Lebensdaten
1816 – 1887
Geburtsort
Beucha
Sterbeort
Sankt Petersburg
Beruf/Funktion
Archäologe
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 117272930 | OGND | VIAF: 30309080
Namensvarianten
  • Stephani, Ludolf
  • Stefani, Ludol'f
  • Stefani, Ludol'f-Ėduard
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Stephani, Ludolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117272930.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Stephani: Ludolf St. wurde am 29. März 1816 in Beucha bei Leipzig, wo sein Vater Pfarrer war, geboren. Seine erste Bildung erhielt er im Elternhause, darauf besuchte er die Fürstenschule Grimma. 1836 bezog er die Universität Leipzig, um Philologie zu studiren, wozu sein Vater, der ihn als Theologen zu sehen wünschte, nur schwer seine Einwilligung ertheilt hatte. Hauptsächlich war es Gottfried Hermann, an den er sich hier anschloß; dabei aber|strebte er doch danach, die Alterthumswissenschaft in ganzem Umfange zu erfassen, was ihn denn auch mit der alten Kunst, die ihn nicht mehr frei lassen sollte, in Berührung brachte. Seine erste größere Schrift: „Der Kampf zwischen Theseus und Minotauros“, Leipzig 1842, fol., sollte vorbildlich bleiben für seine ganze spätere Schriftstellerei. Bald hatte er Gelegenheit der Kunst noch näher zu treten, als in den Museen von Dresden und Berlin, zu denen ihn Ferienreisen geführt hatten, indem Gottfried Hermann ihn als Hauslehrer dem Professor Benthylos in Athen empfahl. — Hier in Athen blieb St. ein Jahr, besuchte nach Aufgabe seiner Stelle Nordgriechenland ("Reise durch einige Gegenden des nördlichen Griechenlands“. Leipzig 1843. 8.), Smyrna, Troja und Constantinopel; ging darauf 1843 nach Rom, wo er zwei Jahre zubrachte, die zeitweise unterbrochen wurden durch kurze Reisen nach Neapel, Sicilien, Florenz, Perugia, Mantua, Verona, Venedig, Mailand und Turin. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1845 wurde er von Preller als sein Nachfolger an der Universität Dorpat auf den Lehrstuhl für altclassische Philologie, Aesthetik und Geschichte der alten Kunst vorgeschlagen; gleichzeitig aber hatte sich der damalige kaiserlich russische Unterrichtsminister Graf Uwarow an Gottfried Hermann gewendet, um einen Gelehrten zu erhalten, der den durch H. Köhler's Tod freigewordenen Sitz für altclassische Philologie und Archäologie an der Petersburger Akademie der Wissenschaften einnehmen könnte. Hermann empfahl St., der so vor ein Dilemma gestellt wurde. Graf Uwarow löste dieses so daß er verfügte, St. müsse zuerst nach Dorpat gehen, die Petersburger Stelle aber solle ihm unterdeß freigehalten werden. Von 1846—1850 lehrte nun St. in Dorpat, nebenbei mit der Abfassung der Universitätsprogramme beschäftigt, in denen er seine in Griechenland gesammelten Inschriften erscheinen ließ ("Titulorum Graecorum Partt. I—V“. Dorpat 1848—1850. 4.) und ferner mit der Herausgabe der Schriften Köhler's, womit ihn die Petersburger Akademie der Wissenschaften beauftragt hatte (in 6 Bänden, bis zum Jahre 1853 vollständig erschienen). — Ende 1850 siedelte St. nach St. Petersburg als ordentliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften über; nach einem halben Jahre erhielt er auch die Stelle des Conservators des Antikenmuseums der kaiserlichen Eremitage. In diesen beiden Stellungen entfaltete er nun eine höchst erfolgreiche Thätigkeit, die noch mehr Umfang gewann, nachdem 1859 die kaiserliche archäologische Commission zur Ausgrabung und Erforschung der südrussischen Antiken gegründet worden war und der hochgebildete Präsident derselben, Graf Sergei Stroganoff, St. die wissenschaftliche Verarbeitung der neugefundenen Antiken übertrug. Bis einige Jahre vor seinem im Mai 1887 erfolgten Tode ließ St. fast jährlich einen Band des Compte-Rendu der Commission erscheinen, der gelehrten Welt eine Fülle von Antiken darin übermittelnd und diese mit gelehrten Untersuchungen begleitend, die sich fast über alle Gebiete der Archäologie erstreckten.

    Wie St., nicht nur als Gelehrter sehr hervorragend, sondern auch als Museumsvorstand ausgezeichnet, in den ihm unterstellten Sammlungen auf die peinlichste Ordnung und Genauigkeit hielt, so gründete er auch seine Wissenschaftlichen Untersuchungen immer auf die Basis einer möglichst vollständigen Sammlung des einschlägigen Materials, dasselbe dann allseitig durcharbeitend; nach dem ephemeren Ruhm zu streben, kühne und glänzende Hypothesen auf schwachem Boden aufzubauen, das widerstrebte seiner innersten Natur; es gebe noch so viel in der Archäologie zu thun, wo man mit festem Boden unter den Füßen einen Baustein auf den andern setzen und brauchbare Resultate gewinnen könnte, daß ein Gelehrter, der der Wissenschaft wirklich nützen wollte, gar nicht anders arbeiten dürfte, als indem er sich auf Beweisbares beschränkte. Treue und Wahrhaftigkeit waren die Grundzüge seines Charakters und diese sind denn auch die sichersten|Bürgen dafür, das seine Arbeiten der Wissenschaft einen noch lange dauernden Nutzen bringen werden, wie sie ihr diesen bisher schon in reichem Maaße gebracht haben. Aus seiner ausgebreiteten wissenschaftlichen Schriftstellerei, die ein Zeugniß von einem großartigen Fleiß ablegt — St. lebte eben ganz ausschließlich nur seiner Wissenschaft —, lassen sich an dieser Stelle nur die hauptsächlichsten Schriften anführen, so z. B. die sehr zahlreichen Aufsätze im Bulletin der Petersburger Akademie, unter anderem die „Parerga archaeologica“ I—XXX, wiederabgedruckt in den Mélanges Gréco-Romains I—IV. — Ferner in den Mémoires derselben Akademie Bd. VIII: „Der ausruhende Heracles"; Bd. IX: „Nimbus und Strahlenkranz"; Bd. XVI: „Boreas und die Boreaden"; Bd. XVIII: „Die Antikensammlung zu Pawlowsk“. — Dann die „Antiquités du Bosphore Cimmérien“, 3 Bde. fol. St. Petersb. 1854, wo der größere Theil des Textes von St. herrührt. — „Apollon Boëdromios“. St. Petersb. 1860. 4. — „Compte-Rendu de la Commission Impériale archéologique pour les années 1859—1881“, mit Atlas in fol.; 21 Bde. St. Petersb. 1860—1883. 4, sein Hauptwerk. — „Die Schlangenfütterung". St. Petersb. 1873. fol. — „Die Vasensammlung der kaiserlichen Eremitage". 2 Bde. St. Petersb. 1869. 8. — „Die Silbervase von Nikopol“. St. Petersburg 1873. fol.

  • Autor/in

    Gangolf Kieseritzky.
  • Zitierweise

    Kieseritzky, Gangolf, "Stephani, Ludolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 93-95 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117272930.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA