Lebensdaten
um 1420 oder 1430 – 1482 oder 1483
Geburtsort
Oettingen (Ries)
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Schreiber ; Redaktor
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118513087 | OGND | VIAF: 54142572
Namensvarianten
  • Müller genannt Bollstatter, Konrad
  • Bollstatter, Konrad (genannt)
  • Müller, Konrad
  • mehr

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Zitierweise

Müller, Konrad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118513087.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Konrad (d. Ä.) ( v. 1440), aus Deininger Schreiberfam., möglicherweise illeg. Abkömmling d. niederadligen Herren v. Bollstatt, Kanzleischreiber d. Gf. Ludwig XI. v. Oettingen;
    M Margarethe N. N. (erw. 1447); Verwandter Heinrich Molitor ( n. 1479) aus Ö., Schreiber u. Illuminator in A.

  • Biographie

    M., der Germanistik vor allem als Konrad Bollstatter geläufig, begann seine Laufbahn als Schreiber in der Kanzlei der Grafen von Oettingen (belegt 1446-53); u. a. war er an der Niederschrift des ältesten ötting. Lehenbuchs beteiligt. 1455 und 1458 durch Schreibervermerke in Höchstädt nachweisbar, ließ er sich spätestens 1466 in Augsburg nieder, wo er – vermutlich in bescheidenen Verhältnissen – als Berufsschreiber lebte.

    Während gleichzeitig der Augsburger Buchdruck den literarischen Markt eroberte, war es M. nicht um Massenware, sondern um Literatur für Kenner und Liebhaber zu tun. Bislang konnten 15 volkssprachliche, zum Teil illustrierte Handschriften von seiner Hand ermittelt werden. Inwieweit M. selbst als Illuminator tätig war, läßt sich noch nicht abschließend feststellen. Der Bogen der von ihm abgeschriebenen literarischen Texte spannt sich von Freidank und Konrad von Würzburg bis zu den Frühhumanisten Heinrich Steinhöwel und Niklas von Wyle. Als einziger Auftraggeber ist der Augsburger Bürgermeister Jörg Sulzer bekannt, für den M.|1481 eine Armenbibel abschrieb. M.s Vorliebe für didaktische Literatur bezeugt nicht zuletzt „Bollstatters Spruchsammlung“ (Hs., British Library, London), die viele Sprüche Personen aus dem Ries und den benachbarten Regionen in den Mund legt. Es ist denkbar, daß M. damit einen literarisch interessierten Zirkel verewigt hat.

    M. bezeichnet sich als Autor eines kurzen Gedichtes von den Töchtern des Teufels. Bemerkenswerter ist freilich seine mit geradezu philologischem Eifer betriebene produktive Rezeption der abgeschriebenen Schriften, die er teilweise erheblich umgestaltet hat. M. kann als vielseitig gebildeter Textsammler charakterisiert werden, der seine dabei erworbenen Kenntnisse in den von ihm geschriebenen Handschriften als Redaktor gekonnt zu verwerten wußte. Dies gilt auch für den Bereich der Historiographie, einen weiteren Schwerpunkt seines Wirkens. Seine Handschrift der deutschen Fassung von Meisterlins Augsburger Stadtchronik (1479) weist nicht nur zahlreiche Interpolationen auf, sondern auch eine – wohl von M. selbst verfaßte – Fortsetzung bis zum Jahr der Niederschrift. In gleicher Weise aktualisierte M. auch einen Druck der Straßburger Chronik Jakob Twingers durch handschriftliche Zusätze sowie eine von ihm gefertigte Abschrift der „Sächs. Weltchronik“. Höchstwahrscheinlich stammt von M. die Übersetzung der um 1474 in der Buchdruckerei der Augsburger Abtei St. Ulrich und Afra erschienenen lat. Chronik Burchards von Ursberg ins Deutsche, die in einer späteren Abschrift (Mscr. Dresdensis H 171) erhalten geblieben ist. Einmal mehr dokumentiert dieses Zeugnis, das vor der Folie des damals erwachenden Interesses an der Staufergeschichte zu sehen ist, M.s Engagement bei der Vermittlung historischen Wissens an ein laikales Publikum.

  • Literatur

    K. Schneider, Ein Losbuch K. Bollstatters aus cgm 312 d. Bayer. Staatsbibl. München, 1973;
    dies., Berufs- u. Amateurschreiber, in: Literar. Leben in Augsburg während d. 15. Jh., 1995;
    E. Grünenwald. Das älteste Lehenbuch d. Gfsch. Öttingen, Einl., 1975;
    ders., in: Rieser Biogrr., hrsg. v. E. Schlagbauer u. W.-D. Kavasch, 1993, S. 271-73 (L);
    K. Graf, Exemplar. Geschichten, 1987, S. 192-202;
    ders., Staufer-Überlieferungen aus Kloster Lorch, in: Von Schwaben bis Jerusalem, 1995, S. 231;
    H. Blosen, Die Fünfzehn Vorzeichen d. Jüngsten Gerichts im Kopenhagener u. im Berliner Weltgerichtsspiel, in: Ja muz ich sunder riuwe sin. FS f. K. Stackmann, 1990, S. 206-31;
    K Gärtner, Aus Konrad Bollstatters Spruchslg., in: FS W. Haug u. B. Wachinger, 1992, S. 803-25;
    J. Wolf, Die „Augsburger Stadt-Weltchronik“ Konrad Bollstatters, in: Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben 87, 1994, S. 13-38;
    Vf.-Lex. d. MA, I, Sp. 931-33;
    Killy II, S. 98 f. (G. Kornrumpf).

  • Autor/in

    Klaus Graf
  • Zitierweise

    Graf, Klaus, "Müller, Konrad" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 447-448 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118513087.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA