Lebensdaten
1837 – 1908
Geburtsort
Bücken (Grafschaft Hoya, Hannover)
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Polarforscher
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116314192 | OGND | VIAF: 54297298
Namensvarianten
  • Koldewey, Karl
  • Koldewey, Carl
  • Koldewey, Carl Christian
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Zitierweise

Koldewey, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116314192.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Christian (* 1789), Kaufm. in B., S d. Organisten Joh. Christian in B. u. d. Wöbke Dorothea Brinkmann;
    M Wilhelmine (* 1798), T d. Kaufm. Joh. Christian Meyer in B. u. d. Frieder. Juliana Elisabeth Wedemeyer; Verwandter Friedrich (1839–1909), Gymnasialdir. in Braunschweig, setzte sich f. d. humanist. Gymnasium ein u. betrieb Forschungen auf kirchen- u. schulgeschichtl. Gebiet (s. W, L);
    - Bücken 1872 Amalie (1844–1902), T d. Kaufm. u. Buchbindereibes. Gottlieb Heinr. Hennings in Bremen u. d. Anna Henriette Peine;
    3 S;
    N Robert (s. 2).

  • Biographie

    K. trat Ostern 1853 nach dem Besuch des Gymnasiums Clausthal als Schiffsjunge in die Marine ein. Er erlernte den Seemannsberuf, bezog 1859 in Bremen die Untersteuermannsschule, tat nach dem Examen Dienst auf einem Ostindienfahrer und absolvierte 1861 die Obersteuermannsschule in Bremen als einer der besten Schüler A. Breusings. Anschließend fuhr er wieder zur See, besuchte 1866/67 zunächst die Polytechnische Schule in Hannover, wo er Mathematik, Physik und Mechanik hörte, und dann die Universität Göttingen. – K. wurde auf Breusings Vorschlag hin zum Führer der ersten deutschen Polar-Expedition bestimmt, die auf A. Petermanns Betreiben zustandekam. Sie sollte nach dessen Instruktionen entweder längs der Ostküste Grönlands soweit wie möglich nördlich vordringen – und zwar über 74°30´ nördlicher Breite hinaus, wo 1823 die Arbeiten des englischen Geophysikers E. Sabine und dessen Kapitäns D. C. Clavering im wesentlichen geendet hatten – oder aber versuchen, auf einem südlichen oder nördlichen Kurs um Spitzbergen herum das sogenannte „Gillis-Land“ zu erreichen. Hierzu stach K. von Bergen aus mit der Segeljacht „Germania“ (80 t) am 24.5.1868 in See, befand sich am 4.6. unter 74°52´ nördlicher Breite/6°7´ westlicher Länge und hielt nun auf die grönländische Küste zu. Diese war jedoch von dichten Eisfeldern blockiert. Am 9.6. saß die „Germania“ im Eis fest und wurde von 75°20´ nördliche Br./13° westliche Länge bis zum 22.6. von der Strömung parallel zur Küste bis 73° nördliche Breite/16° westliche Länge abgetrieben. Da K. keinen Durchlaß im Eis fand, nahm er Kurs auf Spitzbergen. Er sichtete zwar dessen Südspitze, konnte es aber weder im Süden noch im Norden umfahren, so daß er nochmals die Ostküste Grönlands anlief, vermochte dort aber wiederum nirgends zu landen. Nun wandte er sich wieder nach Spitzbergen, wo er aber weder die Hinlopen-Straße noch das Inselland im Norden passieren konnte; hier erreichte er seine höchste nördliche Breite mit 81°5´ am 13.9. und kehrte darauf am 30.9.1868 nach Bergen zurück.

    Die 2. deutsche Nordpolfahrt (1869/70) trat K. am 15.6.1869 von Bremerhaven aus mit 2 Schiffen an: mit dem von ihm als Kapitän geführten Schraubendampfer „Germania“ (143 t), auf dem der österreichische Forscher J. von Payer zu seinen Begleitern gehörte, und mit dem Segelschiff „Hansa“ (242 t) unter Kapitän P. Hagemann. Ihr Ziel war die „Erforschung der arktischen Zentralregion auf der Basis von Ost-Grönland“. Beide Schiffe wurden durch Nebel voneinander getrennt, so daß K. nach erfolgloser Suche nach der „Hansa“ die Fahrt allein fortsetzte. Am 5.8. warf er Anker vor der Sabine-Insel und überwinterte hier. Teils mit Schlitten, wie Payer, teils mit Boot oder zu Schiff begann man in Fortführung der Arbeiten von Sabine und Clavering das Land aufzuklären und die Küste zwischen 73 und 77° nördlicher Breite aufzunehmen. Dabei ergab sich für den bis dahin nur nach Peilungen fixierten Bereich zwischen der Sabine-Insel und dem 76. Grad ein ganz neues Bild, und die anschließende Küstenstrecke bis zum 77. Grad konnte besonders durch Payers Mitwirkung erstmals kartographisch erfaßt werden. Im August 1870 machte man durch Auffindung des „Franz-Joseph-Fjords“ die wichtigste Entdeckung dieser Expedition und erkundete ihn bis in Sichtweite der Petermann-Spitze, ehe man sich zur Rückfahrt entschloß. Am 11.9.1870 lief K. mit der „Germania“ wieder in Bremerhaven ein.

    K.s Fahrten und Erfahrungen gaben unter anderem den Anstoß zur österreichischen Polarexpedition, die Payer zusammen mit Weyprecht 1872-74 durchführte. Seit 1871 wirkte K. als 1. Assistent an der 1868 eröffneten Norddeutschen Seewarte Hamburg, und seit 1875 stand er der II. Abteilung der Reichsseewarte für Magnetismus und Prüfung der nautischen und meteorologischen Instrumente vor. Spezielle Verdienste erwarb er sich um das Kompaßwesen und die nautische Deviationslehre.|

  • Auszeichnungen

    Geh. Admiralitätsrat.

  • Werke

    Die 1. dt. Nordpolar-Expedition i. J. 1868, in: Petermanns Geogr. Mitt., Erg.h., 1871, Nr. 28;
    Die dt. Nordpolar-Expedition v. 15.6.1869-11.9.|1870, ebd. 16, 1870, S. 408-21;
    Die 2. dt. Nordpolarfahrt i. d. J. 1869 u. 1870, 2 Bde., 1873/74;
    Volksausg. 1875. -
    Zu Friedrich: Braunschweig. Schulordnungen… bis 1828, 2 Bde., 1886/96;
    Gesch. d. Schulwesen im Hzgt. Braunschweig, 1891.

  • Literatur

    A. Petermann, Die Dt. Nordpol-Expedition, 1868, in: Petermanns Geogr. Mitt., 1868, S. 207-28;
    W. v. Freeden, Die wiss. Ergebnisse d. 1. Dt. Nordfahrt, 1868, ebd. 15, 1869, S. 201-19;
    A. Petermann, Instruktion f. d. 2. Dt. Nordpolar-Expedition 1869–70, ebd. 16, 1870, S. 253-63;
    R. Andree, Die dt. Nordpolarfahrer auf d. Germania u. Hansa, 1871;
    J, Payer, Die 2. Dt. Nordpolar-Expedition, 1869–70, in: Petermanns Geogr. Mitt. 17, 1871, S. 121-31, 183-200, 401-23;
    E. Herrmann u. v. Hasenkampf, in: Mitt. d. Geogr. Ges. Hamburg 23, 1908, S. 299-307;
    Seewart 6, 1937, S. 335-91;
    H. Abel u. H. Jessen, Kein Weg durch d. Packeis, 1954;
    BJ XII (Tl.);
    Pogg. III-V, VII a. - Zu Friedrich: H. Kaufmann, Staatl. Reform-Realgymnasium Braunschweig, Festschr., 1928, S. 97-99, 107-10, 134 (P).

  • Autor/in

    Dietmar Henze
  • Zitierweise

    Henze, Dietmar, "Koldewey, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 458-459 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116314192.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA