Kühn, Heinrich Gottlieb
- Lebensdaten
- 1788 – 1870
- Geburtsort
- Dresden
- Sterbeort
- Meißen
- Beruf/Funktion
- Keramiker
- Konfession
- lutherisch?
- Normdaten
- GND: 116587962 | OGND | VIAF: 74607058
- Namensvarianten
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- Kühn, Heinrich Gottlieb
- Kühn, Heinrich Gottlieb
- Kühn, Heinr. Gottl.
- Cühn, Heinrich Gottlieb
- Cühn, Heinr. Gottl.
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Genealogie
V Carl Gottlieb († 1826/36), jur. Oberkonsistorialrat, S d. Amandus († 1789), Proviantverwalter, Bauschreiber u. Bettenmeister d. Festung Königstein;
M Sophia (1757–1822), T d. Kauf- u. Handelsmanns Carl Heinrich Heym in D.;
⚭ 1) Brockwitz b. Meißen 1816 Caroline Wilh., T d. Joh. George Neumeister, Gen.akzis-Insp. in Lommatzsch u. Rechtskonsulent in M., u. d. Dorothea Friederica N. N., 2) Weinböhla 1833 Auguste Ernestine, T d. Kriegskanzleisekr. Joh. Gottfr. Schneider;
4 S, 5 T aus 1), u. a. →Robert (1818–74), Bergverwalter u. Bergwerksdir. in Zwickau, →Otto (1823–76), Bergverwalter d. Steinkohlenwerks Zauckerode b. Dresden, 1 S, 1 T aus 2);
Ur-E →Alfred (s. 2). -
Biographie
K. studierte seit 1804 an der Bergakademie Freiberg und war dann Bergamtsauditor. 1814 wurde er Technischer Inspektor an der|Porzellanmanufaktur Meißen. Als Kommissionsrat übernahm er 1833 die Leitung der Manufaktur, wurde 1849 Bergrat und Direktor und später Geh. Bergrat. Seiner Entschlossenheit und technischen Begabung verdankt die Manufaktur ihre Reorganisation zum modernen Fabrikbetrieb auf wissenschaftlicher Grundlage.
Schon 1814/15 begann K. nach Berliner Vorbild mit der Erprobung von Rund-(Etagen-) Öfen. 1817 führte er die Chromgrün-Unterglasurmalerei ein. Der Entwicklung der Schmelzfarben galt sein besonderes Augenmerk, wenn auch deren Verkauf erst seit 1867 belegbar ist. Hierzu gehören u. a. die Einführung des Scharffeuerrots mit Gold und der Schwarzglasur mit Uranoxid. K.s eigene Erfindungen waren die Aufglasur-Glanzvergoldung mit Goldresinaten (1827/30) und die Lüster- oder Schillerfarben (1837), bei denen Gold- oder andere Metallresinate in großer Verdünnung aufgetragen werden. Daneben war er verantwortlich für die Erschließung und Verwendung neuer Kaolin- und Tonvorkommen, da die Auer Erde den Ansprüchen nicht mehr voll genügte. Seit 1814 verwendete die Manufaktur zunehmend Kaolin von Seilitz b. Meißen. 1817 untersuchte er das Kaolinvorkommen von Sornzig b. Oschatz, das 1836-40 erschlossen und 1842 erstmals verwertet wurde. 1821 wurde der hochplastische, montmorillonitreiche, vornehmlich für technisches Porzellan geeignete Kaolin von Schletta entdeckt. Seit 1849 fand Schlettaer Kaolin Verwendung in der Lichtschirmmasse, seit 1856 in einer Komposition mit Sornziger und Seilitzer Erde, die bis heute genützt wird. In den 30er Jahren wurden die feuerfesten Tone von Mehren, Kaschka, Jahna, Löthain, Schletta, Garsebach, Colditz usw. untersucht und eingeführt. Auch sonst erweiterte K. die Rohstoffbasis. Er befaßte sich u. a. mit Fritten von Feldspat und Kalk, mit Essigsäurezusatz zur Masse (1820), mit der Färbung mit Kobaltblau für Wedgwood-Porzellan und mit dem Gußverfahren ohne Verflüssigungsmittel. Besonderes Augenmerk schenkte er der Mechanisierung des Betriebes: 1815 führte er ein Ovaldrehwerk ein, dann Maschinen zum Schleif- und Gelbbürsten, ein Atemschutzgerät (Respirationsmaschine) für das Gelbabbürsten sowie Kapselpressen. 1852 wurden die erste Dampfmaschine für die Ultramarinfabrik und eine Druckwasserleitung zur Albrechtsburg aufgestellt, 1853 eine weitere Maschine mit 8 PS auf der Burg selbst. 1839 stellte K. die Gutbrennöfen von Holz auf böhm. Braunkohle um, 1860 machte er Brennversuche mit Kohlengas. Die Krönung seiner Tätigkeit stellte der Neubau der Manufaktur im Triebischtal (1859–63) dar, welcher den Anforderungen bis heute genügt hat. 1865 war der Umzug beendet, der zugleich die Erhaltung der Albrechtsburg als Baudenkmal sicherte. In den Jahren 1867-72 überstiegen die jährlichen Einnahmen erstmals 1 Mill. Mark; in 17 Jahren waren die Baukosten von 300 000 Talern amortisiert.
K. war politisch und sozial interessiert; so gründete er mit dem Maler →Georg Kersting, der seit 1818 an der Manufaktur arbeitete, 1830 die Kommunalgarde Meißen, setzte sich nach dem Maiaufstand von 1849 für die daran beteiligten Werksangehörigen ein und unternahm 1869 als wohl frühesten Betriebsausflug eine Dampferfahrt mit der Belegschaft in die Sächs. Schweiz.|
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Auszeichnungen
Komturkreuz II. Kl. d. sächs. Verdienstordens (1860).
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Literatur
Festschr. z. 200j. Jubelfeier d. ältesten europ. Porzellanmanufaktur Meißen, 1710–1910, 1910;
M. Mields, Die Technik d. Porzellanmanufaktur v. d. Erfindung b. z. Gegenwart, in: 250 J. Staatl. Porzellanmanufaktur Meißen, 1960, S. 115-65;
C. Schiffner, Aus d. Leben alter Freiberger Bergstudenten I-III, 1935-40. -
Porträts
Relief in Biskuit-Porzellan (Meißen, Porzellanmanufaktur);
Relief-Medaillon in braunem Böttgersteinzeug (ebd.). -
Autor/in
Walther Fischer -
Zitierweise
Fischer, Walther, "Kühn, Heinrich Gottlieb" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 191-192 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116587962.html#ndbcontent