Lebensdaten
1891 – 1984
Geburtsort
Schwaz (Tirol)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Sozialwissenschaftler ; katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118581384 | OGND | VIAF: 56580
Namensvarianten
  • Meßner, Johannes
  • Messner, Johannes
  • Meßner, Johannes
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Zitierweise

Messner, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118581384.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jakob (1856–1909), Bergarbeiter in S., S d. Mathias (1824–67), Lehrer in Maurach, u. d. Maria Anna Mair (1829–92);
    M Maria (1864–1944), Fabrikarbeiterin, T d. Maurermeisters Johann Speckbacher (1830–78) u. d. Maria Anna Vollgruber (1828–93);
    Ur-Gvv Martin (* 1792), Gerichtsanwalt;
    B Joseph (s. 2);
    N Rudolf (* 1941), Prof. d. Erziehungswiss. a. d. Univ. Kassel (s. W); Verwandter Josef Speckbacher (1767–1820), Tiroler Freiheitskämpfer (s. ADB 35).

  • Biographie

    M. trat 1910 in das Priesterseminar in Brixen ein und besuchte dort die Kath.-Theol. Hochschule. 1914 erhielt er die Priesterweihe. 1914-18 war er Kaplan in Uderns (Zillertal), Imst, Reutte und zuletzt in Innsbruck, wo er seit 1919 Rechtswissenschaft studierte (Promotion 1922). Ein gleichzeitig begonnenes Studium der Wirtschaftswissenschaften in München schloß er 1924 aufgrund der Dissertation „W. Hohoffs Marxismus“ mit der Promotion ab. Seinem Lehrer in Moraltheologie und Soziologie in Brixen, dem späteren Erzbischof von Salzburg, Sigismund Waitz, blieb M. verbunden. 1928 habilitierte er sich mit der Schrift „Sozialökonomik und Sozialethik“ ander Theol. Fakultät in Salzburg. Seit 1930 war er Privatdozent für Christliche Gesellschaftslehre an der Kath.-Theol. Fakultät der Wiener Universität, seit 1935 ao. Professor für Ethik und Christliche Sozialwissenschaft. 1938 verlor er die Professur und entzog sich im Juli einer drohenden Verhaftung durch Flucht nach England.

    In der Zwischenkriegszeit war M. als Schriftleiter (1932–36 „Die schönere Zukunft“) und Herausgeber (1936–38 „Monatsschrift für Kultur und Politik“) wirtschafts- und kulturpolitisch tätig. Viel beachtet wurde sein Werk „Die soziale Frage der Gegenwart“ (1934, ⁴1938, ⁷1964, span. 1960). M. führt in diese Frage ein und beantwortet sie naturrechtlich und sozialrealistisch im Sinne der christlichen Sozialreform, wobei er sich mit Kapitalismus und Sozialismus gleichermaßen kritisch auseinandersetzt. Im „berufsständischen Ordnungsdenken“ sah er die Möglichkeit, nach 1934 eine demokratische Wirtschaftsordnung zu erreichen und den Weg in den totalitären Staat zu vermeiden (Die berufsständische Ordnung, 1936). Sein sozialethisches Hauptwerk „Das Naturrecht“ entstand zuerst in engl. Sprache (Social Ethics, 1949, dt. 1950, ⁸1984, ital., span., japan. Überss.). Hier beschäftigte er sich mit grundlegenden Ordnungsprinzipien des menschlichen Miteinander und machte angesichts der Bedrohung der Person durch die moderne Gesellschaft deren ursprüngliches Recht geltend. Die Auseinandersetzung mit der vor allem empirischen Ethik der Gegenwart findet sich in der „Kulturethik“ (1954). Vom Standpunkt eines christlichen Personalismus erklärte er in diesem Zusammenhang die Herausbildung der sittlichen Persönlichkeit als zentrale Aufgabe der Gesellschaft.

    1949 kehrte M. nach Wien zurück und nahm die Lehrtätigkeit in eingeschränktem Umfang wieder auf. Ein Halbjahr verbrachte er jeweils zur Forschung im Oratory zu Birmingham. Neben der Gelehrtenarbeit widmete er sich der Individualseelsorge, dem Laienapostolat und der Abfassung religiöser Schriften (Widersprüche in der menschlichen Existenz, 1952, auch engl.; Das Wagnis des Christen, 1960). Soziologisches Hauptwerk ist „Der Funktionär“ – seine Schlüsselstellung in der heutigen Gesellschaft“ (1961, span. 1962, engl. 1965). In seinem Buch „Das engl. Experiment des Sozialismus“ (1954, japan. 1961) kritisierte M. die im England der Nachkriegszeit durch die Labour-Partei unter C. Attlee verfolgte Politik der Verstaatlichung und|suchte, deren Gegensatz zur kath. Soziallehre nachzuweisen.

    Als Ethiker und Theologe sah sich M. immer den empirischen Sozialwissenschaften verbunden. Das naturrechtliche Argument suchte er aus der Erfahrung bzw. den existentiellen Zwecken zu entwickeln und deren Verbindung mit der letzten Offenheit der menschlichen Vernunft zur metaphysischen Wahrheit zu zeigen. M.s Werk hat auch im Ausland starke Beachtung gefunden, vor allem im englischsprachigen Raum und besonders in Japan, wo eine rechtsphilosophische Schule seine Richtung vertritt. Ein Kreis von der sozialrealistischen Richtung der Ethik verpflichteten Wissenschaftlern hat 1991 in Wien die „Johannes-Messner-Gesellschaft“ gegründet, die M.s Werk fortsetzen will und sein geistliches Vermächtnis pflegt.|

  • Auszeichnungen

    Dr. theol. h. c. (Wien 1956), Dr. rer. pol. h. c. (Freiburg/Br. 1957), Dr. sc. pol. et soc. h. c. (Löwen 1961), Dr. rer. soc. et oec. h. c. (Innsbruck 1971), Dr. phil. fac. theol. h. c. (Salzburg 1976);
    Päpstl. Hausprälat (1953);
    Kardinal-Bea-Preis (1980);
    Gr. Goldenes Ehrenzeichen mit d. Stern f. Verdienste um d. Republik Österreich (1981).

  • Werke

    Weitere W u. a. Dollfuß, 1935;
    In d. Kelter Gottes, 1948 (engl. 1943);
    Das Gemeinwohl, Idee, Wirklichkeit, Aufgaben, 1962;
    Das Eigenunternehmen in Wirtsch.- u. Gesellschaftspol., 1964. – Zu N Rudolf: Ca. 100 Publ, zu Fragen d. Didaktik, Schule, Päd. u. Lesekultur, u. a.: Didakt. Impulse, 1971;
    Didaktik offener Curricula, 1974;
    Wozu noch Bildung? (mit Gorzka u. Oehler), 1990.

  • Literatur

    A. Klose, J. M. – e. biogr. Notiz, in: Naturordnung in Ges., Staat, Wirtsch., FS z. Vollendung d. 70. Lebensj. v. J. M., hrsg. v. J. Höffner u. a., 1951 (W-Verz.);
    ders. u. R. Weiler (Hrsg.), Menschen im Entscheidungsprozeß, Festgabe f. J. M. z. 80. Geb.tag, 1971 (W-Verz.);
    ders. u. a. (Hrsg.), Ordnung im soz. Wandel, FS f. J. M. z. 85. Geb.tag, 1976 (W-Verz.);
    H. Bußhoff, Das Dollfuß-Regime in Österreich, 1968;
    Internat. Stiftung Humanum, Der Sozialethiker u. Rechtsphilosoph J. M., Leben u. Werk, 1980 (P);
    A. Rauscher, J. M. (1891-1984), in: J. Aretz u. a. (Hrsg.), Zeitgesch. in Lb. VI, 1984, S. 250-65 (W, L, P);
    St. Verosta, in: Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. 134, 1984, S. 319-24 (P);
    Zwei Vertreter d. christl. Soziallehre, Prof. J. M., Minister Erwin Altenburger, hrsg. v. d. Wiener Kath. Ak., Miscellanea, 3. Reihe, Nr. 3, 1984;
    A. Klose, H. Schambeck, R. Weiler (Hrsg.), Das neue Naturrecht, Die Erneuerung d. Naturrechtslehre durch J. M., 1985;
    W. Schmitz, J. M. (1891-1984), in: NÖB 22, 1987, S. 79-90 (P);
    J. M. – Gelehrter, Priester, Mensch – Erinnerung zu seinem 100. Geb.tag, in: Heimatbll., Schwazer Kulturzs. 1991 (P);
    Kürschner, Gel.-Kal. 1983;
    Teichl;
    BBKL.

  • Autor/in

    Rudolf Weiler
  • Zitierweise

    Weiler, Rudolf, "Messner, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 224-225 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118581384.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA