Lebensdaten
1756 – 1834
Geburtsort
Flensburg
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Schriftstellerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11623346X | OGND | VIAF: 52436943
Namensvarianten
  • Voss, Ernestine (verheirate)
  • Boie, Ernestine (geborene)
  • Boie, Maria Christiana Ernestine (geborene)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Voß, Ernestine (verheirate), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11623346X.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Flensburger Pastorenfam.;
    V Johann Friedrich Boie (1716–76), Pastor in Meldorf, 1757 Diakon, 1767 Hauptpastor an St. Nikolai in F., 1774 dän. Propst (s. Dt.GB 162), S d. Man(c)ke (1678–1750), Hofbes., süderdithmarscher Landesgevollmächtigter in Nordhusen b. Brunsbüttel, u. d. Margaretha Wil(c)kens;
    M Engel Katharina (1719–97), aus hess. Gelehrtenfam., T d. Christian Theodor Haberkorn (1697–1729), aus Kirchheim, Propst in Segeberg, u. d. Antoinette Auguste Hahn ( 1722);
    11 Geschw (6 früh †) u. a. Heinrich Christian Boie (1744–1806), Landvogt v. Süderdithmarschen, Dichter (s. NDB II);
    Flensburg 1777 Johann Heinrich Voß (s. 1);
    5 S u. a. Heinrich (s. 3), Wilhelm (1781–1840), Arzt, Hans (1783–1849), Architekt, Abraham (1785–1847), Philol., Übers.

  • Biographie

    V. verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Flensburg, wo sie zusätzlich zum Schulbesuch in der Nähschule und im Konfirmandenunterricht auf die Aufgaben als Mutter und Hausfrau vorbereitet wurde. Seit 1773 führte sie einen Briefwechsel mit Johann Heinrich Voß, den V. 1774 persönlich kennenlernte, als dieser V.s Bruder Heinrich Christian in Flensburg besuchte. Im Juli 1777 heirateten die beiden und zogen bald darauf nach Wandsbek. Hier zählten Rebekka (1754–1832) und Matthias Claudius (1740–1815) sowie Friedrich Leopold Gf. v. Stolberg (1750–1819) und Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) zum gemeinsamen Freundeskreis. 1778–82 lebte V. mit ihrem Mann in Otterndorf, danach in Eutin, seit 1802 in Jena und von 1805 bis zu ihrem Tod 1834 in Heidelberg.

    Johann Heinrich Voß bezog seine Frau, die er schon während der Verlobungszeit als seine „Muse“ bezeichnet hatte, in sein literarisches Schaffen mit ein und profitierte von der Arbeitsatmosphäre, die V. für ihn schuf. Durch ihren Gatten kam V. in Kontakt mit den Dichtern und Gelehrten ihrer Zeit (u. a. Goethe, Schiller, Gleim, Abeken, Niebuhr, Jean Paul). Mit ihnen, ihrem Mann und ihren Söhnen pflegte sie zeitlebens einen regen geistigen Austausch und umfangreichen Briefwechsel. Daneben verfaßte sie Aufsätze und Gedichte, die erst postum publiziert wurden. Gegenstand dieser Texte sind v. a. das häusliche Umfeld und die herrschende Rollenverteilung sowie die Reflexion der eigenen Erziehung (Ehemals u. jetzt, 1810). V. hatte die Möglichkeit, Lesestunden abzuhalten, das Theater zu besuchen oder zu reisen. Nachhaltigen Einfluß auf ihre eigenen literarischen Arbeiten dürfte darüber hinaus die enge Beziehung mit ihrem Bruder Heinrich Christian gehabt haben. Gleichwohl sah V. sich selbst nicht als Schriftstellerin. Sie versuchte, sich durch ihr Schreiben und ihren literarischen Austausch aus der ihr vorgegebenen Rolle als Hausfrau und Mutter zu befreien und an der Seite eines schon zu Lebzeiten berühmten Ehemannes ihre Eigenständigkeit zu behaupten. Obwohl V.s Mitautorschaft an den Texten ihres Ehemanns nicht belegt ist, darf zumindest eine indirekte Beteiligung angenommen werden.

  • Werke

    |Erinnerungen an Emilie Heins, 1831;
    Aufss., 1837, 1846, 1854;
    Beilagen, Aus d. Leben v. Johann Heinrich Voß, Mitt. v. E. V., in: A. Sauer, Der Göttinger Dichterbund, 1. T., o. J., S. LXXI–CLXVI;
    Briefe v. E. V. an Rudolf Abeken, Mit erl. Anmm. hg. v. F. Polle, 2 Bde., 1882 / 83;
    Briefe v. Matthias u. Rebekka Claudius an Johann Heinrich u. E. V. 1774–1814, hg. u. erl. v. P. Eickhoff, 1915;
    L. Bäte (Hg.), Vossische Hausidylle, Briefe v. E. V. an Heinrich Christian u. Sara Boie 1794–1820, 1925 (P);
    Das Testament d. E. V., geb. Boie, Ed. u. Komm. v. M. v. Stosch, in: Nordelbingen 75, 2006, S. 125–61;
    Ungedr. Qu: Briefe in d. Schleswig-Holstein. Landesbibl. Kiel, Signaturen Cb 4–6 (Voß), Cb 7–13|(Boie), d. Eutiner Landesbibl. u. d. Bayer. Staatsbibl. München (Vossiana).

  • Literatur

    |W. Herbst, Johann Heinrich Voß, 2 Bde., 1872 / 76, Nachdr. 1970;
    Abraham Voß (Hg.), Briefe v. Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beill., 3 Bde., 1829–33;
    H.-H. Laß, E. V., geb. Boie, Ein Btr. z. schleswig-holstein. Lit.- u. Kulturgesch., Diss. Kiel 1930;
    G. Häntzschel, Zur Kultur- u. Mentalitätsgesch. d. späten 18. Jh., Der Briefwechsel zw. Johann Heinrich Voß u. E. Boie, in: Freiheit durch Aufklärung, Johann Heinrich Voß, hg. v. W. Beutin, 1995, S. 121–41;
    H. Ritter, E. V. als Erzählerin, „Aus d. Leben v. Johann Heinrich Voß“, in: Eutiner Forsch. 5: Johann Heinrich Voß (1751–1826), Btrr. z. Eutiner Symposium im Okt. 1994, hg. v. F. Baudach u. G. Häntzschel, 1997, S. 315–26;
    K. Manger, Johann Heinrich u. E. V. in Jena (1802–1805), ebd., S. 85–95;
    H. Meise, Die „Vossische Hausidylle“ als Lit.werkstatt, Autorschaft als Basis d. Verbindung zw. E. u. Johann Heinrich Voß, in: J.schrr. d. Claudius-Ges. 3, 1994, S. 35–53;
    A. Hummel, Stilisierte Welten, Johann Heinrich Voß u. E. V. in ihren Briefen, in: Lichtenberg-Jb. 2002, S. 82–105;
    S. Gehring, Luise Nicolovius u. E. V., Eine Anm., in: Wirken u. Bewahren, FS f. Ingrid Bernin-Israel, hg. v. F. Baudach, 2003, S. 183–88;
    D. Stemper, Das Leben d. schleswig-holstein. Schriftst. E. V. (1756–1834), Eine Analyse z. Biogr. u. Werk auf d. Grundlage ihres autograph. Nachlasses, 2006 (W, L, P);
    M. v. Stosch, Caroline Bardua porträtiert E. V., Eine Begegnung in Heidelberg 1827 u. 1828, in: Nordelbingen 79, 2010, S. 33–45 (P);
    A. E. Walter, E. V., Eine Dichterfrau u. Schriftst. d. Spätaufklärung, 2016;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Porträts

    |Ölgem. v. G. F. A. Schöner, 1797 (Halberstadt, Gleimhaus) u. v. C. Bardua, (Frankfurt/M., Goethe-Mus.).

  • Autor/in

    Dagny Stemper
  • Zitierweise

    Stemper, Dagny, "Voß, Ernestine" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 124-125 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11623346X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA