Lebensdaten
1853 – 1902
Geburtsort
Gotha
Sterbeort
Windisch-Matrei (Tirol)
Beruf/Funktion
Lexikograph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118567780 | OGND | VIAF: 45094588
Namensvarianten
  • Kürscher, Joseph
  • Kürschner, Joseph
  • Kürscher, Joseph
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Zitierweise

Kürschner, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118567780.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Selmar (1813–71), Juwelen-, Gold- u. Silberarbeiter in G., S d. Jacob, KR u. Kaufm. in Schmalkalden;
    M Lina (1830–1911), T d. hzgl. Archivars u. Kanzleirats Ottocar Madelung;
    Friedericke Louise Aurora Hendrich.

  • Biographie

    Nach einer Mechanikerlehre studierte K. in Leipzig vor allem bei Frdr. Zarncke Germanistik. Sein erstes Interesse galt dem Theater und der Musik. Auf Anregung des Romanschriftstellers Robert Schweichel kehrte er als Theaterkritiker nach Gotha zurück. Hier schrieb er die Schauspielermonographie „Conrad Eckhof's Leben und Wirken“ (1872); der spätere Plan einer Iffland-Biographie blieb unausgeführt. Seit Beginn der Bayreuther Festspiele schloß er sich den Wagnerianern an (Bayreuther Tagebuchbll., 1876; das nur einmal erschienene „Wagner-Jahrbuch“, 1886). In Berlin (1875–80) begann K.s vielseitige Tätigkeit als Herausgeber von periodischen Schriften, lexikalischen Nachschlagewerken, Handbüchern, literarischen Reihen und Sammelwerken sowie zeitgeschichtlichen Publikationen. Er entwickelte sich zu einem gewandten Redakteur mit hervorragender Organisationsgabe und Arbeitskraft. Seiner auf eindringende und exakte Erfassung des Materials gerichteten Arbeitsweise eigneten positivistische Züge. Mit lebhaftem Interesse an der zeitgenössischen Literatur und Kunst redigierte er eine Anzahl meist kurzlebiger Zeitschriften (Litterarische Korrespondenz, 1874; Der litterarische Verkehr, 1876; Chronologie des Theaters, 1876–77; Jahrbuch für das deutsche Theater,|1879-80). Mit der Herausgabe der „Deutschen Bühnengenossenschaft“ als Berufsorgan der Theaterangehörigen und der „Neuen Zeit“, einer für Dramatiker und Komponisten bestimmten Zeitschrift, wandte sich K. den berufsständischen Belangen der Schriftsteller zu. Bestimmt von eigenen Erfahrungen über die materielle Benachteiligung bei der Nutzung literarischer Produktionen gründete er 1885 zum Schutze der Autoreninteressen den Deutschen Schriftsteller-Verband und die „Deutsche Schriftstellerzeitung“. Er selbst hat es später als arrivierter Literat verstanden, das eigene wirtschaftliche Interesse mit dem der Verleger zu verbinden.

    Nach der Übersiedlung nach Stuttgart war K. zunächst als literarischer Berater für den Verlag Wilhelm Spemann, später für Eduard Hallberger tätig. 1882/83 übernahm er den von den Brüdern Hart 1879 gegründeten „Deutschen Literatur-Kalender“ und baute ihn rasch zu einem umfassenden biobibliographischen Nachschlagewerk der deutschen Gegenwartsliteratur aus, mit dem Ziele der vollständigen und unparteiischen Verzeichnung aller lebenden Schriftsteller und ihrer Werke. Wie mit der „Deutschen Schriftstellerzeitung“ (1885/86) vertrat er auch mit dem Literatur-Kalender die Belange der Berufsgenossen und versuchte, deren Standesbewußtsein zu heben. Der Literatur-Kalender, nach K.s Tod von Gerhard Lüdtke und nach dem 2. Weltkrieg von Werner Schuder im Verlag Walter de Gruyter fortgeführt, ist mit den bereits im 10. Jahrgang auf 16 000 angewachsenen Schriftstellernachweisen, den Dokumentensammlungen, den Mitteilungen zum Urheberrecht, zu den literarischen Vereinigungen usw. eine der bleibenden Leistungen K.s. Wie sehr sein Name zum Gütezeichen geworden ist, beweist auch „Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender“, der seit 1925 in gleicher Form wie der Literatur-Kalender im Verlag Walter de Gruyter erscheint (131980 hrsg. v. Werner Schuder).

    1882-99 gab K. mit Hilfe zahlreicher Germanisten die „Deutsche Nationalliteratur“ heraus, eine 164 Bände zählende Sammlung von Texten von den Anfängen bis zur Goethezeit in historisch-kritischen, kommentierten Ausgaben. In der nationalen neuhumanistischen Tradition des 19. Jh. sollte das monumentale Werk einer auf philologisch-literarischer Grundlage ruhenden Allgemeinbildung dienen. In der Folge verstärkte sich K.s Neigung, in seine sich weiter ausdehnende Tätigkeit über den literarischen Bereich hinaus universell-enzyklopädische und zeitgeschichtliche Themen einzubeziehen und mit niemals versiegendem Ideen- und Stoffreichtum publizistisch zu wirken. 1881-84 gab er die „Collection Spemann“, eine weitverbreitete Sammlung von Romanen und Novellen, in billigen Einzelausgaben heraus. Daneben redigierte er die illustrierte Familienzeitschrift „Vom Fels zum Meer“ (1881-89). Mit der Zeitschrift „Aus fremden Zungen“ (1891-96) vermittelte er weiten Kreisen die ausländische Gegenwartsliteratur in Übersetzungen, vor allem Zola und den naturalistischen Roman. Den Gedanken, kleine Handlexika zu veröffentlichen, verwirklichte er seit 1884 mit dem wiederholt aufgelegten „Taschen-Konversations-Lexikon“, dem 1888 das „Quart-Lexikon, ein Buch für Jedermann“ (seit 1894 „Universal-Konservations-Lexikon“) folgte. Die von ihm herausgegebene 7. Auflage von Pierers Konversationslexikon (1888–93) verband er mit einem Wörterbuch der Weltsprachen, aus dem seit 1895 das „Welt-Sprachen-Lexikon“ hervorging. Seit 1888 (Staats- und Kommunal-Handbuch des Reichs und der Einzelstaaten) wandte er sich der Bearbeitung von Staats- und Parlamentshandbüchern kleinen Formats zur raschen Information zu.

    Inzwischen von Hzg. Ernst II. von Sachsen-Coburg u. Gotha zum Hofrat und Professor ernannt, ließ sich K. 1892 in Eisenach nieder. Hier gründete er die Gedenkstätte für Fritz Reuter und fand im Haus Hohenhainstein den geeigneten Platz für seine ausgedehnten literarischen und theatergeschichtlichen Sammlungen. Seit 1897 gab er wiederum eine Romansammlung heraus, den illustrierten „Bücherschatz, Bibliothek fürs Haus“. Im selben Jahr begründete er das „Jahrbuch, Kalender, Merk- und Nachschlagebuch für Jedermann“. 1900 erschien das „Lexikon des deutschen Rechts“, 1902 ein „Handbuch der Presse“. In dieser letzten Schaffenszeit K.s erschienen dann die populären, illustrierten zeitgeschichtlichen Werke, die zum Teil durch eine nach dem Ausdruck der Zeit betont patriotische Tendenz gekennzeichnet sind.

  • Werke

    Weitere W u. a. Der neue Reichstag, 1890 u. ö.;
    Gekrönte Häupter, 1891;
    Das Abgeordnetenhaus d. Reichsrats 1891, 1891;
    Das preuß. Abgeordnetenhaus, 1894;
    Der bayer. Landtag 1893–99, 1893;
    Der gr. Krieg 1870-71 in Zeitberr., nach Paul v. Elpon's „Tagebuch d. Dt.-franz. Krieges“, 1895;
    Das ist des Dt. Vaterland! Eine Wanderung durch dt. Gaue, 1896;
    Heil Kaiser Dir! Das Leben u. Wirken Kaiser Wilhelms I., 1897;
    Frau Musika, e. Buch f. frohe u. ernste Stunden,|1897;
    Kg. Albert u. d. Sachsenland, 1898;
    China, Schilderungen aus Leben u. Gesch., Krieg u. Sieg, 1901;
    Kaiser Wilhelm II. als Soldat u. Seemann, zugleich Gesch. d. Reichsheeres u. d. Flotte seit 1871, 1902;
    Die Buren u. d. südafrikan. Krieg, 1902;
    Dtld. u. s. Kolonien, Wanderungen durch d. Reich u. s. übersee. Besitzungen, 1902;
    Jb. f. d. österr.-ungar. Monarchie, 1902. -
    Vgl. Börsenbl. f. d. Dt. Buchhandel 69, 3, 1902, S. 6096, 6122.

  • Literatur

    K. Wilke, in: LIZ 119, 1902, Nr. 3084, S. 205 f. (P);
    H. Hillger, in: K.s Dt, Lit.-Kal. 25, 1903, S. 3-5 (P);
    A. Sauer, Probleme u. Gestalten, 1933, S. 211-21, auch in: Kat. d. Slgg. d. Herrn Geh. Hofrat Prof. K., Versteigerung … durch C. G. Boerner, 1904 (P);
    R. W. Balzer, Aus d. Anfängen Schriftsteller. Interessenverbände, J. K., Autor, Funktionär, Verleger, in: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens 16, 1976/77, Sp. 1457-1648 (L);
    G. A. Zischka, Index lexicorum 1959;
    W. Lenz, Kl. Gesch. gr. Lexika, ³1980.

  • Porträts

    in: F. Schulze. Der dt. Buchhandel …, 1925, S. 195.

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Kürschner, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 234-236 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118567780.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA