Lebensdaten
1894 – 1955
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
Theaterintendant ; Regisseur
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117142891 | OGND | VIAF: 8157867
Namensvarianten
  • Mordo, Renato

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Zitierweise

Mordo, Renato, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117142891.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rodolfo ( 1932, isr., später ev.), Kaufm. aus Korfu, Nachfahre sephard. Juden;
    M Regina (Rechlette) Großmann (isr., später ev., während d. Dritten Reiches im KZ);
    Wien 1922 Gertrude („Trude“), Theaterschausp. (s. L), T d. Rudolf Wessely, Dr. iur., tätig am Wiener Landesgericht, u. d. Helene Schmitt;
    Gvm d. Ehefrau Hans Schmitt (1835–1907), Musikpädagoge, Pianist u. Komp.;
    Om d. Ehefrau Robert Hans Schmitt (1870–99), Bergsteiger, Afrikaforscher u. Maler (beide s. ÖBL);
    1 S Peter Rudolf (1923–85), Komp. u. Programmreferent am Stuttgarter Rundfunk.

  • Biographie

    Gegen den Wunsch des Vaters, der für M. eine Kaufmannslehre vorgesehen hatte, hörte M. an der Univ. Wien Vorlesungen in Germanistik, Kunst- und Musikgeschichte. Seit 1914 besuchte er zudem die „K. K. Akademie für Musik und darstellende Kunst“, an der er 1917 die „Künstlerische Reifeprüfung“ ablegte. Danach ging M. zunächst an das Stadttheater in Aussig. 1918-20 war er Oberspielleiter am Stadttheater von Kattowitz. Im August 1920 wurde M. Oberspielleiter am Landestheater in Oldenburg (1921 Direktor, 1923 Intendant). Hier führte er 1921 Opernaufführungen ein und modernisierte den Spielplan; 1923 band er die Niederdeutsche Bühne an das Landestheater. Seine Vorstellung von einem für alle sozialen Schichten offenen Theater stieß jedoch auf Widerstand; wegen seiner Inszenierung von Arnold Zweigs „Ritualmord in Ungarn“ wurde er 1922 von|deutsch-völkischen Kreisen scharf angegriffen. Theaterinterne Schwierigkeiten und Kompetenzstreitigkeiten im Zusammenhang mit der von ihm geplanten Aufführung des Schauspiels „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind führten dazu, daß er Ende 1923 seinen Vertrag auflöste. Danach war M. Oberregisseur des Schauspiels am Deutschen Volkstheater in Wien (1924/25), Schauspieldirektor am Lobe-Theater in Breslau (1925/26) und an der „Komödie“ in Dresden (1926–28). 1928-32 arbeitete er als Oberregisseur der Oper und des Schauspiels am Hessischen Landestheater in Darmstadt, wo er 1928 in Gegensatz zur Bayreuther Aufführungspraxis Wagners „Lohengrin“ in einer entromantisierten Fassung aufführte. Gleichzeitig arbeitete M. auch im „Neuen Theater“ in Frankfurt/Main.

    1932 nahm M. ein Angebot des „Deutschen Theaters“ in Prag an, und wurde Oberspielleiter der Oper, der Operette und des Schauspiels sowie Professor der Akademie für Musik und darstellende Kunst. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen emigrierte er mit seiner Familie 1939 nach Griechenland. In Athen gründete und leitete er die griech. Staatsoper und förderte u. a. die Opernsängerin Maria Callas. Während der Besetzung Griechenlands durch Italien und das Deutsche Reich erhielt er Arbeits- und Ausgehverbot; 1943 wurde er im Zuge der Judenverfolgung verhaftet und in das deutsche Konzentrationslager in Haidari bei Athen gebracht. Nach dem Abzug der Deutschen im September 1944 freigelassen, durfte M. seine Arbeit wieder aufnehmen, wurde jedoch nach dem Ende des griech. Bürgerkriegs als Kommunist diffamiert und aus der Staatsoper entlassen. 1947 gab M. ein Gastspiel an der Wiener Staatsoper und eröffnete die türk. Oper in Ankara, die er bis 1951 leitete. Gleichzeitig versah er dort eine Professur für Musik und darstellende Kunst. 1951/52 hielt er sich wieder in Athen auf und absolvierte anschließend ein sechsmonatiges Gastspiel an der „Habimah“ in Tel Aviv. 1952 kehrte M. – ein künstlerischer Neuerer im Sinne Max Reinhardts – nach Deutschland zurück; bis zu seinem Tod war er als Oberregisseur der Oper am Städtischen Theater in Mainz tätig.

  • Werke

    Heilige Stunden, Gedichte, 1917;
    Dreimal Offenbach (Bearbeitung v. drei Offenbach-Einaktern), 1923;
    Pfeffer u. Salz (Komödie), 1941;
    Kleines Abenteuer (Komödie), 1944;
    Chaidari (Drama), 1945;
    Das schwarze Phantom, 1946;
    Adam II. (Komödie), 1947;
    Erlebt, erlauscht, erlogen (Theateranekdoten), 1951. – Hrsg.: Dramaturg. Bll. d. Oldenburger Landestheaters, 6 Mhh., 1920/21;
    Der Ziehbrunnen, Oldenburger Bll. f. Theater, Lit. u. bildende Kunst, 4 Mhh., 1921 (mit J. Stöcker u. M. Venzky);
    Bll. d. Dt. Theaters in Prag.

  • Literatur

    W. Vahlenkamp, R. M. befreite Oldenburgs Bühne „aus Staub d. Hoftheaters“, Erfolgreicher Intendant wurde Opfer d. Antisemitismus, in: Nordwest-Ztg. (Oldenburg) v. 18.1.1986 (Beil. Nordwest-Heimat);
    M. Struck, R. M., in: H. Friedl u. a. (Hrsg.), Biogr. Hdb. z. Gesch. d. Landes Oldenburg, 1992 (L, P);
    Wi. 1955;
    Kosch, Theater-Lex. (fehlerhaft);
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936–70, 1973 (W);
    BHdE II. – Ms. v. Gertrude Mordo, 1975;
    Fam.gesch. v. Peter R. Mordo, 1979 (beide ungedr., in Fam.-bes.).

  • Porträts

    Phot., 1953 (Fam.bes.), Abb. in: Biogr. Hdb. (s. L).

  • Autor/in

    Matthias Struck
  • Zitierweise

    Struck, Matthias, "Mordo, Renato" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 91-92 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117142891.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA