Lebensdaten
1609 – 1684
Geburtsort
Biberach/Riß
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Maler ; Radierer ; Zeichner
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118758896 | OGND | VIAF: 87238114
Namensvarianten
  • Schönfeld, Johann Heinrich
  • Schönfeld, Johann Heinrich
  • Schoenfeld, Johann Heinrich
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Zitierweise

Schönfeld, Johann Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758896.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Baptist ( wohl 1635), Goldschmied, 1633 Bgm. in B. (s. ThB);
    M Susanna Schuhmacher;
    Pfuhl b. Ulm 1652 Anna Elisabetha Strauß (* 1628), aus Ulm;
    4 S u. a. Johann Baptist (I) (* 1653), Johann Christoph (* 1654), Johann Baptist (II) (* 1658), 5 T u. a. Susanna (* 1656, Johann Jacob Miller d. J., Goldschmied in A.); Verwandte Johann Jakob, Goldschmied in B., Friedrich (I), Friedrich (II), beide Goldschmiede in A., Meister seit 1645 bzw. 1657 (s. ThB).

  • Biographie

    S., der am linken Auge und im Gebrauch seiner rechten Hand behindert war, ergriff nicht das in seiner Familie verbreitete Goldschmiedehandwerk, sondern wurde Maler. Er ging zunächst um 1623-26 bei einem nicht nachweisbaren Johann Sichelbein in Memmingen in die Lehre. Danach war er in Stuttgart (bei Hofmaler Georg Donauer oder dessen Sohn Johann Friedrich?), nach dem Zeugnis Joachim v. Sandrarts auch in Basel (wohl um 1630) und an unbekannten anderen Orten tätig. 1633 ging er nach Italien, lebte zunächst in Rom, dann seit 1637/38 für zwölf Jahre in Neapel. In Rom Mitglied der niederl.-dt. Künstlervereinigung „Schilderbent“, arbeitete S. u. a. für Don Paolo Giordano II Orsini, Duca di Bracciano, und wohnte zeitweise auch in dessen Haus. Ebenso war er in Neapel für einen Duca di Gravina aus einem anderen Zweig der Familie Orsini tätig

    Fast seit den ersten sicher zuzuschreibenden Arbeiten ist ein eigener Stil bei S. erkennbar, die verschiedenen Einflüsse wußte er sich stets vollkommen anzuverwandeln. Anfangs waren die Vorbilder u. a. wohl niederl. und franz. Stiche des Manierismus gewesen, dann in Rom die dort tätigen Niederländer und Franzosen wie Cornelis van Poelenburg, Herman van Swanevelt, Jacques Callot, Claude Lorrain sowie Benedetto Castiglione und v. a. Nicolas Poussin, ferner Johann Wilhelm Baur. Hinzu kamen motivische Anregungen wie jene durch ital. Landschaft und antike Ruinen. Dagegen blieben ihm Pathos und Formen des röm. Hochbarock fremd. Seine kleinen und mittelgroßen Bilder stellen Themen aus Mythologie und röm. Geschichte, arkadische Idyllen und Szenen aus dem Alten Testament dar. Diese von Sandrart erwähnten „seriösen Historien, Poetischen Fabeln, Alludien und Pastorellen“ wirken entrückt und durch die graziösen Gestalten leicht exaltiert, ihre Farbigkeit ist hell, die Mal weise des für sein schnelles Arbeiten bekannten S. ist leicht und flüssig, zeigt teils schon die lasierten hellen Töne, die er zeitlebens virtuos einsetzte. Ebenso sind die diagonalen Kompositionen der tiefen Bildräume unverwechselbar. Insbesondere die Bildereiner poetisch-idealisierten Antike waren typische Arbeiten für gebildete Kenner und Sammler.

    In Neapel steigerten sich zunächst in Mythologien und phantastischen Triumphszenen die lebhaft-spielerische Bilderzählung und die transparente Malweise mit hellen Farben, wobei die nordisch-manieristischen Züge beibehalten blieben, doch traten bald religiöse Themen und Reflexionen über die Vergänglichkeit in der Vordergrund. Mit ihnen ging S. zu einer dunkeltonigen Farbigkeit nach Art der in Neapel üblichen sakralen Malerei über sowie zu deren Pathos und Caravaggismus (Andrea Vaccaro, Bernardo Cavallino, Giuseppe Ribera).

    1651 kehrte S. über Venedig nach Deutschland zurück und wechselte, als er sich in Augsburg niederließ und 1652 als Bürger aufgenommen wurde, von den Kreisen der Kenner, Akademiker und internationalen Künstler in die bürgerliche Welt einer Reichsstadt, in der durch Meistergerechtigkeit eine gesicherte Position möglich war. Hier boten sich neue sakrale und profane Aufgaben, v. a. Portraits und großformatige Altarblätter für kath. wie ev. Auftraggeber. 1653-55 hielt er sich für längere Zeit in Regensburg auf, möglicherweise um anläßlich des Reichstages Aufträge zu erhalten. Danach zog er vielleicht nach Wien weiter, nachdem er bereits 1652 an den ksl. Hof gerufen worden war. Gemälde im österr. und böhm. Raum (Wien, Prag, Olmütz) und Altarbilder im Salzburger Dom sowie andere Gemälde für Salzburg sprechen für einen solchen Aufenthalt. Zu den profanen Themen jener Jahre zählen genrehafte Soldatenszenen, die z. T. auch das Elend des Kriegshandwerks andeuten, italianisierende Phantasien als moralische Exempel (Schatzgräber oder Hirten vor antiken Ruinen als Sinnbilder unrechten Besitzes u. ehrenhafter Armut) und melancholische Reflexionen über die Vergänglichkeit, die über barocke Konvention hinaus vielleicht auch als S.s individueller Ausdruck zu verstehen sind.

    Seit 1656 zurück in Augsburg, arbeitete S. u. a. für den Dom (Seitenaltäre u. Hochaltar) und die ev. Hl. Kreuzkirche. Erst jetzt vollzog er – keineswegs geradlinig – die stilistische Wandlung hin zu Ausdrucksformen hochbarocker Kunst, die sich in schwereren Figuren, klar gegliederten, tiefen Bildräumen und gesteigerter Emotion zeigt. In diesen außerordentlich produktiven Jahren, in denen er zudem bis 1672 ohne Gehilfen arbeitete, erhielt er Aufträge für Kirchen der Stadt, die Münchener Residenz (Deckenbilder im ehem. Goldenen Saal), die Dome in Bamberg, Würzburg und Salzburg sowie für die Dillinger Jesuitenkirche und diverse süddt. Stifte und Pfarrkirchen. Der Augsburger Rat und die Patrizier bestellten Mythologien, arkadische Szenen, Historien und Portraits. In den 70er Jahren malte S. last ausschließlich religiöse Bilder, die vereinzelte schmale, dabei typisierte Gestalten in leeren Bildräumen vor dunklem Hintergrund zeigen und meist konventionell bleiben, doch bieten die letzten Werke noch einmal konzentrierten Aufbau und besitzen in der teils transparent-atmosphärischen, in den Lichtpartien dichten Malweise wieder die frühere artifizielle Eleganz.

    S., der anscheinend Einzelgänger und in Augsburg der zwar wichtigste, doch nicht dominante Maler war, fand eine begrenzte Nachfolge; obwohl in der Spätzeit skizzenhafte Malerei und kontrastreiche Farbigkeit sowie ein seinerzeit ungewöhnliches religiöses Sentiment an das Rokoko erinnern, führen wohl keine direkten Linien von S.s persönlicher stilistischer Haltung zu der des 18. Jh. Neben Adam Elsheimer (1578–1610) und Johann Liss (um 1597–1631) ist S. der bedeutendste dt. Maler des 17. Jh.

  • Werke

    Verz. d. Gemälde: H. Pée, J. H. S., Die Gem., 1971, S. 81-266 (P);
    Zeichnungen:
    R. Biedermann, Die Zeichnungen d. J. H. S., in: Jb. d. Staatl. Kunstslgg. in Baden-Württ. 8, 1971, S. 119-94;
    Radierungen:
    L. H. Krapf, J. H. S.s Radierungen u. d. nach ihm gestochenen Blätter, Diss. München 1938.

  • Literatur

    ADB 32;
    J. v. Sandrart, Ac. d. Bau-, Bild- u. Malerey-Künste v. 1675, hg. v. A. R. Peltzer, 1975, S. 204 f.;
    P. v. Stetten, Kunst-, Gewerb- u. Handwerksgesch. d. Reichsstadt Augsburg, I, 1779, S. 302 ff., II, 1788, S. 180 u. 195 ff.;
    H. Voss, J. H. S., 1964;
    J. H. S., Ausst.kat. Ulm 1967;
    Augsburger Barock, Ausst.kat. Augsburg 1968, S. 140-49 u. 246-52;
    B. Bushart, J. H. S., Studien z. Biogr., in: Jb. d. Staatl. Kunstslgg. in Baden-Württ. 6, 1969, S. 127-46;
    ders., Anm. z. Spätwerk J. H. S.s. in: Zw. Alpen u. Donau, FS f. Norbert Lieb z. 65. Geb.tag, 1972, S. 109-23;
    ders., J. H. S., in: Lb. Bayer. Schwaben X, 1973, S. 151-76;
    K. Pechstein, Eine unbek. Zeichnung v. J. H. S., in: Jb. d. Staatl. Kunstslgg. in Baden-Württ. 10, 1973, S. 11-14;
    H. C. M. Marres-Schretlen, S.-Ehinger en de heks van Endor, in: Bull. van het Rijksmus. 22, 1974, S. 100-04;
    Ch. Mesenzeva, Zur Frage d. Graphik v. J. H. S., in: Zs. d. dt. Ver. f. Kunstwiss. 34, 1980, S. 120-30;
    R. Biedermann, Unbek. Zeichnungen v. J. H. S., in: Jb. d. Staatl. Kunstslgg. in Baden-Württ. 20, 1983, S. 33-52;
    ders., Meisterzeichnungen d. dt. Barock aus d. Bes. d. Städt. Kunstslgg. Augsburg. Ausst.kat. Augsburg 1987, S. 134-39;
    Dt. Barockgal., Kat. d. Gem., ²1984, S. 222-28;
    H. Pée, The Rape of the Sabines by J. H. S., in: The Bull. of The Cleveland Mus. of Art 74, 1987, S. 359-71;
    C. Madel-Böhringer, Die Nachfolge J. H. S.s, Diss. München 1987;
    J. E. v. Borries. „Een Hoog-duytse linker-hand“, J. H. S. als linkshändiger Zeichner, in: pinxit/sculpsit/fecit, Kunsthist. Studien, FS f. Bruno Bushart, 1994, S. 122-29;
    A. Tacke, Die Gem. d. 17. Jh. im GNM, Bestandskat., 1995, S. 225-33;
    ThB;
    Dict. of Art;
    Augsburger Stadtlex.

  • Porträts

    4 Stiche, u. a. v. B. Kilian, 1671, Abb. in: Pée, J. U.S. (s. w), Abb. 233-36.

  • Autor/in

    Christoph Bellot
  • Zitierweise

    Bellot, Christoph, "Schönfeld, Johann Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 408-409 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758896.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schönfeld: Johann Heinrich S., Maler und Radirer, geboren am 23. März 1609 in Biberach, wo sein Vater Bürgermeister war. Er kam zuerst bei Joh. Sichelbein zu Memmingen in die Lehre, ging dann als Malergeselle auf Reisen, zuerst nach Stuttgart, dann nach Basel und deutschen Städten, hierauf nach Italien. Daselbst zeichnete er nach den besten antiken und modernen Statuen und Gemälden, wovon man eigentlich in seinen Werken nicht viel merkt, es gelang ihm, den kunstsinnigen Fürsten Orsini zu Rom für sich zu interessiren. Heimgekehrt, nahm er seinen eigentlichen Wohnsitz in Augsburg, malte jedoch an verschiedenen andern Orten Altarbilder, auch Landschaften mit klassischen Architekturen und Bildnissen, so finden sich Werke von ihm in München, Brixen, Salzburg, Lyon, Bamberg, Würzburg, Eichstädt, Ingolstadt, Nördlingen etc. S. hat auch radirt, Andresen im Deutschen Peintre-Graveur V beschreibt 12 derartige Blätter, die wegen ihrer geistreichen Nadel geschätzt sind. S. war ohne Zweifel ein Mann von Leichtigkeit der Erfindung und von origineller Phantasie, aber leider strebte er nicht nach Durchbildung in der Form, und man tadelt mit Recht, daß seine Figuren zu lang gerathen seien. G. Ehinger, G. A. Wolfgang, U. Küsell, L. Heckenauer u. A. haben nach ihm gestochen. B. Kilian stach (1671) des Künstlers Bildniß, woraus man sieht, daß er auf dem linken Auge erblindet war. S., der außerdem linkshändig malen mußte, starb 1675 zu Augsburg.

  • Autor/in

    W. Schmidt.
  • Zitierweise

    Schmidt, Wilhelm, "Schönfeld, Johann Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 302-303 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758896.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA