Lebensdaten
1918 – 1999
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Bad Tölz
Beruf/Funktion
Puppenspieler ; Puppenbildner ; Bühnenbildner ; Regisseur
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118739565 | OGND | VIAF: 807606
Namensvarianten
  • Paul, August Oskar Wilhelm
  • Paul, Oskar
  • Paul, August Oskar Wilhelm

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Zitierweise

Paul, Oskar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739565.html [03.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Willy (1874–1946), Kaufm. aus Güstrow;
    M Gertrud Peukert (1883–1954), aus F.;
    Bad Tölz 1952 Sylva Frankenberger (1920–84), aus Chropin (Kr. Kremsier, Mähren); kinderlos.

  • Biographie

    P. begann nach der Mittleren Reife 1935 auf Wunsch des Vaters eine Lehre als Handlungsgehilfe, brach diese jedoch nach einem Jahr ab, nachdem er die Aufnahmeprüfung an der Akademie für angewandte Kunst in München bestanden hatte. Dort studierte er Dekorations- und Bühnenmalerei bei Emil Preetorius (1883–1973) und absolvierte Seminare bei Artur Kutscher (1878–1960). Nach kurzem Volontariat und anschließender Assistententätigkeit bei Otto Reigbert (1890–1957) am Bayer. Staatsschauspiel 1938/39 folgte die Einberufung zum Militärdienst, 1940 die Teilnahme am Rußlandfeldzug. Im August 1945 zurückgekehrt, verdiente P. seinen Lebensunterhalt zunächst mit Gelegenheitsarbeiten, bis erste Engagements als Bühnenbildner ihn nach Lüneburg und Ingolstadt führten.

    1954 erhielt P. den Auftrag, für den Neubau des 1908 von dem Apotheker Georg Pacher (1872–1922) gegründeten Marionettentheaters von Bad Tölz (TMT) die Innenausstattung zu entwerfen. Während der folgenden Jahre entwarf er – im Stil der damals fast 50jährigen Tradition des TMT – Bühnenbilder und kaschierte Puppenköpfe aus Pappmaché. In der Spielzeit 1960 begann er mit der Holzbildhauerei für alle Puppenarten. Bis 1997 stattete P. als Szenograph und Figurenschöpfer über 40 Inszenierungen mit mehr als 2000 Figuren – Marionetten und Stabfiguren – sowie Bühnenbildern aus. Gelegentlich betätigte er sich auch als Puppenführer und Chargensprecher, bearbeitete nebenbei geeignete Literatur für das Marionettentheater und führte Regie. Als künstlerischer Leiter des TMT 1975-97 prägte P. signifikant dessen ästhetischen Stil.

    Durch sein Geschick bei der Einrichtung klassischer und moderner Texte für die Marionettenbühne und sein handwerkliches|Können bei der Gestaltung im Figurenbau gewann P. bald einen herausragenden künstlerischen Ruf. Berühmt wurden vor allem seine Inszenierungen von „Tartuffe“ nach Molière (1959), „Die Zaubergeige“ von Pocci (1963) sowie die Mozartopern „Die Entführung aus dem Serail“ (1989) und „Die Zauberflöte“ (1995).

    P. erhielt auch Aufträge zu Figurenensembles für andere Puppentheater; er schuf für private Kunstfreunde und Sammler im In- und Ausland spielfertige Marionetten mit ausdrucksstarken Physiognomien. Für das Fernsehen erarbeitete er Szenographie und Figuren u. a. zu den Spielen „Das Lied der kleinen Seejungfrau“ (1960, ORF) und „Der verlorene Hut“ (1963), „Die Prinzessin auf der Erbse“ (1967), „De Fischer un sin Fru“ (1973, alle NDR). 1978/80 besorgte er Inszenierung und Ausstattung für die Puppenkomödien „Prinz Rosenrot und Prinzessin Lilienweiß“ und „Drei Wünsche“ des Franz Gf. v. Pocci (1807–76) für das Freilichtmuseum Glentleiten.

    Als einer der führenden Künstler der Figurentheaterszene der Nachkriegszeit entfaltete P. darüber hinaus auch eine umfassende Lehrtätigkeit. 1970-80 gab er am damaligen „Deutschen Institut für Puppenspiel“ (DIP) in Bochum Unterricht in allen Disziplinen des Marionettenheaters, d. h. für Holzbildhauerei, Szenographie und Regie, und schuf – zusammen mit seinen Schülern – eine Reihe bemerkenswerter Inszenierungen für das internationale Figurenfestival FIDENA. Zahlreiche Ausstellungen dokumentierten und ehrten sein Werk.

  • Werke

    Weitere Bearbeitungen u. a. Räuber Bim, 1961;
    Die letzten Hexen, 1964, beide v. K. Heitz;
    Vier Einakter v. L. Thoma, 1967;
    Boletus, d. Schwammerlkönig. v. G. Pacher, 1974. – Textbücher: Kalif Storch, nach W. Hauff, 1982;
    Die Schneekönigin, Ein Marianettenspiel mit Puppen u. Bühnenbildskizzen, nach H. C. Andersen, 1993. – Ausst. zu Person u. W: Bad Tölz, Heimatmus. (1981, 1982, 1988, 1998);
    Mus. Bochum (1988);
    Mistelbach (Niederösterr.) (1997);
    München, Puppentheatermus. (1999). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Bad Tölz, Heimatmus.; Puppentheatermus, im Münchner Stadtmus.

  • Literatur

    O. P. in Bad Tölz, hg. v. Dt. Inst. f. Puppenspiel, 1976 (P);
    Der Puppen- u. Bühnenbildner O. P., hg. v. H. Wanetschek u. K. Halmburger, 1980;
    Puppen- u. Bühnenbildner O. P., in: Isarkiesel, H. 6, 1998, S. 53-57 (P);
    P. Schmidt, in: Puppenspiel Information, 1999, H. 1, Nr. 80, S. 32 (P);
    K. Wipp, Von d. Wirklichkeit humorvollen Träumens, in: Das andere Theater, Mitt.bl. d. Union internat. de la marionette (UNIMA) 9, 1999, H. 1.

  • Autor/in

    Pawo Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Pawo, "Paul, Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 116-117 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739565.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA