Lebensdaten
1858 – 1935
Geburtsort
Sommerfeld bei Crossen/Oder
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Mediziner
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117548863 | OGND | VIAF: 118076234
Namensvarianten
  • Goldscheider, Johann Karl August Eugen Alfred
  • Goldscheider, Alfred
  • Goldscheider, Johann Karl August Eugen Alfred
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Zitierweise

Goldscheider, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117548863.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max, Arzt in S.;
    1902 Marg. Alexandra Fischer (* 1872);
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    G. führte das Medizinstudium am Friedrich-Wilhelm-Institut zu Berlin (Pepinière) durch (1881 Staatsexamen und Promotion). Nach einigen Jahren Militärdienst (zuletzt Stabsarzt) trat er in die I. Medizinische Universitätsklinik (E. von Leyden) ein. Zu gleicher Zeit habilitierte er sich und wurde 1894 Dirigierender Arzt am Moabiter Krankenhaus, 1906 am Virchow-Krankenhaus in Berlin. 1910 übernahm er als Nachfolger H. Senators das Poliklinikum, aus dem sich 1919 die III. Medizinische Universitätsklinik entwickelte, die er als ordentlicher Professor auch noch nach seiner Emeritierung 1926-33 leitete.

    G. war als Lehrer und Forscher von großer Produktivität und Reichweite. Durch seinen ersten Lehrer, den einstmaligen Premierleutnant der Artillerie und späteren Leiter der experimentalphysiologischen Abteilung des Berliner Physiologischen Instituts, Johannes Gad (1842–1926) aus Posen, einem Schüler Du Bois Reymonds, war er noch mit dem Forschungsgeist Johannes Müllers verknüpft. Hieraus ergab sich G.s Vorliebe für die Sinnesphysiologie, der er forschend auch als Internist treu blieb. Schon 1882 schuf er das klinische Bild der Epidermolysis bullosa hereditaria (auch Köbnersche Krankheit genannt), die er in den Monatsheften für praktische Dermatologie (1882, I, S. 163) beschrieb. – J. Müllers Lehre von den spezifischen Energien der Sinnesorgane (1826) fand durch G.s Forschungen insofern Bestätigung, als dieser 1884 unabhängig von Magnus G. Blix fand, daß die Fähigkeit, Temperaturreize zu empfinden, nicht der Haut überhaupt zukomme, sondern daß diese auf bestimmte Stellen beschränkt sei, und zwar so, daß die eine Stelle nur der Kälte- und die andere der Wärmeempfindung diene; wieder andere dienten nur der Druckempfindung. Mit E. von Leyden veröffentlichte G. die „Diagnostik der Krankheiten des Nervensystems“ (1893, ⁴1911, russische Übersetzung). 1898 nahm G. den klinischen Begriff der Ataxie Leydens auf, der er eine besondere Übungstherapie bei Tabes widmete, die von Frenkel-Heiden ausgeweitet wurde. 1905-07 beschäftigten ihn Fragen der Perkussion und Auskultation. Die physikalisch begründete, mit den Theorien von Helmholtz zusammenhängende Orthoperkussion der Lungenspitzen hat sich zwar praktisch nicht durchgesetzt, der Begriff der Schwellenwertperkussion (vom leisen Klopfen ausgehend) hatte jedoch wesentliche Bedeutung. In den folgenden 2 Jahren bewies G., daß die alte Methode, senkrecht zu klopfen (Piorry und Laënnec), angreifbar sei, und forderte, daß die Herzsilhouette durch sagittal gerichtete Klopfstöße auf die vordere Brustwand projiziert werde; für die Bestimmung der oberen und unteren Herzgrenze benutzte er Ex- und Inspirationsstellung. Neben diesen der Experimentalphysiologie verhafteten technischen Ergebnissen hat er das Gesamtgebiet der Inneren Medizin, vor allem der Therapie, wesentlich bereichert; atypische Gicht, Typhus, Herz- und Gefäßkrankheiten, Klimatotherapie, Gebirgssport, Schmerzproblem, chronische Appendicitis, Digitalistherapie etc.

    G. gilt als unbestechlicher Objektivist naturwissenschaftlicher Prägung, er schuf zwischen sich und dem Kranken Distanz, liebte die induktiv-deduktive Methodik, war aber dennoch ein vielgesuchter Konsiliarius, der es verstand, autoritatives Vertrauen zu schaffen. Zu dieser Unbestechlichkeit paßte ein ernster, lauterer Charakter. – Zu seinen klinischen Schülern gehörten E. Mosler (Gesamtinternistik), W. Unverricht (Tbc-Forschung), K. Singer, G. Walterhöfer, Schirokauer, A. Wittgenstein (Neurologie), H. Guggenheimer (Nierenkrankheiten)|

  • Auszeichnungen

    GMR.

  • Werke

    Weitere W u. a. Spezif. Energie d. Sinnesnerven. 1881;
    Über d. Schmerz, 1894;
    Die Erkrankungen d. Rückenmarks u. d. Medulla oblongata (mit E. v. Leyden), in: H. Nothnagel, Spezielle Pathol. u. Therapie X, 1895-97;
    Ges. Abhh., 1898 (I: Physiol. d. Hauptsinnesnerven, II: Physiol. d. Muskelsinnes);
    Die Bedeutung d. Reize f. Pathol. u. Therapie im Lichte d. Neuronlehre, 1898;
    Normale u. pathol. Anatomie d. Nervenzellen, 1898 (mit E. Flatau);
    Anleitung z. Übungstherapie d. Ataxie, 1899;
    Physikal.-diätet. Therapie (mit P. Jacob), in: Hdb. d. physikal. Therapie, 1901;
    - Einzelarbb. in: Therapie d. Gegenwart, NF 3, 1901 - NF 8, 1906;
    - Über d. spinalen Sensibilitätsbezirke d. Haut, 1917;
    Tafeln d. spinalen Sensibilitätsbezirke d. Haut, 1918;
    Das Schmerzproblem, 1920;
    Therapie innerer Krankheiten, 1929. - Hrsg.: Zs. f. physikal.-diätet. Therapie, 1898 ff.;
    (mit K. Eberth) Fortschritte d. Med., 1894 ff. Mithrsg.: Zs. f. klin. Med., 1911 ff.

  • Literatur

    E. v. Leyden, Lebenserinnerungen, 1910, S. 239, 266;
    E. Edens, Lehrb. d. Percussion, 1920;
    G. v. Bergmann, in: Dt. med. Wschr. 61, 1935, S. 1053 f.;
    M. Kretschmer, in: Med. Welt 9, 1935, S. 668;
    A. Wittgenstein, in: Med. Klinik 31, 1935, S. 867;
    Zs. f. ärztl. Fortbildung 32, 1935, S. 306 (P);
    W. Unverricht, in: Klin. Wschr., 1935, S. 663;
    W. Leibbrand, in: Die Medizinische, 1958, Nr. 40;
    Pagel;
    Fischer;
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Werner Leibbrand
  • Zitierweise

    Leibbrand, Werner, "Goldscheider, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 608 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117548863.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA