Lebensdaten
1811 – 1873
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Dichter ; Lustspieldichter ; Schriftsteller ; Dramatiker ; Theaterdirektor ; Schauspieler
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118658166 | OGND | VIAF: 46901666
Namensvarianten
  • Benedix, Roderich Julius
  • Benedix, Roderich
  • Benedix, Roderich Julius
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Zitierweise

Benedix, Roderich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118658166.html [04.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav Friedrich Gottlob (1785–1857), Großkaufmann in Leipzig, S des Johann Gottlob, Kaufmann in Leipzig, und der Henr. Anna Theod. Mentz;
    M Luise Alb. (1788–1837), T des Advokaten, Notars und Justizkommissärs Ludolph Friedrich Soenderop, aus Gardelegen, in Frankfurt/Oder und der Johanna Frieder. Werlitz;
    1) 1835 Maria Ludovica von Sommers, 2) 1860 Leontine Paulmann (1836–1914), Schauspielerin.

  • Biographie

    Nach Besuch der Fürstenschule in Grimma und der Thomasschule in Leipzig ging B. 1831 zum Theater. Zwei Jahre zog er mit der Bethmannschen Gesellschaft durch Mitteldeutschland und wirkte von 1833 an als Tenor an verschiedenen Bühnen Westfalens und des Rheinlands, seit 1838 in Wesel. Sein erstes Stück „Das bemooste Haupt“ (1841) wurde ein solcher Bühnenerfolg, daß er sich nun ganz der Schriftstellerei zuwandte. 1842 bis 1844 lebte er in Köln, hielt hier Vorlesungen über Goethes „Faust“ und übernahm 1844/45 die technische Leitung des Theaters in Elberfeld. 1845 kehrte er nach Köln zurück, wurde 1847 technischer Direktor des Kölner Stadttheaters und 1849 Lehrer für Literatur und Deklamation an der Musikschule. Diese Jahre waren die literarisch fruchtbarsten seines Lebens. 1855-59 war er Intendant des Stadttheaters in Frankfurt/Main und ging 1861 über Köln zurück nach Leipzig, wo er bis zu seinem Tode blieb. - Die Theaterstücke von B. bewegen sich in den Bahnen des Rührstücks Ifflands oder F. L. Schröders. Sie zeigen eine kleinbürgerliche Welt, die teils platt-komisch, teils sentimental behandelt ist, immer aber mit ausgesprochenem Sinn für Theatereffekte und wirksame Situationen.

  • Werke

    Ges. Werke, 27 Bde., 1846–74;
    Haustheater (Ausw.), ⁶1875;
    Lustspiele: Das bemooste Haupt, 1841;
    Dr. Wespe, 1843;
    Die Hochzeitsreise, 1859;
    Die zärtlichen Verwandten, 1866; ferner: |
    Dt. Volkssagen, 1839–41;
    Volksbuch 1813 ff., 1841;
    Bilder aus d. Schauspielerleben, Roman, 1847, ²1851;
    Autobiogr., in: Gartenlaube, 1871, S. 5 f.

  • Literatur

    ADB II;
    R. v. Gottschall, Erinnerungen an R. B., in: Dt. Revue, Okt. 1904;
    W. Schenkel, R. B. als Lustspieldichter, Diss. Frankfurt 1916;
    J. Walter, Das B.sche Lustspiel, Diss. Wien 1919;
    L. Pickel, Die poet. Namengebung bei R. B., E. Bauernfeld, G. Raeder. A. L'Arronge, Diss. Graz 1941 (ungedr.).

  • Porträts

    Holzschnitte in: LIZ 7, 1846, S. 133, 17, 1851, S. 385, 42, 1864, S. 109.

  • Autor/in

    Hans Knudsen
  • Zitierweise

    Knudsen, Hans, "Benedix, Roderich" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 44-45 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118658166.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Benedix: Dr. Roderich Julius B., fruchtbarer Lustspieldichter, geb. 21. Januar 1811 zu Leipzig, 26. September 1873 ebendaselbst, genoß den ersten Unterricht auf der Fürstenschule zu Grimma, die er später mit der Leipziger Thomasschule vertauschte. Nach vollendeter Gymnasialbildung, die ihm als Vorbereitung zum theologischen Studium hatte dienen sollen, betrat er 1831,|entgegen seiner ursprünglichen Bestimmung, geblendet von den Lichtseiten des Schauspiellebens, die Bühne und zwar bei der Bethmann’schen Truppe. Er folgte dieser Gesellschaft nach Dessau, Bernburg, Köthen, Meiningen und Rudolstadt, worauf er kurz hinter einander mehreren Bühnen Westfalens und des Rheinlandes als Tenorist angehörte. In Wesel, wo er seit 1838 am Wintertheater Stellung als Regisseur gefunden hatte, brachte er 1841 „Das bemooste Haupt“ als erstes Erzeugniß seiner dramatischen Muse mit durchschlagendstem Erfolg auf die Bretter. In Folge dieses Glücksfalles verließ B. die Bühne, um sich ganz litterarischen Arbeiten hingeben zu können. Waren bereits vorher „Deutsche Volkssagen“ (1839—41, 1851), ein „Handbuch für die Reise von Rotterdam bis Straßburg" (1839) und der „Niederrheinische Volkskalender" (seit 1836) von ihm erschienen, so gab er jetzt das „Volksbuch 1813, 1814, 1815" (1841), wie auch ein „Gedenkbuch für das Leben“ (1841) heraus. Gleichzeitig redigirte er die populäre Zeitschrift „Sprecher“, bis er 1842 nach Köln, 1844 aber nach Elberfeld übersiedelte, um hier die Theaterdirection zu übernehmen. Ein Jahr später legte er die Stelle nieder, zog wieder zurück nach Köln und verlebte hier die vielleicht an Arbeit reichste Epoche seines ganzen Lebens. Seinen eigenen Mittheilungen zu Folge schrieb er in dieser Stadt 34 Stücke, den Roman „Bilder aus dem Schauspielerleben" (1847, 1851) und das „Gedenkbuch für das Leben“ (1841), hatte nebenbei seit 1847 die technische Leitung des Kölner Theaters inne, gab an der Musikschule Unterricht in Litteratur und Declamation, hielt öffentliche Vorlesungen und begann mit den Vorarbeiten zu dem vorzüglichen Werk „Der mündliche Vortrag“ (1860, 1871). Seit 1855 finden wir ihn in Frankfurt, wo er mit wenig Glück die Leitung des Actien-Stadttheaters übernommen hatte, und nach drei Jahren wieder in seine Vaterstadt zurückzog. Dort hat er rastlos weiter gearbeitet und außer Dramen auch Erzählungen, wissenschaftliche Abhandlungen, selbst einen „Briefsteller für Liebende“ geschrieben. Mit der Feder in der Hand ist er gestorben, ohne den materiellen Erfolg gehabt zu haben, den er verdient hätte. B. ist wie kein Anderer nach Iffland zum Dichter des häuslichen Lebens und Bürgerthums geworden. Hoher Schwung, glänzende Sprache, eleganter Conversationston gehen ihm ab, dafür versteht aber seine Bühnenkenntniß mit den einfachsten Mitteln die höchste Wirkung zu erzielen. Er sagt selbst in seiner Autobiographie „ich bin immer nur Genremaler gewesen und will nie das Lustspiel zur Geißel der Zeitthorheiten machen“, wodurch die beliebte Bezeichnung „deutscher Molière“ treffend widerlegt wird. B. ist Realist, Wahrheit athmet jede seiner Dichtungen, Natürlichkeit zeigt jedes Bild in dem reichen dramatischen Kaleidoskop, das er uns vorführt. Verständlich und einfach zu sein, ist sein Grundsatz. Die glücklichste seiner Begabungen, die er mehr als viele andere Dramatiker besitzt, ist eine unerschöpfliche Situationskomik, die seinen Stücken immer die Anziehungskraft bewahren wird. Den meisten Beifall fanden von seinen dramatischen Arbeiten „Das bemooste Haupt“, „Dr. Wespe", „Weiberfeind", „Vetter", „Eigensinn", „Alter Magister", „Hochzeitreise", „Störenfried", „Aschenbrödel", „Relegirte Studenten", „Ein Lustspiel“, „Zärtliche Verwandten“ u. A., welche Stücke wol von jedem Theater aufgeführt, den Stamm des heutigen Lustspielrepertoirs bilden und zum Theil in dreizehn verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Die kurz vor seinem Tod von B. geschriebene“ Shakespearomanie“, welche gegen die Popularität des großen Britten in Deutschland ankämpft, konnte zwar eine augenblickliche Aufregung veranlassen, doch benimmt ihr die einseitige, hausbackene Beurtheilung Shakespeare's, wie die Fadenscheinigkeit der Kenntnisse des Verfassers nach dieser Richtung hin jeden tiefergehenden Einfluß. — Die dramatischen Werke Benedix's erschienen gesammelt in|27 Bden. 1846—1874, eine Auswahl kleiner als „Haustheater“ in 1 Bd. 6. Aufl. 1875, seine Autobiographie in der „Gartenlaube“ 1871 S. 5 f.

  • Autor/in

    J. Kürschner.
  • Zitierweise

    Kürschner, Joseph, "Benedix, Roderich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 325-327 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118658166.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA