Lebensdaten
1903 – 1999
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Hollywood
Beruf/Funktion
Tänzerin ; Choreographin ; Regisseurin ; Tanztherapeutin
Konfession
-
Normdaten
GND: 116918756 | OGND | VIAF: 79335611
Namensvarianten
  • Schoop, Gertrude
  • Wickihalder, Gertrude (verheiratete)
  • Schoop, Trudi
  • mehr

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Zitierweise

Schoop, Trudi, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116918756.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Maximilian ( 1924), Journalist;
    M Emma Olga Böppli;
    B Max (* 1902), Maler in Lugano, Hamburg u. Z. (s. Vollmer), Paul, Komp.;
    Schw Hedi (s. 2);
    1929 Hans Wickihalder (1896–1951), aus Z., Dr. phil., studierte Germanistik in Z., Berlin, Heidelberg u. Bern, Journalist, Theaterkritiker, Mitgl. d. Lit.komm. d. Stadt Z. (s. Schweizer. Zeitgenossen-Lex., ²1932; Neue Schweizer Biogr.; Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936-1970).

  • Biographie

    Bereits als Schülerin nahm S. Schauspielunterricht bei Richard Révy (1885–1965), fühlte sich aber bald ganz zum Tanz hingezogen. Als Autodidaktin hatte sie 1920 ihren ersten Solo-Abend im Zürcher Pfauentheater und gab anschließend Gastspiele in Deutschland und in der Schweiz. Angeregt durch die Ausdruckstänze Mary Wigmans (1886–1973) und Rudolf v. Labans (1879–1958) nahm sie Unterricht bei Ellen Tels, einer Schülerin von Isadora Duncan. Da ihre Tanzkreationen und Pantomimen vom Publikum teilweise als komische Nummern empfunden wurden, gründete S. 1931 mit zwanzig weiteren Tänzern in Zürich eine „Schule für künstlerischen Tanz“, um ihre eigenen Vorstellungen von Schönheit und tiefem Ernst des modernen Ausdruckstanzes zu verwirklichen. Mit den dort entwickelten Choreographien ging sie, z. T. auch zusammen mit ihrer Schwester oder der Schweizer Tänzerin Suzanne Perrottet (1889–1983), auf Tournee und gab Gastspiele in Berlin, Oslo, Amsterdam, Prag, Stockholm und Paris. 1928 war sie am Zürcher Kabarett „Krater“ engagiert, 1929 am Berliner Kabarett „Katakombe“, wo sie mit ihrer Schwester als groteskes Tanzduo auftrat und mit Pantomimen wie „Schauen-Sehen-Kieken“, „Turnerfest“, „Jongleur“ und „Verkehrsschupo“ zu sehen war. Daneben spielte sie den Puck im „Sommernachtstraum“ am Zürcher Schauspielhaus und hatte Auftritte mit dem Schweizer Clown Grock (1880–1959).

    Der große Durchbruch gelang ihr Anfang der dreißiger Jahre mit der Kreation ihrer „Fridolin“-Figur und dem Versuch, eine Handlung ohne Worte im Bewegungsausdruck auf die Bühne zu bringen. Mit der Tanzkomödie „Fridolin en route“ wurde sie 1932 zum „Congrès de la Danse International“ nach Paris eingeladen, wo ihre Choreographie ausgezeichnet und von der Kritik hoch gelobt wurde. Mit einer erweiterten Fassung des „Fridolin“-Stücks gingen S. und ihre aus Schülern, Schauspielern und Laien bestehende Truppe auf ausgedehnte Gastspielreisen durch Europa und die USA. Ebenso erfolgreich waren ihre Tanzkreationen „Die blonde Marie“, „Zur Annoncenaufgabe“,|„Alles aus Liebe“, „Tanz aus der Reihe“ und „Ringelreihen“. Die Presse sprach von S. nun als dem „weiblichen Chaplin“, Thomas Mann sah in ihr „ein Phänomen von humoristischer Ausdruckskraft“. 1939, mit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs, brach S. ihre Amerika-Tournee ab, löste ihre Truppe auf und kehrte in die Schweiz zurück.

    1941 ging sie als Mitarbeiterin, Tänzerin und Regisseurin an Zürichs literarisch-politisches Kabarett „Cornichon“, das – obwohl angefeindet von Schweizer „Frontisten“ und dt. Behörden und trotz strenger Zensurauflagen – versuchte, den Blick der Landsleute für die Vorgänge im faschistischen Herrschaftsbereich zu schärfen. Waren die clownesken Pantomimen „Coco und Lewis“, „Swiss-Schiss-Foxtrott“ und „Vor Schillers Standbild“, die S. mit Zarli Carigiet (1907–81) verkörperte, für die Zensur kaum faßbar, so forderten andere Schoop-Nummern, wie die von ihr und Voli Geiler (1915–92) vorgeführte „Max und Moritz“-Persiflage auf Mussolini und Hitler, die NS-Regierung zu wütenden Protestnoten heraus. Das Schoop-Solo, mit dem sie – in Hitler-Maske und schwarzem Tütü – den „Führer“ als „Sterbenden Schwan“ auf die Bühne brachte, wurde ihr unmittelbar nach der Premiere verboten.

    Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erarbeitete S. mit einer neu zusammengestellten Tanzgruppe ihr letztes abendfüllendes Tanzstück „Barbara“, zu dem der Horowitz-Schüler Nico Kaufmann (1916–96) die Ballettmusik schrieb. Sie trat in den von ihr gemeinsam mit Werner Finck (1902–78) geleiteten Kabaretts auf, im Zürcher „Nebelhorn“ (1947) und in der Stuttgarter „Mausefalle“ (1948), und ging noch einmal auf große Amerika-Tournee. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes gab sie ihre Karriere als Tänzerin und Choreographin auf, zog zu ihrer Schwester nach Hollywood und betätigte sich dort als Tanztherapeutin. Geleitet von der Überzeugung, ihre eigenen Ängste als Kind mit Hilfe des Tanzes besiegt zu haben, wurde sie zu einer Pionierin der Tanz- und Bewegungstherapie. In einer der größten amerik. Psychiatrien, dem Camarillo Mental Hospital von Los Angeles, begann sie mit psychisch Kranken zu tanzen, um sie über die Bewegung und den Ausdruck ihres Körpers aus der Isolation herauszuführen und zur Kommunikation zu bringen. An vielen Orten, seit 1972 auch zeitweise wieder in der Schweiz, arbeitete sie in Kliniken, gab Kurse und schrieb ihre Erfahrungen in einem Buch nieder (Won't You Join The Dance?, 1972, dt. u. d. T. Komm u. tanz mit mir, 1981).

  • Werke

    u. a. Tanzkreationen u. Pantomimen d. 20er Jahre: Du interessierst mich nicht;
    Geschäft ist Geschäft;
    Das große Nein u. Die Kunst d. freien Rede;
    Schrr.:
    T. S. and her Comic Ballet, The Story of her Life, 1937;
    Motion and Emotion, T. S.s Lektionen in Los Angeles, 1978, in: American Journal of Dance Therapy 22, Nr. 2, 2000;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Dt. Tanzarchiv, Köln.

  • Literatur

    F. Hildebrandt, Tänzerinnen d. Gegenwart, 1931;
    O. Lazar, in: Zürich 1932, 110 Portraits v. Zürcher Persönlichkeiten, 1932;
    E. Arnet, T. S., Kl. Erinnerungen mit 18 biogr. Abbildungen u. Fotos aus d. Tanzkomödie „Barbara“; 1946;
    O. Weißert (Hg.), Das Cornichon-Buch 1934-1944, 1950;
    E. Attenhofer (Hg.), Cabaret Cornichon, Erinnerungen an e. Cabaret, 1975;
    P. Klein, Tanztherapie, Eine einführende Betrachtung im Vergleich mit konzentrativer u. integrativer Bewegungstherapie, 1988;
    J. Chodorow, The Moving Imagination, Dance Therapy and Depth Psychology, 1991;
    dies., B. Govine, S. Gould u. A. Verebes, Honoring and Remembering T. S., in: American Journal of Dance Therapy 21, Nr. 2, 1999, S. 113-16;
    Die Tänzerin T. S. als Malerin, in: Weihnachten, Flitterwochen in der Schweiz anno dazumal, o. J.;
    R. Merz, in: NZZ v. 17./18.7.1999;
    U. Pellaton, Kommunikation durch Körpersprache, ebd. v. 4./5.9.1999;
    J. Schmidt, in: FAZ v. 30.7.1999: Schweizer Lex.;
    Metzler Kabarett Lex.;
    Dok.filme:
    Komm, tanz mit mir: T. S. (Regie u. Produktion: C. Willke), 1991;
    Die Eroberung d. Leere: Begegnung mit T. S. (Regie u. Produktion v. ders.), 1992.

  • Porträts

    zahlr. Fotos v. Michael Wolgensinger im StadtA Zürich (Fotos v. Cabarets u. Kleintheatern VII. 271).

  • Autor/in

    Volker Kühn
  • Zitierweise

    Kühn, Volker, "Schoop, Trudi" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 468-469 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116918756.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA