Lebensdaten
1766 – 1854
Geburtsort
Grottkau (Schlesien)
Sterbeort
Elsnerowo bei Warschau
Beruf/Funktion
Komponist ; Musiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118688855 | OGND | VIAF: 19945913
Namensvarianten
  • Elsner, Joseph Anton Franz
  • Elsner, Joseph Xaver (nicht)
  • Elsner, Joseph
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Zitierweise

Elsner, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118688855.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Michael (1739–86), Instrumentenbauer u. Tischler, aus dt. Handwerkerfamilie;
    M Anna Barbara Matzkin (* 1748);
    1) Lemberg 1796 Klara Abt ( 1797), 2) Warschau 1802 Karoline Drozdowska (1784–1852), Sängerin;
    1 T aus 1), 3 T aus 2).

  • Biographie

    Anfangs in Breslau zum Priesterberuf vorbereitet, wandte sich E., dessen Stimme und Kompositionen schon früh Beachtung fanden, nach kurzem Medizinstudium (1789) in Wien endgültig der Musik zu. 1791 war er Geiger an der Oper in Brünn, bereits 1792 zweiter Kapellmeister an der Deutschen Oper in Lemberg, wo er durch Erfolge seiner Singspiele sowie die Gründung einer Musikakademie großes Ansehen erwarb. Auf Anraten seines aus Warschau geflüchteten Direktors A. Boguslawski komponierte E. dessen Schauspiele „Lanufa-Iskahar“ und „Sidney und Zuma“ in der Landessprache. Bei der Rückkehr nahm Boguslawski E. 1799 nach Warschau mit. Als Theaterkapellmeister, später Direktor machte er den Warschauern die große Opernliteratur Europas, unter anderem Mozart und Weber, zugänglich und komponierte weitere polnische Libretti. Reisen brachten dem Komponisten in Paris große Erfolge, in Dresden die Bekanntschaft mit Weber, in Posen Freundschaft mit E. Th. A. Hoffmann, mit dem er 1805 in Warschau die Polen und Deutsche vereinigende „Musikressource“ gründete. Zu seinen umfassenden Bestrebungen, die Musikkultur Polens zu heben, gehörte auch die Einrichtung einer Notenstichanstalt sowie einer Schule für Musik und Gesang in ministeriellem Auftrag, aus der 1821 das Warschauer Konservatorium unter Leitung E.s hervorging. Vom Theater hatte er sich damals bereits zurückgezogen, da Anfeindungen und Vorwürfe, er bevorzuge deutsche Kräfte, dem schlichten und gerecht denkenden, dabei aber offen und scharf kritisierenden E. das Wirken erschwerten. – E., dessen melodisch ansprechende, zum Teil polnische Volksweisen verwendende Kompositionen den Neapolitanern, Haydn und Mozart verpflichtet waren, ohne eigentliche Originalität zu erlangen, ist infolge seiner Bemühungen um die Nationaloper und Kirchenmusik Polens, um den theoretischen Nachweis der Eignung der polnischen Sprache zur Komposition sowie auf Grund seiner pädagogischen und organisatorischen Verdienste unter anderem von St. Moniuszko „Begründer der nationalen Musik“ in Polen genannt worden. Seiner Wahlheimat fühlte er sich eng verbunden. E. war zugleich der einzige Kompositionslehrer Chopins, dessen Genialität er früher als andere erkannte. Er stellte ihm zum Abgang die Bescheinigung „capacité remarquable, ein Musikgenie“ aus und förderte ihn weiterhin, was ihm Chopin seinerseits immer mit Dankbarkeit und Anhänglichkeit vergolten hat.

  • Werke

    Weitere W u. a. Sultan Wampun, 1800; Andromeda, opera seria, 1807;
    Micieslas der Blinde, Oper, 1807;
    Karl d. Gr. u. Wittekind, lyr. Drama, 1807;
    Leszek der Weiße, Oper, 1809;
    Jagiello in Tentschin, Oper, 1820;
    La Ritrorsia disarmata, Duodrama, o. J.;
    Sinfonien, Kammer-, Klavier- u. Kirchenmus., darunter Stabat Mater, 1848, u. e. Passion;
    Schrr.: Inwieweit ist die poln. Sprache zur Musik geeignet?, in: Der Freimütige, hrsg. v. A. Kotzebue, 1803, Nr. 122;
    Abh. über d. Metrik u. d. Rhythmus d. poln. Sprache u. bes. d. poln. Poesie in musikal. Hinsicht (poln.), Warschau 1818;
    T. 2, Abh. üb. d. Melodie und den Gesang, 1830 (ungedr.); Sumariusz moich utworów musycznych 1839-1848, übers. a. d. Franz. u. neuhrsg. v. A. Nowak-Romanowicz. Krakau 1957 (Autobiogr.).

  • Literatur

    ADB VI;
    C. J. A. Hoffmann, Die Tonkünstler Schlesiens v. J. 1760-1830, 1830, S. 88-98 (W);
    A. Sowinski, Les Musiciens polonais et slaves, Paris 1857, S. 166-77 (W);
    F. Hoesick, Z papierów po Elsnerze, Warschau 1901 (Auszug a. E.s Memoiren);
    Polska, jej dziedje i Kultura od czasów najdawniejszych az do chwili obecnej, hrsg. v. W. Aiewicz, J. S. Bystroń u. A. Brückner, Warschau 1927 ff., III (Polens Gesch. u. Kultur v. d. Reichsgründung bis z. Gegenwart);
    J. Reiß, Slazak J. E., Kattowitz 1936;
    Musiol, e. Btr. z. Herkunft J. E.s, in: Schles. Stimme 1940, Hh. 1, 2, S. 24-41;
    G. Pelz, Der Genius u. s. Wegbereiter, in: Musica 3, 1949, S. 353-55;
    R. Nitz, „Der Schöpfer d. poln. Musik“ J. A. F. E. (1769–1854), in: Dt.-poln. Freundschaft, Lb. dt. Helfer in Polen, 3. Aufl., hrsg. v. V. Kauder, 1957, S. 333-46;
    W. Kahl, in: MGG III, S. 1313-16 (W, L);
    Riemann.

  • Autor/in

    Christian Weickert
  • Zitierweise

    Weickert, Christian, "Elsner, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 466-467 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118688855.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Elsner: Joseph E., thätiger Componist und Musikdirector, Sohn eines Tischlers und Instrumentenmachers zu Grottkau in Schlesien, geb. daselbst am 1. Juni 1769, zu Warschau 1854. Die erste Nahrung scheint seine Musikliebe in der Familie des Rectors der Grottkauer Stadtschule, Spielvogel, empfangen zu haben, und als er nach Breslau kam, um dort die Schule zu besuchen, wurde er seiner schönen Stimme wegen 1781 Discantist an der Dominicanerkirche, fungirte später auch häufig als Sänger und Violinist am Theater. Auch componirte er während seines ungefähr 10jährigen Aufenthaltes zu Breslau recht fleißig, wenn auch noch dilettantisch und ohne gründlichere Kenntniß vom Tonsatze. Doch fanden seine Versuche hinlänglichen Beifall, um den Entschluß, die Musik ganz zu seiner Lebensaufgabe zu machen, in ihm zur Reife zu bringen. Er legte also die medicinischen Studien, für die er eigentlich bestimmt war, bei Seite und wurde, nachdem er in Wien durch guten Umgang und fleißige Partiturstudien sich musikalisch weitergebildet hatte, zuerst 1791 Violinist am Theater in Brünn und war dann 1792—99 Musikdirector in Lemberg. Hier componirte er verschiedene Opern und Schauspielmusiken ("Die seltenen Brüder oder die vier Zauberkugeln"; „Der verkleidete Sultan"; „Iskahar"; „Tidney i Tumma"; „Die Amazonen"; Zwischenacte zu „Maria Stuart"; Chöre etc. zu „Lanassa"), ferner 4 Symphonien, Quartette, Sonaten, Cantaten u. a. m. Im Jahre 1799 kam er nach Warschau als Musikdirector, zuerst an das deutsche, nachher auch an das polnische Theater, gründete 1815 mit der Fürstin Zamoiska einen Verein für Vocal- und Kirchenmusik und wurde, nachdem er 1820 das Theater verlassen hatte, im folgenden Jahre Director und Lehrer der Composition am neugegründeten Warschauer Conservatorium. In dieser Stellung verblieb er bis zur Auflösung desselben 1830, zog sich dann ins Privatleben zurück, producirte bis zu seinem Tode aber noch eine große Menge Tonwerke. Als Componist zu seiner Zeit beliebt, ist er jetzt so gut wie vergessen; seine Arbeiten waren auch mehr für den Moment als für die Dauer. Er schrieb fließend, angenehm, mit geschickter Behandlung der Stimmen und Instrumente, dabei leicht faßlich und bequem ausführbar, ohne gerade durchaus oberflächlich zu sein. Seine Opern machten mehr äußeren Effect als innere Wirkung und Aehnliches gilt auch von seinen Kirchenwerken. Die Zahl seiner Compositionen ist sehr ansehnlich, Verzeichnisse derselben geben Hoffmann im Schlesischen Tonkünstlerlexikon (bis 1827) und Fétis, Biogr.; die Leipziger Allgem. Mus.-Ztg. enthält eine Menge Berichte über ihn und seine Arbeiten. In Warschau componirte er noch etwa 25 Opern (in polnischer Sprache), verschiedene Opernscenen und andere dramatische Musiken. Außerdem setzte er eine Reihe von Kirchenwerken mit und ohne Orchester, Messen, Gradualien, Offertorien, Vespergesänge, ungefähr 30 Opera, auch eine Passion; ferner zahlreiche Instrumentalmusiken verschiedener Gattungen, desgleichen Lieder und andere Gesänge. Auch schrieb er eine kleine Abhandlung: „In wie weit ist die polnische Sprache zur Musik geeignet“, abgedruckt in Kotzebue's Freimüthigem 1803, Nr. 122 und in der Leipziger Allgem. Mus.-Ztg. Bd. XXIII. Nr. 40; desgleichen soll er für die Schüler des Conservatoriums eine Schrift über Rhythmus und Prosodie im Polnischen verfaßt haben. Sein Wirken in Warschau war von gutem Erfolge für die Verbesserung der polnischen Musikzustände und des Geschmackes begleitet. Persönlich war er geachtet; die Freimaurerloge zu Warschau, deren Meister er längere Zeit|hindurch gewesen, ließ sein Bildniß lithographiren, Boguslawsky schrieb seine Biographie (s. Hoffmann a. a. O.).

  • Autor/in

    Dommer.
  • Zitierweise

    Dommer, Arrey von, "Elsner, Joseph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 70-71 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118688855.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA