Lebensdaten
1885 – 1960
Geburtsort
Marktsteft (Unterfranken)
Sterbeort
Bad Nauheim
Beruf/Funktion
Generalfeldmarschall
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118722050 | OGND | VIAF
Namensvarianten
  • Keßelring, Albert
  • Kesselring, Albert
  • Kesselring, Albert Konrad
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Zitierweise

Keßelring, Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722050.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1846–1935), aus Winterhausen/Unterfranken, Lehrer, dann Stadtschulrat in Bayreuth;
    M Rosa (1848–1913), T d. Joh. Conrad Keßelring (1812–75), aus Hohenfeld, Brauereibes. in M., u. d. Clara Justina Jeanette Dürr;
    1910 Pauline (1887–1957), T d. Apothekers Julius Keyßler in Stadtsteinach u. d. Luise Heller; 1 Adoptiv-S.

  • Biographie

    Aufgewachsen in Bayreuth, strebte K. („versessen“, wie er berichtet) den Soldatenberuf an und begann seine Karriere bei der bayerischen Fußartillerie (1906 Leutnant). Der 1. Weltkrieg sah ihn zunächst in Adjutantenstellungen bei bayerischen Artillerie-Kommandeuren und seit 1917 als Hauptmann und Generalstabsoffizier in Divisions- und Korpsstäben. Nach dem Waffenstillstand 1918 oblag K. die Demobilisierung des bayerischen III. AK in Nürnberg; danach ließ er sich in die Reichswehr übernehmen, obwohl er vorübergehend daran gedacht hatte, den Dienst zu quittieren. Nach über dreijähriger Tätigkeit als Batteriechef wurde er 1922 in das Reichswehrministerium versetzt, wo er im Stabe des Chefs der Heeresleitung seine organisatorischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln vermochte und später nahezu mit allen technischen, verwaltungs- und ausbildungsmäßigen Problemen des Reichsheeres, dessen „Sparkommissar“ er zeitweilig war, in mitverantwortliche Berührung kam. Nachdem er zwischendurch auch I a im bayerischen Wehrkreiskommando VII und 1931-33 als Oberstleutnant Abteilungskommandeur im Artillerie-Regiment 4 gewesen war, trat K., inzwischen zum Oberst befördert, am 1.10.1933 in einen neuen Abschnitt seiner Laufbahn ein.

    Es waren vor allem seine Reputation als methodischer Arbeiter sowie sein Vermögen, in „Wehrmachts“-Kategorien zu denken, die ihn für eine leitende Verwendung beim damals anlaufenden (getarnten) Aufbau der Luftwaffe empfahlen. Formal schied K. aus dem Heere aus, wurde – mit der zivilen Dienstbezeichnung „Commodore“ – zum Chef des Amtes D (später: Luftwaffenverwaltungsamt) im Reichsluftfahrtministerium ernannt und holte im Alter von 48 Jahren die Flugzeugführerprüfung nach. In den nachfolgenden Jahren hatte er maßgebenden Anteil am rasanten Wachstum der neuen Teilstreitkraft, was sich nicht zuletzt in der raschen Abfolge von Beförderungen (1935 Generalmajor, 1938 General der Flieger) und Ernennungen (5.6.1936 Chef des Generalstabes der Luftwaffe, 1.6.1937 Kommissions General im Luftkreis III [Dresden], 1.10.1938 Chef der Luftflotte 1 [Berlin]) ausdrückte.

    An der Spitze dieser Luftflotte und seit 13.1.1940 als Chef der Luftflotte 2 war K. in einer Phase deutscher Luftüberlegenheit an den Feldzügen gegen Polen (1939) und im Westen (1940) beteiligt (19.7.1940 Generalfeldmarschall), doch zeigten die Vorbereitung zum Unternehmen Seelöwe sowie die Luftschlacht über England bereits die Grenzen der Leistungsfähigkeit der deutschen Luftwaffe auf. Im Juni 1941 wurde seine Luftflotte nach Polen verlegt und bis zum Einbruch des Winters im Bereich der Heeresgruppe Mitte im Feldzug gegen die Sowjetunion eingesetzt. Am 1.12.1941 ging K. mit dem Luftflottenstab und einem Teil seiner Verbände nach Italien; gleichzeitig erhielt er aus repräsentativen Gründen die Stellung eines Oberbefehlshabers (OB) Süd beim italienischen Comando Supremo. In dieser Position führte|er die in Nordafrika und im Mittelmeerraum operierenden Luftwaffeneinheiten (Nachschubsicherung auf See, Niederhaltung Maltas), hatte jedoch auch die – zum Teil schwierigen – Kooperations- und Koordinierungsaufgaben gegenüber den italienischen Führungstellen zu bewältigen. Infolge der Landung der Alliierten in Nordafrika wurde K.s Befehlsbereich auf alle Luftwaffenverbände in Italien und Tunesien erweitert (1.12.1942); die alliierte Landung auf Sizilien und der Abfall Italiens vom Bündnis bewirkten schließlich, daß K. als OberbefehlshaberSüd (später:OberbefehlshaberSüdwest)/Heeresgruppe C die Gesamtleitung der Operationen in Italien übernahm, die wiederum bis 1945 nur in der schrittweisen Zurücknahme der Kampffronten bestehen konnten. In der letzten Kriegsphase führte er vom 11.3. bis 22.4.1945 als Nachfolger Rundstedts die bereits auf das Reichsgebiet verlagerte Westfront bis zu deren Aufreißung; danach nochmals zum OberbefehlshaberSüd berufen, veranlaßte er Anfang Mai die Kapitulation seiner Heeresgruppen in Süddeutschland und Italien. Am 15.5.1945 geriet K. in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

    K., der während der Kämpfe in Italien stets auf humane Kriegführung bedacht gewesen war und zahlreiche durch ihre Kunstschätze bekannte italienische Städte (unter anderem Rom, Siena, Florenz) nachdrücklich aus den Kampfhandlungen ausgespart hatte, wurde am 6.5.1947 von einem britischen Militärgericht in Venedig-Mestre der völkerrechtswidrigen Erschießung von Geiseln und Angehörigen der italienischen Befreiungsbewegung für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde 2 Monate später in lebenslängliche Haft umgewandelt und K. in das Alliierte Gefängnis von Werl überführt. Nach nochmaliger Begrenzung der Freiheitsstrafe auf 20 Jahre wurde K. durch Gnadenerweis im Juli 1952 „auf Ehrenwort“ und im Oktober 1952 definitiv aus der Haft entlassen. In den nachfolgenden Jahren betätigte er sich vorübergehend als Bundesführer des „Stahlhelm“, widmete sich jedoch hauptsächlich schriftstellerischen Arbeiten.

  • Werke

    Soldat bis zum letzten Tag, 1953 (P);
    Gedanken z. Zweiten Weltkrieg, 1955.

  • Literatur

    H. Laternser, Verteidigung dt. Soldaten, Plädoyers vor alliierten Gerichten, 1950;
    A. P. Scotland, Der Fall K., 1952;
    F. W. Deakin, Die brutale Freundschaft, Hitler, Mussolini u. d. Untergang d. ital. Faschismus, 1964;
    W. Baum u. E. Weichold, Der Krieg d. „Achsenmächte“ im Mittelmeerraum, 1973;
    S. Westphal, Erinnerungen, 1975.

  • Autor/in

    Thilo Vogelsang
  • Zitierweise

    Vogelsang, Thilo, "Keßelring, Albert" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 542-543 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722050.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA