Lebensdaten
1536 – 1614
Geburtsort
Basel
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Mediziner ; Basler Stadtarzt ; Naturforscher
Konfession
reformiert?
Normdaten
GND: 118594915 | OGND | VIAF: 47796696
Namensvarianten
  • Platter, Felix
  • Plater, Felix
  • Platerus, Felicus
  • mehr

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Zitierweise

Platter, Felix, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118594915.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Thomas d. Ä. (s. 1);
    M Anna Dietschi;
    1557 Magdalena (1534–1613), T d. Franz Jeckelmann (1504–79), Wundarzt u. Ratsherr in B. (s. HBLS); kinderlos.

  • Biographie

    P. besuchte 1551 das Pädagogium und 1552 die Univ. Basel. Sein Vater arrangierte 1552 sein Medizinstudium in Montpellier (Frankreich) bei Louis Saporta und Giulliaume Rondelet. Nach dem Baccalaureat 1556 trat er 1557 eine Reise durch Frankreich und das westliche Deutschland an, besuchte Vorlesungen in Paris und kehrte im selben Jahr nach Basel zurück, wo er promoviert wurde. P. praktizierte als Arzt und hielt nebenher Vorlesungen. 1560 folgte seine Ernennung zum Professor der praktischen Medizin (1562 Dekan, später sechsmal Rektor). 1571 wurde er Stadt- und Spitalarzt (Archiater). Er betreute sowohl das Armen- und das Siechenhaus als auch die Geisteskranken und machte sich 1564-1610 während fünf Pestepidemien verdient. Dank seines Rufes wurde er u. a. von den Fürstenhäusern Brandenburg, Sachsen, Baden und Württemberg ärztlich konsultiert.

    Frühester Vertreter der anatomischen Schule von Andreas Vesalius (1514/15-64) in Deutschland, setzte P. die naturwissenschaftlich-empirische Richtung der Medizin in Basel gegen den Widerstand der Vertreter der scholastischen Tradition durch. Er leitete 1557 die erste Sektion einer menschlichen Leiche in Deutschland, auf die während der 50 Jahre seiner ärztlichen Tätigkeit ca. 300 weitere folgten. In seiner „Praxeos medicae“ (3 Bde., 1602–08, ⁴1656) machte er als Erster den Versuch einer nosologischen Systematik der Krankheiten in drei Klassen. Seine Beobachtungen an Patienten legte er in seinen „Observationes“ (1614) in 680 Krankengeschichten dar. P. trat für eine Behandlung von Geisteskranken ein, deren Leiden er als natürliche Krankheiten ansah. Wegen seiner Ablehnung jeglicher Zwangsmaßnahme bei der Behandlung von Psychotikern wird P. auch als Begründer der modernen Psychiatrie bezeichnet.

    P. gründete in Basel einen botanischen Garten und ein anatomisches Theater. Er betätigte sich als Kunst-, Musikinstrumenten-, Präparate- und Gesteinssammler. 1580 besuchte u. a. Michel de Montaigne sein berühmtes Herbarium. P.s bekanntestes Werk ist eine tagebuchähnliche Autobiographie, die bis 1564/65 reicht und 1612, gestützt auf Tagebücher und Briefe, entstand. Neben ihrer Bedeutung als kulturhistorische Quelle ist sie besonders aufgrund der ausführlichen Kindheitsdarstellung für die Psychohistorie wichtig. P. erfaßte sowohl seine eigene Person als auch seine Umwelt mit psychologischem Interesse und führte beispielsweise seine Ringphobie auf ein traumatisches Kindheitserlebnis zurück. Einen großen Teil nimmt die detailgenaue Darstellung seiner Frankreichreise und des Studiums in Montpellier ein, während er zu seiner Berufstätigkeit wenig mitteilt. Der größte Teil der in Basler Unversitätsbibiliothek aufbewahrten umfangreichen Korrespondenz P.s ist noch unveröffentlicht.

  • Werke

    u. a. De corporis humani structura et usu, 1583;
    Dissertatio de apoplexia, 1604;
    Beschreibung d. Stadt Basel 1610 u. Pestbericht 1610/11, hg. u. komm. v. V. Lötscher, 1987;
    Observationes in hominis affectibus plerisque libri III, 1614;
    Observationes, Krankheitsbeschreibungen, übers. v. G. Goldschmidt, hg. v. H. Buess, 1963 (W-Verz.);
    Tagebuch (Lebensbeschreibung) 1536–67, hg. v. V. Lötscher, 1976 (P).

  • Literatur

    ADB 26;
    I. Schiewek, Zur Autobiogr. d. Basler Stadtarztes F. P., in: FF 38, 1964, S. 368-72;
    H. M. Koelbing, F. P.s Stellung in d. Med. seiner Zeit, in: Verhh. d. Schweizer. Naturforschenden Ges. 144, 1964, S. 156 f.;
    V. Lötscher, F. P. u. seine Fam., in: Basler Neujahrsbll. d. Ges. f. d. Gute u. Gemeinnützige 153, 1975 (P);
    W. Lenzen, Mentis laesiones,|Psychopathologie bei F. P., Diss. Bonn 1982;
    U. Tröhler (Hg.), F. P. (1536-1614) in seiner Zeit, 1991;
    St. Pastenaci, Erzählform u. Persönlichkeitsdarst. in dt.sprachigen Autobiogrr. d. 16. Jh., in: Lit., Imagination, Realität, VI, 1993, S. 225-42;
    ders., Der „Traum“ vom eigenen Leben, Autobiogrr. d. Frühen Neuzeit als Kompensation traumat. Lebenserfahrungen, in: R. Frenken, M. Rheinheimer (Hg.): Die Psychohistorie d. Erlebens 2000, bes. S. 256-69;
    D. Hochlenert. Das „Tagebuch“ d. F. P., Diss. Tübingen 1996;
    A. Kreuter, in: Dt.sprachige Neurologen u. Psychiater, III, 1996, S. 1107 f.;
    R. Frenken, Kindheit u. Autobiogr., Vom 14. bis 17. Jh., in: Psychohist. Rekonstruktionen, I, 1999, S. 487-536.

  • Porträts

    Ölgem. v. H. Bock d. Ä., 1584 (Univ. Basel);
    Kopie e. verlorenen Gem. v. dems. um 1600, Ende 17. Jh (Basel, Kunstmus.).

  • Autor/in

    Stephan Pastenaci
  • Zitierweise

    Pastenaci, Stephan, "Platter, Felix" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 518-519 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118594915.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA