Lebensdaten
1821 – 1890
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Nordist
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 117080357 | OGND | VIAF: 77084157
Namensvarianten
  • Möbius, Theodor
  • Möbius, Theodor
  • Moebius, Theodor
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Zitierweise

Möbius, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117080357.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August Ferdinand (s. 1);
    Leipzig 1854 Helene (1824–64), T d. Advokaten Dr. iur. Wilhelm Wiesand u. d. Regine Dorothea Albertine Graner;
    1 S (früh †), 3 T;
    Groß-N Hans (s. 3).

  • Biographie

    M. wuchs auf der Pleißenburg auf, wo sich die alte Leipziger Sternwarte befand. Nach dem Besuch des Gymnasiums zu St. Nicolai entschloß er sich auf Wunsch des Vaters zum Studium der klassischen Philologie, obwohl er gerne einen künstlerischen Beruf erlernt hätte. Er studierte 1840-42 in Leipzig und 1842/43 in Berlin bei G. Hermann, M. Haupt, A. Böckh und K. Lachmann. Die Promotion erfolgte 1844 in Leipzig, wo er auch das Staatsexamen für das höhere Schulamt ablegte. Nach einem Jahr als Gymnasiallehrer in St. Nicolai war M. 1845-61 Assistent, dann 1. Kustos an der Leipziger Universitätsbibliothek. 1852 habilitierte er sich mit einer Abhandlung über die ältere isländ. Saga, 1859 erfolgte die Ernennung zum Extraordinarius der Philologie in Leipzig. 1865 wurde M. auf den neugegründeten Lehrstuhl für Nordische Sprachen und Literatur in Kiel berufen und zum o. Professor der nord. Sprachen und Literatur und Lektor für dän. Sprache ernannt. Sein Leben in Kiel, wo er nie recht heimisch wurde, war überschattet von der Trauer um den Verlust seiner Fau und seines einzigen Sohnes, die beide 1864 gestorben waren, sowie durch die geringe Resonanz seiner Lehrtätigkeit, die teils auf die politische Situation Schleswig-Holsteins nach der Angliederung an den preuß. Staat zurückzuführen war. Es gab einerseits ein gewisses Ressentiment gegen den von Preußen nominierten Universitätslehrer, andererseits war das Interesse für Nordische Philologie verhältnismäßiggering, da Kiel das Zentrum der Bestrebungen der deutschsprachigen Bevölkerung gegen eine Eingliederung der Herzogtümer in den dän. Gesamtstaat gewesen war. Ein schweres Magenleiden zwang M., sich 1888 vorzeitig emeritieren zu lassen. Er kehrte nach Leipzig zurück, wo er ein Jahr später an den Folgen eines Sturzes starb.

    M.s Hinwendung zur Nordischen Philologie, die damals in Deutschland noch kaum gelehrt wurde, war durch seine Arbeit als Bibliothekar und durch seine Begeisterung für den romantischen schwed. Dichter Atterbom begründet. Er suchte frühzeitig Kontakt mit Fachvertretern in Kopenhagen und Oslo. Seine Tätigkeit in Kiel zeigt, daß er die Nordische Philologie als einen Teil der Germanistik verstand; er lehrte auch Altgermanistik, las über altengl. Grammatik und Literatur, Gotisch, dän. und schwed. Sprachgeschichte sowie über Heldensage. M. war zusammen mit K. Weinhold Vorsitzender der Germanistischen Sektion der Kieler Philologenversammlung. Seit 1878 war er Mitdirektor des Germanistischen Seminars in Kiel. Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind philologisch im strengen Sinn. Er betätigte sich vor allem als Editor von altnord. Texten, verfaßte|Bibliographien, Grammatiken und Lexika. Seine Ausgaben nord. Texte mit Übersetzungen und Anmerkungen, sein altnord.-deutsches Wörterbuch, das lange Zeit das einzige im deutschsprachigen Gebiet blieb, sowie seine Bibliographie wissenschaftlichen Schrifttums zur Nordischen Philologie sind gekennzeichnet von äußerster Genauigkeit und Sorgfalt in den Angaben und umsichtiger Quellenkritik. Obwohl M.s Kenntnisse der dän. Sprache eher auf das Studium von Texten zurückgingen als auf das des gesprochenen Wortes, schuf er die einzige deutschsprachige dän. Grammatik des 19. Jh.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. mehrerer skandinav. wiss. Vereinigungen.

  • Werke

    Krit. Ausgaben altnord. Qu.: Blomstrvalla saga, 1855;
    Analecta Norroena, 1859, 1877 (Anthol. isländ. u. norweg. ma. Lit);
    Edda Sæmundar hins froda, 1860;
    Fornsögur (mit Gudbrandr Vigfusson), 1860;
    Ares Isländerbuch, isländ. Text mit dt. Übers. u. Glossar, 1869;
    Islendinga drapa Hauks Valdisarsonar, e. isländ. Gedicht d. 13. Jh., 1874;
    Hattatal Snorra Sturlusonar, 1879/81;
    Kormakssaga, 1886. – Bibliogr.: Catalogus librorum Islandicorum et Norvegicorum aetatis mediae editorum versorum illustratorum, 1856;
    Forts, in: Verz. d. auf d. Gebiete d. altnord. Sprache u. Lit. v. 1855 bis 1879 ersch. Schrr., 1880. – Schrr.: Altnord. Glossar, 1866;
    Dän. Formenlehre, 1871;
    Vom stef, in: Germania 18, 1873;
    Malshatlakvædi, in: ZDP 6, 1874.

  • Literatur

    K. Maurer u. H. Gering, in: Zs. f. dt. Philol. 23, 1891, S. 457-70 (W-Verz.);
    E. Hofmann. Gesch. d. CAU Kiel 1665-1965, V/2, 1969, S. 208 f.;
    W. H. Vogt, Die Gründung d. Germanistik, d. Dt. u. Nord. Philol. an d. Univ. Kiel, in: FS z. 275j. Bestehen d. Christian-Albrechts-Univ. Kiel, hrsg. v. P. Ritterbusch u. a., 1940, S. 304-06;
    G. Kreutzer, in: Biogr. Lex. f. Schleswig-Holstein u. Lübeck VI, 1982, S. 184-86.

  • Porträts

    Phot. (Kiel, Schleswig-Holstein. Landesbibl.).

  • Autor/in

    Edith Marold
  • Zitierweise

    Marold, Edith, "Möbius, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 603-604 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117080357.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA