Lebensdaten
1880 – 1973
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Kulturphilosoph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118761986 | OGND | VIAF: 114014206
Namensvarianten
  • Schröter, Ernst Manfred
  • Schröter, Manfred
  • Schröter, Ernst Manfred
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Zitierweise

Schröter, Manfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118761986.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Moritz (s. 1);
    M Auguste Scheibler;
    1909 Hildegard, T A. Moritz Guggenheimer (1825–1902), aus Harburg, Bankier, Mitgl. u. Vorstand d. Kollegiums d. Gde.bevollmächtigten in M., förderte ebd. u. a. d. Bau d. Schlacht- u. Viehhofs, d. Kanalisation u. d. Pferdebahn, 1. Vorstand d. Handels- u. Gewerbekammer f. Oberbayern u. d. Löwenbrauerei, Ausschußmitgl. d. isr. Kultusgde. in M., KR (s. L), u. d. Helene Wolf(f);
    1 S Wolfdietrich ( 1940), 2 T Renate ( Dr. med. Otto Eyrich, aus Prien), Felicitas (⚭ Albert Köhler, Baurat in M.);
    Ov d. Ehefrau Joseph Guggenheimer, gründete 1872 d. Bank- u. Commissionsgeschäft „Guggenheimer u. Co.“ in M.; Schwägerin Hedwig Guggenheimer (1884–1942, Otto Hintze, 1861–1940, o. Prof. f. Vfg.-, Verw.-, Wirtsch.gesch. u. Pol. in Berlin, s. NDB IX), nach Ermentrude v. Bäcker-Ranke d. 2. habilitierte Historikerin in Dtld., 1929-33 nicht beamtete, unbesoldete PD an d. Univ. Berlin, emigrierte nach Frankreich, dann in d. Niederlande, 1941 Ass. Prof. an d. New School for Social Research, New York (s. L);
    Vt d. Ehefrau Emil Guggenheimer (1860–1925), 1903 Syndikus, 1907 Vorstandsmitgl. d. MAN AG, seit 1916 in Berlin, GJR (s. L).

  • Biographie

    S. absolvierte das Abitur am Münchener Maximiliansgyninasium und studierte seit 1899 Philosophie in München, Halle, Leipzig und Jena, wo Rudolf Eucken (1846–1926) und Otto Liebmann (1840–1912) für ihn zu prägenden Lehrern wurden. Schon als Doktorand wählte er Schelling zu seiner intellektuellen Leitgestalt: Die von Liebmann betreute Dissertation „Der Ausgangspunkt der Metaphysik Schellings“ (1908) bot ihm die Basis für ein auf intensive Nachlaßrecherchen gestütztes Deutungs- und Editionsprogramm (Schellings Werke, 12 Bde., 1927–59, zahlr. Nachdrr.). Sein besonderes Interesse galt dabei dem metaphysischen, ‚positiven' Schelling, in dessen christlicher Spätphilosophie S. den Höhepunkt der Denkbewegung des Dt. Idealismus sah. Vielseitig interessiert und visionsfreudig, entfaltete S., der seit 1911 in München-Solln lebte, noch vor dem 1. Weltkrieg eine thematisch weit ausgreifende Publikationstätigkeit als freier Autor, Herausgeber und kulturphilosophischer Essayist. Er nahm dabei Strömungen der neoidealistisch-kulturkritischen Zeitdiagnostik auf, inspiriert von Ideen der Lebensreform-Bewegung, des Nietzsche-Kults und der Tolstoi-Rezeption. Doch verband S. Zivilisationsskepsis und Technikreflexion mit einer individuell ausgeprägten religiösen ‚Musikalität', die ihn die Sinnstiftungsversuche des dt. Protestantismus in der Zwischenkriegszeit mit Empathie begleiten ließ. Früh erkannte er die Bedeutung von Ernst Troeltschs geschichtsphilosophischem Spätwerk, prägend aber wurde nach 1918 die Verbindung zu Oswald Spengler (1880–1936), zunächst als begeisterter, wenngleich nicht unkritischer Leser, bald als enger Freund und kluger Apologet (Der Streit um Spengler, Kritik seiner Kritiker, 1922).

    S. piazierte seine Zeitgeistanalysen 1921-24 bevorzugt im Feuilleton der „Münchner Neuesten Nachrichten“. 1926-48 bestimmte er als wissenschaftlicher Berater, später als Lektor (1946–73 Lizenzträger, 1949-70 Cheflektor) das Programm des Verlags R. Oldenbourg maßgeblich mit. Zugleich gab S. mit Alfred Baeumler (1887–1968) das vielbeachtete „Handbuch der Philosophie“ (4 Bde., 1927–34) heraus und nahm seit 1930 Lehraufträge an der TH München wahr. Für die Vertretung des neuen Fachgebiets „Geschichte und Kulturbedeutung der Maschinentechnik“ hatte sich S. früh qualifiziert: Seine erste technikphilosophische Studie „Die Kulturmöglichkeit der Technik als Formproblem der produktiven Arbeit“ war 1920 erschienen, weitere Analysen von Macht und Mythen der Maschinenwelt folgten. 1932 zählte er als Vertreter der dt. Technokratiebewegung zu den Gründern der „Technokratischen Union“ im „Reichsbund Dt. Technik“.

    Unter dem NS-Regime schwanden S.s Wirkungsmöglichkeiten trotz halbherziger semantischer Anpassungsversuche (Dt. Geist in d. Technik, 1935). Seiner „nichtarischen“ Ehefrau wegen wurde ihm 1937 der Lehrauftrag entzogen. 1946 konnte er als Honorarprofessor seine Lehrtätigkeit an der TH München fortsetzen (bis 1955). 1953 veranstalteten S. und August Rucker (1900–78) an der TH München eine Vortragsreihe u. d. T. „Die Künste im technischen Zeitalter“. Studien zu Schelling und Spengler rundeten sein publizistisches Lebenswerk im Geist skeptischer Geschichtsschau ab. und erst der 90jährige beendete 1970 seine Tätigkeit für den Oldenbourg-Verlag.

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Univ. München 1950);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik (1960).

  • Werke

    Weitere W Michelangelo, 1913;
    Gedanken z. dt. Schicksal, Versuch e. Sichtung d. dt. Kriegslit., 1922;
    Kulturfragen d. Technik, in: VDI-Zs. 77, 1933, S. 349 ff.;
    Philos. d. Technik, 1934, Nachdr. 1972;
    Metaphysik d. Untergangs, 1949;
    Die Geistesgebiete d. Verlags R. Oldenbourg 1858-1958, 1958;
    |Oswald Spengler, Briefe 1913-1936, 1963 (Hg. mit A. M. Koktanek);
    Oswald Spengler, Urfragen, Fragmente aus d. Nachlaß, 1965 (Hg. mit dems.);
    Krit. Stud., Über Schelling u. zur Kulturphilos., 1971 (W);
    – zu Hedwig Hintze geb. Guggenheimer: Staatseinheit u. Föderalismus im alten Frankreich u. in d. Rev., Diss. Berlin 1923; Hg.:
    Vfg.pol. Entwicklungen in Dtld. u. Westeuropa, aus d. Nachlaß v. Hugo Preuß, 1927.

  • Literatur

    B. Sticker, in: Nachrr.bl. d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik, 1961, S. 6 f.;
    Phil. Eros im Wandel d. Zeit, FS f. M. S., hg. v. A. M. Koktanek, 1965 (W, P);
    Schelling-Stud., FS f. M. S., hg. v. dems., 1965;
    Spengler-Stud., FS f. M. S., hg. v. dems., 1965;
    Oldenbourg, Eine Münchner Fam, u. e. Münchner Unternehmen, 1983, bes. S. 117-28 (P);
    S. Willeke, Die Technokratiebewegung in Nordamerika u. Dtld. zw. d. Weltkriegen, 1995;
    Ernst Troeltsch in Nachrufen, hg. v. F. W. Graf, 2002;
    Munzinger;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W);
    BBKL (W, L);
    Pogg. VIII;
    zu Moritz Guggenheimer:
    Münchner Neueste Nachrr. Nr. 344 v. 27.7.1902;
    R. Zerhack, München u. sein Stadtbürgertum, 1997, S. 172 u. 269 f.;
    H. Kilian, Die jüd. Gde. in München 1813-1871, 1989, S. 165 ff.;
    zu Emil Guggenheimer:
    W. Weigand, in: Gesch. u. Kultur d. Juden in Bayern, Ll., 1988, S. 194-201 (Qu, P); #x2013; Hintze geb. Guggenheimer:
    H. H. (1884–1942), Bibliogr., hg. v. B. Deppe u. E. Dickmann, 1997;
    Otto Hintze u. H. H., „Verzage nicht u. laß nicht ab zu kämpfen …“, Die Korr. 1925-1940, bearh. v. B. Oestreich, hg. v. R. Jütte u. G. Hirschfeld, 2004 (P);
    Friedrich Meinecke, Akad. Lehrer u. emigrierte Schüler, Briefe u. Aufzeichnungen 1910-1977, eingel. u. bearb. v. G. A. Ritter, 2006, bes. S. 81-92 u. 413-32;
    Historikerlex.

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm Graf
  • Zitierweise

    Graf, Friedrich Wilhelm, "Schröter, Manfred" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 588-589 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118761986.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA