Lebensdaten
1887 – 1942
Geburtsort
Prag
Sterbeort
Minsk
Beruf/Funktion
Schriftstellerin
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116288582 | OGND | VIAF: 57362836
Namensvarianten
  • Herdan, Johannes (Pseudonym)
  • Ehrenfels, Alma Johanna Freifrau von (verheiratete, 1921-1936)
  • Koenig, Alma Johanna
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Zitierweise

Koenig, Alma Johanna, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116288582.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1843–1919), k. u. k. Hauptm., S d. Dr. med. Heinrich in Stryj (Ostgalizien);
    M Susanne ( 1913) verw. Gelernter geb. Herdan, aus Tyśmienica (Ostgalizien); Verwandter Karol (1857–1917), Maler (Ausmalung d. Nikolauskirche in Krakau; Figuren- u. Landschaftsbilder, Porträts; s. ThB, ÖBL);
    - 1921 ( 1936) Bernhard Frhr. v. Ehrenfels (1898–1945), N d. Philos. Christian Frhr. v. Ehrenfels ( 1932, s. NDB IV).

  • Biographie

    Aufgewachsen in einem bürgerlichen Milieu als letztes Kind ältlicher Leute von geringem geistigem Auftrieb, war die intellektuell und musisch frühreife K. im wesentlichen Autodidaktin. Der Besuch einer höheren Mädchenschule wurde durch Krankheiten oft unterbrochen. Um so eifriger widmete sich K. der Privatlektüre: zuerst den Klassikern, dann allem Historischen und Belletristischen, das aus der Antike kam oder sie betraf, und allem, was an skandinavischen Mythen und Skaldengesängen zu beschaffen war, dazu den Minnesängern, den altfranzösischen und mittelhochdeutschen Epen. Eine Quelle dichterischer Anregungen waren die Vortragsabende von Josef Kainz.

    Aus Rücksicht auf die Familie veröffentlichte K. ihre ersten, stark neoromantischen Gedichte und Erzählungen in Zeitschriften unter dem Pseudonym Johannes Herdan. Der erste Gedichtband unter eigenem Namen („Die Windsbraut“) erschien 1918 und half ihr, sich von fremden Einflüssen freizumachen und zu einem Expressionimus sehr persönlicher Prägung zu gelangen, der in weiteren poetischen Werken – „Die Lieder der Fausta“ (1922) und „Die Fackel des Eros“ (1930) – vollen Ausdruck fand. Die Hundenovelle „Schibes“ (1920) war das Debut der|Erzählerin und wurde von der Kritik dem „Krambambuli“ der Ebner-Eschenbach an die Seite gestellt. Der Romanerstling „Der heilige Palast“ (1922), eine vie romancée um die Kaiserin Theodora, begründete ihren Erfolg und stand eine Zeitlang wegen seines erotischen Inhaltes und der temperamentgeladenen Diktion im Kreuzfeuer der Diskussion. In dem 1924 erschienenen Wikingerroman „Die Geschichte von Half dem Weibe“ werden die Taten und der heldenhafte Tod eines skandinavischen Seekönigs in expressionistisch-hymnischer Sprache verherrlicht. K. erhielt dafür 1925 den „Preis der Stadt Wien“. Eine 1921 geschlossene Liebesehe ging nach Jahren qualvoller Abhängigkeit der reifen Frau von dem nicht adäquaten Partner 1930 in die Brüche, wurde aber erst sechs Jahre später geschieden. – In den an der Seite des Gatten in Algier verbrachten Jahren 1925-30 entstand die Nachdichtung des mittelhochdeutschen Kudrunliedes „Gudrun“ (1928) in poetisch angereicherter Hochsprache, ein Jugend- und Volksbuch, das bis heute in Neuauflagen erscheint. – Nach Wien heimgekehrt, schrieb K. den psychologischen und zeitkritischen Gesellschaftsroman „Leidenschaft in Algier“ (1932), der viele autobiographische Details in eine sensationelle Handlung einwebt. Skizzen und Novellen aus dem nordafrikanischen Raum erschienen in den 30er Jahren in Zeitschriften, wurden aber in Buchform erst aus dem Nachlaß veröffentlicht, desgleichen eine Auswahl der seinerzeit in Wien gehaltenen historisch-biographischen Vorträge. Der 1946 erstmals publizierte Zyklus „Sonette für Jan“ enthält die reifsten Gedichte einer Frau, deren gesamtes Werk sich mit der Problematik leidenschaftlicher und leidbetonter Liebesempfindung beschäftigt.

    Nach der Besetzung Österreichs durch Hitler 1938 wurde K. wegen ihrer jüdischen Abstammung als Staatsbürgerin und Autorin entrechtet, aus ihrer Wohnung vertrieben und zu achtmaligem Logiswechsel in Massenquartieren gezwungen. Am 27.5.1942 wurde sie aus Wien verschleppt. Seither fehlt jede Spur. Es ist anzunehmen, daß sie im Ghetto von Minsk ermordet worden ist. Ihr Prosa-Hauptwerk, der Nero-Roman „Der jugendliche Gott“ (1947), an dem sie 25 Jahre gearbeitet hatte und dem sie 1941-42 eine völlig neue Fassung gab, konnte gerettet werden.

  • Werke

    Weitere W Liebesgedichte, eine Ausw. a. d. lyr. Gesamtwerk, 1930;
    - aus d. Nachlaß veröff.: Sahara, nordafrikan. Erzz. u. Skizzen, 1951 (einzelnes ins Holländ, u. Engl. übers.) Vorabdr. d. Novelle Sahara in: Neues Wiener Tagbl., 1937, in Fortss.;
    Gute Liebe - böse Liebe, e. Ausw. a. d. Gesamtwerk, 1960 (mit Vorwort v. O. J. Tauschinski);
    Schicksale in Bilderschr., hist. Miniaturen, 1967 (mit Vorwort v. dems.);
    Vor dem Spiegel, Gedichte, 1977.

  • Literatur

    E. Antoine, Die Dichterin A. J. K., in: Reclams Universum v. 9.7.1925;
    H. Lahr, Nachwort z. Roman „Der jugendl. Gott“, 1948;
    R. Braun, Briefe aus Hitlers Wien, in: Wort in d. Zeit, Okt. 1962;
    O. J. Tauschinski, Glaube u. Liebe im Werk A. J. K.s, Radiovortrag im ORF, Okt. 1972;
    ders., Die lyr. Autobiogr. d. A. J. K., in: Lit. u. Kritik, H. 72, März 1973;
    H. Poschmann, Nachwort zu „Gudrun“, 1975;
    D. Nadwornik, A. J. K., Diss. Padua 1976.

  • Autor/in

    Oskar Jan Tauschinski
  • Zitierweise

    Tauschinski, Oskar Jan, "Koenig, Alma Johanna" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 333-334 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116288582.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA