Lebensdaten
1811 – 1886
Geburtsort
Münster (Westfalen)
Sterbeort
Breslau
Beruf/Funktion
Publizist ; Historiker ; Parlamentarier ; Professor in Breslau
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11871421X | OGND | VIAF: 15564259
Namensvarianten
  • Junkmann, Wilhelm
  • Iunkmann, Guilelmus
  • Junkmann, Guilelmus

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Zitierweise

Junkmann, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11871421X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp (1784–1862), Schuhmachermeister, Stadtverordneter in M., S d. Schuhmachers Anton in Rietberg u. d. Maria Helena Borgfechtel;
    M Elisabeth Keller (1781–1851), Schuhmachers-T aus M.;
    Schw Anna (1818–1900, Kaufm. Anton Schulte), befreundet mit Annette v. Droste-Hülshoff;
    - 1855 Therese Schlüter, Schw d. Christoph Bernhard Schlüter ( 1884), Philosoph;
    N Aloys Schulte ( 1941), Prof. d. Gesch., an dessen Ausbildung z. Historiker J. wesentlichen Anteil hatte.

  • Biographie

    J. studierte seit 1829 Geschichte an der Akademie in Münster bei Heinr. Wilh. Grauert, in Bonn und wieder in Münster (1833 Staatsprüfung in Geschichte). In Bonn war er Mitglied der Burschenschaft. 1834/35 bereitete er in Berlin seine Promotion vor, wurde jedoch in den Burschenschaftsprozeß verwickelt und für 23 Monate inhaftiert. Im Herbst 1837 legte er sein Probejahr als Gymnasiallehrer am Paulinum in Münster ab, im Mai 1839 wurde er Hilfslehrer in Coesfeld. In diese Zeit fällt seine Beschäftigung mit Friedrich v. Spee. Seit 1828 wurde er als westfäl. Heimat-Lyriker bekannt („westfäl. Hölderlin“). An Salis-Sewis, Hölty und dem engl. Romantiker W. Wordsworth orientiert, weist J. während der Dichter-Episode seines Lebens (bis 1845) in Elegie, balladenhafter Lyrik und|Idylle eigenwillige Züge platonisierender, westfäl. Landschaft idealisierender Weltschmerz-, Erinnerungs- und Traumpoesie auf, die verbunden ist mit scharfer Detailmalerei und Heroisierung mittelalterlichen Königtums und sakraler Gestalten – ein einzigartiges Phänomen in Westfalen. Seine Bauernidylle „Der Meyer, In Westfalen“ entstand 1845 im Kreise des „Maikäferbundes“ (G. Kinkel, W. v. Müller, Simrock, Alex. Kaufmann, Freiligrath), in dem er hochgeschätzt wurde. In den Kreis der Dichterin Droste zu Hülshoff durch seinen Lehrer und Freund Christoph Bernh. Schlüter, den blinden Dozenten der Philosophie an der Akademie zu Münster, eingeführt, verband ihn lebenslängliche Freundschaft mit Levin Schücking. 1844-47 weilte J. ein 2. Mal in Bonn, um sich auf die Doktorprüfung und die Habilitation in Geschichte bei Aschbach, Loebell und Dahlmann vorzubereiten (Promotion 1847). Die akademische Laufbahn blieb ihm jedoch wegen seiner Verwicklung in den Burschenschaftsprozeß zunächst verschlossen, und er widmete sich eine Zeitlang der kath. Theologie. J. war Mitglied im „Historischen Kränzchen“ um Jul. Ficker und im „Literatenzirkel“ (Wackernagel, Burckhardt, Bauernfeld, Willibald Alexis, Kolb, Gutzkow, Willibald Beyschlag u. a.). Seit 1847 arbeitete er als Mitherausgeber und Mitarbeiter des „Kath. Magazin“ und der „Kath. Zeitschrift“ in Münster mit Chr. B. Schlüter zusammen, den er auch später bei seinen Arbeiten, u. a. bei der Herausgabe des „Geistlichen Jahres“ der Droste, unterstützte. 1848 wurde er vom Kreis Recklinghausen als kath. Kandidat für die Nationalversammlung in Frankfurt/M. aufgestellt (Mitglied 19.5.1848-21.5.1849). Zeitungsberichte für die Recklinghäuser Zeitung zeigen ihn als konservativ katholischen, großdeutsch orientierten Politiker mit stark sozialem Einschlag („Reichsprophet“). Als Mitbegründer kath. Kulturorganisationen und Vereine bekämpfte er preuß.-prot. Vorherrschaftstendenzen; er war ein erklärter Gegner des Liberalismus und des Sozialismus. 1849/50 wurde er Mitglied der II. Kammer in Berlin und unterstützte die konfessionelle Schule. Als Abgeordneter im Volkshaus Erfurt gehörte er der kath.-großdeutschen Gruppe an (20.3.-26.4.1850).

    1850 wurde J. als Privatdozent für Geschichte an die Akademie in Münster berufen. Er hatte sich besonders ausgezeichnet durch seine Mitarbeit an den „Regesta Historiae Westfaliae“ und als Begründer der „Westfalia Sacra“. Ostern 1854 wurde er als Dozent für Geschichte in Braunsberg zum Nachfolger von Cornelius berufen. 1855-86 bekleidete er die Professur für Geschichte in Breslau. – Die Hauptwirkung J.s als Historiker beruht auf den vielseitigen Anregungen zur Erschließung neuer Forschungsgebiete wie auf dem einflußreichen Kontakt mit seinen Schülern. Seine Weltanschauung und Lebensauffassung blieb dem Ideengut der kath. Romantik (Friedrich Schlegel) verpflichtet.

  • Werke

    W Verz. b. Nettesheim, 1969, s. L;
    - Eleg. Gedichte, 1836, ²1844 u. d. T.: Gedichte;
    Der Meyer, In Westfalen, in: Rhein. Jb. 1846;
    - Wiss. W in: Kath. Mgz. f. Wiss. u. Leben, 1844–47, u. a.: Kath. Stimmen gegen d. Hexenprozesse z. Zeit ihrer Blüte, 1847;
    in: Münster 1, 1851, H. 2 u. 3, u. a.: Magister Oliverius Scholasticus …, Zs. d. Ver. f. westfäl. Gesch. u. Altertumskde. 4, 1853. -
    Hrsg.: Spee's Trutznachtigall, Nach d. 1. Ausg. v. W. Friessen, Köln 1649 (mit B. Hüppe);
    Auszug a. d. cautio criminalis dess., 1841.

  • Literatur

    HJb. 8, 1887, S. 197 f.;
    H. A. Schulte, L. Schücking u. W. J. als Lyriker, Diss. Münster 1916;
    J. Nettesheim, W. J. u. Annette v. Droste-Hülshoff, 1964;
    dies., W. J., Dichter, Lehrer, Politiker, Historiker, 1811–86, 1969, (W, L, P);
    Kosch, Lit.-Lex. (W, L).

  • Porträts

    Ölbild v. J. J. Sprick (im Bes. d. Fam.), Abb. b. Nettesheim, 1969, s. L.

  • Autor/in

    Josefine Nettesheim
  • Zitierweise

    Nettesheim, Josefine, "Junkmann, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 697-698 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11871421X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA