Dates of Life
1550 oder 1551 – 1599
Place of birth
Pfullendorf (Württemberg)
Place of death
Straßburg
Occupation
Maler ; Kupferstecher ; Architekturtheoretiker
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 11852559X | OGND | VIAF: 39650687
Alternate Names
  • Dietherlin, Wendel
  • Dietterle, Wendel
  • Dietrich, Wendel
  • more

Places

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Citation

Dietterlin, Wendel, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11852559X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    Gehörte vermutlich einer in Schwaben verbreiteten Fam. an, aus der mehrere Maler urkundlich überliefert sind;
    V Balthus Grapp (Krapf), Maler in Pfullendorf;
    Straßburg 12.11.1570 Catharina, T des Hans Sprewer zu Ehrstein;
    S Hilarius, Maler u. Stecher in Straßburg, (wahrsch.) Wendel d. J., Goldschmied u. Stecher, 1610-20 in Straßburg u. Lyon nachweisbar;
    E Bartholomäus (* um 1610), Zeichner u. Stecher in Straßburg.

  • Biographical Presentation

    Unter seinen Zeitgenossen war D. als Wand- und Fassadenmaler berühmt. Gesicherte Werke sind uns nur literarisch überliefert. Um 1575 schuf er Fresken für den Bruderhof in Straßburg, den Sitz des Bischofs, 1583 war er in Hagenau tätig, 1589 in Oberkirch im Schwarzwald. Für den Neuen Bau, die einzige große architektonische Aufgabe, die die Stadt Straßburg damals zu vergeben hatte, war D. gegen Ende der 80er Jahre beschäftigt. 1590 wurde er nach Stuttgart berufen und erhielt den Auftrag, im Neuen Lusthaus die Decke zu malen, die frei über den 57 m langen und 20 m breiten oberen Saal gespannt war. Ein erhaltenes, bis in alle Einzelheiten ausgearbeitetes Programm zeigt, wie weitgehend der Maler durch diese Vorschriften gebunden war. Nach ihrer Vollendung hatte D. 1592 auch noch Szenen in die beiden Giebelseiten und Scheinarchitekturen an die Längsseiten des Saales zu malen. Eine gewisse Vorstellung von D.s Deckenmalerei im allgemeinen vermitteln Nachstiche von Matthäus Greuter (Abbildungen bei Ohnesorge und Martin), vor allem eine Himmelfahrt des Elias (1589 gestochen). Die betonte Untersicht und die extremen Verkürzungen weisen auf oberitalienische Quellen (Giulio Romanos Fresken in Mantua und Fresken aus dem Kreise der Campi in Cremona), die aber wohl nur mittelbar über deutsche Wand- und Deckenmalereien (Landshut, Residenz; Nürnberg, Hirschvogelsaal) aufgenommen worden sind.

    Neben diesen umfangreichen Arbeiten scheint D. nur einige Staffeleibilder gemalt zuhaben, von denen bis jetzt als einziges eine 1587 (oder 1582) datierte und mit vollem Namen signierte „Auferweckung des Lazarus“ in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Abbildung bei Martin) nachzuweisen ist. Das radierte Werk umfaßt nach Nagler 15 seltene, zum Teil nicht mehr feststellbare Blätter, die wohl alle nach 1590 entstanden sind. Gegen Ende seines Lebens faßte D. seine Erfahrungen in einem Werk zusammen, von dem das „Erst Buch“ 1593 in Stuttgart, das „Ander Buch“ 1594 in Straßburg und die Gesamtausgabe unter dem Titel „Architectura Von Ausstheilung, Symmetria und Proportion der Fünff Seulen“ 1598 in Nürnberg erschienen sind (Neuauflagen 1655 und 1863). Auf 209 radierten Tafeln, zu denen die Dresdner Akademie die Vorzeichnungen bewahrte, werden die verschiedenen Ordnungen illustriert. Dabei wird „das Ornament den Bauformen hinzugefügt und greift umbildend in ihre Struktur ein“, zugleich erfolgt „eine Annäherung der Architekturglieder an das Ornament durch fortschreitende Auflockerung in sich selbst“. Die Ordnung der Tuscana, Dorica, Ionica, Corinthia und Composita sind nicht streng und in einem klassizistischen Sinn verstanden, sondern als „ein ganz allgemeines Gestaltungsgesetz, so daß D. darunter auch die gesamte, im Gegensatz zur Antike stehende zeitgenössische Formenwelt zusammenfassen kann“ und zum Beispiel spätgotische Ornamentik mit einer antiken Säulenordnung verbindet oder etwa „ionische“ Brunnen, Epitaphe oder Öfen zeichnet. In vielen Darstellungen sind symbolische Hinweise enthalten, die von den Zeitgenossen ohne weiteres verstanden werden konnten. Als Architekt ist D. selbst sicherlich nicht tätig gewesen.

  • Works

    Verz. d. graph. Arbb. auch f. E Bartholomäus u. M. Greuter: Le Blanc, Manuel de l'amateur d'Estampes II, Paris 1856;
    A. Andresen, Der dt. Peintre-Graveur II, 1865;
    ders., Hdb. f. Kupf.-sammler I, 1870 (P).

  • Literature

    A. v. Zahn, W. D.s Säulenbuch, in: Naumannsches Archiv f. d. zeichnenden Künste 9, 1863;
    K. Ohnesorge, W. D., Maler von Straßburg, in: Btrr. z. Kunstgeseh. NF 21, 1893 (W);
    G. Pauli, Die Originalzeichnungen W. D.s z. s. Architekturbuch, in: Zs. f. Bild. Kunst NF 10, 1898/99;
    W. Fleischhauer, Die Malereien im Stuttgarter Lusthaus, in: Württ. Vergangenheit, Festschr. 1932, S. 305 ff.;
    H. Rott, Qu. u. F z. südwestdt. u. schweizer. Kunstgeseh. im XV. u. XVI. Jh. I, 1933, II, 1934, III, 1936;
    M. Pirr, Die Architectura d. W. D. 1598, Diss. Berlin 1940 (L);
    K. Martin, Der Maler W. D., in: Festschr. f. K. Lohmeyer, 1954 (W, L, P);
    Nagler III, 1836;
    ders., Monogrammisten II, Nr. 1456, V, Nr. 1599;
    ThB (auch f. S u. E). - Zu Wendel Dietterlin d. J.: P. Jessen, Der Ornamentstich, 1920;
    C. Koch, Eine Folge phantastisch. Radierungen v. W. D. d. J., 1928.

  • Author

    Kurt Martin
  • Citation

    Martin, Kurt, "Dietterlin, Wendel" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 702-703 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11852559X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA