Lebensdaten
1906 – 1967
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Frauengefängnis Aichach bei Augsburg
Beruf/Funktion
Stenotypistin ; Sekretärin ; Nationalsozialistin
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 118723995 | OGND | VIAF: 67260535
Namensvarianten
  • Köhler, Margarete Ilse
  • Koch, Ilse
  • Köhler, Margarete Ilse
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Zitierweise

Koch, Ilse, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118723995.html [19.03.2024].

CC0

  • Ilse Koch beeinflusste von 1937 bis 1942 als Frau des Kommandanten Karl Otto Koch (1897–1945) die Entwicklung des Konzentrationslagers Buchenwald. Nach 1945 zur „Hexe“ und „Bestie“ von Buchenwald stilisiert und 1951 wegen der ihr zur Last gelegten Verbrechen vom Landgericht Augsburg zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, wurde sie trotz unklarer Beweislage zur weiblichen Personifikation des Grauens der NS-Herrschaft in der deutschen und US-amerikanischen Öffentlichkeit.

    Lebensdaten

    Geboren am 22. September 1906 in Dresden
    Gestorben am 2. September 1967 (Suizid) in Frauengefängnis Aichach bei Augsburg
    Grabstätte Friedhof in Aichach bei Augsburg
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Ilse Koch, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Fruhstorfer (InC)
    Ilse Koch, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Fruhstorfer (InC)
  • Lebenslauf

    22. September 1906 - Dresden

    1912 - 1920 - Dresden

    Schulbesuch

    Volksschule

    1920 - 1922 - Dresden

    Schulbesuch

    Handelsschule

    1922 - 1922 - Dresden

    Volontärin

    Buchhandlung

    1922 - 1937 - Dresden

    Sekretärin; Stenotypistin

    Mai 1932 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    August 1937 - August 1943 - Buchenwald bei Weimar

    Ehefrau des KZ-Kommandanten Karl Otto Koch (1897–1945)

    Konzentrationslager

    August 1943 - Dezember 1944 - Weimar

    Untersuchungshaft

    SS- und Polizeigericht

    Juni 1945 - August 1947 - Ludwigsburg; Dachau

    Verhaftung; Prozess

    General Military Government Court for the Trial of War Criminals

    August 1947 - September 1949 - Landsberg am Lech

    Inhaftierung

    Kriegsverbrechergefängnis Nr. 1

    Oktober 1949 - Januar 1951 - Augsburg

    Untersuchungshaft; Prozess

    Landgericht

    Januar 1951 - September 1967 - Aichach bei Augsburg

    Haftstrafe

    Frauengefängnis

    2. September 1967 (Suizid) - Frauengefängnis Aichach bei Augsburg
  • Genealogie

    Vater Max Köhler 1932 Mechanikergehilfe in Dresden; laut Auskunft von Ilse Koch (1936) Werkmeister
    Mutter Anna Köhler, geb. Kubisch Hausfrau; 1949/50 im Rahmen des Prozesses gegen Ilse Koch von der Staatsanwaltschaft Augsburg vernommen
    Geschwister zwei ältere Brüder
    Heirat 25.5.1937 im KZ Sachsenhausen
    Ehepartner Karl Otto Koch 2.8.1897–5.4.1945 aus Darmstadt; NS-Funktionär und KZ-Kommandant; hingerichtet
    Schwiegervater Kilian Koch geb. 1905 Standesbeamter
    Sohn Artwin Koch 17.1.1938–24.1.1964 Suizid
    Tochter Gisela Koch 26.4.1939–2021
    Tochter Gudrun Koch 11.12.1940–28.3.1941
    Kinder ein weiterer Sohn
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Koch, Ilse (1906 – 1967)

    • Vater

      Max Köhler

      1932 Mechanikergehilfe in Dresden; laut Auskunft von Ilse Koch (1936) Werkmeister

    • Mutter

      Anna Köhler

      Hausfrau; 1949/50 im Rahmen des Prozesses gegen Ilse Koch von der Staatsanwaltschaft Augsburg vernommen

    • Heirat

      im

      KZ Sachsenhausen

  • Biografie

    alternativer text
    Ilse Koch, National Archives (USA) (InC)

    Koch wuchs in den bescheidenen Verhältnissen einer Dresdner Handwerkerfamilie auf, besuchte seit 1912 für acht Jahre die Volks- sowie für zwei Jahre eine Handelsschule und arbeitete später als Stenotypistin und Sekretärin. Im Mai 1932 trat sie der NSDAP bei, in der sie 1934 den SS-Sturmbannführer Karl Otto Koch (1897–1945) kennenlernte, den sie im Mai 1937 heiratete und der kurz darauf die Kommandantur des Konzentrationslagers Buchenwald übernahm. In der Folgezeit führte sie in der Kommandantenvilla unweit des Lagers ein luxuriöses Leben, das v. a. auf der Unterschlagung von Vermögens- und Sachwerten sowie auf der Zwangsarbeit von Häftlingen basierte. Zudem veranlasste Koch laut Zeugenaussagen schwere Bestrafungen für Häftlinge durch SS-Mannschaften. Am 24. August 1943 wurde Koch wegen Korruption und der Veruntreuung von Geldern und Sachwerten festgenommen und am 19. Dezember 1944 nach 16 Monaten Untersuchungshaft in einem v. a. von dem SS-Richter Konrad Morgen (1909–1982) vorangetriebenen Strafverfahren vom Vorwurf der gewerbsmäßigen Hehlerei freigesprochen, ihr Mann hingegen zum Tode verurteilt und hingerichtet.

    Im Juni 1945 von einem ehemaligen KZ-Häftling identifiziert, wurde Koch von den US-amerikanischen Behörden in Ludwigsburg verhaftet und im August 1947 als einzige weibliche Angeklagte im Dachauer Buchenwald-Hauptprozess vor dem General Military Government Court for the Trial of War Criminals unter dem Vorsitz des Brigadegenerals Emil C. Kiel (1895–1971) wegen der Verfolgung des gemeinsamen Plans (Common Design), den Betrieb des KZ Buchenwald gefördert, unterstützt und sich daran beteiligt zu haben, zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil gegen die zu diesem Zeitpunkt hochschwangere Angeklagte wurde auf von einem Revisionstribunal überprüft und das Strafmaß 1948 durch den Militärgouverneur der US-amerikanischen Besatzungszone, Lucius D. Clay (1898–1978), auf vier Jahre reduziert. Dies sorgte v. a. in den USA für medialen Protest, woraufhin eine durch den US-Senat eingesetzte Untersuchungskommission forderte, Koch vor einem deutschen Gericht neuerlich anzuklagen. Die bayerische Staatsregierung folgte dieser Aufforderung und erhob im Oktober 1949 Anklage vor dem Landgericht Augsburg, das unter dem Vorsitzenden Richter Georg Maginot (geb. 1898) am 15. Januar 1951 eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängte. Anschließend wurde Koch im Frauengefängnis Aichach bei Augsburg inhaftiert, wo sie im September 1967 Suizid beging.

    Basierend auf zahlreichen Aussagen ehemaliger KZ-Häftlinge etablierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg in der ost- und westdeutschen sowie US-amerikanischen Öffentlichkeit die Wahrnehmung Kochs als einer obsessiv sadistischen „Hexe“ (Witch) bzw. „Bestie“ (Beast) von Buchenwald, die die Gewaltmaßnahmen der SS-Wachmannschaften als „Kommandeuse“ maßgeblich mitbestimmt habe, ohne selbst Teil der Lagerhierarchie gewesen zu sein. Im Zentrum dieser Vorstellungen stand die über Jahrzehnte v. a. im populären Diskurs über das „Dritten Reich“ wiederholte Behauptung, Koch habe Lampenschirme aus präparierter Menschenhaut mit Tätowierungen gesammelt. Diese Anschuldigung konnte gerichtlich jedoch nicht bewiesen werden und gilt heute als unwahrscheinlich.

  • Auszeichnungen

  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Archiv der Gedenkstätte Buchenwald, Weimar, Nachlass Artwin Koch; I 32/28 (Korrespondenz zum Buchenwald Prozess).

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Personalakte (Bestand BDC); SSO 6 4000 2513 (SS-Personalakte Karl Otto Koch); NS 7/1020 (SS- und Polizeigerichtsbarkeit).

    Bundesarchiv, Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten, ZM 1244 1. 2.

    Staatsarchiv Augsburg, KS22/50. (Strafverfahren der Staatsanwaltschaft Augsburg gegen Ilse Koch)

    Stadtarchiv Aichach, Akte Ilse Koch.

  • Literatur

    Arthur L. Smith jr., Die Hexe von Buchenwald. Der Fall Ilse Koch, 1983, 31995.

    Pierre Durand, La chienne de Buchenwald, 1982, dt. u. d. T. Die Bestie von Buchenwald, 1985, 41989.

    Alexandra Przyrembel, Der Bann eines Bildes. Ilse Koch, die „Kommandeuse von Buchenwald“, in: Insa Eschenbach/Sigrid Jacobeit/Silke Wenk (Hg.), Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, S. 245–267.

    Alexandra Przyrembel, Ilse Koch – „normale“ SS-Ehefrau oder „Kommandeuse“ von Buchenwald, in: Klaus-Michael Mallmann/Gerhard Paul (Hg.), Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien, 2004, S. 126–133.

    Ulla-Britta Vollhardt, Art. „Koch, Ilse“, in: Hermann Weiß (Hg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, überarb. Neuausg., 22011, S. 271 f.

    Christoph Bachmann/Hannah Hefermehl-Fischer/Elisabeth Lukas-Götz (Hg.), Zwischen Salon und KZ. Biographische Skizzen zu NS-Frauen, 2014. (CD)

    Andreas Eichmüller, Der „Ilse Koch Prozess“ in Augsburg 1950/51, in: Arnd Koch/Herbert Veh, Vor 70 Jahren. Stunde Null für die Justiz?, 2017, S. 87–130.

    Alexandra Przyrembel, Im Bann des Bösen. Ilse Koch. Ein Kapitel deutscher Gesellschaftsgeschichte 1933 bis 1970, 2023. (P)

    Tomaz Jardim, Ilse Koch on Trial. Making the „Bitch of Buchenwald“, 2023. (P)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, 1910–1949, Abbildung in: Tomaz Jardim, Ilse Koch on Trial. Making the „Bitch of Buchenwald“, 2023, S. 12, 16 f., 32, 104, 129, 145 u. 215.

    Fotografien aus dem Familienalltag („Artwin Album“), 1937–1942, in: National Archives (Maryland, USA); Kopie in: Archiv der Gedenkstätte Buchenwald.

    Fotografien, General Military Government Court for the Trial of War Criminals, Dachau, 1947, in: National Archives (Maryland, USA), recherchierbar über das digitale Archiv des United States Holocaust Memorial Museums. (Onlineressource)

    Fotografien v. Georg Fruhstorfer (1915–2003), Landgericht Augsburg, 1950, in: Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv.

  • Autor/in

    Florian Gregor (Hagen)

  • Zitierweise

    Gregor, Florian, „Koch, Ilse“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118723995.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA