Dates of Life
1881 – 1920
Place of birth
Rostock
Place of death
Waldfrieden (Neumark)
Occupation
pazifistischer Zivilisationskritiker ; politischer Agitator ; Marineoffizier
Religious Denomination
evangelisch?
Authority Data
GND: 118591061 | OGND | VIAF: 34571852
Alternate Names
  • Paasche, Hans Albert Ferdinand
  • Paasche, Johannes Albert Ferdinand
  • Paasche, Hans
  • more

Relations

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Citation

Paasche, Hans, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591061.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Hermann (1851–1925, s. 1);
    Berlin 1908 Ellen (1889–1918), T d. Bankiers u. Politikers Richard Witting (1856–1923, s. DBJ V, S. 395-403) u. d. Gabriele Teuscher (1861–1938);
    3 S Joachim (1911–94), Sprachwiss., Nils (1913–76), Farmer, Ivan (* 1918), Dr. rer. nat., Mathematiker, 1 T Helga (* 1916), Schriftst. (s. W, L);
    Ov d. Ehefrau Maximilian Harden (1861–1927), Publ. (s. NDB VII).

  • Biographical Presentation

    P. wuchs in einem konservativ-großbürgerlichen, prot. geprägten Elternhaus auf. Er besuchte das elitäre Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und wurde 1899 Seekadett, 1904 Leutnant im Küstenwachdienst in Deutsch-Ostafrika, 1906 Befehlshaber der deutschen Schutztruppe am Rufiji gegen den Maji-Maji-Aufstand. 1909 nahm er den Abschied als Kapitänleutnant. Im Oktober 1913 gehörte er zu den Sprechern des „Ersten Freideutschen Jugendtages“ auf dem Hohen Meißner. Im 1. Weltkrieg zunächst als Offizier in Kiel und Wilhelmshaven eingesetzt, verließ P. 1916 die Kriegsmarine und zog sich auf das 1912 übernommene Gut Waldfrieden zurück. Pazifistische Aktivitäten brachten ihm 1917/18 einen Hoch- und Landesverratsprozeß und die lebensrettende Einweisung in eine Nervenheilanstalt ein. Nach der Befreiung durch revolutionäre Matrosen und kurzer Tätigkeit im Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte als Redner und Publizist aktiv, wurde er von einem Reichswehr-Schutzregiment als vorgeblicher kommunistischer Verschwörer ermordet.

    P. erwarb sich einen Namen als Kenner Afrikas, als Gegner der deutschen Kolonialpolitik und besonders als Kultur- und Zivilisationskritiker. Publizistische Erträge seiner Militärzeit und einer Forschungsreise 1909/10 mit seiner Frau durch Innerafrika waren abenteuerliche, dann getarnt oder offen antimilitaristische Berichte und Erzählungen. Seine bekannteste Veröffentlichung wurde die zunächst 1912/13 in der Zeitschrift „Der Vortrupp“ erschienene satirische Kritik an der deutschen bürgerlichen Kultur: „Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland“ (1921, ⁷1927, Neuausgg. 1955–93). Er wollte damit seinen von hemmungsloser wirtschaftlicher Expansion begeisterten Zeitgenossen den Spiegel eines in Wahrheit kultivierten „Wilden“ vorhalten. Seit 1906 trat P. in zahlreichen Vorträgen, Flugblättern und Aufsätzen als radikaler Lebensreformer, Tier- und Naturschützer, schließlich als ethischer Pazifist und Revolutionär hervor. Er war Autor und Mitherausgeber entsprechender Zeitschriften, Mitgründer und Vorstandsmitglied des Deutschen Vortruppbundes (1912–16), der Zentralstelle Völkerrecht (1916), des illegalen Bundes Neues Vaterland (1916). P. forderte ein neues Denken („Ändert euren Sinn!“), die Rückbesinnung auf die Natur, körperliche Ertüchtigung als Abwehr von Lastern, die Abkehr vom Konsumdenken. Abenteuerlicher Lebenslauf und tragisches Ende, charismatische Ausstrahlung und christlich motiviertes Eintreten für eine „Revolution der Gesinnung“ ließen P. zu einer Leitfigur der Jugend-, Friedens- und Ökologiebewegungen werden.

  • Works

    Weitere W u. a. Im Morgenlicht, Kriegs-, Jagd- u. Reiseerlebnisse in Ostafrika, 1907, ³1925;
    Fremdenlegionär Kirsch, 1916;
    Meine Mitschuld am Weltkriege, 1919;
    Das verlorene Afrika, 1919;
    Ändert Euren Sinn!“, Schrr. e. Revolutionärs, hg. v. H. Donat u. Helga Paasche, 1992 (P).

  • Literature

    M. Schwantje, H. P., Sein Leben u. Wirken, 1921;
    O. Wanderer (Ps. f. O. Buchinger), Paasche-Buch, 1921, ²1922;
    H. Donat (Hg.), „Auf der Flucht erschossen“, Schrr. u. Btrr. von u. üb. H. P., 1981 (W-Verz., P);
    Helga Paasche, Ein Leben f. unsere Zukunft, in: Jb. d. Archivs d. dt. Jugendbewegung 15, 1984/85, S. 305-24;
    H. Naumann, Pazifist, Revolutionär, Kommunist H. P., in: Btrr. z. Gesch. d. Arbeiterbewegung 32, 1990, S. 250-60;
    C. Neutsch u. K. H. Solbach (Hg.), Reise in d. Kaiserzeit. Ein dt. Kaleidoskop, 1994 (P);
    W. Lange, H. P.s Forschungsreise ins innerste Dtld., Eine Biogr., 1995 (W-Verz.);
    DBJ II, Tl. (W, L);
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    |

  • Archival Ressources

    Nachlaß: Diessen, Privatarchiv Helga Paasche; Witzenhausen, Burg Ludwigstein, Archiv d. dt. Jugendbewegung.

  • Author

    Winfried Mogge
  • Citation

    Mogge, Winfried, "Paasche, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 735-736 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591061.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA