Jaffe, Max
- Lebensdaten
- 1841 – 1911
- Geburtsort
- Grünberg (Schlesien)
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Pharmakologe ; Biochemiker ; Professor der medizinischen Chemie
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 117610798 | OGND | VIAF: 25384420
- Namensvarianten
-
- Jaffe, Max
- Jaffé, Max
Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
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Genealogie
V Simon Abraham, Kaufm. in G., zuletzt in B.;
M Johanna Cohn; ledig;
N Rosa Simon (⚭ →Alexander Ellinger, † 1923, Pharmakol., s. NDB IV). -
Biographie
Nach schwerer Krankheit setzte J. gegen den Willen der Eltern seinen Wunsch, Arzt zu werden, durch und zog zum Besuch des Gymnasiums nach Breslau. Seiner ihn fortan lebenslang erfüllenden Neigung für die antike und moderne Literatur folgend, beschäftigte er sich hier erstmals näher mit deren Studium. Als 17jähriger begann er 1858 in Berlin mit dem Medizinstudium und verschaffte sich in den ersten Semestern zugleich eine gründliche Ausbildung in analytischer Chemie und in Botanik. J. entsprach damit nicht nur einer starken, sein späteres Wirken bestimmenden Neigung zum Experiment, sondern er lernte dabei auch wesentliche Teile seines künftigen, zu dieser Zeit noch wenig umgrenzten Arbeitsfeldes, der Medizinischen und Physiologischen Chemie, kennen. Auf seinen Werdegang übten L. Traube als Kliniker, vor allem aber W. Kühne einen wichtigen Einfluß aus. Bei Kühne, der das chemische Laboratorium des Pathologischen Institutes unter Virchow leitete und J.s Studien nachhaltig förderte, wurde J. nach grundlegenden Untersuchungen über die Abstammung der Gallenfarbstoffe vom Blutfarbstoff mit der Dissertation „Über die Identität des Hämatoidins und|Bilifulvins“ 1862 zum Dr. med. promoviert. J. ging, nach einer Reise nach Prag, Wien und Paris, 1865 als Assistent und Leiter des Kliniklaboratoriums zu →E. v. Leyden an die Medizinische Klinik in Königsberg. Hier begann er mit ersten größeren Untersuchungsreihen über Bedeutung, Vorkommen und Stoffwechsel wichtiger Substanzen im Körper von Mensch und Tier (Urobilin, Indikan, gepaarte Schwefelsäuren), z. T. bereits in Zusammenarbeit mit Fachkollegen aus anderen medizinischen Disziplinen, und konnte deshalb die Befunde auf breiter wissenschaftlicher Basis auswerten. J. nahm als Feldarzt am Krieg 1870/71 teil (EK II), nachdem er sich 1867 für die Innere Medizin habilitiert hatte. Er wurde bereits in den ersten Jahren seiner Tätigkeit zur Mitarbeit an zahlreichen öffentlichen Fragen gewonnen. Seine zusätzlich betriebene, bis ins benachbarte Rußland reichende Arztpraxis machte ihn weithin bekannt und trug ihn wegen seiner sozialen Haltung den Ruf eines „Armenarztes“ ein. Seit 1868 war er im Vorsitz des Studienförderungsvereines der Königsberger Synagogengemeinde tätig. Beim Weggang →E. v. Leydens nach Straßburg leitete J. ein Semester lang die Klinik, wurde zum Prüfer für Innere Medizin und für Pharmakologie berufen und 1872 zum ao. Professor der Medizinischen Chemie ernannt. 1873 übernahm er als erster Pharmakologe der Univ. Königsberg ein Ordinariat dieses, von seinem Vorgänger Cruse nur nebenamtlich gelehrten, Faches und wurde 1878 zum Vorstand des im Pathologischen Institut untergebrachten „Laboratoriums (ab 1910 Institutes) für Medizinische Chemie und Experimentelle Pharmakologie“ berufen. Diese J.s wissenschaftlicher Bedeutung Rechnung tragende Verbindung zweier Fächer löste sich 1915 unter Abtrennung der Medizinischen Chemie und Abgabe an die Physiologie auf; seit 1915 gibt es nur noch ein „Pharmakologisches Institut“. J., der lediglich eine pharmakologische Sammlung vorfand, arbeitete bis 1885 ohne Assistent und bezog erst 1892 einen geräumigeren Neubau, in den er sich wiederum mit dem Pathologischen Institut teilte. In dieser Zeit begannen J.s Arbeiten, im Fortgang kaum durch die beschränkten Verhältnisse gehemmt, als vielmehr durch die zahlreichen Schüler und Mitarbeiter gefördert. Hauptthemen dieser Arbeiten, deren Ergebnisse den Erkenntnisstand der Naturwissenschaften außerordentlich erweiterten, waren: Die Umwandlung und Entgiftung körperfremder Stoffe im Organismus, ihre Ausscheidungsformen und chemische Analytik; daneben weittragende Befunde über den Stoffwechsel körpereigener Substanzen, hierunter Kreatinin, dessen chemischer Nachweis sich seither mit J.s Namen verbindet („J. Kreatininprobe“). J., der 1885 eine Berufung nach Breslau ablehnte, gehörte der Pharmakopöe-Kommission und dem Reichsgesundheitsrat bis zur Gründung des Reichsgesundheitsamtes an.
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Werke
Weitere W u. a. Über d. Fluoreszenz d. Harnfarbstoffes, in: Zbl. f. d. med. Wissen 12, 1869;
Über d. Verhalten d. Nitrotoluols im tier. Organismus, in: Berr. d. dt. chem. Ges. 7, 1874;
Über d. Urocaninsäure, ebd. 8, 1875, S. 812 ff.;
Antipyrylharnstoff, e. Stoffwechselprodukt d. Pyramidons, ebd. 35, 1902, S. 2891;
Über d. Nachweis u. d. quantitative Bestimmung d. Indicans im Harn, in: Pflügers Archiv f. Physiol. 3, 1870, S. 448 ff.;
Zur Kenntnis d. synthet. Vorgänge im Tierkörper, in: Zs. f. physiolog. Chemie 2, 1878, S. 47;
Über d. Vorkommen v. Mannit im normalen Hundeharn, ebd. 7, 1883, S. 297;
Über d. Niederschlag, welchen Pikrinsäure in normalem Harne erzeugt u. üb. e. neue Reaktion d. Kreatinins, ebd. 10, 1886, S. 391;
Über d. Aufspaltung d. Benzolringes im Organismus, ebd. 62, 1909, S. 58. -
Literatur
Med. Dtld., 1902 (W, P);
O. Cohnheim, in: Hoppe-Seylers Zs. f. physiolog. Chemie 77, 1912;
Berr. d. dt. chem. Ges. 46, 1913, S. 831 ff. (W, P);
F. Lieben, Gesch. d. Physiolog. Chemie, 1933;
W. Bargmann, 400 J. Med. Fak. d. Albertus-Univ. zu Königsberg i. Pr., Vortrag 1944, in: Jb. d. Albertus-Univ. zu Königsberg i. Pr. 1, 1951, S. 62-107;
K. Zipf, Chronik d. Pharmakolog. Inst. d. Albertus-Univ. zu Königsberg i. Pr., ebd. 2, 1952, S. 256-60;
J. Lindner, Zeittafeln z. Gesch. d. Pharmakolog. Institute d. dt. Sprachgebietes, 1957;
K. Katznelson, Juden im dt. Kulturbereich, 1959, S. 487;
H. Scholz, Sommerrundbrief d. Ostpreuß. Arztfam. 1963;
ders. u. P. Schroeder, Ärzte in Ost- u. Westpreußen, 1970, S. 41-43 (P);
Enc. Jud.;
Fischer;
BJ 16 (Tl. 1911, L);
Pogg. IV, V. -
Autor/in
Heinz Walter -
Zitierweise
Walter, Heinz, "Jaffe, Max" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 291-292 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117610798.html#ndbcontent