Diem, Liselott

Lebensdaten
1906 – 1992
Geburtsort
Wiesbaden
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Sportpädagogin ; Sportwissenschaftlerin
Konfession
unbekannt
Normdaten
GND: 118525360 | OGND | VIAF
Namensvarianten

  • Diem, Luise-Charlotte
  • Diem, Liselott
  • Diem, Luise-Charlotte

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Zitierweise

Diem, Liselott, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118525360.html [12.10.2025].

CC0

  • Diem, Liselott (eigentlich Luise-Charlotte Diem, geborene Bail)

    1906 – 1992

    Sportpädagogin, Sportwissenschaftlerin

    Liselott Diem war national und international eine Vorkämpferin des Frauensports und prägte sowohl die Sportwissenschaft als auch die Sportpädagogik. Als ordentliche Professorin für Didaktik und Methodik der Leibeserziehung (1965–1974) an der Sporthochschule Köln sowie als deren Rektorin (1967–1969) und Prorektorin (1969–1971) zählte sie zu den wenigen Frauen weltweit, die in einer solchen Führungspositionen wirkten. Ihre Arbeit war grundlegend für die Entwicklung eines gleichberechtigten Sportstudiums von Frauen und Männern.

    Lebensdaten

    Geboren am 18. September 1906 in Wiesbaden
    Gestorben am 25. April 1992 in Köln
    Grabstätte Friedhof (Grab aufgelöst) in Köln-Junkersdorf
    Konfession unbekannt
    Liselott Diem, Imago Images (InC)
    Liselott Diem, Imago Images (InC)
  • 18. September 1906 - Wiesbaden

    1922 - 1924 - Berlin; 1922/23 Stanowitz (Niederschlesien, heute Strzegom, Polen); 1923/24 Berlin-Steglitz

    Schulbesuch

    Bismarck-Lyzeum; seit 1922/23 Frauenschule; seit 1924 Höhere Handelsschule

    1924 - 1927 - Berlin

    Studium der Sportwissenschaften

    Deutsche Hochschule für Leibesübungen

    1927 - 1933 - Berlin

    Lehrerin für die Frauenausbildung

    Deutsche Hochschule für Leibesübungen

    1929 - Berlin

    Vorsitzende

    Damen-Sportclub e. V.

    1929 - Berlin

    Mitglied

    Frauenausschuss des Damen-Ruder-Verbands

    1933 - 1935 - Berlin

    Weiterbildung (Abschluss: Lehrbefähigung für musisch-rhythmische Körperbildung)

    Günther-Schule Berlin-München

    1935 - 1946 - Berlin

    Sportlehrerin

    verschiedene Lehreinrichtungen

    1943 - 1945 - Potsdam

    Lehrerin

    Kaiserin-Augusta-Stift

    1945 - 1947 - Berlin-Eichkamp

    Sportlehrerin

    Wald-Oberschule

    1946 - 1947 - Berlin

    Mitglied

    Lehrplankommission Leibesbeziehung

    1947 - 1974 - Köln

    Übersiedlung; Lehrerin und Leiterin der Frauenausbildung

    Deutsche Sporthochschule

    1953 - 1973 - Köln

    Mitglied

    GEDOK (Fachgruppe Gymnastik und Tanz)

    1955 - 1970

    Frauenvertreterin im Vorstand

    Bundesverband Deutscher Leibeserzieher

    1964 - 1989 - Köln

    Gründerin; Leiterin

    Carl-Diem-Institut (seit 1992 Carl und Liselott Diem-Archiv)

    1965 - 1974 - Köln

    ordentliche Professorin für Didaktik und Methodik der Leibeserziehung (Rektorin 1967–1968; Prorektorin 1969–1971)

    Deutsche Sporthochschule

    1965 - 1981

    Präsidentin

    Internationaler Verband für Leibeserziehung und Sport der Mädchen und Frauen

    1965

    Vorstandsmitglied

    International Council of Sport and Physical Education

    1966 - 1972

    Mitglied

    Organisationskomitee für die Spiele der XX. Olympiade in München

    1970 - 1978 - Bonn

    Mitgründerin; Direktoriumsmitglied

    Bundesinstitut für Sportwissenschaften

    1973 - Köln

    Geschäftsführerin

    Verein für Unterrichtsforschung

    25. April 1992 - Köln

    alternativer text
    Liselott Diem, Imago Images (InC)

    Diem besuchte 1922 das Bismarck-Lyzeum in Berlin und 1922/23 die Frauenschule in Stanowitz (Niederschlesien, heute Strzegom, Polen), bevor sie 1923/24 an der Handelsschule in Berlin-Steglitz ihre Ausbildung fortsetzte. In ihrer Jugend von den Eltern intellektuell und sportlich (u. a. Turnen, Rudern und Leichtathletik) gefördert, studierte sie seit 1924 als eine der ersten Frauen an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHfL) in Berlin Sportwissenschaft. Prägend für ihre Entwicklung wurde auch ihr frühes Engagement für Frauenrechte, Emanzipation und die Ausbildung von Frauen im Sport, so als Sprecherin der Studentinnen, als Lehrerin an der staatlichen Handels- und Gewerbeschule für Mädchen und als Leiterin eines Frauenheims in Berlin. Nach Abschluss ihres Studiums 1927 wurde sie eine der ersten Dozentinnen an der DHfL, wo sie das Frauensportstudium aufbaute. Anregungen hierfür erwarb sie auf Auslandsaufenthalten, u. a. in Österreich, Finnland und anderen europäischen Staaten, später auch in Asien und Südamerika. Auf dem Internationalen Frauenturnfest in Helsinki 1929 hielt Diem als Delegierte der deutschen Reichsregierung eine viel beachtete Rede über die Gleichberechtigung des Frauensports, die ihr internationale Bekanntheit verschaffte.

    Nach ihrer Heirat 1930 unter dem Namen Diem tätig, wurde sie infolge der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 aufgrund ihrer vermeintlich jüdischen Abstammung väterlicherseits aus ihrer Führungsposition an der DHfL entlassen. Diem unterrichtete daraufhin an verschiedenen Lehreinrichtungen und engagierte sich in der Berliner Lehrplankommission für Sportunterricht. 1947 zog sie mit ihrer Familie nach Köln, wohin ihr Ehemann zur Gründung einer Sporthochschule berufen worden war. Diem übernahm die Verantwortung für die geschlechterspezifische Ausbildung von Studentinnen an der Hochschule, setzte sich nach dem Tod ihres Gatten 1962 für deren Entwicklung erfolgreich ein und wurde hier 1965 zur ordentlichen Professorin für Didaktik und Methodik der Leibeserziehung berufen. Als solche trug sie maßgeblich dazu bei, dass die Ausbildungsstätte 1965 den Status einer wissenschaftlichen Hochschule mit dem Namen Deutsche Sporthochschule Köln erhielt. Seit 1967 fungierte Diem als deren Rektorin und übernahm damit eine hohe Führungsposition, die zu dieser Zeit nur wenige Frauen weltweit innehatten. In Diems Zeit als Prorektorin von 1969 bis 1971 erwarb die Hochschule Promotions- und Habilitationsrecht.

    Um ihr eigenes und das Wirken Carl Diems (1882–1962) in Sportwissenschaft und Sportpädagogik dauerhaft fortzuführen, gründete Diem 1964 das Carl-Diem-Institut (seit 1992 Carl und Liselott Diem-Archiv), das sich mit der Geschichte des Sports und des olympischen Gedankens befasst. Es gilt heute als eines der führenden Sportarchive weltweit. Nach ihrer Emeritierung 1974 engagierte sie sich weiterhin für die Entwicklung des Frauen- und Mädchensports, u. a. bis 1981 im Internationalen Verband für Leibeserziehung und Sport der Mädchen und Frauen, dem sie seit 1965 als Präsidentin vorstand. Außerdem war sie 1970 Mitgründerin des Bundesinstituts für Sportwissenschaften in Bonn, das sie viele Jahre leitete, und trug in über 1000 Veröffentlichungen zur Weiterentwicklung der Sportwissenschaften bei, in denen sie u. a. die Idee des Babyschwimmens und des Behinderten- und Seniorensports entwickelte. International anerkannt und geehrt, trug Diem maßgeblich zur Entwicklung von Sportwissenschaften und -pädagogik bei und ermöglichte insbesondere Frauen und Mädchen den Zugang zum Sport.

    1927 August-Bier-Plakette der Deutschen Hochschule für Leibesübungen, Berlin (für die beste Diplomprüfung)
    1955 International Fellow der National Academy of Kinesiology (als erstes Mitglied aus dem deutschen Sprachraum)
    1964 Carl-Diem-Institut (seit 1992 Carl und Liselott Diem-Archiv) (weiterführende Informationen)
    1967 Ph. D. h. c., Springfield College (Massachusetts, USA)
    1967 Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1976 Großes Verdienstkreuz)
    1986 Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
    1986 Olympischer Orden des Internationalen Olympischen Komitees
    1991 Gold-Medaille der Deutschen Sporthochschule Köln
    Goldene Ehrennadel der Deutschen Olympischen Gesellschaft
    Höchster Sportorden Venezuelas
    Liselott-Diem-Preis, Brasilien

    Nachlass:

    Carl und Liselott Diem-Archiv, Deutsche Sporthochschule Köln. (Veröffentlichungen, Reden, Vorträge, Korrespondenz, Sachakten, Fotografien) (hierzu: Carl und Liselott Diem Archiv, Nachlass Carl Diem. Findbuch der Sachakten, Bd 1, 1994) (weiterführende Informationen)

    Monografien:

    Die Bedeutung der Leibesübungen für die berufstätige Frau, 1927.

    Juchhei – die Kleinsten turnen! Ein Beitrag zur natürlichen Bewegungserziehung des Kleinkindes, 1943, Neuausg. u. d. T. Juchhei, die Kleinsten turnen. Ein Beitrag zur Bewegungserziehung der Drei- bis Sechsjährigen, 1967.

    Mädel beim Turnen und rhythmischen Spiel, 1951.

    Spielend helfen. Fußgymnastik des Kindes, 1951.

    Das Spiel. Spiegel des Menschlichen, 1960.

    Ausgleichsgymnastik und Schulsonderturnen, 1961.

    Vernünftige Leibeserziehung, 1962.

    Mädchen beim Turnen und rhythmischen Spiel. Ein Beitrag zur Leibeserziehung der Sechs- bis Zwölfjährigen. Lehrplan für das 1.–6. Schuljahr. Zwölf Lehrbeispiele – 202 eigene Aufnahmen, 1965.

    Wer kann…, 1965.

    Liselott Diem/Renate Scholtzmethner, Ausgleichsgymnastik, 1969.

    Kindersportfibel. Turnen, Sport und Spiel für die 5–7jährigen, 1971.

    Drei Vorträge (1964–1969), 1972.

    Liselott Diem/Hiltrud Gerhardus, Sport im 4. bis 6. Lebensjahr, 1973.

    Schulsonderturnen, 1974.

    Aktiv bleiben. Lebenstechnik ab 40, 1974.

    Sport im 1. bis 3. Lebensjahr, München 1974.

    Kinder lernen Sport, 1975.

    Lernziele und Lernprozesse im Sport der Grundschule, 1975.

    Liselott Diem/August Kirsch, Lernziele und Lernprozesse im Sport der Grundschule, 1975.

    Liselott Diem/Renate Scholtzmethner, Schulsonderturnen, 1977.

    Bewegungsspiele mit Kindern. Körperlich und seelisch intakt durch motorische Erfahrungen, 1979.

    Die Fuß-Fibel. Fußgesundheit und Fußgymnastik, 1979.

    Frau und Sport. Ein Beitrag zur Frauenbewegung, 1980.

    Fliehen oder bleiben? Dramatisches Kriegsende in Berlin, 1982.

    Gesunde Kinder durch Körperpflege und Bewegung, 1985.

    Leben als Herausforderung, hg. v. Karl Lennartz, 3 Bde., 1986. (Autobiografie, Briefe, Aufsätze und Vorträge)

    Die Gymnastikbewegung. Ein Beitrag zur Entwicklung des Frauensports, 1991.

    August Kirsch, Liselott Diem. 65 Jahre, in: Die Leibeserziehung 10 (1971), S. 314–316.

    Carl Diem, Ein Leben für den Sport. Erinnerungen aus dem Nachlaß, hg. v. Carl-Diem-Institut, 1974.

    Gerhard Hecker/August Kirsch/Clemens Menze (Hg.), Der Mensch im Sport. Festschrift zum 70. Geburtstag von Liselott Diem, 1976. (P)

    Renate Scholtzmethner, Liselott Diem. 70 Jahre, in: Sportunterricht 12 (1976), S. 313 f.

    Jürgen Buschmann/Stephan Wassong (Hg.), Langlauf durch die Olympische Geschichte. Festschrift Karl Lennartz, Bd. 3: Bibliographie, 2005.

    Jürgen Buschmann, Vom „An“- zum „In“-Institut. Die Geschichte des Diem-Archivs, in: Jürgen Buschmann/Karl Lennartz/Stephan Wassong (Hg.), Spiel – Spiele – Olympische Spiele, 2004, S. 160–179.

    Carl und Liselott-Diem-Archiv (Hg.), Tempel und Ringe. Zwischen Hochschule und olympischer Bewegung, 2002.

    Ansgar Molzberger/Caroline Meier/Stephan Wassong/Daniel Quanz, Abgestaubt und neu erforschbar. Die historischen Sammlungen der Deutschen Sporthochschule Köln Olympische Bewegung, 2018.

    Ansgar Molzberger/Stephan Wassong/Daniel Quanz/Ralf Sühl, 100 Jahre Sporthochschule. 1920–2020. Deutsche Hochschule für Leibesübungen, Sporthochschule Köln, Deutsche Sporthochschule Köln, 2020.

    Maria Ratz, Diem, Liselott, in: Gerhard Trosien (Hg.), Pioniere, Unternehmer & Manager der Sportbranche in Deutschland, 2023, S. 24 f. (P) (Onlineressource)

    Fotografien, Carl und Liselott Diem-Archiv, Köln.

  • Autor/in

    Maria Ratz (Bad Homburg)

  • Zitierweise

    Ratz, Maria, „Diem, Liselott“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118525360.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA