuß. Adel 1899, Eveline [Evy] Gfn. v. Hessenstein, 1861–1945), Prof. d. Physik an d. Univ. Berlin (s. Pogg. IV–V), 1 T Myrrha (1851–88, Moritz Frhr. v. Bissing, 1844–1917, preuß. Gen.oberst, Gen.gouverneur in Belgien, s. NDB II);
    N Jeanne Luckemeyer (1867–1943, Heinrich Gf. v. Bernstorff, 1862–1939, Dipl., Dr. iur. h. c., s. NDB II), aus New York;
    E Friedrich Wilhelm Frhr. v. Bissing (1873–1956), o. Prof. f. Ägyptol. in München, Mitgl. d. Bayer. u. d. Göttinger Ak. d. Wiss. (s. NDB II*; W).

  • Biographie

    W. wuchs ab 1831 in Düsseldorf auf. Hier besuchte sie eine Töchterschule, danach ein Mädchenpensionat in Dünkirchen, wo sie u. a. Französisch- und Englischunterricht erhielt; später befaßte sie sich auch mit Italienisch und Altgriechisch. Im Nov. 1847 lernte sie Otto Wesendonck, einen vermögenden Seidenfabrikanten, kennen, den sie im Jahr darauf heiratete; auf seinen Wunsch nahm sie den Vornamen Mathilde an. Nach der Heirat zog das Ehepaar für kurze Zeit nach New York, 1850 nach Zürich. Bis 1857 wohnten beide im Hotel „Baur au Lac“, dann in der neuerbauten Villa Wesendonck im heutigen Stadtteil Enge. Von April 1857 bis Aug. 1858 wohnte Richard Wagner auf Einladung der Wesendoncks als Nachbar in dem „Asyl“ genannten Haus auf dem Nebengelände der Villa; hier entstand seine künstlerische Beziehung zu W. Die Villa wurde zum Treffpunkt eines Kreises von dt. Künstlern und kulturell Interessierten. Eng verbunden waren die Wesendoncks mit Eliza (1809–93) und François Wille (1811–96). 1871 übersiedelten sie nach Dresden und verkauften die Villa (heute Rietberg-Mus.). Der Abreise war eine von dem Ehepaar mitveranstaltete Feier anläßlich des dt. Sieges über Frankreich vorausgegangen, die in einer dt.feindlichen Demonstration, dem sog. Tonhallekrawall, und einem versuchten Brandanschlag auf die Villa endete. In Dresden führte W. wiederum einen Salon; 1878 erwarb sie den Landsitz Traunblick am Traunsee. Nach dem plötzlichen Tod des Sohnes Hans zogen W. und ihr Mann 1882 nach Berlin. Nach dessen Tod siedelte W. auf den Landsitz über, wo sie zurückgezogen lebte und sechs Jahre später verstarb. W. ist v. a. durch ihre innige künstlerische Verbindung zu Richard Wagner bekannt. Unzweifelhaft war sie die wichtigste Muse für Wagner und inspirierte diesen bei der Musik der Opern „Tristan und Isolde“, „Rheingold“, „Walküre“, „Siegfried“, beim Textbuch der „Meistersinger von Nürnberg“ und der Konzeption des „Parsifal“. Wagner vertonte fünf ihrer 1857–58 entstandenen Gedichte – ihre ersten Werke –, heute bekannt als die Wesendonck-Lieder. Zwei davon bezeichnete Wagner als Vorstudie zu „Tristan und Isolde“. Die enge Bindung und Nachbarschaft wurde 1858 durch einen von Wagners Frau Minna abgefangenen Brief beendet, den diese als Beweis für eine Liebesbeziehung zwischen Wagner und W. ansah. Bis auf wenige Treffen beschränkte sich der Kontakt fortan bis Mitte der 1860er Jahre auf brieflichen Austausch. Wagners Briefe an W. (die nach der Publikation von Cosima Wagner vernichtet wurden, aber noch in Abschriften überliefert sind) zeigen seine Liebe und die Stilisierung von W.s Persönlichkeit für seine künstlerischen Zwecke. Ihre Rolle bleibt aufgrund fehlender Zeugnisse weitgehend unklar. W.s Briefe an Wagner sind fast alle verschollen, sie vernichtete diese vermutlich selbst. Otto Wesendonck war nach Kg. Ludwig II. der wichtigste Mäzen Wagners und unterstützte diesen nicht nur durch die Überlassung des „Asyls“, sondern auch durch den Kauf aller vier Autographe des „Ring des Nibelungen“. Das Ehepaar W. blieb dem Künstler Wagner bis an dessen Lebensende treu verbunden.

    Der Umgang mit Wagner regte W. als Dichterin an. Sie veröffentlichte Gedichtsammlungen und Bühnenwerke, von denen das Drama „Alkestis“ (1881, 2 1898) als einziges zu ihren Lebzeiten öffentlich aufgeführt wurde. W.s Stil ist von Wagners Operndichtungen beeinflußt. Vor allem ihre Märchendichtungen haben historische Bedeutung. W. war die erste, die in Form von Märchen auf die Wagner’sche Operndichtung reagierte. Heinrich Schulz-Beuthens (1838–1915) Oper „Der Zauberschlaf“ mit ihrem Libretto gilt als eine der ersten Märchenopern überhaupt. Ihre Werke sind zudem wichtige Zeugnisse der Weiterwirkung des Grimmschen Märchens im späteren 19. Jh. Liebende, sich dem Schicksal ergebende Frauen sind die Hauptprotagonisten; stofflich liegen den Werken oft german. oder griech. Sagen und Mythen zugrunde. Mit ihren Arbeiten beeindruckte W. u. a. Gottfried Keller und Conrad Ferdinand Meyer.

    Als Salonnière versammelte W. besonders in Zürich und Dresden bedeutende Künstler und Kunstliebhaber um sich. Regelmäßig organisierte sie musikalische Matineen, an denen u. a. Theodor Kirchner, Friedrich Grützmacher, Eduard Rappoldi, Richard Wagner mitwirkten. Zu ihren Gästen zählten u. a. Gottfried Semper, Gottfried Keller, Gottfried Kinkel, Hans und Cosima v. Bülow, Johannes Brahms, Georg Herwegh und Conrad Ferdinand Meyer, Graf Platen-Hallermund, Paul Heyse, Theodor Mommsen und Ernst v. Wildenbruch. Mit diesen, aber auch mit Ludwig| ttmüller, Ödön v. Mihalovich, Otto Lessmann u. a. führte sie eine rege Korrespondenz.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Goethe-Ges. in Berlin (1902).

  • Werke

    W u. a. Fünf Gedichte f. e. Frauenstimme mit Pianoforte-Begleitung in Musik gesetzt v. R. Wagner (W.-Lieder WWV 91), 1857 / 58, gedr. 1862;
    Gedichte, Volkslieder, Legenden, Sagen, [1862], ²1874;
    Märchen u. Märchen Spiele, 1864, ²1900, wiss. Ausg. v. H. Rölleke, 2002 (s. u.);
    Natur-Mythen, 1865;
    Genovefa, 1866;
    Gudrun, 1868;
    Dt. Kinderbuch in Wort u. Bild, 1869, u. d. T.: Alte u. neue Kinder-Lieder u. Reime, ²1890;
    Edith oder Die Schlacht b. Hastings, 1872;
    Ceremonie b. d. Leichen-Verbrennung, 1874 (Kantate);
    Der Baldur-Mythos, 1875;
    Kalypso, Ein Vorspiel, 1875, u. d. T.: Odysseus, Ein dramat. Gedicht in zwei Theilen u. e. Vorspiel, ²1878;
    Brüderchen u. Schwesterchen, Schausp. in 6 Verwandlungen, 1880;
    [Erinnerungen], in: A. Heintz, Richard Wagner in Zürich, Ein Gedenkbl. z. 13. Febr., in: Allg. Musik-Ztg. 23 / 7, 1896, S. 91–94;
    Korr.: W. Golther (Hg.), Richard Wagner an M. Wesendonk, Tagebuchbll. u. Briefe 1853–1871, ⁵1904 (Erstausg. d. Wagner-Briefe; P);
    J. Kapp (Hg.), Richard Wagner an M. u. Otto Wesendonk, Tagebuchbll. u. Briefe, 1915 (Erstausg. d. Wagner-Briefe mit Anteil v. W.; P);
    Friedrich Wilhelm Frhr. v. Bissing, M. W., Die Frau u. d. Dichterin, Im Anhang: Die Briefe C. F. Meyers an M. W., 1942 (Briefed., Nachlaßverz.);
    E. Müller v. Asow (Hg.), Johannes Brahms u. M. W., Ein Briefwechsel, 1943 (P);
    I. Pechotsch-Feichtinger (Hg.), Briefe v. Ödön v. Mihalovich an M. W., in: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae 40, 1999, S. 249–301;
    A. Langer u. Ch. Walton, Minne, Muse u. Mäzen, Otto u. M. W. u. ihr Zürcher Künstlerzirkel, 2002 (W-Verz., L, P; Briefe v. Theodor Kirchner an W.);
    P. Bichsel, ‚da Sie ja selbst eine leuchtende Hulda sind‘, Ludwig Ettmüllers Briefe an M. W. 1862 bis 1876, in: Zürcher Tb. 2004, NF 124, 2003, S. 271–335;
    ungedr. Korr.: Univ.- u. Landesbibl. Bonn (Nachlaß Kinkel);
    Sächs. Landesbibl., Staats- u. Univ.bibl. Dresden;
    Nachlaß: StadtA Zürich(Korr.; P).

  • Literatur

    |M. v. Bunsen, Eine edle Frau, in: Dt. Revue, 1903, S. 239–43;
    J. Cabaud, M. W. ou le rêve d’Isolde, 1990 (W-Verz., L, P);
    M. Schad, „Meine erste u. einzige Liebe“, Richard Wagner u. M. W., 2002 (P);
    J. Deathrigde, Rätselhafte Liaisons, Richard Wagner u. M. W. aus neuer Sicht, in: Kunstwerk d. Zukunft, Richard Wagner u. Zürich (1849–1858), hg. v. L. Lütteken, 2008, S. 97–105;
    W. Breig, Anmm. zu Richard Wagners Korr. d. Zürcher Zeit, ebd., S. 121–33;
    Killy;
    Wuppertaler Biogrr. VI;
    Rhein. Lb. XI (P);
    MGG²;
    HLS.

  • Porträts

    |Photogrr., anon., 1850er J. (StadtA Zürich;
    Mariafeld b. Zürich, Archiv Wille) u. v. H. J. Keller, um 1860 (Zentralbibl. Zürich;
    StadtA Zürich);
    Gem. v. K. F. Sohn, um 1850 (Rhein. Landesmus. Bonn, Leihgabe d. Bonner Stadtmus.);
    W. mit ihrem Sohn Guido, Pastellbild v. E. B. Kietz, 1856 (Tribschen b. Luzern, Richard-Wagner-Mus.);
    Gipsbüste v. L. Keiser, 1860 (ebd.);
    Gem. v. J. C. Dorner, 1860 (Rhein. Landesmus. Bonn);
    Marmorrelief v. J. v. Kopf, 1864 (Bad. Landesmus. Karlsruhe).

  • Autor/in

    Claudia Heine
  • Zitierweise

    Heine, Claudia, "Wesendonck, Mathilde" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 875-877 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118767267.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA