Dates of Life
unbekannt
Occupation
baltische Familie
Religious Denomination
mehrkonfessionell
Authority Data
GND: 11863741X | OGND | VIAF: 805428
Alternate Names
  • thor Mölen
  • thor Molen
  • Mühlen, von zur
  • more

Relations

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Places

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Citation

Mühlen, zur, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11863741X.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Die Stammreihe beginnt mit dem aus Niedersachsen stammenden, seit 1532 in Reval nachweisbaren Hermen thor Mölen (Molen), später Ratsherr und Bürgermeister zu Narva, der 1558 nach Einnahme der Stadt durch Zar Iwan IV. über Reval nach Lübeck zog und im folgenden Jahr in Amsterdam starb (s. L). Seine Nachfahren waren zum Großteil Kaufleute in Reval, so sein Sohn Blasius (1545–1605), der nach Reval zurückkehrte, und dessen gleichnamiger Sohn (1575–1628), während Evert ( 1615) Jurist in Lübeck und Helmold (1590–1649) Pastor und Propst zu Kegel und Goldenbeck (Estland) war. Auch Simon (1609–82), Paul (1613–57) und Hermann (1625–90), die Söhne des jüngeren Blasius, waren Kaufleute in Reval, Simon zusätzlich Altester der Großen Gilde und Hermann Ratsherr. Auch Simons Söhne trieben Handel, darunter Heinrich (1649–1710), Erkorener Ältester der Schwarzenhäupter-Bruderschaft, während Simons Enkel Evert (1692–1763) Ältermann der Kompanie der Nürnberger Krämer war. Hermanns gleichnamiger Sohn (um 1651–1708) war Kaufmann und Ätermann der Großen Gilde, Thomas (1649–1709), Kaufmann und Reeder sowie Bürgermeister zu Reval; er wurde durch seine erste Ehe Pfandherr auf Seinigal und Kandel und erwarb Sprinkdahl bei Reval. Heinrich (1653–1708) fiel als Rittmeister und Leibtrabant Karls XII. in der Ukraine. Auch Thomas' Sohn Konrad (1677–1741) wurde schwed.|Offizier, seine Brüder Kaspar (1678–1710), Hinrich (1686–1750) und Ernst (1692–1750), Ältermann der Großen Gilde, wirkten als Kaufleute in Reval, Hinrich, Herr auf Morras, Kandel und Sprinkdahl, auch als Bürgermeister. Ernsts Sohn Thomas (1726–72) war Erkorener Ältester der Schwarzenhäupter, sein weiterer Sohn Kaspar (1741–1810) stand als Brigadier in russ. Diensten.

    Alle vier Söhne Hinrichs trieben Handel. Thomas (1714–72) wanderte nach Amsterdam aus; er wurde zum Begründer der holländ. Linie der Familie, die bis heute dem Handel treu geblieben ist. Hermann Johann (1719-89) importierte Seidenstoffe; er wurde Ratsherr und Bürgermeister. Die Firma des früh verstorbenen Cornelius (1721–56) wurde von seiner Witwe Agneta (geb. Gebauer, 1731–81) zu hoher Blüte gebracht. Heinrich (1718–50) genoß als Erkorener Ältester der Schwarzenhäupter hohes Ansehen. Hermann Johann und Cornelius begründeten die beiden Linien der Familie in Livland und Estland.

    1792 wurden die sechs Söhne Hermann Johanns, Berend (1751–1826), Hermann (1758–1827), Heinrich (1762–1802), Kaspar (1763–1817), Karl (1764–1837) und Friedrich (1768–98) sowie Cornelius' gleichnamiger Sohn (1756–1815) in den Reichsadelsstand erhoben. Ihre Nachkommen wurden bei den Ritterschaften Liv-, Est- und Kurlands sowie Ösels immatrikuliert. Von Hermann Johanns Söhnen – außer Karl – leiten sich die fünf Äste der livländ. Linie ab.

    Berend, auf Eigstfer (Livland), war Seidenhändler in Reval und Mitbegründer der Firma „zur Mühlen & Riesenkampff“ (später „zur Mühlen & Co.“). Seine Nachkommen lebten als Gutsbesitzer und Landwirte in Livland und Estland oder standen als Offiziere in russ. Diensten. Nur Oskar (1843–77) wirkte als Musiker und Komponist, während sein Vetter Max (1850–1918) sich nach dem Studium der Zoologie in Dorpat der Fischzucht und Teichwirtschaft in den Ostseeprovinzen widmete. Er war Dirigent des Balt. Fischereidistrikts und seit 1889 Sekretär der livländ. Abteilung der russ. Gesellschaft für Fischzucht und Fischfang. Seit 1908 gab er das „Jahrbuch der Fischereivereine Liv-, Est- und Kurlands“ heraus (s. Dt.balt. Biogr. Lex.). Sein Sohn Werner (1878–1931), Direktor der Sparkasse zu Pernau, betätigte sich als Familiengenealoge. Arthur (1885–1958) war Landwirt und Kaufmann, Leo (1888–1953) Geologe (s. u.), Paul (1897–1979), Forstwirt, wanderte nach Österreich und später nach Kanada aus. Werners Sohn Heinrich (1908–94), Dr. phil., war Referent im Bonner Vertriebenenministerium. Sein Sohn Rainer (* 1943) gründete eine Unternehmensberatung in Bonn. Arthurs Sohn Max (* 1932) war leitender Mitarbeiter im Statistischen Bundesamt von Kanada in Ottawa und hat jetzt einen Lehrauftrag in Riga. Sein Zwillingsbruder Bengt ist Gründer und Geschäftsführer der Chronos-Film GmbH in Berlin. Victor (1879–1950), vom Familienzweig Woiseck (Livland), unterhielt auf Eigstfer eine Vollblutzucht und einen Rennstall. 1905 schlug er mit einem Freiwilligenkorps bei Kappel ein vielfach überlegenes Aufgebot von Revolutionären. Im 1. Weltkrieg russ. Stabsrittmeister, schuf er 1918 erneut eine Selbstschutzgruppe und war in den beiden folgenden Jahren Stabschef des Baltenregiments. Seit 1934 Vorsitzender der Deutschbalt. Partei, suchte er die Deutschen in Estland zur Loyalität gegenüber dem Staat zu verpflichten. Nach der Umsiedlung und Flucht in die Sowjet. Besatzungszone 1945 wurde er drei Jahre später wegen angeblicher Spionage zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt; er starb im Zuchthaus Bautzen (s. L). Seine geschiedene Frau Hermine (geb. Gfn. Folliot de Creuneville-Poutet, 1883–1951) machte sich nach dem 1. Weltkrieg als Schriftstellerin (Hermynia zur Mühlen) einen Namen. Sein Bruder Egolf (1881–1942), Dipl.-Ing., war Direktor der Loksa Werke AG, Moritz (1885–1945), auf Kerro (Livland), Direktor der von ihm gegründeten Handelsfirma Tormolen & Co. in Reval und Posen. Sein Neffe Heiner (1912–64, nannte sich später Hans Tormolen), Fliegeroffizier, wanderte nach dem Krieg nach Texas aus, wo er sich als Fluglehrer und Maler betätigte.

    Hermann, der Stammvater des 2. Familienastes, war Ratsherr zu Reval. Sein gleichnamiger Sohn (1801–56), Dr. med., war russ. Wirkl. Staatsrat in St. Petersburg, sein Enkel Hermann (1836–1910) studierte hier Naturwissenschaften. Seit 1869 Besitzer von Koiküll (Ösel), wurde er 1876 Konventsdeputierter und 1880 Landrat, später daneben auch Oberkirchenvorsteher und Präsident des Provinzialschulkollegiums. Er ließ sämtliche Privatgüter auf Ösel vermessen und sorgte für die Streulegung der Bauernhöfe (s. Dt.balt. Biogr. Lex.).

    Heinrich, auf den der 3. Ast zurückgeht, war Kaufmann und Ältester der Großen Gilde zu Reval. Sein Sohn Heinrich (Andrej) (1794–1864) trat in russ. Dienste. Er kommandierte 1847-82 als Generalmajor, seit 1852 als Generalleutnant, das Garde- und Grenadier-Korps|(s. Dt.balt. Biogr. Lex.). Seine Nachkommen wurden orthodox getauft; sie dienten zum größten Teil als Offiziere in der russ. Armee. Heinrichs Bruder Georg (1798–1877), auf Arrohof (Livland), begründete einen eigenen Familienzweig. Von seinen Söhnen war Friedrich (1828–1907), Dr. med., Wirkl Staatsrat und Leibarzt der Großfürstin Helene Pawlowna, während Rudolph (1845–1913) nach einer Ausbildung in Düsseldorf, Antwerpen und München in Dorpat als Porträt- und Landschaftsmaler sowie als Zeichenlehrer wirkte, bevor er 1908 die Bewirtschaftung von Arrohof übernahm (s. L). Auch Rudolphs Töchter Elise (1884–1924) und Wanda (1886–1962) ließen sich in München (u. a. bei Franz Marc) als Malerinnen ausbilden.

    Kaspar, der Begründer des 4. Astes, livländ. Landrichter, erwarb Güter in Livland. Sein Sohn Karl (1811–81) war Direktor der Livländ. Adeligen Güterkreditsozietät und Hermann (1814–72) Kreisdeputierter. Kaspars Enkel Robert (1835–99), Dr. med., sammelte „Baltische Gesänge“ (7 Bde., verschollen). Zur nächsten Generation gehören der Bankdirektor und langjährige Vorsitzende des Familienverbandes Alfred (1865–1945), Michael (1866–1922), Gründer und Leiter einer Gesangschule in Brüssel, der russ. Staatsrat und Medizinalinspekteur Richard (1864–1935), Dr. med., und der Pastor von Hapsal Ralph (1873–1947). Dagmar (1891–1971) war Gesangspädagogin in Berlin. Alfreds Sohn Bernt (1912–95), Dr. phil., war Direktor des Landesamts für Vorgeschichte in Posen, nach dem Krieg Inhaber einer Baubedarfsfirma in Nieder-Ramstadt; er gründete und leitete die Deutsch-Balt. Genealogische Gesellschaft in Darmstadt. – Beachtung verdienen sodann Roberts Vettern Ernst (1851–1912) als Direktor der Livländ. Gegenseitigen Feuerversicherung und Arthur (1854–1928) als Förderer der Landwirtschaft und Viehzucht sowie Initiator des Düna-Aa-Kanals (s. Dt.balt. Biogr. Lex.). – Zwei Söhne des Kreisdeputierten Hermann zog es zur Musik: Oswald (1849–1901) und Raimund (1854–1931). Letzterer studierte in Berlin und Münster, in Paris und in Italien Gesang. In ganz Europa gab er mit großem Erfolg Konzerte. 1905-25 erfreute er sich als Gesangspädagoge in London eines internat. Rufes (s. L). Seine Nichte Edith (1886–1977) lebte als Malerin in Rom.

    Wilhelm (1792–1847), russ. Generalmajor, und Thomas (1793–1833), Börsenmakler und Fabrikdirektor, sind Söhne des Stammvaters des 5. Astes, Friedrich, auf Sellie (Estland). In der nächsten Generation begab sich eine Reihe von Familienmitgliedern in russ. Dienste, u. a. Friedrich (1827–97), Generalmajor. Dessen Neffen Alexander (1865–1955) und Friedrich (1867–1934) studierten Medizin; der eine praktizierte als Hals-Nasen-Ohren-Arzt in Riga, später in Göttingen, der andere (Frauenarzt) war Dozent und Wirkl. Staatsrat in St. Petersburg. Alexanders Sohn Heinrich (* 1909) wurde Landwirtschaftsberater, sein gleichnamiger Sohn (* 1936) ist Ordinarius für Innere Medizin in Hannover. Friedrichs Sohn Roland (* 1904) war Anwalt in Narva, nach 1939 Dolmetscher für Russisch im Auswärtigen Amt. Sein Sohn Frederik (* 1934) ist Oberstaatsanwalt in München. Alexanders und Friedrichs Neffe Erich (1894–1940) war Rechtsanwalt in Dorpat, sein Bruder Oskar (1904–90) ging als Chemiker nach Hamburg. Erichs Sohn Arist (* 1924), Diplomkaufmann, gründete in Paris die Firmen „Service-France“ und „Industrie-Service-France“. Sein Bruder Manfred (1926–79), Dr. iur., war Gesellschafter des Bankhauses Donner in Hamburg.

    Die II. Linie (Piersal), die auf Cornelius zur M. und seinen geadelten gleichnamigen Sohn, beide Kaufleute zu Reval, zurückgeht, umfaßt vergleichsweise wenige Mitglieder, reicht aber wie die I. Linie bis in die Gegenwart herein. Ferdinand (1788–1837), russ. Oberstleutnant und Kreisdeputierter, war der Sohn des jüngeren Cornelius. Seine beiden Söhne Arthur (1820–1900) und Ferdinand (1828–1906) spielten in Estland als liberale Politiker eine Rolle. Arthur war 1865-99 estländ. Landrat und seit 1892 Präsident des Landratskollegiums (s. Dt.balt. Biogr. Lex.), Ferdinand seit 1861 Kreisdeputierter und seit 1887 Präsident der Estländ. Adeligen Kreditkasse; 1899 folgte er seinem Bruder als Landrat nach (s. Dt.balt. Biogr. Lex.). Sein Neffe Konrad (1868–1945) wirkte seit 1909 als Pastor an der St. Nikolai-Kirche zu Reval. Aus Sibirien zurückgekehrt, wohin er 1915-17 verbannt und 1918 verschleppt worden war, wurde er Propst der deutschen ev. Gemeinden in Estland und Herausgeber des Deutschen Kirchenblatts (s. Dt.balt. Biogr. Lex.). Sein Bruder Hellmut (1870–1924) war Direktor der Estländ. Arbeiter-Unfall-Versicherungsgesellschaft. Von Konrads zehn Kindern war Bernt (1903–84) Pastor in Berlin, Walter (1905–90), Dr. phil., Geophysiker an der Geologischen Landesanstalt in Celle, seit 1956 bei der „Petrobras“ in Brasilien, Werner (1912–89) Lehrer für Orgel am Konservatorium in Reval, nach dem Kriege Kirchenmusikdirektor in Bochum, Heinz (Heinrich) (* 1914), Dr. phil., Leitender Regierungsdirektor und Historiker, Vorstandsmitglied der|Balt. Historischen Kommission, Mitglied des Hansischen Geschichtsvereins und der Deutschbalt. Genealogischen Gesellschaft (s. W, L). Bernts Sohn Ture (* 1939) ist Dozent an der Schule für Buchhandel in Frankfurt/Main, Patrik (* 1942), Dr. phil., Historiker, ist Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn (s. W).

  • Works

    zu Heinz (Heinrich): Deutsch u. undeutsch im ma. Reval, 1973 (mit P. Johansen). – Hrsg.: Balt. Hist. Ortslex., I (Estland), 1985, II (Lettland), 1990. – Zu Patrik: Zw. Hakenkreuz u. Sowjetstern, 1971;
    Rassenideologien, 1977;
    Sozialdemokratie in Europa, 1980;
    Fluchtziel Lateinamerika, 1988;
    Fluchtweg Spanien-Portugal, 1992.

  • Literature

    Werner v. zur Mühlen, Stammtafeln d. Fam. v. zur M., 1911;
    Konrad v. zur Mühlen, Die Fam. v. zur M. (Piersal’sche Linie), 1938;
    Heinz (Heinrich) v. zur Mühlen, Die Fam. v. zur M. in sozial- u. kulturgeschichtl. Sicht, in: Genealogie 26, 1977, S. 529-45;
    ders., Die Fam. v. zur M., 1981;
    ders., Reval v. 16. bis z. 18. Jh., Gestalten u. Generationen e. Ratsgeschl., 1984;
    GHdA AB VI, 1964. XV, 1984 (mehrere P). – Zu Hermen thor Molen: Heinz v. zur M., Zur Herkunft d. Bgm. v. Narva Hermen thor Molen, in: Ostdt. Fam.kde 22, 1974, S. 76-80;
    ders., Handel u. Pol. in Livland in d. Mitte d. 16. Jh. …, in: Zs. f. Ostforschung 4, 1975. – Zu Victor: W. Baron Wrangell, Gesch. d. Balten-Rgt., 1928;
    Dt.balt. Biogr. Lex.Zu Rudolph ( 1913): Dt.balt. Biogr. Lex.;
    ThB. – Zu Raimund: M. Hunnius, Mein Weg z. Kunst, 1925;
    D. v. zur Mühlen, Der Sänger R. v. zur M., 1969;
    Riemann (unter „Zur Mühlen“);
    Dt.balt. Biogr. Lex.

  • Author

    Franz Menges
  • Familienmitglieder

  • Citation

    Menges, Franz, "Mühlen, zur" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 275-278 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11863741X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA